47. La Grange
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Sie wollten vorbereitet sein, haben die Gegend schon ausgekundschaftet. Sie waren gestern bereits hier. Alles war leer, kein Auto stand an den grauen Betonklötzen, die sich u-förmig vor dem Parkplatz auftürmten. Die Türen der Gebäude waren abgeschlossen, aber sie konnten durch die Fenster sehen. Hier war gar nichts, leere Hallen, Staub und Kisten. Ihnen wurde klar, dass hier morgen was anderes passieren wird.
Donnerstag, 27. Juli 2023, 13:00 Uhr
Lzzy und Jay erreichen die angegebene Adresse 14:00. Die Reisetasche ist gepackt und so schwer wie lange nicht mehr. Sie parken ein paar Straßen weiter weg, um nicht entdeckt zu werden. Dann sondieren sie, was sie alles mitnehmen wollen. Sie haben zwei Rucksäcke dabei; zuerst packt Lzzy ihren ein. Spiritus, Feuerzeug, Salz, Silberklinge und Weihwasser. Jay schnappt sich die Harpe und die Eisenklinge, die andere Flasche Weihwasser und das "Buch der Formeln". Sie sind vorbereitet, schnallen sich die Rucksäcke über und gehen zu den Lagerhallen.
Sie schleichen sich an den Fenstern vorbei, es sind Geräusche aus den Gebäuden zu hören. Heute ist es nicht so leer, soviel steht fest. Sie lehnen sich an die Hausecke, um einen Blick auf den Parkplatz werfen zu können. Dieser ist bei Weitem nicht leer, es stehen mehrere Autos dort. Ein paar Nobel-Limousinen, sogar Sportwagen, aber auch ein paar normale Fahrzeuge. "Ich denke, sie sind bereits hier!", befürchtet Lzzy, "Vielleicht hätten wir noch eher herkommen sollen!" "Dann hätten sie uns womöglich entdeckt!", meint Jay nur trocken.
Sie schleichen weiter, bis sie an eine große Lagerhalle mit halb offenem Rolltor kommen. Licht scheint unter dem Tor hervor und Stimmen sind zu hören. Jay legt sich auf den Boden, um unter dem Tor hindurchzusehen. Er kann mehrere Halogen-Strahler sehen, die hinter Kisten stehen. Dahinter scheinen die Stimmen ihren Ursprung zu haben. Er sieht nach links und rechts, aber es ist niemand zu sehen. "Sicher!", gibt er Lzzy zu verstehen. Bevor er unter dem Tor durchrutscht und sich hinter den Kisten versteckt. Lzzy folgt ihm sogleich und hockt sich neben ihn. Die Kisten werden ihnen genug Schutz bieten. Jay hält seinen Zeigefinger auf seinen Mund und gibt ihr zu verstehen, leise zu sein. Sie können Stimmen vernehmen.
Vorsichtig versuchen sie sich ein Bild der Lage zu machen und schauen an den Kisten vorbei. Da sehen sie zwei Männer, mit dem Rücken zu ihnen. Während eine Frau um einen Tisch läuft. Während die Männer mit kurzgeschorenen Haaren und ihren schwarzen Anzügen wie Bodyguards aussehen, wirkt die Frau mit ihren blonden Haaren wesentlich eleganter, scheinbar sind die "Bodyguards" ihn unterstellt. Sie ist zwar nicht sonderlich groß, jedoch wirkt ihre schwarze Kleidung einschüchternd. Ihre lange schwarze Hose und die schwarze Bluse, werden von einem schwarzen, bodenlangen Ledermantel abgerundet. Ihre Arme hat sie hinter ihrem Rücken verschränkt.
Dann sehen sie, wer am Tisch sitzt. Es ist Harper, "Scheiße...", flüstert Lzzy, "Warum ist er schon hier, er hat seinen Termin doch erst in einer Stunde!" "Ich hab keine Ahnung.", Jay lässt die Gruppe nicht aus den Augen. Er greift in seine Hosentasche und zieht die zwei Hexenbeutel hervor. Einen reicht er nach hinten, "Wenn es hart auf hart kommt, haben wir immerhin für zwei vorgesorgt." Sie nickt nur, kommt sich aber beinahe vor, als hätten sie die Rollen getauscht.
