Hallo, Bella Swan!
Hallo, meine Lieben :) So, da ich Urlaub habe, konnte ich schon mal etwas schreiben und deshalb geht es zur Überraschung heute schon einmal weiter. Bin gespannt, was ihr zum neuen Kapitel sagt und wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen. Habt ein schönes Wochenende ;) Montag gibt es dann das nächste Update!
Liebe Grüße,
eure Hela
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Hallo, Bella Swan!
Ein paar Tage später glaubte ich manchmal immer noch, dass mein Umzug nach Forks ein Traum war, aus dem ich jederzeit erwachen würde. Doch es war die Realität und mit jedem weiteren Tag fühlte ich mich wohler hier, da in Forks immerhin keine Vampirjagd auf mich wartete. Hier würde man mich nicht auf eine düstere Mission schicken, bei der ich mich ins Gefecht gegen einen bissigen Vampir werfen musste und auch das harte Training vermisste ich keine Sekunde.
Als Alex und ich damals unsere Ausbildung begonnen hatten, war in meinem Bruder ein regelrechtes Jagdfieber entfacht worden und all die Jahre hatte er alles dafür getan, um ein herausragender Jäger zu werden und mich hatte er mehr oder weniger mit reingezogen. Viel zu oft hatte mir auf der Zunge gelegen, dass mir das Leben als Jägerin nicht zusagte, doch aus Rücksicht auf meinen Bruder hatte ich geschwiegen und mich meinem Schicksal gefügt. Immerhin war er zu diesem Zeitpunkt das einzige verbliebene Mitglied meiner Familie gewesen und ich hatte ihn nicht auch noch verlieren wollen. Zumal wir durch Henry erfahren hatten, dass unsere Eltern ebenfalls exzellente Vampirjäger gewesen waren.
Henry Caine. Er war gewissermaßen der Leiter unserer Akademie und ein hoch angesehenes Mitglied des Rates, der seinen Hauptsitz in Schottland hatte, wo sich auch die Akademie befand. Für jeden Außenstehenden war es ein Internat renommierter Schüler, die eine glanzvolle Zukunft vor sich hatten, doch hinter den Mauern bestand der Alltag aus Kampftraining, historischem Unterricht und der Vorbereitung auf ein Leben als Vampirjäger.
Alex war Henry bis heute dankbar, dass er uns mit sich genommen und dadurch vor einem Aufenthalt im Waisenhaus bewahrt hatte. Natürlich war ich ebenfalls froh gewesen, dass Alex und ich auf diese Weise zusammen bleiben konnten, doch was mich in Schottland erwartet hatte, damit hätte ich niemals gerechnet und auch heute erinnerte ich mich nur zu gut an die Anfangszeit, in der ich mich mit allen Mitteln versucht hatte unsichtbar zu machen.
Mein Bruder hatte viele gute Freunde in der Akademie gefunden, wohingegen man mich eher als die stille Einzelgängerin bezeichnen konnte. Es lag keineswegs daran, dass die anderen Schüler und Schülerinnen nicht nett gewesen wären, denn einige waren es durchaus, doch ich hatte mich immer fehl am Platz gefühlt und für mich war die Akademie niemals sowas wie ein Zuhause gewesen. Manchmal fragte ich mich noch immer, ob irgendwas nicht mit mir stimmte, weil ich so dachte oder ob ich einfach zu unwillig war, diesen Teil meines Lebens zu akzeptieren.
Gedankenverloren zog ich mir meine dunkle Bluse über das schwarze Top und betrachtete mich im Spiegel, der neben meinem Kleiderschrank stand. Meine dunkelbraunen Haare reichten bis zur Brust und fielen in offenen Wellen über meine Schultern. Meine sonst so ausdruckslosen blauen Augen besaßen seit meiner Ankunft hier ein außergewöhnliches Funkeln und mit meinen 21 Jahren schien ich zum ersten Mal so richtig aufzuleben. Meine Mutter, Jolina Hastins, hatte mich schon damals als wunderschön bezeichnet und obwohl ich dieses Kompliment schon öfters gehört hatte, so kam ich mir dennoch recht durchschnittlich vor. Meine Figur war schlank und wirkte auf manche ein wenig zierlich, doch besaß ich durch das Training mehr Power als man mir zutrauen würde und selbst Alex, der einen guten Kopf größer als ich war, hatte ich schon mal überwältigt. Gut, das war ein einziges Mal gewesen, aber für mich zählte das bis heute als legendärer Erfolg in der Ausbildung.
