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Blutige Küsse

So, meine Lieben :) Mit der brandneuen Woche geht auch ein neues Kapitel an den Start und heute wird's blutig xD Spaß beiseite, ich wünsche euch viel Spaß beim Weiterlesen und einen tollen Start in die neue Woche. Freue mich auf eure Feedbacks ;)

Liebe Grüße,
eure Hela

                                                                                                ~~~

                                                                                                 17

                                                                                    Blutige Küsse

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich ausgesprochen optimistisch und mein ganzer Körper kribbelte beinahe vor Euphorie und Aufregung. Mein Entschluss bezüglich Carlisle stand fest und dank meines Bruders hatte ich ja sogar ein Argument, weshalb ich ins Krankenhaus fahren konnte. Ich würde Alex nochmal einen Besuch abstatten und hoffte, dass seine Wut inzwischen etwas verraucht war.
Elysia war mindestens genauso gut gelaunt, denn sie hatte das Frühstück schon fertig und als ich nach unten kam, begrüßte sie mich freudig.
,,Guten Morgen, Sonnenschein. Na, schöne Träume gehabt?", raunte sie mir amüsiert zu und ich widerstand der Versuchung, eine Orange in ihre Richtung zu werfen.
,,Geht dich gar nichts an, Amor."
Sie kicherte vergnügt und stellte mir dann eine Tasse Tee hin, als ich mich setzte. War doch wirklich verrückt, wie sehr meine Tante darauf erpicht war, dass mein Privatleben neue Höhen erlebte, aber sie schien ohnehin einen Narren an Carlisle gefressen zu haben. Aber gut, sie kannte ihn ja auch schon wesentlich länger als ich und es war ein gutes Zeichen, wenn sie ihrem Arzt vertraute.
Zwar hatte ich diese Nacht ausnahmsweise nicht von Carlisle geträumt, dafür aber nachts wieder das seltsame Gefühl gehabt, beobachtet zu werden. Es hatte mich einmal geweckt, doch wie zu erwarten war, hatte ich nichts und niemanden entdeckt. Wahrscheinlich stiegen mir die ganzen Begegnungen mit Vampiren wirklich langsam zu Kopf und mein Verstand vermittelte mir auf diese Weise freundlich, dass ich die Jagd wirklich besser aufgeben sollte.
,,Willst du nachher zu Alex?", fragte Elysia und ich nickte.
,,Ja. Er kann ziemlich mürrisch werden und da will ich die Krankenschwestern ein wenig vor seiner bissigen Laune bewahren. Obwohl er sich diesen Schlamassel ja selbst eingebrockt hat."
Elysia seufzte auf. ,,Tja, ich glaube nur leider kaum, dass er das auch so sieht. Wenn du mich fragst, ist dein Bruder ein Sturkopf erster Güte. Da würde eher eine Wand Einsicht zeigen. Gott weiß, ich hab es versucht."
Ihre Wortwahl belustigte mich, denn sie hatte voll ins Schwarze getroffen. Aber es würde ohnehin nichts bringen, sich darüber den Kopf zu zerbrechen und Alex war eben ein Fall für sich. Glücklicherweise hatte ich schon genug Erfahrung mit seinem Charakter, weshalb ich mich von manchen seiner Ausbrüche gar nicht mehr beeindrucken ließ.
Das Frühstück verlief fortan schweigsam, während ich darüber nachdachte, dass ich am Nachmittag zu Alex fahren würde. So hatte er noch ein wenig Zeit sich auszuruhen und ich, um mir Gedanken bezüglich Carlisle zu machen. Wie ich am besten versuchen könnte, mir über meine und seine Gefühle klarzuwerden. Falls er überhaupt Gefühle für mich hatte. Womöglich war auch alles nur Wunschdenken oder Einbildung, weshalb ich so schnell wie möglich die Wahrheit herausfinden musste.
Elysia machte zum Glück auch keine neckischen Bemerkungen mehr, denn vermutlich hatte sie gemerkt, dass ich auch nicht näher darauf eingehen wollte. Ein Blick auf die Zeitung verriet mir, dass man über den Brand beim Gründerfest gestern als Ursache für das Feuer einen Kurzschluss beim Scheinwerfer festgestellt hatte. Somit war immerhin ein Problem vom Tisch und ich konnte mich voll und ganz auf das andere konzentrieren. Auch wenn es wohl alles andere als einfach werden dürfte.

