Mythen und Fakten
Hallo, meine Lieben :) Mit der neuen Woche geht auch ein brandneues Kapitel an den Start und ich hoffe, es zieht euch wieder in den unsterblichen Bann ;) Deshalb wünsche ich euch viel Spaß beim Weiterlesen und freue mich auf eure Meinungen. Wer ist euer Lieblingscharakter im Twilight-Universum? Lasst es mich gerne wissen ;) Bin gespannt.
Liebe Grüße,
eure Hela
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Mythen und Fakten
Die kalten trostlosen Mauern der Akademie machten seit jeher einen irgendwie schaurigen Eindruck auf mich. Seit dem ersten Tag vor ungefähr 6 Jahren, fühlte ich mich in der Schule für angehende Vampirjäger mächtig unwohl, zumal ich stets das Gefühl hatte, von einem unsichtbaren Schatten allzeit verfolgt zu werden. Alex bezeichnete die Akademie als unser neues Zuhause, für mich war es ein Vorort zur persönlichen Hölle, die erstmal über uns hereinbrechen würde, sobald wir unsere Ausbildung beendet hatten.
Seit dem Tod unserer Eltern befanden wir uns hier. Henry Caine hatte uns gefunden und aufgenommen, was Schottland zu unserer neuen Heimat gemacht und unser Schicksal als auserwählte Vampirjäger besiegelt hatte. Mitspracherecht hatten wir keins, denn mein Bruder war ohnehin durch seine Rachegedanken von dem Wunsch besessen, eines Tages die Vampire zu vernichten, die unsere Eltern getötet hatten und ich wurde schlichtweg einfach nicht gefragt.
Für gewöhnlich waren hauptsächlich Männer die bevorzugten Anwärter für die Ausbildung zu Vampirjägern, doch Alex und ich gehörten keineswegs zu denen, die ihre Fähigkeiten durch das Serum von Van Helsing erhielten. Wir waren von Geburt an damit gezeichnet gewesen, was wohl auch der Hauptgrund dafür war, dass auch ich Teil des Ordens werden würde. Ein paar andere Anwärterinnen gab es durchaus an der Akademie, doch mied ich deren Umlaufbahn großzügig, da sie meistens nichts Besseres zu tun hatten, als die durchtrainierten männlichen Jäger anzuschmachten, über das beste Jagdoutfit zu reden oder zu diskutieren, welche Frisur gerade angesagt war.
Im Grunde war ich eine Einzelgängerin und fühlte mich seit dem Tod meiner Eltern schrecklich allein. Man gab mir jeden Tag mehr das Gefühl, dass ich keine Kontrolle über mein eigenes Leben hatte und auch mein Bruder begann sich mehr und mehr in einen furchtlosen Jäger zu verwandeln, der nichts als Pflichtgefühl und Ehre im Sinn hatte. Gut, bis auf die Rache, die ihn tagtäglich zur Höchstleistung antrieb und zu einem der besten Schüler machte.
Henry war in den Augen von Alex wohl eine Art Vaterersatz geworden, doch ich konnte einfach kein Vertrauen zu dem Sohn des obersten Ratsvorsitzenden aufbauen. Mit seinen platinblonden Haaren, giftgrünen Augen und dem markanten Gesicht hatte er auf mich von Anfang an einen arroganten Eindruck gemacht, was durch seinen schleimigen Charakter auch nicht gerade milder gestimmt worden war. Er war wohl das, was man als perfekten Jäger bezeichnen würde, denn Henry Caine zeichneten vor allem seine Unerschrockenheit, Gnadenlosigkeit und enorme Stärke aus. Seine Blutlinie zählte zu den ersten Auserwählten, die durch das Serum von Van Helsing die Ehre erlangt hatten, zu Vampirjägern zu werden und diese hatten den Orden der Jäger im Laufe der Jahrzehnte revolutioniert.
Kämpfen oder sterben. Das waren der Grundsatz des Ordens und sozusagen das, was man in der typischen Menschenwelt wohl als Lebensmotto bezeichnen würde. Für Jäger gab es nichts, als den Kampf gegen das Böse und wenn man einen Vampir nicht besiegen konnte, wählte man den Tod. Denn nichts brachte mehr Ehre, als auf dem Schlachtfeld zu sterben oder einen Vampir erfolgreich zu besiegen. Meiner Meinung nach eine ziemlich altmodische Ansicht, doch so war nun einmal der Kodex der Jäger vor langer Zeit geschrieben worden.