Zufrieden mit meinem heutigen Erscheinungsbild, ging ich aus dem Zimmer und lief die Treppe nach unten. Es war 10 Uhr am Morgen und ich freute mich darauf, einen neuen Tag als gewöhnlicher Mensch erleben zu können, ohne dass ich mich auf eine neue Jagd gefasst machen musste. Ich hörte meine Tante in der Küche summen, was mich schmunzeln ließ und dennoch wurde ich von einer unschönen Tatsache eingeholt.
Tante Elysia wusste nichts von dem, was Alex und ich waren, weshalb wir beschlossen hatten, dass dies auch so blieb. Die offizielle Version war, dass wir seit jeher in einem Internat für Waisenkinder gelebt hatten und obwohl ich wusste, dass es besser war, so fühlte ich mich irgendwie auch schuldig, dass ich Elysia diesbezüglich anlügen musste. Aber ich hielt mich an die Spielregeln von Alex, denn es wäre verheerend, den Frieden aufs Spiel zu setzen, sollte ich es nicht tun. Zumal Alex manchmal wirklich unausstehlich werden konnte, wenn er seinen Willen nicht bekam.
Energisch schüttelte ich die trübseligen Gedanken fort, denn ich wollte mich davon nicht beirren lassen. Vielleicht würde es ja sogar dazu beitragen, dass wir die Vergangenheit endgültig hinter uns lassen konnten, wenn sie nur lange genug in den Hintergrund gerückt wurde.
,,Guten Morgen.", begrüßte ich Elysia, als ich die Küche betrat und meine Tante drehte sich gut gelaunt zu mir herum.
,,Morgen, Schätzchen. Gut geschlafen?"
Ich nickte eifrig. ,,Fabelhaft. Wie jede Nacht, seit ich hier bin."
Elysia war sichtlich erfreut darüber und schob mir den Korb samt Brötchen und Croissants rüber, von denen ich mich gleich ein frisches Croissant schnappte. Ich lehnte mich an die Arbeitsfläche und verputzte das Hörnchen, als mir die Abwesenheit meines Bruders auffiel.
,,Schläft Alex noch?"
,,Nein. Er ist schon früh los. Wollte irgendwas erledigen und hat gesagt, er ist am frühen Abend wieder zurück.", erwiderte Elysia und ich runzelte leicht irritiert die Stirn.
Was hatte mein Bruder in Forks denn bitte zu erledigen? Wir kannten hier noch niemanden und bisher hatte mein Bruder sich eher im Zimmer verschanzt und uns mit Ignoranz gestraft. Das war typisch für ihn, wenn er schmollte und es würde sicher noch eine Weile anhalten, bis sich seine Laune irgendwann besserte. Zumindest hoffte ich, dass dies bald eintrat. Es war seine Art mir zu zeigen, was er von unserem Umzug nach Forks hielt und er versuchte sicher, mich somit zur Rückkehr nach Schottland zu bewegen. Nur würde ich diesmal nicht nachgeben und war fest entschlossen, diesem verregneten Städtchen eine Chance zu geben, das sicher noch viel zu bieten hatte, wenn man es erstmal besser kennenlernte.
,,Und, was hast du heute so vor?", riss Elysia mich aus den Gedanken und das brachte mich zurück zu dem Entschluss, den ich gestern Abend gefasst hatte.
,,Oh, ich wollte dich fragen, ob es hier in der Nähe ein Schreibewarengeschäft gibt. Ich wollte mir neue Sache fürs Zeichnen besorgen."
,,Du zeichnest?"
Elysia sah mich erstaunt an und ich verzog leicht zerknirscht das Gesicht.
,,Nun, früher habe ich sehr viel gezeichnet, aber nach dem Tod unserer Eltern...habe ich irgendwie meine Motivation verloren. Aber seit ich hier bin, habe ich wieder Lust darauf bekommen und wollte mal sehen, ob ich was zu Papier bringen kann."
