Alles auf Anfang
Hallo, meine Lieben :) So, weiter geht unser Abenteuer in Forks und es bleibt spanend. Danke an eure tollen Feedbacks jedes Mal und ich bin schon auf eure Meinungen zum neuen Kapitel gespannt ;) Wünsche euch viel Spaß beim Weiterlesen und ein schönes Wochenende ;)
Liebe Grüße,
eure Hela
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Alles auf Anfang
Vampire. Warum mussten es ausgerechnet Vampire sein? Als ich nach Forks gekommen war, um einen Neuanfang zu wagen, hatte ich eigentlich gehofft, dass mich mein Job als Jägerin hier nicht einholen würde und dennoch schien das Schicksal andere Pläne zu haben.
Was sollte ich jetzt tun? Alex war mehrere Tage, wenn nicht sogar Wochen fort und ich konnte unmöglich sagen, ob ein einzelner Vampir hinter den Morden steckte oder es doch mehrere waren. Charlie Swan war jedenfalls fest entschlossen, das verantwortliche Tier zu finden und zu erledigen, aber er hatte ja keine Ahnung, dass übernatürliche Killer dahinter steckten, gegen die er nicht den Hauch einer Chance hatte.
Ich hatte eine. Als Jägerin war ich schneller und stärker als normale Menschen, hatte bessere Reflexe und konnte es daher mit solchen Wesen aufnehmen, was meine Fähigkeiten von Geburt an bewirkten. Die Ausbildung hatte sie weiterentwickelt und gewissermaßen perfektioniert, denn immerhin hatte ich schon viele Vampire mit Alex zur Strecke gebracht. Natürlich könnte ich warten, bis mein Bruder zurückkehrte, doch wie viele Menschen würden bis dahin noch sterben müssen?
Nein. Ich konnte nicht warten. Es war meine Aufgabe, meine Heimat zu beschützen und für die Menschen zu kämpfen, die es nicht konnten. Zumal ich nun wirklich nicht scharf drauf war, dass Vampire Forks zu ihrem festen Jagdgebiet machten, weil die Sonne sich hier selten blicken ließ. Und wenn sich erstmal herumsprach, dass eine Jägerin hier lebte, würden weitere Vampire es sich bestimmt zweimal überlegen, dieser Stadt einen Besuch abzustatten.
Deshalb beschloss ich, dass ich mir die verantwortlichen Fledermäuse vorknöpfen würde. Auch wenn es mir missfiel andere Kreaturen zu töten, so musste ich für die Sicherheit sorgen und das ging nur, wenn ich die Vampire ausschaltete. Mir würde demnach gar nichts anderes übrig bleiben, als sie zu finden und zu vernichten, damit die Menschen in Forks wieder sicher waren – Tante Elysia eingeschlossen.
Die Dunkelheit war längst über Forks hereingebrochen, als ich meinen Weg nach Hause fortsetzte und noch immer das Gefühl hatte, irgendwie beobachtet zu werden. Schon mehrmals hatte ich mich prüfend umgesehen, doch bisher hatte ich nichts und niemanden erkennen können, der sich an meine Fersen geheftet hatte. Das musste aber noch lange nicht bedeuten, dass niemand da war und deshalb war ich besonders auf der Hut. Vielleicht ersparten mir der oder die Vampire auch die Mühe nach ihnen zu suchen und kreuzten zufällig meinen Weg, was die Sache kurz und schmerzlos zu einem Ende bringen würde.
Als sich auf einmal ein einzelnes Auto näherte, dachte ich mir nicht viel dabei und ich war sicher nicht die Einzige, die so spät noch unterwegs war. Jedoch hielt der Wagen neben mir auf einmal an, sodass ich stehen blieb und als das Fenster der Beifahrerseite heruntergefahren war, sodass ich einen Blick in den schwarzen Mercedes werfen konnte, staunte ich nicht schlecht, wen ich darin sitzen sah.
,,Dr. Cullen?", brachte ich verdutzt vor und er nickte mir höflich zu.
,,Guten Abend, Alena. Warum sind Sie so spät abends noch allein unterwegs? Haben Sie die Warnung der Polizei nicht mitbekommen?"
Nun musste ich schmunzeln. ,,Ehrlich gesagt, doch. Nur hat mein Bruder Forks spontan verlassen und meine Tante wollte ich nicht unbedingt auf die Spezialmission ansetzen, mich von den Grenzen der Stadt abholen zu müssen."
Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich Charlie Swan bei den Ermittlungen geholfen hatte und mich von nun an auf Vampirjagd befand. Doch Carlisle musste bei meiner Wortwahl ein wenig lächeln und deutete dann einladend auf den freien Beifahrersitz.
,,Wenn Sie wollen, kann ich Sie nach Hause bringen. Sonst erleidet Elysia noch einen weiteren Zusammenbruch, weil sie vor Sorge um ihre Nichte keine Ruhe bekommt.", schlug er vor und ich musste ihm zustimmen.
,,Das können wir unmöglich zulassen. Aber nur, wenn es keine zu großen Umstände macht.", sagte ich noch, doch er winkte ab.
,,Keineswegs. Es liegt ohnehin auf meinem Weg."
,,Okay. Vielen Dank."