Am frühen Nachmittag machte ich mich schließlich auf den Weg zum Krankenhaus, nachdem ich ungefähr 4 Stunden mit mir gerungen hatte, was der richtige Weg war. Mein Herz sagte mir, ich sollte den Versuch wagen und genau das würde ich. Auch wenn ich nach wie vor das Gefühl hatte, dass ich irgendwas übersah und es mich schon bald einholen könnte.
Doch diesen Gedanken verdrängte, als ich auf den Parkplatz des Krankenhauses fuhr und mich umgehend ins Gebäude begab. Hoffentlich hatte sich Alex einigermaßen zusammengerissen und die Schwestern nicht so sehr über Nacht in den Wahnsinn getrieben - wundern würde es mich aber nicht, wenn es doch so wäre.
Als ich das Zimmer von Alex erreichte, machte Jackie auf mich einen sehr aufgewühlten Eindruck und als ich eintrat, wurde mir auch klar warum. Denn auf mich wartete eine böse Überraschung.
Alex war doch tatsächlich dabei, gerade seine Jacke anzuziehen und zwängte den dünnen Ärmel über die Gipsschiene, während Jackie ihn versuchte zu überreden, sich wieder hinzulegen.
,,Sie sollten sich wirklich an die Anweisung von Dr. Cullen halten, Mr Hastings."
Alex winkte ab. ,,Der hat eindeutig Besseres zu tun, als sich mit mir herumzuschlagen. Und ich gehe auf meine eigene Verantwortung."
,,Was zum Teufel ist hier los?", unterbrach ich die Diskussion und Jackie wirkte sichtlich erleichtert, dass ich dazu gestoßen war.
,,Ihr Bruder hat sich selbst entlassen, aber ohne die Zustimmung von Dr. Cullen. Ich habe schon versucht ihn zu kontaktieren, aber ich glaube, er befindet sich gerade im OP."
,,Schon gut, Jackie. Ich kläre das hier."
Ich nickte ihr zu und sie verließ daraufhin das Zimmer, wobei sie die Tür schloss. Fassungslos blickte ich zu meinem Bruder, der sich von der Diskussion nicht hatte beirren lassen und konnte nicht glauben, dass er so starrköpfig war.
,,Was soll das werden?", verlangte ich zu wissen, doch seine Antwort sollte mich noch mehr erschüttern.
,,Ich muss los. Henry hat einen neuen Auftrag für mich."
Mir klappte die Kinnlade nach unten. ,,Das kann doch nicht wahr sein. Alex, du bist immer noch verletzt."
,,Was man auf der Akademie wunderbar kurieren kann und zwar sehr viel schneller als in diesem Schuppen hier."
Eher abfällig deutete er auf seine Umgebung und schien dabei komplett zu vergessen, dass dieses Krankenhaus hier ihm das Leben gerettet hatte. Oder besser gesagt Carlisle, dessen ärztliche Meinung Alex aber offenbar herzlich wenig interessierte. Angefressen verschränkte ich die Arme vor der Brust und nahm meinen Bruder kritisch ins Kreuzverhör.
,,Hat Henry nicht jemand anderen, der diesen Auftrag erledigen kann? Du bist ja immerhin nicht der einzige Jäger in seinem Team."
,,Er will ihn lieber mir anvertrauten, weil es wohl ziemlich anspruchsvoll ist. Und ich hab auch keine Zeit mehr, um mit dir darüber zu diskutieren, Alena. Mein Flug geht in 3 Stunden und ich hab mir schon ein Taxi zum Flughafen bestellt.", erklärte Alex und ich begann langsam richtig wütend zu werden.
,,Ich kann nicht fassen, dass du so leichtsinnig mit deinem Leben umgehst."
,,Und ich kann nicht fassen, weshalb du dich so aufregst. Du hast gestern gesagt, es wäre meine eigene Entscheidung, ob ich hier bleibe oder zurück nach Schottland gehe. Also, akzeptier du meine Wahl und ich akzeptiere deine.", gab er zischend zurück, was mich komplett vor den Kopf stieß.
,,Ich will nicht deine Überreste in einem Sarg zugeschickt bekommen, Alex."
,,Was für ein Glück. Wo Jäger doch stets nach ihrem Tod verbrannt werden. Keine Sorge, Schwester. In ein paar Tagen bin ich wieder zurück und sag Elysia, sie kann sich einen Auftritt der Dramatik sparen. Das zieht nämlich nicht bei mir, aber das weißt du ja bereits. Schönen Tag noch."

Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, ging er an mir vorbei und verließ das Zimmer, um sich auf den Weg nach draußen zu machen. Für einen Moment war ich so sprachlos, dass ich mich nicht vom Fleck bewegen konnte, doch dann folgte ich ihm und musste ganz schön an Tempo zulegen, um ihn noch einholen zu können. Deshalb ignorierte ich auch die verdutzten Blicke der Schwestern, als ich wie eine Verrückte durch die Eingangshalle rannte und nach draußen stürmte, wo Alex gerade auf sein Taxi zusteuerte.
,,Alexander Hastings!", rief ich aus und er drehte sich zu mir um. ,,Bitte denk nochmal darüber nach. Ich will nicht, dass du dich in den Tod stürzt.", fügte ich hinzu, als ich vor ihm zum Stehen kam, doch Alex' Gesicht verzog sich aus Empörung.
,,Hältst du mich für so schwach? Nur weil ich gestern ein bisschen was eingesteckt habe, bin ich noch lange nicht hilfsbedürftig."
Ich hob beschwichtigend die Hände. ,,So meine ich das auch gar nicht. Aber du solltest wenigstens warten, bis deine Gehirnerschütterung weg ist."
,,Meinem Kopf geht es bestens, vielen Dank.", widersprach er mir, was mich genervt aufstöhnen ließ.
,,Warum musst du nur so stur sein?"
,,Das sagt die Richtige. Wer kann denn nicht akzeptieren, dass ich glücklich mit meinem Leben als Jäger bin? Nur, weil du kein Interesse daran hast, unserer Bestimmung zu folgen und dadurch wehrlose Menschen zu beschützen, kannst du nicht von mir erwarten, es dir gleich zu tun. Ob es dir passt oder nicht, ich werde jetzt diesen Auftrag annehmen und wenn ich zurückkomme, werden wir ein für allemal klären, wie es weitergehen wird. Denn wenn du wirklich Wert auf mein Wohlbefinden legen würdest, dann würdest du einsehen, dass wir als Team mehr erreichen können und, dass dein Platz nicht hier ist, Alena."
Mit diesen Worten stieg er ins Taxi und schloss die Tür, als es auch schon losfuhr und mich fassungslos zurückließ. War das gerade wirklich passiert oder hatte ich es mir nur eingebildet? Es kam mir so vor, als hätte sich ein weiterer tiefer Riss durch die Beziehung zu meinem Bruder gezogen und wir standen kurz davor, dass daraus ein unüberwindbarer Graben werden könnte.
Was machte ich nur verkehrt? Es wollte mir einfach nicht in den Sinn, weshalb sich Alex so verzweifelt an das Leben als Jäger klammerte, welches früher oder später mit Sicherheit sein Tod sein würde. Sollte ich nach unseren Eltern auch noch meinen Bruder verlieren oder war ich wirklich zu egoistisch, weil ich ihn um jeden Preis vor weiteren Gefahren schützen wollte und ihm deshalb versuchte, ein normales Leben in Forks aufzubürden?
,,Alena?", vernahm ich auf einmal eine vertraute Stimme hinter mir und drehte mich langsam um, womit ich Carlisle direkt gegenüberstand.
Betreten senkte ich den Blick. ,,Hallo."
,,Was ist passiert? Jackie sagte mir gerade, dass dein Bruder sich selbst entlassen hat.", brachte er hervor und ich nickte ergeben.
,,Ja, das hat er. Allem Anschein nach hält er es für nötig, sämtliche ärztliche Anweisungen zu ignorieren und weiter seinen eigenen Willen durchzusetzen. Tut mir leid, dass er deine Meinung offenbar so gering schätzt, aber Alex war leider schon immer ziemlich starrköpfig."