Manch einer fragte sich wahrscheinlich, ob es nicht noch einen dritten Weg gab, doch für den Orden der Vampirjäger stand dies gar nicht erst zur Debatte. Kämpfen oder sterben. Das war ihr Metier und Van Helsing hatte im 19. Jahrhundert den Grundbaustein dafür gelegt, als er ein Serum geschaffen hatte, das auch künftige Generationen von potentiellen Jägern prägen sollte. Bis heute gilt er als Legende und alle verehrten Van Helsing, der unser aller Ursprung war und somit ein unsterbliches Phänomen ins Leben gerufen hatte.
Seit ich mit 10 Jahren an die Akademie gekommen war, bestand mein Leben aus Mythen und Fakten, die es zu trennen galt und welche dennoch einen gewissen Zusammenhang besaßen. Es wirkte enorm eintönig und ich fragte mich, ob sich das jemals ändern würde. Würde mein Leben denn jemals mehr sein, als eine Vorherbestimmung und regelrechte Verdammnis dazu, eine Jägerin zu sein, die Vampire jagen und erbarmungslos vernichten würde?
Die normalen Menschen verbrachten ihr Leben nicht damit, harte Trainingsstunden zu durchleben, Legenden über Vampire und andere mystische Kreaturen als ihre Wahrheit zu erachten und einen tagtäglichen Kampf gegen das Böse zu führen. Und manchmal wünschte ich mir, genauso sein zu können wie sie. Ahnungslos, unbeschwert und von dem endlosen Schatten befreit, der mich jeden Tag ein Stück weiter erdrückte.
Mensch oder Jäger? Wenn ich die Wahl hätte, würde ich zweifellos das Leben eines Menschen bevorzugen, denn etwas anderes als diese beiden Möglichkeiten gab es nicht. Vampire waren, obwohl sie es nicht sein sollten, in meinen Augen auch irgendwie faszinierend und dennoch würden sie nie etwas anderes sein können, als meine Feinde. Denn es war mir so vorherbestimmt und Jäger konnten Vampire entweder vernichten oder durch sie den Tod finden. Sei es im Kampf oder durch einen Biss, der einen normalen Menschen zu Ihresgleichen machte, für einen Jäger jedoch tödlich war. Vampirgift war das Todesurteil für einen Jäger und brachte über Menschen die unsterbliche Verdammnis.
All das waren nicht nur Mythen, sondern Fakten und diese bekam ich jeden einzelnen Tag erneut eingetrichtert, damit ich sie auch ja nie wieder vergessen würde. Und obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass man seinem Schicksal nicht entfliehen konnte, so gab ich dennoch insgeheim die Hoffnung nicht auf. Die Hoffnung darauf, meinen Platz in der Welt eines Tages zu finden und doch noch glücklich werden zu können.
Als ich einige Stunden nach dem Streit mit Alex zurückkehrte, fühlte ich mich ein wenig besser. Zwar hatte sich mein innerer Konflikt keineswegs in Luft aufgelöst, aber zumindest war ich nicht mehr so enorm wütend, dass ich Alex am liebsten an den Kragen springen wollte. Ich würde wohl nochmal das Gespräch mit ihm suchen müssen, um unseren Konflikt endlich beilegen zu können. Immerhin war er trotz allem noch mein Bruder und ich wollte eine vernünftige Lösung für das Problem finden. Denn es lag nicht in meiner Natur, ewig Groll gegen jemanden zu hegen und schon gar nicht gegen Alex.
Nachdem ich das Auto wieder in der Garage abgestellt hatte, wollte ich gerade ins Haus zurückgehen, als mein Blick zufällig auf das Haus der Swans fiel. Charlie kam gerade heraus und wirkte ziemlich zerstreut, weshalb ich mich dazu entschloss, nach dem Rechten zu sehen. Ich überquerte kurzer Hand die Straße und ging auf den Polizeichef zu, dem ich die Sorgenmiene schon von Weitem ansehen konnte.
,,Chief Swan! Ist alles in Ordnung?"
Charlie zuckte zusammen, als hätte ich ihn aus einer Trance gerissen. ,,Oh, Miss Hastings. Ich habe Sie gar nicht kommen sehen."
,,Ist mir nicht entgangen. Was ist denn los?"
,,Gerade ging eine neue Meldung von einem weiteren Tierangriff ein. Ich werde mir das wohl ansehen müssen, aber man wollte mir nicht sagen, um wen es sich bei dem Opfer handelt. Das kann nur bedeuten, dass die Sache ziemlich ernst ist.", erwiderte Charlie und ich wurde nachdenklich.
