52. Knockin' On Heavens Door
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28. September - Es ist 8:57, weiße Decken und Kissen liegen zerknüllt auf dem Bett verteilt, als Jay aufwacht. Er steckt sich, als er eine Bewegung neben sich bemerkt. "Guten Morgen!", ruft es unter einer der Decken hervor. "Morgen! Gut geschlafen?", fragt er. "Besser als jemals zuvor, wenn auch irgendwie geschafft!" Jay muss lachen: "Kaffee?" "Aber unbedingt!", er lacht erneut. Er schlägt die Bettdecke zurück, "Hey!", schreit es zurück, als er im Staind T-Shirt und Unterhose in die Küche stapft. Die Bettdecke wird schnell zurückgeschlagen, dass die nackten Beine schnell unter die warme Bettdecke flüchten können. Nach ein paar Minuten kommt Jay mit zwei dampfenden Tassen Kaffee zurück. Er setzt sich auf die andere Bettkante und streicht über die Decke: "Kaffee fertig!" Zwei Arme strecken sich und ein Gähnen ist zu hören. Dann kriecht Lzzy hervor und greift zum Kaffee. Ihr viel zu großes Disturbed T-Shirt lässt auf eine lange Nacht deuten. "Tut mir leid, wegen des Shirts." "Warum? Passt doch alles!", dann wirft sie die Decke zurück, "Sogar die Boxershorts!". Jay muss grinsen. Selten, nein, eigentlich noch nie, hat er Lzzy so glücklich gesehen.
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Die nächsten Tage und Wochen vergehen wie im Flug. Sie machten sich nicht die Mühe, nach neuen Fällen zu suchen. Den ersten Monat genießen sie das zusammen sein. Sie gehen Essen, ins Kino, sogar auf Konzerte. Alles rückt in den Hintergrund, einen Tag, eine Woche, dann zwei.
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Doch nach ein paar Monaten, es ist bereits Anfang Dezember, kommt Jay nach dem Feierabend heim. Er muss zweimal nachsehen, doch er kann es nicht ignorieren. Der Rauch, an der Häuserecke, er ist wieder da. Doch nach einem Blinzeln ist er verschwunden. Die Kamera, das hat er beinahe vergessen. Sofort stürmt er ins Haus, zum Fenster zur Straße. Lzzy sitzt auf der Couch und liest ein Buch. Erschrocken, als Jay hereinstürmt, klappt sie es zusammen. Man kann nur knapp den Titel erkennen -Darkness-. "Was ist denn los?", fragt sie. Doch Jay antwortet nicht. Sie dreht sich zu ihm und sieht, wie er sich die Kamera holt. "Der Rauch...", sagt er nur. Er setzt sich neben Lzzy auf die Couch. Dann schließt er die Kamera an den Laptop an. Sie speichert alle Bewegungen im Sichtfeld ab. Wenn der Speicher voll ist, überschreibt sie die älteste Aufnahme und immer so weiter.
Es sind mehrere Gigabyte Video-Dateien vorhanden. Die älteste ist von Ende Juni, die neuste von heute, genauer von vor ein paar Minuten. Diese Datei öffnet er als Erstes. Gespannt sehen die beiden auf den Bildschirm. Das schwarze Bild des Videoplayers, mit dem grauen -PLAY-Pfeil in der Mitte, ist zu sehen. Als Jay das Video abspielt, sehen sie gespannt auf die Zeit in der Ecke. Diese beginnt zu laufen, als das Video startet.