Meine Energie bezüglich Alex hatte langsam wirklich ihr Limit erreicht und im Grunde wollte ich mich gar nicht mehr über ihn aufregen. Vielleicht sollte ich ihn wirklich einfach gehen lassen und seine Entscheidung respektieren. Nur wusste ich um die unvermeidbaren Konsequenzen und ahnte schon jetzt, wohin das alles führen könnte. Doch ich war machtlos und konnte nichts dagegen tun, sondern musste es hinnehmen und erkennen, dass Alex seine Meinung niemals ändern würde.
Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich spürte, wie Carlisle dicht neben mich trat. Seine Anwesenheit schaffte es, dass ich mich besser fühlte und meine aufgebrachte Stimmung legte sich etwas. Als wäre er das Licht, welches meine innere Dunkelheit durchbrach und mich aus meinem Stimmungstief holte.
,,Möchtest du darüber reden?", bot er an und zum ersten Mal in meinem Leben beschloss ich, nicht länger davor wegzulaufen.
,,Ja."
Er lächelte mir aufmunternd zu. ,,Ich muss noch einen Patienten versorgen, aber danach habe ich Zeit und höre dir gerne zu."
,,Dann warte ich solange hier."
Carlisle nickte, ehe er wieder nach drinnen ging und ich wusste, dass es mir helfen würde, mit ihm zu sprechen. Es störte mich auch nicht, dass ein leichter Nieselregen einsetzte, ganz im Gegenteil. Das Wetter schien sich geradezu dramatisch an meine Stimmung anzupassen, während ich noch immer von den Worten meines Bruders in eine ausweglose Lage gebracht wurde.
Warum nur musste mein Leben so kompliziert sein? Ich verstand, dass sich Alex nicht so leicht von dem bisherigen Leben als Jäger lösen konnte wie ich, aber begriff er denn gar nicht, dass er sein Leben gefährdete? Indem ich ihm zu diesem Umzug überredete, hatte ich uns doch nur beschützen wollen und das tat ich immer noch.
So langsam glaubte ich auch fast schon, dieses Vampir-Quartett war eine Art Prüfung gewesen, die mir klar vor Augen geführt hatte, dass ich mit meiner Entscheidung richtig lag. Sowohl Alex als auch ich, waren bei den Kämpfen verletzt worden und wenn das nicht die Bestätigung dafür war, dass es Zeit wurde, ein normales Leben zu beginnen, dann wusste ich auch nicht.
Aber Alex war fort und ich wusste schon jetzt, dass er mir bei seiner Rückkehr mitteilen würde, dass er Schottland wählte. Er würde immer Schottland wählen, weil der Rat ihn schon viel zu fest am Haken hatte. Mein Bruder zappelte doch wehrlos wie eine Forelle an ihrer Angel, sodass er es ihnen nur umso leichter machte, ihn zu kontrollieren und zu manipulieren.

