Kapitel 29
Etwas aufgeregt betätigte der junge blonde Mann die ramponierte Außenklingel, die sich an der großen Eingangstüre des Wohngebäudes befand, in dem sein Sohn mit seiner Mutter lebte.
Ein Surren verdeutlichte dem Zauberer, dass ihm der Zugang zum Treppenhaus gewehrt wurde, weshalb er die schmutzig aussehende Glastüre aufdrückte und eilig das heruntergekommene Treppenhaus betrat. Da Hermine Granger wusste, wer unten an der Straße stand und um Einlass bat, hatte sie darauf verzichtet, die Sprechvorrichtung zu verwenden, sondern dem Vater ihres Sohnes sogleich die Eingangstür des Wohnblocks mit einem Knopfdruck geöffnet.
Es dauerte nur wenige Momente, bis schließlich der blonde Milliardär nach Atem ringend auch die Klingel ihrer Wohnungshaustüre betätigte.
Lächelnd, da sie ihn sogar durch die Wohnungstür nach Luft schnappen hörte, öffnete Hermine ihm.
„Hey. Du bist aber heut früh dran.", begrüßte sie ihn freundlich und musterte seine legere Erscheinung.
Überraschenderweise trug der Blonde heute Jeans, T-Shirt und eine Lederjacke, die der junge Mann, aufgrund des eher unbeständigen Wetters, heute gut gebrauchen konnte. Hermine kannte den Vater ihres Kindes meist nur in seinen schicken Designeranzügen, von deren Anschaffungskosten Scorpius und sie wohl über Monate hinweg leben könnten.
Die junge Frau nahm mit Erleichterung zur Kenntnis, dass Draco Malfoy offenbar gelegentlich auch etwas lockerer sein konnte, als der nur ewige strenge Business-Mann, den er aufgrund seiner beruflichen Stellung verkörpern musste.
„Ja.. ich hab noch einiges vor heute.", gestand Draco und eilte an der Braunhaarigen vorbei.
„Oh. Okay. Aber dann hättest du auch ruhig absagen können. Scorp und ich hätten schon eine Beschäftigung für heute gefunden.", erklärte sie, während die Hexe in Richtung ihrer Küche ging.
„Nein.. nein.", wank der Blonde eilig ab, nachdem er die Schuhe im Flur abgestreift hatte.
„Ich habe mit euch was vor, was etwas länger dauern könnte. Deshalb bin ich früher gekommen."
„Mit uns?"
„Ja.. ich möchte mit euch nach. . . . Merlin!! Was machst du denn hier?", entkam es dem Blonden irritiert, als er den Besucher bemerkte, der sich gelassen und ziemlich gemütlich vor einer Tasse Kaffee an Granger's Esstisch lümmelte. Scorpius saß vergnügt plappernd auf dessen Schoß, wendete seine Aufmerksamkeit jedoch nun seinem Daddy zu.
„Daddy!!!", quietschte er erfreut. „Onkel Blaise mir schenken Pussel!"
Mühselig quälte sich der kleine Junge vom Schoß seines auserwählten Onkels, wobei dieser ihm etwas unterstützend dabei half. Als er endlich auf seinen kurzen Beinchen stand, hüpfte er freudig auf seinen Vater zu. Von einem Ohr zum anderen grinsend umarmte er Draco's Beine.
Immer noch etwas überfahren, strich der junge Vater seiner kleinen Mini-Ausgabe über die bereits zerzausten Haare.
„Hey Cowboy."
„Willst du auch einen Kaffee, Draco?", fragte Hermine freundlich, während sie bereits eifrig in der Küche hantierte, um dem blonden Zauberer eine Tasse frisch aufgebrühten Kaffee zu reichen.
„Nein.. ich .. ähm.. ja.."
„Was nun?", hielt die Braunhaarige in ihrem Tun inne und sah den Vater ihres Sohnes schmunzelnd an.
„Ja.", antwortete dieser nun belegt, während er immer noch entgeistert auf den Besucher starrte.