Zu sehen ist die Straße, der Hof und ein paar Blätter, die vom Wind an der Kamera vorbeifliegen. "Da!", Jay deutet auf die Häuserecke und tatsächlich, auch Lzzy kann sehen, wie sich dort Rauch aufbaut. Nach und nach sehen sie, wie sich daraus etwas zusammensetzt. "Das ist doch...", sagt Jay, doch Lzzy führt den Satz zu Ende, "...eine Frau! Zumindest eine weibliche Gestalt!" "Sie scheint uns zu beobachten." "ICH HAB ES DOCH GEWUSST!", schreit Jay dann fast. "Das ist komisch. Das wird eine Art Dämon sein, jedoch ohne menschliche Gestalt oder Hülle." Jay sieht sie an, "Warum ist das ungewöhnlich?" "Sie sind dann ja quasi flüchtig. Sie können nichts anfassen, also nicht interagieren!" "So zu sagen, stille Beobachter?" Sie nickt, "Genau, weil wir ihnen scheinbar zu dicht auf den Fersen sind!" Jay geht am Laptop zurück ins Menü, sie schauen sich noch andere Videos an. Auf vielen ist der Rauch zu sehen, doch ein Video ist seltsam. "Siehst du das?", Jay deutet mit dem Finger auf die Hand der Kreatur. "Das kann nicht sein!", Lzzy beugt sich zum Bildschirm. Die Kreatur, oder der Dämon, scheint ein Handy in der Hand zu halten. "Wie kann das sein, das ist nicht möglich!", Lzzy schüttelt den Kopf. "Also, wer oder was das ist, ist das erste Rätsel. Warum sie uns ausspionieren, das Zweite!" Lzzy legt ihre Hand auf Jays Bein, "...und ob sie zu denen gehören, das dritte!"
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Dann steht Jay plötzlich auf. "Wo willst du hin?" "Na, der Rauch war vor ein paar Minuten an der Ecke und genau da gehe ich jetzt hin. Sie wissen nichts von der Kamera, ich nutze den Überraschungseffekt!" Lzzy überlegt: "...okay ich komme mit. Vielleicht schneiden wir ihm den Weg ab." "Warte..", Jay überlegt, "Kann es sein, dass die Störungen im Autoradio damit zusammenhängen? Ich dachte, das ist nichts, aber vielleicht hängt das damit zusammen!" Er sieht nochmal zu den Aufnahmen, "Hier, siehst du. Immer als wir ein Opfer lokalisiert haben und los sind. Da waren sie auch an der Ecke aktiv! Das Autoradio, als wir losfuhren, hatte dann immer eine Störung, erinnerst du dich?" Lzzy nickt. "Ich dachte, das hatte keine Bedeutung, aber das waren sie!" Lzzy überlegt: "Hast du noch ein altes Radio oder so was?" Doch Jay reckt den Kopf in die Luft, "Warte, ich hab hier, glaube ich, noch eins." Er wühlt in ein paar Schubladen, "Ha, wusste ich doch!" Er reicht Lzzy das Radio, sie schaltet es ein, "Hat sogar noch Saft." "Wie gehen wir vor?", will er wissen. "Du läufst die Gasse entlang. Ich nehme das Radio und laufe um den Block. Sollte das wirklich zusammenhängen und ich kann Störungen wahrnehmen, bin ich auf der richtigen Fährte! Jay nickt, doch Lzzy ist noch nicht fertig: "Aber wir nehmen Weihwasser, Klingen und Salz mit!" Er lacht, "Nur zur Sicherheit!" "So sieht's aus!"
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Dann machen sich beide auf den Weg. Lzzy geht, mit dem Radio bewaffnet, rechts die Straße entlang, während Jay direkt in die Gasse geht. Doch hier scheint niemand zu sein, alles ist leer. Nur ein paar leere Dosen und Plastiktüten, die in den Ecken liegen.
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Bei Lzzy sieht es nicht viel anders aus. Es ist noch immer leise Musik aus dem Radio zu hören. Auch wenn heute niemand mehr auf den Straßen unterwegs zu sein scheint.
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Als Jay das Ende der Gasse erreicht, sieht er erneut nur Mülltonnen, Dreck und Unrat. Vom Rauch ist weiterhin keine Spur. Die Gasse gabelt sich auf, er steht vor der Wahl. Links oder rechts.
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Lzzy hat das hintere Ende des Blocks erreicht und biegt links in die Seitenstraße. Doch nach ein paar Metern beginnt das Radio zu krächzen. Sie wird langsamer und sieht sich um.
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Jay entscheidet sich für den rechten Weg. Nach ein paar Schritten sieht er Lzzy am Ende der Straße. Sie deutet auf das Radio. Scheinbar sind sie dem Rauch auf der Spur.