Die Wolkendecke über Forks zog sich noch dichter zusammen, als Carlisle zu mir zurückkehrte und die Zeit musste wie im Flug vergangen sein, da die Abenddämmerung bereits über uns hereinbrach. Ich wusste nicht, wie lange ich gewartet hatte und von meinen Gedanken in Beschlag genommen worden war, aber ich fühlte mich eindeutig besser, als Carlisle wieder zu mir stieß.
Gemeinsam beschlossen wir, einen kleinen Spaziergang zu machen und ich war dankbar, dass er mir seine Zeit und Aufmerksamkeit schenkte. Es bewies einmal mehr, dass Carlisle sich stets um andere sorgte und das war, meines Erachtens, eine unglaublich noble Einstellung.
Unser Gang war langsam und gleichmäßig, wobei ich dennoch den Eindruck hatte, dass Carlisle geradezu leichtfüßig ging und er könnte genauso gut über den Boden schweben. Aber vermutlich ging meine Fantasie nun endgültig mit mir durch und ich musste dringend damit aufhören, ihn mir als leibhaftigen Engel aus meinem Traum vorzustellen.
,,Weshalb hat dein Bruder das Krankenhaus so überstürzt verlassen? Gab es einen Notfall?", brach Carlisle nach einiger Zeit unser Schweigen und ich schob die Hände in meine Jackentaschen.
,,Könnte man so sagen. Es ist...beruflicher Natur."
Der Arzt runzelte leicht die Stirn. ,,Dafür sollte man aber seine Gesundheit nicht aufs Spiel setzen."
,,Du kennst Alex nicht. Sein Job ist sein Leben und wenn er den nicht ausüben kann, führt er sich auf, als hätte sich das ganze Universum gegen ihn verschworen. Er ist diesbezüglich einfach zu stur und ganz egal was ich auch sage, ich komme einfach nicht an ihn heran."
Ich versuchte ja schon, die Sichtweise von Alex nachzuvollziehen, nur fiel es mir alles andere als leicht. Immerhin setzte er sich bewusst diesen Gefahren aus, was ich nicht verstehen konnte und es zeigte wieder einmal, wie sehr wir uns über die Jahre hinweg entfremdet hatten. Carlisle bedachte mich mit einem prüfenden Blick von der Seite, blieb aber trotz allem entspannt und nachdenklich zugleich.
,,War das schon immer so?"
Ich schüttelte den Kopf. ,,Nein. Früher waren wir unzertrennlich, wie wahre Zwillinge eben. Alex hat immer auf mich aufgepasst, war für mich da und wir haben uns geschworen, dass sich das niemals ändern wird. Aber...dann hat das Schicksal zugeschlagen."
Vor meinem geistigen Auge sah ich vor mir, wie Alex und ich damals im Wohnzimmer standen und man die leblosen Körper unserer Eltern fortgebracht hatte. Henry hatte versucht, beruhigend mit uns zu sprechen und bei Alex hatte er auch ein wenig Erfolg gehabt. Doch mir hatte er nichts vormachen können und mir war es auch nie gelungen, eine emotionale Bindung zu dem Mann aufzubauen, der uns damals mit nach Schottland genommen hatte. Weg von unserem Zuhause, weg von unserem alten Leben...nur um uns in diesen Albtraum zu entführen.