,,Hm. Klingt wirklich beunruhigend."
Jeder andere wäre nun vermutlich einfach ins Haus zurückgekehrt, nachdem er dem Polizeichef viel Erfolg für die Ermittlungen gewünscht hatte. Doch mein Gefühl sagte mir, dass mehr hinter der Sache steckte und wozu hatte man mich in Schottland hervorragend für solche Situationen ausgebildet, wenn ich das nicht ausnutzen würde?
,,Chief Swan, ich war vor 2 Jahren Assistentin bei der Polizei in Schottland und dort hatten wir es auch mit zahlreichen Tierangriffen auf Menschen zu tun. Wenn Sie möchten, kann ich Sie begleiten und mir das ebenfalls mal ansehen. Möglicherweise bringt uns das weiter und wir können das betreffende Tier schneller aufspüren.", schlug ich ihm vor und zu meiner Überraschung, schien Charlie von dieser Idee sofort angetan zu sein.
,,Wenn es Ihnen keine zu großen Umstände macht."
Ich winkte ab. ,,Keineswegs. Immerhin lebe ich jetzt auch in dieser Stadt und die sollte für ihre Einwohner doch sicher sein."
,,Meine Rede. Fahren wir."
Charlie Swan winkte mich zu seinem Polizeiwagen und ich setzte mich auf den Beifahrersitz, als er auch schon losfuhr. Neugier und Anspannung durchfluteten mich, als wir uns auf den Weg zum Tatort machten und hoffte inständig, dass sich meine Befürchtungen nicht bewahrheiteten.
Dass es in Amerika hin und wieder zu Tierangriffen kam, war zwar nicht ungewöhnlich, aber so nahe an einer Stadt kam mir doch sehr verdächtig vor. Irgendwas stimmte an der ganzen Sache nicht und ich wollte wenigstens sichergehen, dass kein mystisches Wesen hinter alldem steckte. Dafür würde ich mir aber einen Überblick bezüglich der Lage verschaffen müssen und das ging nur, indem ich mich mitten ins Geschehen begab. Und was wäre dafür besser geeignet, als der Tatort, wo sich das Verbrechen ereignet hatte?
Dieser befand sich auf einem verlassenen Industriegelände, wo man schon alles mit Absperrband gesichert hatte und überall liefen Polizisten herum, was mir schon fast den Eindruck gab, dass ich mich live in einer amerikanischen Krimiserie befand und zu einer der Hauptdarstellerin mutiert war.
Doch das hier war keine Serie oder Krimi-Fantasyroman, sondern die Realität und in dieser betraten Chief Charlie Swan und ich gemeinsam den Tatort, wo uns bereits ein Polizist erwartete und fast umkam vor Erleichterung, als er Charlie erspähte und umgehend auf uns zu eilte.
,,Chief Swan! Da sind Sie ja endlich. Ich fürchte, die ganze Sache gerät langsam außer Kontrolle. Die Opfer sind regelrecht zerfetzt und ich habe so etwas noch nie gesehen. Wer sind Sie zum Teufel?"
Die letzte Bemerkung galt mir, weshalb ich den Mann etwas ungläubig anstarrte, da mir seine Wortwahl etwas respektlos erschien. Doch Charlie meisterte die Situation äußerst souverän, indem er seinem Kameraden auf die Schulter klopfte und in meine Richtung deutete.
,,Das ist Alena Hastings. Expertin für derartige Tierangriffe und wenn wir Glück haben, kann sie uns dabei helfen, die Lage zu entschärfen."
Wow. Das funktionierte ja besser, als ich gedacht hatte. Bei einigen Missionen in der Vergangenheit hatten Alex und ich deutlich mehr Schwierigkeiten gehabt, uns in die Ermittlungen der zuständigen Polizei zu bringen. Hier lief bis jetzt alles glatt und ich hoffte dennoch, dass ich mich hier gerade umsonst als Expertin für gefährliche Tierangriffe ausgegeben hatte.
Charlie setzte sich wieder in Bewegung, weshalb ich mich an seine Fersen heftete und bemühte, dabei möglichst autoritär und professionell aufzutreten. Das würde es mir einfacher machen, glaubwürdig zu erscheinen und Charlie marschierte nun direkt auf den Fundort der Leiche zu. Oder besser gesagt den Leichen, denn es waren wohl mehrere Opfer und die Tatsache, dass der Polizist von eben erwähnt hatte, dass sie zerfetzt worden seien, sollte uns einen Vorgeschmack auf das geben, was uns erwartete.