„Was tust du hier?" entkam es ihm etwas forscher als beabsichtigt, während er sich auf dem Platz gegenüber seines besten Freundes niederließ.
Augenblicklich darauf erschien bereits eine heiße dampfende Kaffeetasse vor seiner Nase, die der Blonde jedoch kaum registrierte. Er schaffte es gerade noch mit Müh und Not, Granger ein leises Danke zu zumurmeln, da er viel zu sehr damit beschäftigt war, seinen besten Freund nieder zu starren, der jedoch nur frech zurück grinste.
Misstrauisch sah der Blonde zwischen Granger und Blaise Zabini hin und her.
„Also??", forderte er den dunkelhäutigen Zauberer auf, endlich seinen Mund zu öffnen.
„Ach Schätzchen, du bist mal wieder so überaus freundlich.", neckte Blaise seinen besten Freund, dessen Geduld langsam aber stetig Risse bekam.
„Ich besuche meinen neuen kleinen Kumpel.", fügte er hinzu, als ihm deutlich wurde, wie sehr Draco sich bereits zusammen nehmen musste.
Was war denn los mit seinem Freund?
Der kleine Scorpius hingegen hatte sich von den Erwachsenen abgewandt und untersuchte währenddessen eifrig und äußerst konzentriert sein neues Zauberpuzzle, welches ihm Blaise Zabini heute als Überraschung mitgebracht hatte.
„Blaise hat uns schon öfter besucht.", erklärte die braunhaarige Hexe nun zuvorkommend, während sie sich ebenfalls einen Stuhl hervor zog und darauf Platz fand.
Blaise Zabini warf der jungen Mutter einen warnenden Blick zu, der ihr verdeutlichen sollte, dass sie sich hier offenbar auf ganz gefährliches Terrain begab, doch Hermine bemerkte den gut gemeinten Warnhinweis nicht.
Draco, dessen linke Augenbraue beinahe schon rekordverdächtig hoch nach oben gewandert war und zudem gefährlich zuckte, wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem besten Freund zu, worauf er diesen nun stechend in Augenschein nahm.
„Ach? Hat er das?", entkam es ihm frostig.
„Ja. Hin und wieder kommt Blaise auf einen Kaffee vorbei oder wir gehen mit Scorpius auch in den Park.. .", lächelte Granger sanft.
Blaise schluckte auf ihre Erzählung unwohl und warf einen bangen Blick in Richtung seines Freundes. Er bekam das eigenartige Bedürfnis, beide Hände wie ein Bankräuber, der gerade von einem Zauberstab bedroht wurde, in die Höhe zu halten. Draco's Blick ging ihm durch Mark und Bein. Zudem hätte Zabini's Gesicht, würde ihm seine dunkle Hautfarbe dies erlauben, sicherlich die Möglichkeit angenommen, blass wie eine Leiche zu werden. Sein Freund war definitiv sauer, auch wenn Zabini nicht ganz einleuchtete, warum.
„Tja, wär hätte das je gedacht, dass ihr Slytherins gar nicht so übel seid.", scherzte die junge Frau und rührte dabei eifrig Zucker in ihren Kaffee.
„Bis auf die Tatsache, dass ich nicht eure Vorliebe für schwarzen Kaffee verstehe. Ich dachte, das sei ein Marotte von Draco.. aber Blaise ist der selbe Schwarztrinker.", gluckste sie weiter gut gelaunt.
„Schwarz, genau wie unsre Seelen.", neckte der Dunkelhäutige die junge Hexe.
„Ja.. offenbar.", scherzte sie und zwinkerte den beiden Männern zu.
„Du solltest deinen Kaffee vielleicht auch mal so trinken, Hermine. Ich mein, Zucker und Milch haben doch da drin wirklich nichts verloren.", erklärte Blaise entschieden und tat gespielt erschüttert, was die junge Frau kichern ließ.
„Lachst du mich etwa aus?"
„Würd ich mir nie erlauben.", kicherte sie weiter.
„Der Kaffee gehört nun mal so getrunken, wie von der Natur vorgegeben. Schwarz und stark.", erwiderte er überzeugt.