Carlisle hörte mir aufmerksam zu und schwieg. Er drängte mich zu keiner Antwort, sondern ließ mir stattdessen den Raum und die Zeit, selbst zu entscheiden, wann ich fortfuhr und das rechnete ich ihm hoch an. Es bestätigte mich darin, dass jedes Vertrauen in ihn berechtigt war.
,,Seit dem Tod unserer Eltern hat sich das Verhältnis zwischen Alex und mir stark verschlechtert. Wir sind nur noch selten einer Meinung und es kommt mir so vor, als würden wir uns mit jeder Auseinandersetzung mehr voneinander entfernen.", sagte ich nun und Carlisle nickte bedeutungsvoll.
,,So ein dramatischer Schicksalsschlag kann sich durchaus auf familiäre Beziehungen auswirken. Das ist nicht ungewöhnlich und in den meisten Fällen stabilisiert es sich irgendwann wieder."
Niedergeschlagen ließ ich etwas den Kopf hängen. ,,Vielleicht bin ich einfach zu uneinsichtig. Ich meine, ich habe Alex mehr oder weniger überredet, zu Elysia zu ziehen."
,,Inwiefern überredet?"
Carlisle war stehen geblieben und mir fiel jetzt erst auf, dass wir uns schon ein ganzes Stück vom Krankenhaus entfernt hatten und in einer abgelegenen Gegend befanden, wo kaum jemand vorbeikam. Umso besser, denn dann hatten wir wenigstens keine ungeahnten Zuhörer.
Mit einem tiefen Seufzen antwortete ich. ,,Mein Bruder war von Anfang an gegen den Umzug. Er wollte in Schottland bleiben und versucht die ganze Zeit, mich zur Rückkehr zu bewegen."
,,Und was willst du?", fragte Carlisle, was mich etwas unvorbereitet traf, aber dennoch kannte ich die Antwort darauf genau.
,,Ich will hier bleiben. Bei Elysia und...einen Neuanfang wagen."
,,Dann sollte dein Bruder das akzeptieren. Wir alle treffen Entscheidungen und die anderen sollten sie respektieren. Ganz egal, was das für sie bedeutet."
Damit sprach er was Wahres aus und wieder einmal schaffte Carlisle es, mich positiv zu überraschen. Er war in der Tat außergewöhnlich und gab mir das Gefühl, nicht länger allein mit den Problemen sein zu müssen, von denen eigentlich niemand wissen durfte. Aber dennoch blieben einige Zweifel, die ich zum ersten Mal laut aussprach.
,,Was, wenn ich meinen Bruder durch meine Entscheidung verliere? Er war bisher immer alles, was ich hatte. Was bleibt mir, wenn er geht?"
,,Elysia, dein Leben in Forks und...ich.", brachte er hervor, was mich ungläubig aufschauen ließ. ,,Alena, vom ersten Moment seit unserer Begegnung habe ich das Gefühl, als würden wir uns schon ewig kennen und du bist mir sehr wichtig. Ich würde dich gerne näher kennenlernen."

Der Blick von Carlisle war sanft, aber dennoch konnte ich das Funkeln der Überzeugung in seinen Augen erkennen. Obwohl ich ja hatte rausfinden wollen, ob es Carlisle bezüglich seiner Gefühle genauso ging wie mir, so hätte ich niemals damit gerechnet, dass er mir seine Gedanken so offen darlegte. Offenbar hatten wir uns schon viel weiter angenähert, als mir bislang bewusst gewesen war und ich hatte nun keine Angst mehr, mich darauf einzulassen. Fühlte ich doch ganz tief in mir, dass es genau richtig war.
,,Du bist mir auch wichtig und ich würde dich auch gerne näher kennenlernen.", erwiderte ich, als sich ein leichter Schatten über das schöne Gesicht von Carlisle legte.
,,Auch, wenn es vielleicht nicht das Richtige ist?"
Nun war ich verwirrt. ,,Wie meinst du das?"
Carlisle schien mit sich zu hadern, denn er zögerte damit, mir eine Antwort auf diese Frage zu geben. ,,Was wäre, wenn ich nicht der bin, für den du mich hältst? Wenn ich kein guter Freund für dich wäre?"
Seine Worte irritierten mich nur noch mehr, denn es passte eigentlich gar nicht zu ihm. Weshalb dachte er das und warum nur wurde ich das eindringliche Gefühl nicht los, dass er mir damit etwas sagen wollte? Dennoch blieb ich bei meiner Überzeugung, dass Carlisle nichts Schlimmes zu verbergen hatte und beschloss, einen Schritt auf ihn zuzugehen.
,,Das glaube ich keineswegs.", sagte ich und trat etwas näher an ihn heran. ,,Carlisle, du bist gütig, selbstlos und immer zur Stelle, wenn ich Hilfe brauche. Du tust alles, um anderen Menschen zu helfen und verlangst niemals etwas als Gegenleistung. Was soll daran nicht gut sein?"
Er senkte den Blick ein wenig betrübt. ,,Du weißt nicht alles über mich."
,,Dann erzähl es mir, wenn du soweit bist.", bot ich an, doch klang er mit einem Mal ziemlich verzweifelt.
,,Ich könnte dich dadurch verlieren."
,,So schnell schlägt mich nichts in die Flucht und abgesehen davon...vertraue ich dir."
Es war die Wahrheit. Nicht mehr und nicht weniger. Ich vertraute Carlisle voll und ganz, war er doch stets für mich da gewesen und hatte mir nie einen Grund gegeben, an ihm zu zweifeln. Weshalb er jetzt so verunsichert war, das war mir schleierhaft und ich fasste den Entschluss, meinem inneren Impuls zu folgen.
Behutsam und dennoch entschlossen, trat ich noch etwas näher an ihn heran, bis nur noch eine sehr geringe Distanz zwischen uns herrschte. Wenige Zentimeter trennten uns noch voneinander und ein Blick in die Augen von Carlisle genügte, um zu erkennen, dass er jede meiner Bewegungen ganz genau verfolgte. Da er aber keine Anstalten machte sich zu entfernen, atmete ich noch einmal tief ein, legte meine Hände an seine Arme und näherte mich langsam seinem Gesicht.
Carlisle, der ohne Zweifel erkannte, was ich im Sinn hatte, kam mir entgegen und ehe ich mich versah, trafen unsere Lippen zum ersten Mal aufeinander, als wir sämtliche Vorbehalte in den Hintergrund rücken ließen und uns küssten. Es war ein sanfter Kuss, wobei mir die kühlen Lippen von Carlisle einen leichten Schauer über den Rücken jagten, aber dennoch fühlte es sich gut an. So gut, dass ich sämtliche Warnsignale ignorierte, die mein Körper auf einmal an mich entsandte und drauf und dran war, mich voll und ganz fallen zu lassen. Doch sollte es anders kommen.

