1. Born To Run
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THE ROAD SO FAR...
Der Alltag jeden Tag das Gleiche. Sie stehen im Supermarkt, schleppen Kisten und füllen Regale auf. War es damals die beste Entscheidung, ins Berufsleben mit der Lehre zum Einzelhandelskaufmann zu starten? Die Bezahlung ist mehr als nur schlecht, körperlich ist man an der Grenze. Es dankt einem keiner, egal wie viel Stunden man länger bleibt.
Wie oft hieß es, "Jay, kannst du noch kurz..."
Eigentlich heißt er James, aber alle nennen ihn nur Jay. Nie sagt jemand James zu ihm.
Doch es gibt ein paar Kollegen, die zu Freunden wurden. Sie lassen ihn durchhalten. Doch auch die werden immer weniger. Mit einigen hat er noch Kontakt, man geht zusammen essen, aber es ist nicht mehr das Gleiche. Früher sah man sich fast jeden Tag, war quasi schon wie eine Familie.
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Speziell eine Kollegin, sie scheint seine Seelenverwandte zu sein. Ihr macht es Spaß, ihn zu ärgern. Nur sie sagt James zu ihm. Ein Ermahnen hilft da nie, sie hat Spaß daran und mag es ihn zu ärgern. Diese Sticheleien, das gegenseitige Ärgern, macht sogar beiden Spaß.
Auch wenn sie nebeneinander recht gegensätzlich wirken, während James fast zwei Meter groß und schlank ist, schwarze Kleidung trägt und sich die Haare wachsen lässt.
Ist Elizabeth (Ja, keiner nennt sie so, sie heißt bei allen nur Lzzy) recht klein und wirkt unscheinbar, ihre dunkelblonden Haare und ihre hellblauen Augen wirken, als könnte sie in die Seele der Menschen schauen. Jedoch haben beide genau den gleichen Schalk im Nacken, sie denken in vielen Dingen gleich und hören die gleiche Musik.
Doch erst auf der Arbeit haben sie sich gefunden. Jeder war sich sicher, sie wissen alles vom anderen, können über alles reden. Sie wurden zu den kostbarsten Menschen füreinander, sind mehr für einander, als sie anfänglich dachten. Allerdings sind sie nur "beste Freunde", das Leben, ja vielleicht das Schicksal, hatte andere Pläne.
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Ein paar Wochen später fallen Jay Dinge auf. Nach Feierabend hätte er schwören können, die Haustür stünde einen Spalt offen. Daraufhin durchsucht er die ganze Wohnung. Es fehlt nichts, alles ist dort, wo es hingehört.
Am nächsten Tag sind die Fenster auf. Nicht ganz geöffnet, aber auf Kipp. Er lässt die Fenster nie auf, es sind fast 30 °C draußen. Da müssen sie zu wenn er zur Arbeit geht. Sonst zieht nur die Wärme rein, das ist in einer Dachgeschosswohnung - sagen wir - nicht ganz so praktisch.
Er lebt ländlich, hier ist es nicht so wichtig alles abzuschließen. Doch trotzdem hat er ein komisches Gefühl bei der Sache. Er überlegt, zum Arzt zu fahren, vielleicht bildet er sich das alles ein. Kann ja sein, dass in seinem Kopf was nicht stimmt.
Doch dann sind die nächsten Wochen ruhig. Ihm ist nichts mehr aufgefallen. Alles beruhigt sich und gerät in Vergessenheit.
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So auch an diesem Tag, als er sich nach Feierabend ins Auto setzt ist - alles wie immer. Es ist 20:17, ein langer Tag geht vorbei. Er mag es ja, den Kontakt zu Kunden. Das ist der Vorteil auf dem Land, jeder kennt jeden, man schätzt sich untereinander. Auch der Feierabend-Plausch mit den Kollegen. Trotzdem freut er sich, nach Hause zu fahren und sich auf die Couch fallen zu lassen.
Er startet den Wagen und fährt los. Seine Wohnung ist nur eine viertel Stunde von der Arbeitsstelle entfernt. Nachdem er den Wagen, vor seiner Wohnung, geparkt und abgeschlossen hat, geht er zur Haustür. Mit dem Schlüssel in der Hand erklimmt er die zwei Stufen am Eingang. Über ihm schlägt -wie immer- der Bewegungsmelder viel zu spät an. Als das Licht auf den Boden fällt, sieht er etwas. "Was ist das?", fragt er sich. Es sieht aus wie ein Stern, aus Salz? Direkt vor der Haustür, was hat das zu bedeuten? Es sieht komisch aus, ein großer Stern, wie zwei Dreiecke ineinander. Ist das etwa ein Pentagramm? Er holt sein Handy aus der Hosentasche und macht ein Foto. Dann öffnet er die Haustür, ohne auf das Gebilde zu treten, betritt er die Wohnung und schließt die Tür. Doch vom Windzug wird das Symbol durchbrochen, das Salz wirbelt durch die Luft.
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Währenddessen sieht es bei Lzzy anders aus, sie hatte früher Feierabend, jedoch musste sie auch um sechs Uhr früh anfangen. Hundemüde sitzt auf der Couch und sieht fern, bis ihr Handy vibriert. Es liegt neben ihr auf der Couch, sie nimmt es hoch und schaut wer ihr geschrieben hat.
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1 neue Nachricht
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Sie öffnet diese und sieht das Jay eine Nachricht hinterlassen hat. Das ist ungewöhnlich, normalerweise ist er nicht der Nachrichtenschreiber.
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J: Warst du das?
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Als Nächstes ist ein Bild angefügt. Es ist das Salzgebilde, vor Jay's Eingangstür.
