13. Black Magic Woman
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Jay überlegt den ganzen Samstag, ob er Lzzy zumindest mit dem Handy schreiben soll. Lässt es aber lieber. Sie wird nicht umsonst so schnell das Weite gesucht haben. Da sollte sie Zeit haben zum Nachdenken. Man muss ihr hoch anrechnen, dass sie ihm alles erzählt hat. Vielleicht war es alles zu viel, was ja auch nur verständlich wäre.
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Nach einer unruhigen Nacht brach der Sonntag an. Da hält er es nicht mehr aus und er muss Lzzy schreiben. Nicht, dass ihr noch etwas passiert ist, so wie sie hier wegfuhr.
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J: Ist bei dir alles in Ordnung?
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Keine Antwort. Ihr wird doch nichts passiert sein. Jay beginnt sich Sorgen zu machen. Er greift zu seiner Jacke. Wenn sie nicht antwortet, dann fahre ich zu ihr, dachte er sich. Doch da klingelt das Handy.
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L: Ja.
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J: Alter, du hast mir einen Schrecken eingejagt.
J: Geht es dir gut?
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L: Wir haben was Neues, ich hole dich gleich ab.
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Darauf antwortet Jay nicht mehr. Auch wenn er etwas anderes erwartet hätte. Aber gut, wenn sie meint, wir hätten was zu tun, mache ich mich besser fertig, denkt er sich. Es dauerte nicht lange, da hupt jemand vor der Tür. Als er hinausschaut, sieht er Lzzy mit laufendem Motor vor dem Haus stehen. Ja, dann man los, dachte er nur. Er schmeißt sich die Jacke über und verlässt die Wohnung.
Er steigt zu Lzzy in den Wagen, der sofort losfährt. Jay kommt nicht mal dazu, sich rechtzeitig anzuschnallen. "Wow, hey", sagt Jay nur. Doch Lzzy antworte nicht. "Du solltest wirklich an deiner Kommunikation arbeiten", meint Jay nur. Doch noch immer bleibt Lzzy still. "Also, wo geht es hin?" Da fing sie langsam an zu reden: "In die Bibliothek!" "Ah, und warum?", will Jay wissen. "Wenn wir da sind, ja." Den Rest der Fahrt verbringen sie schweigend. Beide trauen sich nicht, den anderen zu fragen, wie sie mit der gestrigen Situation umgehen sollen. Inzwischen stand ein unbehagliches Schweigen zwischen ihnen. Außenstehende würden sehen, wie es in ihren Köpfen arbeitete, wie sie überlegen, was sie sagen könnten. Doch nichts schien zu passen; keiner konnte die richtigen Worte finden. Doch auf einmal sprach jemand.
"Wir sind da!", sagt Lzzy nur knapp. Jay sieht aus dem Fenster. Sie hat recht, vor euch liegt die Bibliothek. Sie parkt und steigt aus, Jay folgt ihr. Die beiden stehen vor einem alten Gebäude. Säulen ragen neben der riesigen Eingangstür empor. Doch sie haben keine Zeit, die Architektur zu bestaunen. Denn Lzzy verschwindet in größter Eile im Inneren. Jay folgt ihr, was hat er auch für eine andere Wahl. Lzzy geht in die "Religiöses"-Abteilung, die sich komischerweise, direkt neben dem "Fantasy"-Bereich liegt. Sie steht vor den Regalen und sucht ein Buch nach dem anderen heraus. Dann geht sie zum Tisch, sieht zu Jay, der nur am Regal steht und nicht weiß, was hier vor sich geht. "Kommst du?", flüstert sie dann. Sie setzen sich an den Tisch, während Lzzy einen Stapel mit drei Büchern auf den Tisch legt. Jay nimmt das Erste vom Stapel, "Latein, Formeln, Mythen und Sagen aus dem Mittelalter ". Er schlägt es auf, liest das Inhaltsverzeichnis. Bis er "Von Dämonen und Hexen, über Austreibungen und Verbrennungen" liest und die Seite gleich aufschlägt. Lzzy hat das Buch "Schwarze Magie, Okkultes und Voodoo", zur Seite geschoben und schaut in die "Bibel"!