Carlisle brach den Kuss plötzlich ab, wich vor mir zurück und für den Bruchteil einer Sekunde konnte ich nur mit Irritation darauf reagieren. Doch dann erkannte ich, wie seine gold-braunen Augen mit einem Mal schwarz funkelten und es war, als würde sich in diesem Moment ein unsichtbarer Schleier von meinen Augen heben.
Die Wahrheit traf mich so unvorbereitet, dass es mich sicher umgehauen hätte, wäre ich nicht aus Schock zu einer Salzsäure erstarrt. Und obwohl ich es direkt vor mir sah, so konnte und wollte mein Verstand nicht begreifen, was ich inzwischen längst erkannt hatte.
Blasse Haut, eiskalte Temperatur und sonderbare Augen...diese außergewöhnliche Schönheit, die einem den Atem raubte und der Eindruck, als wäre er einer anderen Zeit entsprungen. Nur war es nicht einfach nur ein Eindruck, sondern schlichtweg die Realität. Carlisle stammte wirklich aus einer anderen Zeit, denn er war unsterblich. Er war ein Vampir.
,,Nein!", brachte ich hervor und wich zurück, während ich den Kopf schüttelte. ,,Nicht du.", kam es fassungslos über meine Lippen und Carlisle, der sich inzwischen wieder gefangen hatte, hob beschwichtigend seine Hände.
,,Alena, bitte...hör mir zu..."
,,Bleib weg von mir!", rief ich aus, als unzählige Gedanken und Gefühle auf mich einstürzten.
,,Lass es mich erklären.", setzte Carlisle an, doch gab ich ihm keine Gelegenheit dafür.
,,Was willst du mir erklären? Dass du ein Vampir bist? Dass du mich unter einem Vorwand hergebracht und mir die ganze Zeit etwas vorgemacht hast? Nein! Ich will nichts davon hören und ich will dich nie wiedersehen!"
Instinktiv setzte ich mich in Bewegung und obwohl mir durchaus klar war, dass Carlisle mir ohne Probleme folgen könnte, lief ich los und blickte nicht ein einziges Mal zurück. Ich wollte nur noch weg. Weg von Carlisle und weg von der düsteren Verdammnis, die durch die schreckliche Offenbarung soeben über meine kleine heile Welt hereingebrochen war und sie endgültig zerstört hatte.

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