Kapitel 9
Franz Justin Walker
„Wir hören voneinander Franz Justin. Ich habe mich gefreut, dich wiederzusehen." „ Ich selbst habe mich auch gefreut." Kurz nachdem ich das Taxi verlassen habe, braust dieses mit samt Vater davon.
Es fühlt sich gut an, wieder hier zu sein. Es wurde langsam langweilig in Hamburg. Lauwarmer Wind weht durch meine schwarzen Locken. Für einen kurzen Moment genieße ich die einsame Stille. Die einsame Stille wird jedoch durch mein vor Aufregung klopfendes Herz gestört. Zielstrebig gehe ich auf die Tür des Internats zu.
Ob Charlie sich auch so sehr freut, mich wiederzusehen? Ob Stella sich noch an mich erinnern würde? Ein Gefühl der Freiheit nimmt in meinem Körper Platz. Ich bin glücklich, denn nun verstehe ich mich gut mit meinem Vater und mit meiner Mutter. Damit will ich nicht deuten, dass ich mich früher mit beiden miserabel verstanden habe.
Außerdem beginnt ein neuer Abschnitt für mich, und zwar das zweite Halbjahr in der 10. Klasse. Ich frage mich, was alles so passiert ist, seitdem ich weg war. Denn ich bin für eine Woche in Hamburg bei meinem Vater gewesen und in einer Woche kann ziemlich viel passieren. Kurz darauf bleibe ich vor der Tür des Internats stehen.
Anschließend werfe ich einen Blick auf meiner grauen, eleganten Sportuhr. Diese Uhr schlägt 16:00 Uhr und der Monat, der angezeigt wird, ist Februar. Mit beiden Händen fasse ich das Holz der Tür an. Die Tür fühlt sich rissig und kalt zugleich an. Bevor ich mit meinen Händen die Tür weiter durchforsten kann, wird sie mir auch schon geöffnet. Abgeschreckt von dem unerwarteten Geschehen, taumele ich einige Schritte nach hinten. Denn ich habe nicht erwartet, dass mir die Tür aufgemacht wird.
„ Hey, schöne Fremde, mit dir habe ich überhaupt nicht gerechnet." Etwas verunsichert gehe ich einige Schritte weiter hinein. Die warme Raumtemperatur empfängt mich wie eine Umarmung.
„ Wer bist du?" Sie mustert mich mit einem neugierigen Blick. Erinnert sie sich denn nicht mehr an mich? Das kann nicht sein. Ich reiche die Hand zur Begrüßung. „ Du bist dir sicher, dass du dich nicht mehr an mich erinnerst?" „ Sorry, aber ich merke nicht alles, was mir für einen kurzen Moment begegnet." „ Dann fangen wir eben wieder von vorne an, schöne Fremde. Ich bin Franz Justin Walker, außerdem kann ich mich noch an deinen Namen erinnern. Du heißt Stella, stimmt's?" Ich kratze mich am Hinterkopf, während ich geduldig auf ihre Antwort abwarte. Ihre Augen beginnen zu zucken, bis sie sich mit ihrer Hand ärgerlich gegen die Stirn schlägt.
„ Wie konnte ich nur so vergesslich sein? Natürlich erinnere ich mich an dich. Du bist doch der Junge gewesen, der neben Frau Walker auf dem Flughafen stand, richtig?" Erleichtert atme ich aus. „ Ja, der war ich. Wir haben uns kurz unterhalten. Ich frage mich, wieso ich nicht nach deiner Handynummer gefragt habe." Verärgert über mich selber, schüttele ich den Kopf. Stella zieht ihr Handy aus ihrer Handtasche heraus. Was jetzt aus Ihrem süßlichen Mund kommt, lässt meine Augen wie Sterne funkeln.
„ Dann können wir das doch nachholen." Sie schaltet ihr Handy an. „ Also, wie lautet deine Handynummer?" Ebenfalls hole ich mein Handy aus meiner Jackentasche. Kurz darauf haben wir auch schon unsere Nummern ausgetauscht.
„ Ich schreibe dir", sagt Stella, während sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht verschwindet. Verträumt schaue ich ihr hinterher.
Stella Wittmann
Freudig Tippe ich ihm eine eine Nachricht und lege das Handy bei Seite bevor ich runter in die Kantine zum Abendessen gehe.
Später, als ich abends im Bett liege, starre ich nur an die Decke. Es ergibt keinen Sinn für mich eine passende Schlafposition
zu suchen. Es kreisen zu viele Gedanken von den letzten Ereignissen in meinem Kopf herum. Irgendwann höre ich ein kratzendes Geräusch an der Tür. Es hört sich so an, als würde jemand, mit einem Messer, verschiedene Muster auf die Tür zeichnen wollen.
Unbewusst fallen mir die Augen zu. Als ich sie wieder öffne, befinde ich mich im Wald. Der kalte Wind lässt die Zweige durch die Luft wiegen. Bräunliche Blätter verlieren ihr Gleichgewicht und fallen zu Boden.
„Tue es nicht, Stella. Gehe nicht tiefer in den Wald." Die Stimme Charlie's nehme ich in meinem pochendem Schädel wahr. Dennoch bin ich mir nicht ganz sicher, ob die Stimme, die zu mir spricht, wirklich zu ihm gehört.
Ist er nicht letztens gestorben? Ich schärfe meinen Blick. Vor mir steht ein Blut durchtränkter Mensch. Seine zitternde Hand, aus der rotes Blut tropft, bewegt sich langsam auf mich zu.
„Tue es nicht, Stella, gehe nicht weiter in den Wald. Wenn ich bis drei runterzähle, nimmst du die Beine in die Hand und verschwindest, und zwar dort, wo du hergekommen bist."
Die Stimme kommt mir unangenehm bekannt vor. Ich tippe mal darauf, dass es die Stimme von ihm ist. Es muss einfach seine sein. „Charlie ich..." Er unterbricht mich, in dem er anfängt, zu zählen.
„Eins, zwei, drei." Bei der drei versuche ich davonzulaufen, doch es geht nicht. Ich kann mich nicht vom Fleck bewegen. Bei der drei angekommen, rennt Charlie wie ein Wild gewordenes Tier auf mich zu. Ich schließe meine Augen und warte auf etwas. Doch dieses etwas passiert nicht. Stattdessen öffne ich verstört meine Augen, doch jetzt befinde ich mich mit rasendem Herzen im Bett, welches sich Schweiß nass anfühlt.
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