,,Das ist eine tolle Idee. Ich suche dir gleich mal die Adresse raus. Es gibt ein kleines Schreibwarengeschäft, da könntest du vielleicht Glück haben."
Ehe ich mich versah, verschwand Elysia ins Wohnzimmer und ich konnte meine Vorfreude kaum bändigen, nach so langer Zeit wieder meinem Hobby nachzugehen. In der Akademie hatte ich gar keine Zeit dafür aufbringen können und mein Bruder hätte es sicher als Zeitverschwendung erachtet, da es für ihn ja nichts Wichtigeres als das Training gegeben hatte. Es kam mir manchmal echt so vor, als hätte mein Bruder seit dem Tod unserer Eltern damals ausschließlich für die Jagd gelebt und ich bedauerte es, dass unser Verhältnis so abgestumpft und distanziert geworden war.
Elysia kehrte zurück und reichte mir einen kleinen Zettel, den ich entgegennahm und kurz betrachtete.
,,Das ist direkt in der Stadt, oder?"
,,Ja. Schräg gegenüber von dem Diner. Du kannst es eigentlich nicht verfehlen.", bestätigte meine Tante, woraufhin ich seufzte.
,,Tja, dann muss ich wohl warten, bis mein Bruder zurück ist. Denn der hat unseren Wagen."
,,Warum? Du kannst meinen nehmen.", schlug Elysia vor.
,,Wirklich?"
,,Sicher. Er steht in der Garage und ich brauche ihn ohnehin nicht sehr oft. Da wird er wenigstens mal ausgefahren."
Sie schenkte mir ein Grinsen und ich freute mich so riesig darüber, dass ich am liebsten sofort aufbrechen würde. Das schien Elysia keineswegs zu entgehen, denn sie nahm die Schlüssel vom Haken und warf sie mir zu, während sie mir zuzwinkerte und auf die Tür deutete.
,,Na, dann. Ab mit dir. Die Ladenbesitzer von Forks freuen sich jedes Mal über neue Gesichter und lass dir bloß keine Geschichten über alte Legenden aufschwatzen. Darin sind die Leute hier Weltmeister."
Als ich wenig später von meinem erfolgreichen Einkaufsbummel zurückkehrte, musste ich gestehen, dass meine Tante zweifellos recht gehabt hatte. Die ältere Dame, welche das Schreibwarengeschäft betrieb, war hoch erfreut darüber gewesen, eine neue Kundin begrüßen zu dürfen und ich hatte auf den ersten Blick erkannt, dass sie wohl Teil des indianischen Volkes sein musste. Zumindest waren ihr brauner Teint und das lange pechschwarze Haare, welches von grauen Strähnen durchzogen gewesen war, Beweis genug dafür gewesen. Und spätestens, als sie in der Tat angefangen hatte, mir ihre kleine Sammlung von Büchern, welche alte Legenden beinhalteten, schmackhaft machen zu wollen, war mir bewusst geworden, dass meine Tante nicht untertrieben hatte.
In Forks schien man das mit alten Legenden sehr ernst zu nehmen, was mich ein wenig amüsierte, da ich das an diesem Ort überhaupt nicht erwartet hatte. Aber die Stadt überraschte mich eben noch immer und ich kehrte mit großem Enthusiasmus nach Hause zurück.
Einmal mehr war ich froh darüber, dass unsere Eltern Alex und mir genug hinterlassen hatten, dass jeder von uns sich praktisch sein eigenes Leben aufbauen könnte. An Geld hatte es uns noch nie gemangelt, was ohne Zweifel auch an der Arbeit als Vampirjäger gelegen hatte, denn der Rat verschaffte einem ein ausgesprochen gutes Leben, da man ja jeden Tag praktisch sein Leben riskierte, wenn man Jagd auf Vampire machte. Das musste, laut den Ratsmitgliedern, entsprechend entlohnt werden.
Zwar war mir Geld nie wichtig gewesen, aber ich war dennoch froh, dass ich Elysia somit nicht auf der Tasche lag und ihr Auto, ein pechschwarzer Audi, ließ mich schlussfolgern, dass auch Onkel John definitiv genug Geld angehäuft haben musste. Da war es schon irgendwie verwunderlich, dass meine Tante so abgeschieden lebte.