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Lzzys Radio macht immer mehr Krach, dass sie es ausschaltet, um sich nicht zu verraten. Jay, kommt ihr immer näher. Als sie noch ca. zehn Meter trennen, hören sie eine weibliche Stimme: "...fortsetzen, verstanden!". Sie können die Stimme schließlich orten, in einer kleinen Einbuchtung, steht eine weibliche Rauchgestalt, mit einem Handy in der Hand. Es wirkt wie ein pulsierendes, grau/schwarzes Gebilde. Doch man kann die Konturen, einer weiblichen Gestalt recht deutlich erkennen. Lzzy schließt zu Jay auf, unbemerkt stellen sie sich ein paar Meter hinter diese Gestalt. "Das ist ja mal interessant!", sagt Jay schließlich. Einen kurzen Moment scheint der Rauch erstarrt zu sein. Dann dreht er sich um, "Wie konntet ihr..." Jay starrt es an, bevor er erklärt: "Kamera, Nachtsicht, Aufzeichnung!" "Dann kann ich meine Tarnung scheinbar aufgeben", stellt es fest. "Sieht wohl so aus." "Ich will euch nichts tun, aber tut mir einen Gefallen, schließt eure Augen und haltet euch die Ohren zu. Ich werde nicht verschwinden, ihr habt mein Wort!". Lzzys Augen werden immer größer, es wirkt, als hätte sie einen Geist gesehen. Dann sieht sie zu Jay und nickt ihm energisch zu. Sie sehen zu dem Rauchgebilde, das sogleich anfängt, immer schneller zu pulsieren. Immer schneller, immer lauter, bis es eine Lautstärke erreicht, dass die beiden sich automatisch ihre Ohren zuhalten. Sie können gerade noch sehen, wie aus dem Rauch immer mehr Licht durchbricht, immer heller, blendend weißes Licht. Bis sie die Augen schließen und ihre Hände fest auf die Ohren pressen. Sie sinken auf die Knie, dieses Geräusch ist auch durch die Hände zu hören. Es schmerzt in ihnen Ohren, bis es plötzlich aufhört.
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Langsam öffnen sie die Augen. Doch sie müssen blinzeln. Das grelle, blendende Licht erlischt erst langsam. Sie können nur noch sehen, wie ein grell-weißes Leuchten hinter, nein in einer Frau, verschwindet. Als sie wieder aufstehen, sehen sie, wer vor ihr steht. Auf der grauen Hauswand hinter ihr, sind riesige Flügel zu sehen. Es wirkt, als wären sie durch das Licht in die Hauswand gebrannt worden, vom Rücken der Frau ausgehend. "Oh scheiße!", Jay sieht zu Lzzy, er hört sie selten fluchen, "Wie kann das sein, ich dachte, das wäre ein Mythos. Ihr kommt nicht mehr auf die Erde!" Jay versteht gar nichts mehr, als Lzzy das sieht, klärt sie ihn auf. "Wir haben es mit einem Engel zu tun!" "Asariel!", lässt sie verlauten. "Was willst du hier? Warum beobachtest du uns?", Lzzy tritt näher an sie heran. "Ich habe meine Aufträge!" "...und von wem?", Lzzy lässt nicht locker. Jay tritt näher heran und hält Lzzy zurück. "Was ist hier eigentlich los? Ich wusste nicht, dass es Engel überhaupt gibt. Dann lässt man dich uns beobachten, von wem und warum?". Asariel legt den Kopf schief, "Ist das nicht offensichtlich? Die Reiter, das muss verhindert werden!" "Ihr seid Engel! Dann stoppt doch das Ganze!" "Ich fürchte, das ist nicht so einfach. Wir dürfen uns nicht einmischen. Eigentlich darf ich nicht mal hier sein, strikte Anweisung von oben. Nur ein paar von uns haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben." Jay schüttelt den Kopf, "Wer sind ein paar von uns?" "Wollt ihr das wirklich wissen?", Asariel kneift die Augen zusammen. "Natürlich!", Jay starrt sie beinahe ehrfürchtig an.
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Nachdem Asariel von Jay zu Lzzy sieht, entschließt sie sich, den Namen preiszugeben, "Mein Auftraggeber ist Balthasar!"...
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