Es war ein Szenario, wie ich es nur selten in meinem Beruf als Jägerin erlebt hatte und zerfetzt traf den Zustand der Opfer ziemlich genau, da mehrere Leichentücher an verschiedenen Stellen lagen, was mich schlussfolgern ließ, dass die Gliedmaßen überall verteilt waren. Es war ein schreckliches Bild, das sich mir darbot und ich würde es sicher nicht so schnell vergessen zu können.
Nichtsdestotrotz musste ich jetzt konzentriert bleiben und als Charlie mit dem zuständigen Leiter sprach, machte ich mich daran, unter den Leichentüchern nach den Köpfen der Opfer zu suchen. Insgesamt mussten es drei Menschen sein, die getötet worden waren und endlich fand ich einen Kopf, der zu einem jungen Mann gehört hatte, unter einem der Leichentücher. Bei dem Anblick verzog ich ein wenig das Gesicht und richtete meine Aufmerksamkeit nun auf den Hals des Opfers, der von den Schultern abgetrennt worden war. Und ich wurde fündig, als ich die kleinen Überreste einer halbmondförmigen Bissform entdeckte, deren unterer Teil jedoch fehlte. Für jeden anderen würde es als Tierbiss anerkennt werden, doch ich kannte die Wahrheit und deshalb ließ ich das Leichentuch wieder sinken, ehe ich mich erhob. Einen Blick auf die weiteren Körperteile sparte ich mir, da ich bereits wusste, wie sie aussehen würden. Unendlich blass, ohne Blut im Körper und mit weiteren Bisswunden.
Mein Verdacht bestätigte sich also, was meinen ganzen Körper unter Anspannung setzte, denn ich musste mir jetzt überlegen, was für eine Information ich an Charlie Swan weitergab. Dass es sich bei dem Übeltäter um Vampire handelte, konnte ich ihm ja schlecht sagen und im Grunde fiel es jetzt in meinen Aufgabenbereich, die Ermittlungen fortzuführen. Nur würde das zu viel Misstrauen erwecken und deshalb entschied ich mich dazu, auf die klassische Methode zu setzen. Und das gerade rechtzeitig, da Charlie auch schon auf mich zukam und mich erwartungsvoll musterte. In seinen dunklen Augen erkannte ich einen deutlichen Hoffnungsschimmer und er stemmte die Hände in die Hüften, ehe er mich ins Kreuzverhör nahm.
,,Und, schon was gefunden?"
Ich seufzte ergeben. ,,In der Tat. Aufgrund der Vorgehensweise und der zerfetzten Körperteile, muss es ein ziemlich großes und starkes Tier gewesen sein. Ich bin mir nicht 100%tig sicher, aber ein Bär oder Wölfe sind meiner Meinung nach am Wahrscheinlichsten. Und aufgrund der vielen Wälder hier, gar nicht mal so abwegig."
,,Ist mir aber neu, dass die Tiere sich so weit an die Stadt heranwagen."
,,Das kommt schon mal vor, wenn sie nicht genug Nahrung in ihrem Lebensraum finden oder sich zu weit davon entfernen. Auf jeden Fall sollten Sie die Menschen warnen, nicht zu nah an die Wälder zu gehen, bis das verantwortliche Tier gefunden worden ist.", sagte ich und Charlie nickte.
,,Dem stimme ich zu. Ich werde umgehend mit meinen Kollegen sprechen und alle darüber in Kenntnis setzen. Je eher wir das Tier finden, desto besser."
Ich sollte Erleichterung verspüren, dass Charlie Swan mir die Story so leicht abkaufte und somit tatsächlich weiter an der Version des Tierangriffes festhielt. Doch im Grunde wurde die Lage für mich somit erst richtig ernst, denn es bedeutete zweifellos, dass Vampire in der der Stadt waren. In genau der Stadt, die ich für meinen Neuanfang auserkoren hatte und das brachte mich mächtig in die Bredouille.
Zweifellos würde ich eine Entscheidung darüber treffen müssen, wie ich jetzt weiter vorging und das würde nicht einfach werden, da es vieles zu beachten galt. Vielleicht sollte ich Rücksprache mit meinem Bruder halten, insofern er bereit war, nach unserer Auseinandersetzung überhaupt noch mit mir zu sprechen.