Ich stellte das Auto wieder in der Garage ab und schloss das Tor, ehe ich den Schlüssel heraus kramte. Dabei fiel mein Blick zufällig auf das Haus schräg gegenüber, wo gerade ein junges Mädchen aus ihrem orange-farbenden Truck stieg. Dabei fielen ihr jedoch die beiden Einkaufstüten runter und da es wieder anfing zu regnen, entschloss ich mich kurzer Hand dazu, ihr zu helfen.
Schnell eilte ich über die Straße, nachdem ich meinen Beutel geschultert hatte, und ging neben ihr in die Hocke, um dabei zu helfen, die Einkäufe aufzusammeln. Dabei sah das junge Mädchen verdutzt auf und ich reichte ihr das eingepackte Brot, welches sie zögerlich entgegennahm.
,,Ähm, danke."
,,Gern geschehen.", sagte ich und wir beide richteten uns auf, nachdem wir alles erfolgreich aufgesammelt hatten. ,,Sieht aus, als wären wir jetzt Nachbarn."
,,Ja, schätze schon."
Das Mädchen wirkte enorm zurückhaltend und war wohl eher eine ruhige Persönlichkeit, was ich ihr gleich auf den ersten Blick ansehen konnte. Ihre Augen hatten die Farbe von Vollmilchschokolade und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass wir gute Freundinnen werden könnten, denn sie war mir augenblicklich sympathisch. Und das, obwohl wir nur ein paar Worte miteinander gewechselt hatten.
Ich wollte gerade noch etwas sagen, als sich auf einmal die Haustür öffnete und ein schwarzhaariger Mann in Polizeiuniform herauskam. Er ging die kleine Treppe herunter und kam auf uns zu, wobei er mich mit einem überraschten Gesichtsausdruck betrachtete.
,,Oh, hallo. Ich wusste gar nicht, dass du heute Besuch hast.", sagte er an das junge Mädchen gewandt, welches ohne Zweifel seine Tochter sein musste.
,,Hab ich auch gar nicht. Sie hat mir gerade nur mit den Einkäufen geholfen, Dad."
,,Das ist aber nett.", erwiderte der Mann und ich zuckte mit den Schultern.
,,Naja, in einer guten Nachbarschaft sollte man immer eine helfende Hand vorweisen können. Zusammenhalt ist wichtig."
Der Mann nickte anerkennend und seine Tochter rang sich zu einem schüchternen Lächeln durch. Sie hatte die gleichen dunkelbraunen Haare wie ich und ihr blasser Teint ließ sie beinahe geisterhaft wirken, was mir schon leicht Sorgen bereitete. Doch ehe ich mich weiter äußern konnte, stellte sich der Mann vor.
,,Mein Name ist Charlie Swan und das ist meine Tochter Bella."
,,Freut mich.", sagte Bella und ihr Vater deutete auf das Haus meiner Tante.
,,Sie müssen die Nichte von Elysia Greenwood sein."
,,Ja. Alena Hastings. Sehr erfreut, Sir.", bestätigte ich und schüttelte flüchtig seine Hand.
,,Mich auch. Es ist schön, dass Sie Ihrer Tante Gesellschaft leisten. Elysia war ganz aufgeregt, seit sie wusste, dass Sie und Ihr Bruder kommen würden. Wie lange bleiben Sie denn?"
Ich zuckte leicht mit den Schultern. ,,Mal sehen. Erstmal nur vorübergehend, aber wer weiß. Vielleicht gefällt es uns ja gut in Forks und wir bleiben hier."
,,Ihre Tante würde sich bestimmt freuen.", meinte Bella und Charlie legte ihr kurz eine Hand auf die Schulter, ehe er sich wieder an mich wandte.
,,Tja, hat mich gefreut, Miss Hastings. Aber die Pflicht ruft, deshalb muss ich mich leider verabschieden. Wir sehen uns später, Bella."
,,Sei vorsichtig, Dad."
,,Bin ich immer."
Charlie Swan stieg in sein Polizeiauto und fuhr davon, woraufhin Bella und ich ihm kurz nachsahen. Dann wandte ich mich an meine neueste Bekanntschaft und deutete vielsagend in die Richtung, in welche ihr Vater soeben verschwunden war.
,,Ihr Vater ist Sherriff?"