Nach einer guten halben Stunde wird die eisige Stille durchbrochen. "Hier!", sagt Lzzy und dreht die Bibel zu Jay:
"Offenbarung 6,1-8. Dann sah ich: Das Lamm öffnete das letzte der sieben Siegel; und ich hörte das erste der vier Lebewesen wie mit Donnerstimme rufen: Komm! Da sah ich und siehe, ein weißes Pferd; und der auf ihm saß, hatte einen Bogen."
"Du meinst, wenn sie die sieben Todsünden 'gerächt' haben", überlegt Jay, "Dann ist das Letzte, das siebte Opfer, das letzte Siegel. Dadurch werden die Reiter beschworen?". Lzzy nickt nur. "Aber das Lamm öffnete das letzte Siegel?" "Das Lamm steht für die Unschuld!", sagt Lzzy, "Das heißt ein Kind oder eine Jungfrau." "Ein Kind?", Jay reißt die Augen auf. "Ich hoffe nicht! Doch sollten wir auf alles vorbereitet sein", stellt Lzzy fest. "Alter!", ruft Jay. "Hast du etwas gefunden?", fragt sie ihn und schaut auf sein Buch. "Hier steht etwas vom heiligen Öl, in das man einen Dämon tränken soll und anzünden. Das treibt den Dämon aus dem Körper, ist stärker als die Formeln. Jedoch überlebt das der menschliche Körper nicht." "Das deckt sich mit meinen Unterlagen zu Hause." Doch Jay hat noch mehr entdecken können: "Es steht hier auch noch etwas von Hexen, die sich Dämonen entledigen können." "Hexenbeutel, ja, das wäre sicher möglich.", Lzzy denkt nach. "Das geht dann schon in die Richtung Voodoo, oder?", frag Jay. "Schon etwas, stehen bei dir auch Beschwörungen?" "Auf Latein?", er sieht sie an, "Also Formeln?" "Ja!", nickt sie. "Eher nicht", muss er zugeben. "Gut, dann sollten wir einer 'Freundin' von mir einen Besuch abstatten", sagt sie nur und steht schon auf. Jay folgt ihr, dann verlassen sie die Bibliothek.
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Es dauerte nicht lang, da erreichen sie ihre 'Freundin'. Jay schaut aus dem Beifahrer-Fenster und begutachtet das Haus. Während die letzten Töne von 'Black Magic Woman', aus dem Autoradio erklingen.
Das Haus ist zugewachsen mit Efeu, das nur noch die Fenster und Türen sind frei. Auch der ganze Garten ist zugewuchert, mit allerlei Sträuchern. Im Vorgarten, steht eine riesige Trauerweide. Höher als das Haus, sogar einige Äste hängen auf das Dach. Lediglich der Schornstein ist nicht zugewuchert. Es strömt schwarzer Rauch aus diesem.
Lzzy steigt aus und geht zur Haustür. Jay folgt ihr, als sie sich vor der Haustür versammeln, fragt Jay: "Also, eine Freundin?" "Ja, in gewisser Weise schon", sagt Lzzy. Dann klopft sie exakt siebenmal. Da springt die Tür einen Spalt auf. "Was zur...", ruft Jay nur. Lzzy grinst und stößt die Tür auf. Es ist Musik zu hören, sie können nicht erkennen, welches Lied das ist. Doch sie gehen näher in Richtung der Musik. "Hey, warte, das kenne ich!", fällt Jay auf. Sie kommen in die Küche, dort sehen sie eine Frau, barfuß vor dem Herd tänzeln und mitsingen. Sie hat ein dünnes Sommerkleid an, sandfarben, mit Spaghetti-Trägern. Es schwingt im Takt der Musik. Ihre dunkelbraunen, lockigen Haare reichen fast bis zu ihrem Hintern. Werden jedoch von einem Tuch über ihrer Stirn zusammengehalten. Ihre dunklere Haut und die Musik ließen ihn vermuten, dass sie vielleicht aus Südamerika kommt. In dem Moment fällt Jay ein, welches Lied gespielt wird: "Maria, Maria!", singt er halb und viel zu laut.