Charlie, der gerade etwas in seinen Funk gesagt hatte, wandte sich nun wieder an mich, wodurch meine Gedankengänge unterbrochen wurden. ,,Also, ich muss zurück zur Wache und dort alles in die Wege leiten. Soll ich Sie vorher nach Hause bringen, Alena?"
Ich winkte ab. ,,Nein, danke. Kümmern Sie sich besser darum, dass alle so schnell wie möglich gewarnt werden. Ich komme schon irgendwie zurück."
,,Ganz sicher?", hakte er nach und ich nickte.
,,Ja, keine Sorge. Ich kann auf mich aufpassen."
Obwohl Charlie noch immer zögerte, was ich ihm anhand seines Gesichtsausdrucks ansehen konnte, gab er schließlich nach und kehrte dann zu seinem Wagen zurück, während ich noch einmal einen Blick auf die Opfer warf. Es würde erst der Anfang sein, soviel war sicher und ich hoffte, dass ich schnell eine Lösung für dieses Problem finden würde. Doch zuerst musste ich nach Hause kommen und fragte mich, wie ich das bewerkstelligen sollte.
Das Auto von Elysia stand in der Garage und meine Tante wollte ich so kurz nach ihrem Schwächeanfall nun wirklich nicht loshetzen, um mich jetzt abzuholen. Mein Bruder würde einen Anruf aus Trotz ignorieren, weil seine Sturheit größer als sein Drang zur Vergebung war und von Bella hatte ich die Nummer nicht. Ich griff in meine Jackentasche, um mein Handy rauszusuchen, als ich noch etwas anderes darin vorfand. Und als ich es hervorzog, staunte ich nicht schlecht darüber, dass ich offenbar noch immer die Visitenkarte von Dr. Cullen mit mir herumtrug.
Unwiderruflich hatte ich den blonden Arzt wieder vor Augen, der mir nach wie vor im Gedächtnis geblieben war. Warum auch immer, hatte ich ihm vom ersten Moment an vertraut und er übte eine ungemein außergewöhnliche Faszination auf mich aus. Denn er besaß ein hohes Maß an Güte, Freundlichkeit und wirkte auf einen enorm selbstlos. Ob es daran lag, dass er ein Arzt war oder es von Anfang an Teil seines Charakters gewesen war, wusste ich zwar nicht, aber trug es sehr stark dazu bei, dass ich mich nach wie vor zu ihm hingezogen fühlte.
Kurz spielte ich mit dem Gedanken, ihn einfach anzurufen, doch den verwarf ich sogleich wieder. Nein, das konnte ich nicht machen. Ich war Carlisle Cullen erst einmal begegnet und das würde wirklich zu weit gehen. Immerhin war er der Arzt meiner Tante und kein Taxiunternehmen, das durfte ich nun wirklich nicht in Erwägung ziehen. Deshalb steckte ich die Visitenkarte wieder ein und entschloss mich einfach, zu Fuß in die Stadt zu gehen und dort nach einer Möglichkeit zu suchen, irgendwie nach Hause zu kommen. Dann hätte ich unterwegs zudem noch die Möglichkeit, um über ein paar Dinge nachzudenken und vor allem darüber, wie ich die Vampire unschädlich machen konnte, die für dieses Massaker hier verantwortlich waren. Als ich mein Handy gerade einstecken wollte, ging auf einmal eine Nachricht ein und ich konnte nicht fassen, was ich las, als ich die SMS von meinem Bruder öffnete.
Henry hat mir neuen Auftrag erteilt, der mich nach Chicago führt.
Werde für einige Tage unterwegs sein.
Wir reden, wenn ich zurück bin.
Alex
Brummend steckte ich mein Handy weg, ohne eine Antwort zu verschicken. Mein Bruder zog also mal wieder los, weil Henry ihm das aufgetragen hatte und begab sich auf eine riskante Vampirjagd. Ich sollte zwar froh sein, dass er mich überhaupt darüber in Kenntnis gesetzt hatte und mich somit zu Hause keine böse Überraschung erwartete, doch fröhlich stimmen tat mich seine Entscheidung ganz sicher nicht.
Deshalb verbot ich mir jeglichen Gedanken an Alex und trat stattdessen meinen „Spaziergang" Richtung Heimat an. Und noch während ich durch die dunklen Gassen von Forks ging, wurde ich das intensive Gefühl nicht los, dass ich aus der Ferne beobachtet wurde.
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