,,Polizeichef, ja.", erklärte Bella und ich beschloss, sie mit ein wenig Humor aus der Reserve zu locken.
,,Dann können wir wenigstens ruhig schlafen in dem Wissen, dass er die Stadt vor allem Unheil bewahren wird."
,,Ich mache mir eher Sorgen um ihn. Forks ist nicht so harmlos, wie man auf den ersten Blick vielleicht glaubt.", erwiderte Bella, was mich hellhörig werden ließ.
,,Was soll das denn heißen?"
Sie seufzte kaum merklich. ,,Vor ein paar Tagen wurde ein Wachmann in Mason County von einem Tier getötet. War eine ziemlich große Sache."
,,Naja, wilde Tiere sollte man nicht unterschätzen. Hoffen wir, dass in Zukunft keine Polizeieinsätze diesbezüglich mehr erforderlich sind.", brachte ich hervor und Bella nickte leicht abwesend, als wäre sie mit den Gedanken ganz woanders.
,,Ja."
Obgleich Bella Swan und ich gerade die ersten Bande einer möglichen Freundschaft knüpften, wollte ich sie nicht gleich überfordern. Sie brauchte ihren Freiraum, das merkte ich sofort und deshalb beschloss ich, mich vorerst zurückzuziehen.
,,Nun, gut. Ich sollte dann mal besser gehen. Sonst gibt meine Tante noch eine Vermisstenanzeige auf und ich will ihr die mürrischen Launen meines Bruders nicht alleine zumuten.", sagte ich an Bella gewandt, woraufhin sie mich irritiert ansah.
,,Mürrisch?"
Kurz zögerte ich, da sie meinen Bruder ja überhaupt nicht kannte, aber dann beschloss ich, ihr einen kleinen Einblick in mein Familiendrama zu gewähren.
,,Naja, Alex ist nicht gerade der gesellige Typ und sagen wir einfach, er ist von unserem Neuanfang nicht so begeistert wie ich."
,,Klingt nach einer Menge Drama.", gab Bella zurück und ich seufzte theatralisch auf.
,,Du hast ja keine Ahnung." Ich schlug mir die rechte Hand vor den Mund, als mir klar wurde, dass ich einfach ohne fragen zum Du übergegangen war. ,,Oh, tut mir leid. Ist mir jetzt einfach so rausgerutscht."
Bella winkte ab. ,,Schon gut. Ich würde mich freuen, wenn wir uns duzen können. Immerhin...sind wir jetzt Nachbarn."
,,Also gut. Hat mich sehr gefreut dich kennenzulernen, Bella Swan. Wir sehen uns bestimmt bald wieder.", erwiderte ich und streckte ihr meine Hand entgegen, die sie kurz ergriff.
,,Bis dann, Alena. Hat mich auch gefreut."
Ich nickte ihr noch freundlich zu, dann eilte ich rüber zu unserem Haus und schloss die Tür auf, ehe ich eintrat. Sie fiel hinter mir ins Schloss und ich kam nicht umhin, die Begegnung von eben nochmal Revue passieren zu lassen, während ich meine schwarze Lederjacke an die Garderobe hängte.
Bella Swan war eine nette ruhige Persönlichkeit. Sie schien keine großen Reden zu schwingen, aber das machte sie nicht weniger sympathisch und ich mochte Bella unglaublich gern, trotz unserer eher flüchtigen Bekanntschaft. Zumal ich das seltsame Gefühl hatte, dass unsere Begegnung kein Zufall war. Irgendwas hatte Bella an sich, nur wusste ich nicht was. Es schien beinahe so, als wären unsere Schicksalsbande auf wundersame Weise miteinander verknüpft und das, obwohl wir uns heute zum ersten Mal begegnet waren. Dennoch war ich überzeugt, dass wir gute Freunde werden würden.
Elysia holte mich in die Wirklichkeit zurück. ,,Hey, Liebes. Wie war es in der Stadt? Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?"
,,Ja, danke. Ich habe eben Chief Swan und seine Tochter kennengelernt. Scheinen echt nett zu sein."