„Ist ja schon gut, Mister Coffee.", lachte die Braunhaarige, ehe sie ihre Aufmerksamkeit Draco Malfoy zuwendete.
„Ist was, Draco?", wandte sie sich nun an ihn, da ihr sein missmutiger Blick aufgefallen war.
„Nein.", antwortete er knapp.
„Wirklich?", fragte sie besorgt nach, während sie ihm sanft über seinen linken Unterarm fuhr.
„Ja.. ich... es ist alles okay. Bin nur etwas gestresst in letzter Zeit.", erklärte er dann abwinkend.
„Ja. Ist vielleicht ganz gut, dass du dir in zwei Wochen endlich auch mal etwas Urlaub gönnst.", sprach Blaise und auch auf seinen Gesichtszügen konnte deutlich die Sorge um seinen besten Freund ausgemacht werden.
Auf Draco's fragenden Blick hin, fügte er hinzu: „Die Kur."
„Achso.. .. ja.", erwiderte er, etwas erstaunt, dass sein Kumpel auch darüber bereits Bescheid wusste.
„Und dann noch die Cote d'Azur. Ich denke, das tut dir wirklich mal ganz gut. Du hast dir schon ewig keinen Urlaub mehr gegönnt. Wurde Zeit, dass du auch mal Pause machst.", meinte Blaise mitfühlend.
„Cote d'Azur?", fragte Hermine interessiert.
„Oh.. ja.. Draco fährt mit Astoria nach eurer Kur an die Cote d'Azur.", erklärte der dunkelhäutige Zauberer zuvorkommend und bemerkte für einen Bruchteil einer Sekunde, einen schmerzlichen Ausdruck über Hermine Granger's Gesicht huschen.
Die minimale Entgleisung von Granger's Mimik war jedoch so schnell verschwunden, wie sie auch gekommen war und Blaise hegte den Verdacht, einer optischen Täuschung erlegen zu sein.
Vielleicht hatte er sich das Ganze nur eingebildet.
„Oh.. die französische Riviera. Dort muss es einfach atemberaubend sein. Ich hatte bisher leider noch nicht die Möglichkeit an der französischen Mittelmeerküste meinen Urlaub zu verbringen. Wo genau verbringt ihr denn dort eure Zeit?", fragte sie sanft.
„In Saint Tropez."
„Oh wie wundervoll. Ich habe gelesen, es gibt einen Markt in Saint Tropez, der regelmäßig an zwei Vormittagen in der Woche stattfindet. Place des Lices, wenn ich mich nicht irre. Dort bieten unzählige Händler alles Mögliche an. Von Obst, Gemüse, Fisch, Meeresprodukte, Fleischwaren, Gewand, Möbel, Spielzeug, Blumen und Pflanzen. Vieles aus Eigenvermarktung. Und alles liegt unter den unzähligen Platanen-Bäumen.", schwatze sie wie ein Wasserfall und die Begeisterung über diesen Ort, den die Hexe nur aus Büchern oder Erzählungen kannte, wurde mehr als deutlich, was Draco ein Lächeln entlockte. Zugern hätte er der jungen, so begeisterungswürdigen Frau eine Reise dorthin ermöglicht.
„Mir gefällt es in Cannes besser.", mischte sich Blaise in das Gespräch mit ein.
„Ich würde lieber gleich ganz wo anders hinreisen.", murrte Draco, was die anderen Beiden aufhorchen ließ.
„Wie?", fragte Hermine vorsichtig. „Die Gegend um die französische Mittelmeerküste muss einfach wundervoll sein. Nicht umsonst, ein Urlaubsort der Reichen."
„Das vielleicht schon. Aber ich würde mir lieber einen anderen Teil der Welt ansehen. Ich meine, es gibt noch so viel zu sehen und zu entdecken. Ich kenne beinahe jeden Ort an der Cote d'Azur."
„Oh.. nun.. so gesehen..", stammelte die Braunhaarige.
„Und warum verbringt ihr euren Urlaub dann nicht wo anders?", fragte Blaise.