Dann beginnt die Frau zu reden: "Also, Herr Harper. Ich habe selten jemanden so träge gesehen wie sie, das muss ich zugeben! Wir sind ja schon froh, dass sie nach unserem Anruf schon um 14:00 hier erschienen sind. Sogar halbwegs pünktlich. Da wird es Lzzy und Jay klar, sie wissen, dass sie ihnen auf den Fersen sind, deswegen haben sie ihn früher herbestellt. Harper sieht sie etwas reserviert an, doch sie läuft unbeirrt weiter. Als sie hinter ihm steht, fährt sie fort: "Aber das macht sie perfekt für diesen Job!" "Freut mich zu hören", gibt er preis. "Leider müssen sie dafür ein kleines Opfer bringen!", sie greift in die Innenseite ihres Mantels. Ihre Augen, die Pupillen, leuchten gelb, bis sich das Gelb auf das ganze Auge ausbreitet. "Ja, machen sie mal!", antwortet Harper, der das nicht sehen kann.
"SCHEISSE!" bricht es aus Lzzy heraus, "Das was das Einverständnis! Wir müssen da hin, sofort!!!". Die Frau zieht eine schwarze Klinge, mit schimmerndem goldenem Mittelteil, aus ihrem Mantel. Da stürmt Lzzy sofort los, "Das ist das 'Speer des Schicksals', wir müssen das verhindern!", sie greift, mit dem Hexenbeutel in der Hand, nach der Silberklinge und rennt den beiden Bodyguards entgegen. Jay folgt ihr. Das bleibt von der Frau nicht unbemerkt. Sofort reißt sie Harpers Kopf an den fettigen Haaren nach hinten. Er wusste nicht, wie ihm geschah und hält ihm mit der anderen Hand die Klinge an den Hals. "Ihr seid zu spät!", dann schneidet sie ihm mit der Klinge den Hals auf. Harper röchelt, das Blut spritzt, sie muss die Hauptschlagader erwischt haben. "NEIN...", schreit Lzzy. Doch die Frau streift nur die Klinge an Harpers Shirt ab und steckt sie wieder ein. Sie nickt den Bodyguards entgegen, die sich sogleich Lzzy und Jay in den Weg stellen. Aus der klaffenden Wunde am Hals beginnt etwas zu leuchten. Wie ein Gas steigt diese leuchtende, pulsierende Masse empor. Die Frau greift in die andere Tasche des Mantels und holt ein Fläschchen hervor. Sie öffnet den Verschluss und hält die Flasche, mit der Öffnung nach unten, über die Masse. Im nächsten Moment wandert die leuchtende Masse in das Fläschchen, das sie sofort verschließt. "Sie hat die Seele!", erkennt Lzzy, "Wir sind zu spät!". Doch die Frau lacht nur und dreht sich von ihnen weg.
Im nächsten Moment holt einer der Bodyguards aus, Jay kann sich gerade noch wegducken und zieht die Harpe aus seinem Rucksack. Mit der Harpe in der Hand wartet er auf den nächsten Angriff.
Lzzy steht vor dem Anderen, sie bauen sich voreinander auf. Lzzy mit der Klinge in der Hand, doch er rennt schon auf sie zu. Sie dreht sich weg und schlägt aus der Drehung mit der Klinge nach ihm. Sie erwischt ihn im Gesicht, doch er lacht nur, während ihm das Blut die Wange herunterläuft.
Der andere Bodyguard dreht sich um und nimmt Jay ins Visier. Er macht sich bereit, greift noch fester um den Griff der Harpe. Als er näher kommt, lässt Jay die Harpe fliegen. Doch das hat er erwartet; im Stile eines Boxers weicht er aus und verpasst Jay einen Kinnhaken. Er taumelt zurück.
Lzzy sieht zu Jay, er spuckt etwas Blut aus, aber stellt sich ihm wieder entgegen. Dann schaut sie ihren Kontrahenten an, der sie nur anlächelt und ihr entgegentritt. Lzzy nimmt die Arme hoch, verschränkt beide vor ihrer Brust. Sie greift bei der Klinge um, der Hexenbeutel schwingt mit, als sie ausholt und zuschlägt. Doch er ist darauf vorbereitet, er greift ihr Handgelenk und schreit sie an. Lzzy reagiert blitzschnell, reißt den Hexenbeutel aus der anderen Hand und stopft es ihm in den Mund. Erschrocken stolpert er ein paar Schritte zurück. Er beginnt zu husten, nach und nach hustet er mehr und mehr schwarzen Rauch aus. Dann bricht er zusammen, der menschliche Körper fällt zu Boden. Es schwebt nur noch der schwarze Rauch in der Form eines Menschen neben diesen. Diese Rauchgestalt scheint zu pulsieren, immer wieder zieht sie sich zusammen, immer schneller. Bis sie mit einem großen Knall auseinanderbricht. Wie Staubkörner rieselt es zu Boden und verschwindet.