,,Oh, das sind sie. Obwohl Bella ja erst vor kurzem zu ihrem Vater gezogen ist. Sie ist ein freundliches Mädchen und ich bin froh, dass Charlie die Chance hat, etwas Zeit mit ihr zu verbringen. Er war ziemlich einsam, bevor Bella zu ihm kam.", sagte Elysia und ich warf ihr einen prüfenden Blick zu, da mir ein beunruhigender Gedanke kam.
,,Warst du auch...einsam?"
Meine Tante horchte auf und ich fragte mich, ob sie in den letzten Jahren eher trostlos gelebt hatte, seit ihr Mann gestorben war. Diese Vorstellung gefiel mir nicht, denn ich wollte nicht, dass es Elysia schlecht ging. Sie wirkte nun enorm nachdenklich und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie sich ein wenig an das Treppengeländer lehnte.
,,Nun, nach dem Tod von John war es nicht ganz einfach, das gebe ich zu. Und in der Tat habe ich die letzten 8 Jahre eher für mich gelebt, aber das ist nicht unbedingt was Schlechtes. Dennoch bin ich froh, dass du jetzt hier bist und Alex natürlich. Auch wenn er es mir nicht wirklich leicht macht."
Elysia seufzte auf und ich verfluchte Alex in Gedanken für eine distanzierte Haltung. Ich sollte ihn mir unbedingt mal vorknüpfen.
,,Es liegt nicht an dir. Der Tod unserer Eltern hat ihn damals schwer getroffen und er hat sich dadurch ziemlich verändert. Alex ist ziemlich verschlossen und nicht mal ich komme wirklich an ihn heran. Deswegen hatte ich ja gehofft, dass der Neuanfang hier ihn etwas auftauen lässt. Aber offensichtlich habe ich mich geirrt."
,,Ihr seid ja erst seit ein paar Tagen hier. Gib ihm noch etwas Zeit.", versuchte Elysia mich aufzumuntern und tätschelte mir die Schulter. Als sie gerade Richtung Küche verschwinden wollte, hielt ich sie noch einmal zurück.
,,Elysia, sag mal, passiert es eigentlich oft, dass hier Menschen von wilden Tieren angegriffen werden?"
Meine Tante drehte sich nochmal um und runzelte verwundert die Stirn.
,,Gelegentlich kommt es schon mal vor, aber nicht allzu häufig. Wie kommst du darauf?"
,,Bella hat mir gerade davon erzählt. Ich hätte nicht gedacht, dass Forks solche Schattenseiten aufzuweisen hat.", gestand ich ihr, woraufhin Elysia mich verheißungsvoll musterte.
,,Tja, es ist eben nichts so wie es scheint. Manche Dinge erkennt man erst auf den zweiten Blick."
Ihre Augen durchbohrten mich fast mit den intensiven Blicken und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass mir Elysia damit irgendetwas sagen wollte. Da ich jedoch durch meinen Besuch im Schreibwarengeschäft noch reichlich bedient an Mysterien war, beschloss ich, dieser Situation gekonnt zu entfliehen und deutete vielsagend auf meinen Beutel, der meine neuesten Errungenschaften beinhaltete.
,,Ich geh dann mal nach oben. Muss meine...Beute auspacken.", sagte ich und Elysia nahm es hin.
,,Ist gut. In einer Stunde gibt es Essen."
Mit einem flüchtigen Nicken verabschiedete ich mich und eilte die Treppe nach oben, um in mein Zimmer zu verschwinden. Noch immer spürte ich den Blick meiner Tante auf mir, der etwas Seltsames an sich gehabt hatte und ich fragte mich, was es wohl damit auf sich gehabt hatte.
Ich legte meinen Beutel auf dem Bett ab und holte meine neuen Sachen heraus, während ich einen kurzen Blick aus dem Fenster warf und Mühe damit hatte, den speziellen Augenblick mit Elysia von eben aus meinen Gedanken zu verbannen.
Einmal mehr musste ich an die Bemerkung von Bella denken und hoffte wirklich inständig, dass nicht noch mehr Tierangriffe in der Gegend vorkamen. Denn es ließ mich den Wald hinter unserem Haus mit anderen Augen betrachten und ich schlug mir ganz schnell den Gedanken aus dem Kopf, mal einen Spaziergang dort zu wagen. Wobei es eigentlich Schwachsinn war so zu denken. Ich nahm es immerhin mit blutrünstigen Vampiren auf, da sollten mir Berglöwen und dergleichen eigentlich keine Sorgen bereiten.