„Astoria.", antwortete der Blonde knapp und dem Dunkelhäutigen wurde bewusst, dass der Urlaub zur Aufbesserung der Grundstimmung von Astoria und deren Beschwichtigung diente.
„Ich verstehe.."
Hermine jedoch verstand nicht vollkommen, weswegen sie zwischen den beiden ehemaligen Slytherins hin und her sah, welche ihr jedoch keine genauere Erklärung liefern wollten.
Resigniert verzichtete sie darauf, genauer nach zu harken, da sie davon überzeugt war, nicht das Anrecht auf weitere Fragen zu haben.
Geschickt lenkte Blaise daraufhin das Gespräch in eine andere Richtung, worüber nicht nur Draco äußerst dankbar war, sondern auch die junge Mutter überaus erfreut. Das Thema Astoria wollte sie seit dem abendlichen Debakel an Draco's Geburtstag nicht unbedingt weiter vertiefen.
Ihre anregende und doch lustige Diskussion während des zweiten Kaffee's wurde nach einiger Zeit jedoch von Scorpius unterbrochen, welcher die beiden Männer nun aufforderte, mit ihm zusammen sein neues Magiepuzzle auszuprobieren.
Kurze Zeit darauf waren Draco, Blaise und Scorpius tatsächlich hingebungsvoll darin vertieft, was Hermine ein Dauerlächeln auf das Gesicht zauberte, die den drei Männern, während sie das Kaffeegeschirr per Hand reinigte, glücklich dabei zusah.
Am späten Nachmittag verabschiedete sich Blaise Zabini schließlich gut gelaunt, was Scorpius dazu verleiten ließ, seine Malbücher und Buntstifte hervor zu kramen, um zusammen mit seinem Daddy wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. Draco war bedauerlicherweise dazu gezwungen, dem kleinen begeisterten Maler diesen Wunsch auszuschlagen und ihn zu vertrösten, da er für den heutigen Abend andere Pläne in Aussicht hatte.
Er bat deshalb Granger, sich selbst und auch Scorpius abreisefertig zu machen, was die Braunhaarige dazu veranlasste, den Vater ihres Sohnes etwas irritiert anzusehen. Auch Scorpius blickte ihn aus enttäuschten Kinderaugen an, während er sein Malbuch mit beiden Armen umklammerte und an seine Brust drückte. Erstaunlicherweise musste der blonde Zauberer fest stellen, dass ihn die verachtenden Blicke vieler anderer Hexen und Zauberer, die ihn wegen seiner geringfügigen Aktivitäten als Todesser verurteilten, bedeutend weniger ausmachten, als ein einziger enttäuschter Blick seines Kindes.
Liebevoll ging er vor dem Knirps in die Hocke, der ihn immer noch ansah, als hätte man ihm mitgeteilt, nie wieder malen zu dürfen.
„Hey Kumpel. Wir malen, wenn ich dich das nächste Mal wieder besuche. Ich verspreche es dir. Aber heute möchte ich dir und Mummy etwas zeigen. Und darum müssen wir jetzt los. Aber wenn ich übermorgen wieder komme, dann malen wir den ganzen Abend lang, okay?"
Scorpius Köpfchen legte sich leicht schräg, was aussah, als würde er seinen Vater einer intensiven Musterung unterziehen, ehe er ein „Okay." nuschelte.
Draco's Lächeln vertiefte sich, während er seinen Jungen zu sich zog und ihm einen Kuss auf die Stirn drückte.
„Das ist mein Cowboy.", sprach er sanft und blickte auf, als Granger wieder den Raum betrat, die sich währenddessen schon umgezogen hatte und nun dem Blonden die kleine Jeansjacke von Scorpius reichte.
„Sei schön artig, Liebling und leg deine Malsachen zurück.", entkam es ihr sanft, woraufhin die kleine Malfoy-Mini-Ausgabe dem brummend nach kam.
„Verrätst du mir, wo es hin geht?"