Das Licht des Handy-Displays fällt ihr ins Gesicht. Ein "Scheiße", stößt sie aus. Sie hat es unter der Fußmatte versteckt, sie will ihn damit schützen. Doch wird er es ihr nicht glauben, sie weiß nicht, wie sie sich fühlen soll. Aber sie muss ihm antworten, vielleicht wäre es gut, auf ein anderes Thema lenken:
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L: Bist du schon wieder länger geblieben?
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Normalerweise wäre er schon zu Hause, dann hätte er das nie gesehen. Warum muss er sich immer für andere aufopfern, dass wird im nie gedankt und alles gerät aus den Fugen. Sie macht sich Sorgen, nach seinen Beschreibungen war sie sich sicher, nur so kann sie ihn schützen. Deswegen war es die letzten Wochen ruhig und er hat von keinen weiteren Vorfällen berichtet.
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J: Du kennst mich, ich kann nicht einfach gehen und die anderen im Stich lassen.
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Sie schüttelt den Kopf, er wird das nie lernen. Sicher er hat ein gutes Herz, aber ihr Chef zeigt bisher nie irgendeine Art der Dankbarkeit und so wird sich das nie ändern.
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L: Es dankt dir keiner, das solltest du wissen.
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J: Ja, Lzzy, ich weiß, aber ich bin nun mal so, zu gut für die Welt.
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Das alles hat Lzzy anders geplant, sie überlegt, ob es heute gut gehen würde. Er hätte doch schon zu Hause sein müssen, das hat die letzten Wochen immer funktioniert. Alles gerät in Vergessenheit und er ist sicher. Am nächsten Morgen, vor der Arbeit, hätte sie das Salz wieder aufgefegt und er hätte nichts mitbekommen.
Sie hofft, die Nacht bleibt ruhig, er würde sonst nur noch mehr Fragen stellen. Dann müsste sie ihm alles erklären, wäre er dafür bereit?
Würde er ihr glauben? Dann wäre sein Leben, wie er es kannte, vorbei.
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Doch was ist passiert und wer ist Lzzy? Warum will sie das alles nicht, keine Freunde, lieber alleine bleiben? So kann man niemanden verlieren, das musste sie leidlich erfahren. Sie hat niemanden mehr, steht alleine da. Diesen Schmerz, der Verlust, sie will das nicht noch einmal erleben. Sie musste lernen, sich alleine durchzuschlagen. So hat sie keine Schwachstelle mehr.
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So auch damals, alles hatte einen Grund. Als sie im gleichen Laden anfing, in dem auch Jay arbeitet. Als das Geld knapp wurde, musste sie sich Arbeit suchen. Doch sie gab sich immer mürrisch, keiner wollte mit ihr zu tun haben. Das war gut so, doch Jay ließ nicht locker. Als sie das erste Mal zusammen Pause hatten, war es geschehen. Sie saß in der Ecke, wollte mit niemandem reden. Er saß am Kopfende zwei Plätze neben ihr. Beide schwiegen sich an. Doch dann schob er mit einem Finger einen Kinder-Riegel zu ihr, ohne sie anzusehen. Daraufhin starrte Lzzy ihn an. Er lächelt nur: "Jay, na ja eigentlich James. Aber alle nennen mich Jay!"
Sie sah auf den Schokoriegel, wie konnte er wissen das sie die so gerne mag. Sie nahm den Riegel und sagte nur kurz:"Lzzy!" Jay grinste und nickte ihr zu. Sie konnte sehen das er ein Gespräch anfangen wollte: "Nett dich kennenzulernen, außerdem ist Lzzy besser als Lonesome Raider!" Lzzy verschluckte sich an ihrem Kaffee und sah Jay an, den das sichtlich amüsierte. "Bitte was?" Jay grinst sie verschmitzt an, er hatte die Vermutung, dass sie das nicht mitbekommen hätte. Der Buschfunk auf der Arbeit, ging an manchen vorbei, doch Jay bekam meist alles mit: "Ach, gib nichts darauf. Das ist dein Spitzname hier, da du dich so zurückgezogen verhältst."
Er beobachtete sie, während sie den Riegel weg inhalierte. Erneut musste er grinsen, als er sie beobachtet, wie sie sich über den Riegel her machte. "Wenn wir die nächste Pause zusammen haben, bringe ich ein Ü-Ei mit, vielleicht lachst du dann mal." Lzzy schob gerade den letzten Rest des Riegels in den Mund, sah ihn nach dem Satz verdutzt und mit großen Augen an. Jay beobachtete das und konnte sich nicht mehr halten vor Lachen: "Ein Bild für die Götter!"
Lzzy fiel mit ein, dabei stellte sie fest, wie gut es ihr tat. Das erste Mal seit langem, fiel die ganze Last von ihr ab. Für einen Moment war die Verbitterung und die Kälte verschwunden. Doch dann stand Jay auf, seine Pause war zu Ende: "Morgen um die gleiche Zeit?" Lzzy musste lächeln und nickte dann nur.
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So begann ihre Freundschaft, die durch die ersten Frühstücks-Dates begann. Später mussten sie lachen, wenn andere Kollegen den Pausenraum betraten und sie skeptisch ansahen. Die Kollegen hatten nicht erwartet, dass gerade Lzzy und Jay beiden zusammen Pause machten. Als sie sie dann sogar lachen hörten, fielen sie total vom Glauben ab.
Lzzy spürte, wie gut ihr das tat. Das Ewige, nichts an sich ran lassen, um nicht verletzt zu werden, beschütze sie zwar davor. Aber war es das wert?
Sie mochte Jay, als er ihr von den komischen Dingen erzählte. Begann sie nachzuforschen.
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