Deshalb schüttelte ich den Kopf und machte mich stattdessen daran, die neu errungenen Utensilien für meine Zeichnungen auf dem Schreibtisch auszubreiten. Ich hatte lange nicht mehr gezeichnet und irgendwie überkam mich hier wieder die Lust dazu, was wohl daran lag, dass ich mir derzeit keinen Kopf über riskante Missionen zerbrechen musste. Den Alltag als Jägerin vermisste ich keineswegs, denn er hatte seit jeher erdrückend und düster auf mich gewirkt.
Mein Bruder hingegen, schien darin seinen Lebensinhalt gefunden zu haben und ich fragte mich einmal mehr, weshalb ich andere Ansichten hatte als er. Sollte ich als Jägerin nicht ebenfalls darauf erpicht sein, so viele Vampire wie möglich auszuschalten? Immerhin machten diese Jagd auf Menschen und wir waren im Grunde die Einzigen, die sie davon abhalten konnten. Doch widerstrebte es mir gleichzeitig auch, eine andere Kreatur zu töten, denn wer gab uns schon das Recht, über Leben und Tod zu entscheiden? Niemand und dennoch hatte es sich der Rat vor langer Zeit zur Aufgabe gemacht, die Jagd auf unsterbliche Blutsauger zu eröffnen. Und man dankte Van Helsing bis heute, dass er ein Serum konstruiert hatte, welches einem die Kraft eines Jägers verlieh und es somit möglich machte, Vampire zu vernichten.
Ohne groß darüber nachzudenken griff ich zu meinem Stift und begann zu zeichnen, wobei die ersten Umrisse von blutroten Augen entstanden. Wahrscheinlich verarbeitete ich auf diese Weise noch die unzähligen Begegnungen, die ich bereits mit Vampiren gehabt hatte. Alex hakte die Missionen stets nach jedem Erfolg ab, doch mich verfolgten sie mitunter noch mehrere Wochen, bis ich sie endlich aus meinem Gedächtnis verbannen konnte. Ganz vergessen tat sie sie nie, aber es half mir dabei, nachts ruhiger schlafen zu können.
Es fühlte sich ein wenig wie Freiheit an, wieder etwas zu Papier zu bringen und ich freute mich darüber, nach all der langen Zeit wieder zeichnen zu können. Es half mir mit den düsteren Ereignissen aus der Vergangenheit klarzukommen, machte mir aber auch wieder bewusst, dass mein Leben nicht vollkommen war.
Ich hatte stets das Gefühl, dass mir irgendwas fehlte. Nur konnte ich beim besten Willen nicht sagen was. Vermutlich lag es schlichtweg an der Tatsache, dass ich nie ein normales Leben geführt hatte und daher gar nicht wusste, wie so eins überhaupt aussah. Deshalb kam es mir gerade wohl auch so komisch vor, am Schreibtisch zu sitzen und nun gedankenverloren aus dem Fenster zu starren, während meine rechte Hand den Stift umschlossen hielt. Der Rat hätte mir inzwischen längst eine neue Mission aufgehalst, doch hier hatte ich meinen Frieden und ich wünschte insgeheim, dass er niemals enden würde.
Das Klopfen an meiner Zimmertür riss mich aus meinen Gedanken und ich legte meinen Stift beiseite, ehe ich mich auf dem Stuhl zur Tür umdrehte.
,,Ja?"
Mein Bruder betrat mein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Er kam ein paar Schritte auf mich zu, wobei sein Blick die groben Skizzen auf meinem Block einfing und er hob prüfend eine Augenbraue.
,,Du zeichnest wieder? Das hast du lange nicht gemacht."
Ich zuckte mit den Schultern. ,,Naja, irgendwie war mir heute danach. Liegt vermutlich an der neuen Umgebung. Was gibt es denn?"
,,Henry hat mir eine Nachricht geschickt, dass in Seattle Hinweise auf Aktivitäten von Vampiren registriert wurden. Er hat mich gebeten, dass wir das übernehmen, weil wir näher dran sind."