Der andere Bodyguard-Dämon beobachtet das die ganze Zeit, doch Jay reagiert schneller. Er holt schon mit der Harpe aus, als der Dämon sich zu Jay dreht, hat er keine Chance mehr. Jay trifft ihn mit voller Wucht. Lzzy dreht sich zu ihnen, aber kann Jay nicht sehen, der andere Dämon steht vor ihm und versperrt die Sicht. Doch im nächsten Moment fällt der Kopf zur Seite und der kopflose Körper sackt in sich zusammen. Lzzy kann nur noch sehen, wie Jay erschrocken in seiner Hand auf die Harpe sieht, während er in eine schwarze Rauchwolke, die aus dem Körper aufsteigt, gehüllt wird. Die sogleich zerplatzt und staubig zu Boden fällt, bis sie sich komplett auflöst. Lzzy kann erkennen, wie er die Harpe, angsterfüllt, mit einem Schrei wegwirft. Er sieht mit aufgerissenen Augen zu Lzzy, "Was ist das für ein Ding?"
Doch Lzzy wird in dem Moment etwas anderes klar, "Scheiße, die Frau!", schreit sie schon fast und rennt der Frau hinterher. Jedoch hat die Frau den Parkplatz bereits erreicht und steht neben einer der Nobelkarossen, "Wir werden uns wiedersehen!", ihre gelben Augen scheinen zu leuchten. Lzzy bleibt stehen, Jay erreicht sie gerade. "Ich kenne dich!", sie lacht Lzzy an, "Agash lässt grüßen, du hättest dich für den anderen Weg entscheiden sollen!"
Lzzy steht starr da, sie kann sich nicht mehr bewegen, der Name wühlt alles wieder auf. Sie kann sich nicht bewegen, sofort kommen die Erinnerungen hoch. Da ergreift Jay das Wort: "...und wer bist du?" Sie lacht erneut, "Man nennt mich 'Succubi', ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen!", sie steigt ein und fährt davon. Lzzy versucht noch ihr hinterherzurennen, doch sie ist zu schnell. Diese Schlacht haben sie verloren.
Außer Atem geht sie zu Jay, sieht, wie ihm das Blut aus dem Mund läuft. Sie wischt es weg, na ja, so gut es geht, "Meine Lippe ist geschwollen und aufgeplatzt, das wird nicht viel bringen." Sie sieht ihm in die Augen, ihre Tränen laufen die Wangen hinunter. Die Angst in ihr steigt hoch, dass sich die Vergangenheit wiederholt. Sie weiß nicht, was passiert, wenn sie nochmal auf Agash trifft. Jay nimmt sie in den Arm, "Wir haben noch zwei Chancen! Es ist nicht alles verloren, wir müssen Ellie um Hilfe bitten. Die Hexenbeutel waren Gold wert." Lzzy nickt nur, sagt aber kein Wort.
Zurück in der Lagerhalle, nehmen sie die Harpe mit, auch den Hexenbeutel aus dem Mund der Leiche. Sie haben nichts angefasst, keine Fingerabdrücke hinterlassen. Kameras sind hier nicht installiert, das hätte noch gefehlt. Dann verlassen sie das Industriegebiet, gehen zum Wagen ein paar Straßen weiter und fahren davon. Keiner spricht, beide müssen das erlebte erst mal verdauen.
Während Jay in Gedanken vor sich hin fährt, steht Lzzy total neben sich. Sie sieht es immer wieder vor ihrem geistigen Auge. Sie sieht Agash vor dem Bett ihres Vaters, wie sie ihre Mutter gegen die Wand schleudert. Tränen sammeln sich in ihren Augen. Das dritte Auge auf Agash Stirn scheint sie zu verfolgen. Sie sieht sie zu sich kommen, wie damals, als sie sich zu ihr beugt. Ihre Frage, sie hört sie wieder und wieder, "Du wirst deine Eltern sterben sehen. Entscheide selbst, willst du ein solches Leben?", es lässt ihr eiskalt den Rücken runterlaufen.
Wurden sie und Jay bereits die ganze Zeit beobachtet, hat sie nur auf sie gewartet? Sie hat sie gewarnt. Auch Jay fragt sich, was Agash hiermit zu tun hat und warum kann eine Harpe, mit einem Schlag Köpfe abtrennen?
Doch das wahrscheinlich Schlimmste ist, wie sollen sie die letzten zwei Todsünden-Opfer aufhalten?
Es bleiben nur noch:
Geiz und Neid...
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