Das hat die Frau am Herd natürlich gehört. Sie hält den Zeigefinger hoch und sag, "Korrekt, Jay!". "Halt, Moment, woher kennst du meinen Namen?", fragt er. Mit einem "Lzzy", wird auch sie begrüßt. "Lang ist es her!", stellt sie fest, "Ich dachte, dich sehe ich nie wieder." "Ja, dachte ich auch!", antwortet Lzzy nur knapp, uns sieht zu Jay. "Ich habe dich Jahre nicht gesehen, doch jetzt bist du wieder hier?" "Ich brauche deine Hilfe", sagt Lzzy. "Hmm...", die Frau legt eine Pause ein, tanzt nicht mehr. "Zuletzt, ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen", sagt sie dann, "Wir lagen wir zusammen im Garten, es war Vollmond. Wir haben gepicknickt und Wein getrunken. Der Abend war perfekt. Dann haben wir uns geküsst, es war unglaublich." Sie stützt sich auf die Arbeitsplatte, lässt ihren Kopf hängen, "Den nächsten Tag warst du weg. Ich habe bis heute nichts von dir gehört. Weißt du, wie ich mich gefühlt habe?" "Erzulie, ich kann das erklären!" Jay sieht Lzzy total überrascht an. Er hatte mit vielen gerechnet, doch das kam unerwartet. "Es ist viel passiert!", sagt Lzzy dann. Doch auf einmal lacht Erzulie nur laut und dreht sich um.
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Auch von vorne ist sie eine atemberaubende Erscheinung. Ihre hellbraunen Augen, die braunen Augenbrauen und ihre Lachfalten grinsen die beiden nur an. "Ich verarsche dich doch nur, das ist 10 Jahre her, du weißt, wer ich bin!" Lzzy schaut sie an, "Du bist die Hexe, der Liebe, Schönheit und Gesundheit." "Hast du da nicht etwas vergessen?", fragt sie. "...und sexuelle Leidenschaft", gibt Lzzy dann nach. Erneut grinst sie, geht dann auf Jay zu und hält ihm die Hand entgegen. "Ellie, schön dich kennenzulernen.", Jay schüttelt ihre Hand, "Freut mich!" Sie kann die Unsicherheit in seinem Blick erkennen. Doch Lzzy versucht sich zu erklären: "Du musst verstehen, ich war noch nicht lange Jäger, als ich sie traf. Ich dachte, ich sei vorbereitet auf meine erste Hexe." Da musste Ellie lachen. "Na komm, wir haben uns auf Anhieb verstanden und mochten uns, auch wenn ich inzwischen 137 Jahre alt bin." Jay sieht sie an, sie wirkt wie Mitte 20, gut gehalten könnte man sagen. Doch Lzzy schaut sie nur an: "Wir verstanden uns direkt und als wir öfter was miteinander zu tun hatten, entwickelte sich eine Freundschaft." "Nur Freundschaft?", fragt Ellie. "Vielleicht auch etwas mehr als Freundschaft!" "Aha!", lacht Ellie dann. "Diesen einen besagten Tag hatte ich Geburtstag und sie wollte mich überraschen", sagt Lzzy dann, "Das tat sie, ohne Frage." Dann sieht Lzzy sie, mit zusammengekniffenen Augen, bitterböse an, "Ich dachte nie, dass mich meine "Beste Freundin", von ihrer "Macht", kosten lässt. Im Wein war ein Trank, von dem man nur einen Schluck braucht, um seinem Gegenüber zu verfallen." "Oh...", sagt Jay nur. "Ach, komm schon, das wäre früher oder später auch so passiert!", rechtfertigt Ellie sich. "Wie ich dir damals schon sagte, ich stehe nicht auf Frauen!", sagt Lzzy aufgebracht. "Komm schon, hat es dir etwa nicht gefallen?", fragt Ellie, "Deswegen warst du doch danach verschwunden, keine Nachricht, nichts!" Lzzy tritt auf sie zu, packt sie wutentbrannt, an den Schultern und starrt ihr direkt in die Augen: "DANACH PASSIERTE DAS MIT MEINEN ELTERN! Ich habe allem abgeschworen, alle Kontakte abgebrochen, wollte das alles nicht mehr!", erklärt sie.