Alex sah mich erwartungsvoll an, doch auf meinem Gesicht breitete sich nur Fassungslosigkeit auf. War das Alex' Ernst? Wir waren nicht mal eine Woche hier und schon war er drauf und dran, wieder in unser altes Leben zurückzukehren und einen Auftrag vom Rat auszuführen. Obwohl wir doch eigentlich ausgemacht hatten, dass wir dies erstmal nicht mehr tun würden.
,,Das ist jetzt hoffentlich ein Witz, Alex.", brachte ich hervor, doch mein Bruder verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Ganz und gar nicht, Alena. Henry sagt, die Lage wäre sehr ernst."
Mein Blick verfinsterte sich. ,,Henry sagt viele Dinge, wenn der Tag lang ist. Er hat doch sicher noch andere Jäger, die sich darum kümmern können. Wir beide stehen nicht zur Verfügung, das haben wir doch ganz klar entschieden, Alex."
,,Nein, du hast das entschieden. Ich wollte all das hier gar nicht. Der Umzug nach Forks, ein Neuanfang bei unserer Tante im Exil und den krampfhaften Versuch, ein normales Leben zu führen, wie all die ahnungslosen Bürger. Das alles ist nur auf deinem Mist gewachsen und ich habe dem leidglich zugestimmt, um dir vor Augen zu führen, dass solch ein Leben nichts für uns ist, Alena. Wir sind Jäger. Unsere Bestimmung ist es Vampire zu töten und nicht unser Dasein in einer abgeschiedenen Gegend zu fristen."
SeinTon wurde scharf und Alex war auf dem besten Weg dahin, richtig wütend zuwerden. Doch damit war es diesmal nicht allein, denn nun wurde mir auch klar,was er heute angeblich zu erledigen gehabt hatte. Allem Anschein nach hatte erKontakt zum Rat aufgenommen, obwohl ich ihn vor dem Umzug inständig darumgebeten hatte, dies nicht zu tun. Aber offenbar bedeutete ihm meine Meinungüberhaupt nichts.
Ich erhob mich vom Stuhl und hatte wirklich Mühe, keinen großen Streit zuprovozieren. Wäre ich nicht jedes Mal so nachsichtig, stünden Alex und ichsicher schon lange davor, endgültig miteinander zu brechen. Denn von demsanftmütigen Zwillingsbruder, der stets ein offenes Ohr für mich gehabt hatte,war seit dem Tod unserer Eltern nichts mehr übrig.
,,Alex, ich versuche nur, uns auch mal die Chance zu geben, ein Lebenohne ständigen Kampf zu ermöglichen. Ich bin es leid, ständig Vampirenhinterher zu jagen und sie auszulöschen. So habe ich mir mein Leben nievorgestellt."
,,Hast du etwa vergessen, dass unsere Eltern von Vampiren ermordet wordensind?", fauchte er mit gedämpfter Stimme, woraufhin ich abwehrend dierechte Hand hob.
,,Natürlich nicht. Aber ich will nicht mein ganzes Leben von Rachebestimmen lassen. Das bringt uns unsere Eltern auch nicht zurück."
Ich hoffte, dass Elysia nichts hiervon hörte und Alex kochte innerlich, was ichan seinem raschen Atem und den bebenden Lippen erkannte. Nur würde ich diesmalnicht nachgeben und das schien ihm auch klar zu werden. Denn sein Blick wurdeausdruckslos und langsam kehrte er Richtung Tür zurück, wobei er mich jedochmit vorwurfsvollem Ton strafte.
,,Wie du willst. Dann versuch doch, diese Illusion hier aufrecht zuerhalten und deine Bestimmung dadurch zu verraten. Ich gehe nach Seattle undhindere Vampire daran, unschuldige Menschen zu ermorden. Vielleicht hast du jadein Gewissen wiedergefunden, wenn ich zurückkomme."
Mit diesen Worten verließ er mein Zimmer und die Tür fiel krachend ins Schloss,woraufhin ich zusammenzuckte. Sein Vorwurf hatte mich hart getroffen und ichwar bis ins Mark erschüttert, dass Alex so von mir dachte. Ich sah verzweifeltauf die geschlossene Tür und fragte mich, ob ich durch meine Entscheidung nachForks zu gehen, vielleicht wirklich einen Neuanfang bekam, aber dafür meinenBruder verlieren würde.
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