„Später.", antwortete der junge Zauberer ausweichend, was ihm einen mahnenden Blick der Brauhaarigen einbrachte.
Wenn Hermine Granger etwas hasste, dann sie in Unwissenheit zu lassen.
Als Scorpius schließlich in seiner Jacke und auch in seinen Schuhen steckte und die Erwachsenen es ihm gleich getan hatten, verschloss Hermine sorgfältig ihre Wohnungstür. Mit eiligen Schritten folgte sie dem blonden Zauberer, der ihren gemeinsamen Sohn an der Hand hatte, den langen Flur des Wohnblockes entlang in Richtung Treppenhaus.
Als die Drei unten an der viel befahrenen Straße angekommen waren, staunte die braunhaarige Hexe nicht schlecht, als Draco Malfoy tatsächlich und noch dazu unverschämt gelassen, zu einem am Straßenrand geparkten, anthrazit-farbigem Audi RS 6 Avant schlenderte und mit einem lässigen Knopfdruck der Fernbedienung die Wagentüren entriegelte.
„Ähmm.."
Hermine Granger fehlten kurzerhand die richtigen Worte, weswegen ihr der Mund etwas ungelenk offen stand und sie zwischen dem blonden Zauberer und dem Muggelauto hin und her sah.
„Wir.. wir fahren?", brachte sie schließlich unter größten Bemühungen hervor.
„Hab ich das noch nicht erwähnt?", neckte sie der junge Vater.
„Nein.", knurrte sie zurück. „Du hast überhaupt noch nichts erwähnt."
„Wir fahren nach Hastings."
„Nach Hastings?", wiederholte Hermine.
„Ja, nach Hastings und bevor du etwas sagst, ich weiß, dass wir ungefähr zwei Stunden Fahrt dort hin haben. Aber bitte glaube mir, wenn ich sage, es lohnt sich. Ich möchte dir dort etwas zeigen. Bedauerlicherweise müssen wir in eine reine Muggelgegend, weshalb wir auch gezwungen sind, mit Muggelmethoden anzureisen."
„Ah ja.", entkam es der Braunhaarigen überfordert. „Und wer fährt bitteschön diesen Sportschlitten? Ich bin zwar im Besitz eines Führerscheins, aber ich hab schon eine ganze Zeit lang nicht mehr hinter einem Steuer gesessen."
„Ich fahre..", meinte der Blonde gelassen, während er eine der hinteren Wagentüren öffnete, um Scorpius beim Einsteigen zu helfen. Hermine's Blick folgte ihrem Söhnchen, der bereits eifrig in das Innere des neuen Fahrzeuges krabbelte. Erstaunt registrierte sie den ordnungsgemäßen Kindersitz, der sich gesichert auf der Rückbank des Wagens befand.
„Du? Du willst Auto fahren?", entkam es ihr nun abgehackt. Sie war doch wohl in einem Traum gelandet – einem Alptraum wohlgemerkt. Draco Malfoy wollte ein Muggelfahrzeug steuern. War er denn von allen guten Geistern verlassen?
„Danke für dein Vertrauen.", murrte der junge Vater, der seinem Sohn bereits in den Kindersitz geholfen hatte und sich nun damit abmühte, den Gurt vorschriftsmäßig und ordentlich zu verschließen.
Hermine lächelte kopfschüttelnd.
„Lass mich.", entkam es ihr, während sie mit ihrer Hüfte den Vater ihres Kindes seitlich anstupste und ihm somit verdeutlichte, aus dem Weg zu gehen und ihr diese Aufgabe zu überlassen.
Mit relativ schnellen und zügigen Handgriffen hatte sie ihren Sohn in seinem Kindersitz festgeschnallt, der seine Mum nun fröhlich angrinste. Scorpius liebte Autofahren, auch wenn er bisher in seinem kurzen Leben nur mit dem Taxi unterwegs gewesen war. Hermine konnte sich in ihrer gegenwärtigen Lage keinen Wagen leisten, benötigte ihn jedoch auch nicht, was der guten Verkehrsanbindung an die Innenstadt und natürlich ihren magischen Fähigkeiten geschuldet war.