Ellie braucht einen Moment. Als Lzzy sie loslässt, sieht man, wie ihr eine Träne die Wange herunterläuft. Die sie sofort wegwischt. "Tut mir leid.", sagt sie dann nur, "D.. Das wusste ich nicht. Ich dachte, du hattest Angst, dich in mich zu verlie...". Doch Ellie kann nicht ausreden, Lzzy fällt ihr sofort ins Wort, ja schreit sie fast an: "Das ist wieder typisch für dich. Du denkst, die ganze Welt dreht sich nur um dich. Dir ist egal, wie sich die anderen fühlen, wenn du ihnen was untermischst! Du hast ja keine Ahnung, was du damit kaputt gemacht, ja sogar zerstört hast. Es können auch andere Sachen passieren, die das ganze Leben zerstören. So etwas kommt dir nicht in den Sinn!"
Jay sieht zu Lzzy, sieht, wie aufgebracht sie ist. Er geht zu ihr, stellt sich zwischen die beiden, streicht über ihre Arme. Dann beugt er sich runter und schaut ihr tief in die Augen, "Lzzy, ich bin da. Ich denke, das hättest du ihr viel, viel früher sagen sollen. Ich glaube nicht, dass ihr das bewusst war." Er nimmt sie in den Arm. Lzzy kann sich beruhigen, dann lässt er sie los und dreht sich zu Ellie. "Ich denke, es ist schwierig, das mit dem Vertrauen.", er schaut sie eindringlich an. "Ist das einmal zerstört, kann es in den seltensten Fällen wieder hergestellt werden."
Ellie steht sichtlich überrascht vor Jay. Man sieht, wie es in ihr arbeitet, dass sie es so nie wahrgenommen hätte. "Es.. Es tut mir leid", stammelt sie dann, "Ich.. Ich meine nicht nur das mit deinen Eltern. Der Trank... Ich hätte nie... Sowas muss aus freien Stücken passieren, das ist mir jetzt auch klar. Damit habe ich unsere Freundschaft..." Doch dann schiebt Lzzy, Jay zur Seite und geht auf sie zu. Sie steht vor ihr, sieht ihr in die Augen. Jay beobachtet, was passiert. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, nimmt Lzzy, Ellie in den Arm. Ellie ist so überrascht, als sie ihre Arme um sie schließt, dass auch ihr die Tränen kommen. Beide nehmen sich fest in den Arm, ihnen laufen die Tränen über die Wangen, bis Lzzy sagt: "Tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe!". Daraufhin drückt Ellie sie nur noch mehr, "Ich hab dich vermisst, ich hab dich so sehr vermisst. Mir tut das alles so, so leid." Jay stand etwas abseits, musste lächeln und ging dann in den Flur. Er will den beiden die Zeit geben, die sie brauchen.
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"Du bleibst hier!!!", rief Ellie dann. Erschrocken dreht er sich um. Die beiden stehen nebeneinander, Ellie hält Lzzy's Hand. "Ich denke, du bist der Grund, warum ihr hier seid!", sagt sie, "Ohne dich hätte ich sie wahrscheinlich nie wieder gesehen!" "Das kann schon sein", stammelt er. "Also", sagt Ellie dann, "Wie kann ich euch helfen?"
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