Als Scorpius vorschriftsmäßig befestigt und gesichert war, schloss sie die hintere Wagentüre und warf durch die Fahrzeugscheibe noch einen letzten Blick auf ihren Sohn, der merklich aufgeregt und fröhlich wirkte, ehe sie sich zu Draco umwandte.
„Das ist also dein Ernst. Kein Scherz? Du willst tatsächlich dieses Auto fahren? .. .. .. Draco, das ist kein Besen auf den man sich mal eben so schwingt und durch die Lüfte reitet. Du brauchst einen gültigen Führerschein, um ein Auto im öffentlichen Verkehrssystem steuern zu dürfen."
„Ausgerechnet du willst mir was von Besen reiten erzählen, Granger?", lachte der Blonde. „Liebes, ich weiß zu genüge, dass du reiten kannst. Sogar ausgesprochen gut.. Wenn auch nicht unbedingt auf einen Besen.", grinste er nun eine Spur zu dreckig, was ihm einen schmerzhaften Schlag auf den Oberarm einbrachte.
Erbost funkelte die Braunhaarige den Zauberer an, was diesen nur noch mehr zum Lachen brachte. Dieser perverse Sack, dachte sie kopfschüttelnd.
„Okay okay Granger.", erwiderte er nun und hob gespielt seine beiden Hände, als würde er sich der jungen Frau ergeben.
„Aber nur zu deiner Information: Ich besitze einen gültigen Führerschein. Vielleicht noch nicht lange.. aber er ist da."
„Was???", fragte die junge Mutter überfordert.
Das war doch ein schlechter Scherz.
Resigniert atmete der junge Mann tief ein und wieder aus.
„Hör zu, Granger. Vielleicht hat meine Vergangenheit nicht unbedingt dazu beigetragen, mich als Muggelfreund darzustellen. Das bin ich vielleicht auch nicht. Und ja, ich wurde von klein auf so erzogen, dass ich der Meinung unterlegen bin, über den Muggeln zu stehen. Ansichten, die ich bedauerlicherweise noch nicht vollkommen ablegen konnte und die tatsächlich immer wieder mal zum Vorschein kommen. Aber sieh.. ich hab einen halbblütigen Sohn. Ist das nicht Überzeugung genug, dass ich nicht mehr das gleiche rassistische Arschloch, wie vor dem Krieg bin?"
Hermine's Gesichtszüge entgleisten für wenige Sekunden.
„Das hab ich doch gar nicht behauptet, Draco. Ich weiß, dass du nun mal so erzogen worden bist und nicht so leicht aus deiner Haut kannst. Das haben wir doch schon vor Jahren geklärt. Oder etwa nicht? Auch wenn ich weiß, dass du schon viele Ansichten geändert hast, so kannst du mir aber dennoch nicht verdenken, dass ich etwas skeptisch werde, wenn du behauptest einen gültigen Muggelführerschein zu besitzen und auch noch Autofahren zu können."
„Touché."
Hermine lächelte ihn freundlich an, weshalb Draco erneut das Wort ergriff, um ihr endlich die gewünschte Antwort zu geben.
„Malfoy Solution Industrie macht seit jeher Geschäfte mit Muggeln, Granger. Unser Grundvermögen verdanken wir sogar der jahrhundertlangen Verpachtung von Ländereien an die Muggeln. In Sachen Immobilien und Grundverpachtung haben wir immer noch mit ihnen zu tun, weshalb unsere Firma in der Hauptsitzzentrale stets eine Limousine zur Verfügung bereit stehen hat. Denn auch wenn du es mir vielleicht nicht glaubst, so ist auch uns versnobten Reinblütern durchaus bewusst, dass wir bei Muggeln nicht unbedingt mit dem Besen ankommen oder zu ihnen apparieren können.", erklärte er neckend.
„Ich dachte du wärst nicht versnobt..?", griff sie seinen Scherz auf.
„Oh ja.. du musst es ja wissen, oder Granger?", lächelte er erneut dreckig, während er mit den Augenbrauen zuckte, was die Braunhaarige kopfschüttelnd zum Lachen brachte.
„Daddy!!! Los!!!", kam es dumpf aus dem Wageninneren, was den Blonden erst recht grinsen ließ.
„Du hast deinen Sohn gehört. Jetzt schwing deinen kleinen Hintern auf die Beifahrerseite, Granger."
„Ja ja..", grummelte diese vor sich hin, kam aber dem Wunsch des Blonden umgehend nach, umrundete das Fahrzeug und bestieg nun ebenfalls den Neuwagen.
„Geht doch.", lachte der Blonde erneut gut gelaunt, während er auf dem Fahrersitz seinen Platz fand.
„Und seit wann hast du nun den Führerschein?", fragte die Hexe neugierig, als müsse sie abwägen, ob sie nicht doch lieber zu Fuß ging, als ausgerechnet bei Draco Malfoy im Auto zu sitzen.
Es war so surreal, abwegig und völlig absurd, dass sie es tatsächlich nicht richtig begreifen konnte. Sie war sogar beinahe drauf und dran sich selbst in den Unterarm zu zwicken, um festzustellen, ob dieses Szenario der Realität entsprach oder ob sie nur in einem Traum fest saß. Einem Alptraum wohlgemerkt.
„Ich nehme an, es geht dir hauptsächlich um deine und Scorpius Sicherheit und ob du vorsichtshalber nicht doch noch einen Schutzzauber um euch legen solltest. Oder etwa nicht? Aber ich kann dich beruhigen, Angsthase Granger. Ich nehme bereits seit geraumer Zeit gelegentlich am Straßenverkehr teil, wenn auch nicht völlig legal. Die gültige Fahrerlaubnis besitze ich erst seit einigen Wochen. Mir war bewusst, sollte ich dich und Scorp je im Auto mitnehmen wollen und dir aber zu Ohren kommen, dass ich keinen Führerschein besitze, du mich höchstwahrscheinlich mit einem ewig andauernden Vortrag über Recht und Ordnung quälen würdest.", erklärte er neckisch, während Draco den Wagen startete und sicher vom Seitenstreifen auf die Fahrbahn lenkte.
Empört über seine Dreistigkeit öffnete Hermine ihren Mund, blieb jedoch überraschenderweise stumm. Resigniert biss sie sich auf die Unterlippe, während sie durch das Beifahrerfenster das geschäftige Treiben der Stadt beobachtete. Draco kannte sie wirklich erstaunlich gut, denn ja, sie gab es ungern zu, aber sie hätte ihm tatsächlich einen Vortrag darüber gehalten.
Bald schon befanden sie sich außerhalb London auf der Autobahn in Richtung Hastings und Hermine musste zugeben, neben Draco im Auto zu sitzen war angenehm. Er fuhr diszipliniert, verantwortungsbewusst und sicher, auch wenn er auf der Autobahn etwas zu viel Gas für ihren Geschmack gab, verspürte Hermine keinerlei Angst. Sie nahm überrascht zur Kenntnis, dass sie ihm vollkommen vertraute.
Auch nach mehrmaligem Nachfragen, was sie denn nun in Hastings genau wollten, bekam die junge Mutter keine genaueren Angaben. Wiederholt wurden ihre neugierigen Fragen abgespeist und auf später – bei Erreichen ihres Zielortes – vertröstet, was die neugierige Hexe ziemlich frustrierte. Sie war kein Freund von Unwissenheit. Dennoch trübte es nicht ihre gute Laune, denn obwohl es nur eine Autofahrt war, fühlte sie sich so sorgenfrei, unbeschwert und erfüllt, wie schon eine lange Zeit nicht mehr, was sie nur der Anwesenheit der zwei blonden Männer im Wagen verdankte. Ihrem Söhnchen auf dem Rücksitz, der erzählfreudig und fröhlich vor sich hin plapperte und Draco, dem Vater ihres Kindes, der irgendwie so entspannt und zufrieden wirkte. Für den Moment war alles gut.
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