Ich stieg ein und Carlisle fuhr los, nachdem ich mich angeschnallt hatte. Es beeindruckte mich immer wieder, dass Ärzte sich so schicke Wagen leisten konnten, aber sie verdienten bestimmt nicht schlecht. Allerdings musste ich ein wenig die Stirn runzeln, dass ich nun ausgerechnet Dr. Cullen über den Weg gelaufen war, wo ich doch vorhin noch für einen flüchtigen Augenblick in Erwägung gezogen hatte, ihn einfach anzurufen. Aber vermutlich war es nur ein sehr merkwürdiger Zufall, dass er genau diesen Weg hier fahren musste.
Kaum, dass ich mich allein mit ihm auf so engem Raum befand, spürte ich wieder diese starke Anziehung, die von ihm ausging und das seltsame Gefühl einer Verbundenheit. Ich wusste nicht, weshalb ich so empfand und konnte mir keinen Reim darauf machen, aber ich wusste ganz genau, dass ich Carlisle vertrauten konnte und er mich sicher nach Hause bringen würde. Diese sonderbare Eingebung ließ sich auch nicht abstellen, sie schien nur mit jedem Mal etwas stärker zu werden.
Carlisle sah mich prüfend von der Seite an. ,,Hat sich Elysia von dem Schwächeanfall gut erholt?"
,,Ähm, ja. Sie ruht sich viel aus und ich habe sie dazu verdonnert, die Medikamente nach Plan einzunehmen. Dass sie mich dafür redlich verflucht hat, ist ein sehr gutes Zeichen.", erwiderte ich und nun musste Carlisle ein wenig lachen.
,,Das ist doch gut zu hören. Haben Sie sich in Forks denn schon ein bisschen eingelebt?"
,,Im Grunde schon. Ich hatte schon ein paar sehr interessante Begegnungen und versuche mich noch an das ständige Regenwetter zu gewöhnen, aber im Großen und Ganzen fühle ich mich hier ziemlich wohl."
Dass Forks eine sehr hohe Niederschlagsrate besaß, das hatte ich schon vor meinem Umzug herausgefunden. Aufgehalten hatte mich dies aber nicht und im Grunde war ich ohnehin nicht unbedingt der Typ dafür, der tagtäglich in der Sonne baden musste. In Schottland war das Wetter auch meist ziemlich wechselhaft gewesen und daher war Forks keine allzu große Umstellung für mich. Wer brauchte auch jeden Tag schon Sonnenschein?
Ich beschloss, das Gespräch mit Carlisle weiter aufrecht zu erhalten. ,,Und, sehr viele Notfälle heute?"
,,Zum Glück nicht allzu viele, deren Leben am seidenen Faden hingen. Allerdings gab es einen heftigen Autounfall und es sah ziemlich übel aus. Aber wir konnten zum Glück alle stabilisieren.", erwiderte er und ich war ungemein erleichtert.
,,Klingt furchtbar. Wenigstens haben es alle überstanden. Aber der Job als Arzt ist bestimmt nicht immer leicht, oder?"
Aufmerksam beobachtete ich Carlisle, dessen blasser Teint mir selbst hier im dunklen Auto auffiel. Seine gold-braunen Augen besaßen noch immer dieses mysteriöse Funkeln und seine Hände hielten entspannt das Lenkrad umschlossen, als er schließlich auf meine Frage antwortete.
,,Nicht immer, aber es macht mich glücklich, wenn ich Menschen helfen kann. Das gibt mir dann das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun und das wiederum erfüllt doch das Leben eines jeden Einzelnen. Ich finde, es gibt nichts Schlimmeres, wenn man in seiner Existenz keinen Sinn sieht und nichts hat, wofür sich das Leben wirklich lohnt."
Für einen kurzen Moment glaubte ich fast, einen Anflug von Trauer in seiner Stimme zu hören und das Funkeln erstarb in seinen Augen, was mich emotional traf und nachdenklich stimmte. Hatte er gerade für die Allgemeinheit oder doch eher sich selbst gesprochen? Ich konnte es nicht genau zuordnen, aber mir gefiel der Gedanke nicht, dass ihn irgendwas unglücklich machen könnte.
Aber er sprach mir in gewisser Weise mit diesen Worten auch aus der Seele, denn nach dem Tod meiner Eltern hatte ich irgendwie kaum noch etwas gehabt, das für mich Sinn ergab. Der Job als Jägerin bedeutete zwar, dass ich Menschen beschützte, aber dafür andere Kreaturen umbringen zu müssen, erschien mir nicht sonderlich sinnvoll. Vielleicht besaß ich aber auch einfach eine zu schräge Denkweise, die andere wie Alex zum Beispiel einfach nicht nachvollziehen konnten. Wenn er es könnte, würde er sich bestimmt auch nicht immer auf das hohe Risiko einlassen, alleine auf die Jagd zu gehen.
,,Alles in Ordnung, Alena?", fragte Carlisle auf einmal und ich fühlte mich ein wenig ertappt, nickte aber.
,,Ja, mir geht's gut. Ich...mache mir nur Sorgen um meinen Bruder."
Das war nicht mal gelogen und es überraschte mich, dass ich Carlisle schon wieder meine Gedanken offenbarte. Bei ihm hatte ich seltsamerweise keine Hemmungen, über meine Probleme oder alles andere zu sprechen. Es geschah einfach und das war irgendwie verwunderlich, wo ich sonst bei Fremden eher verschlossen war. Zumindest, was meine Lebensgeschichte anging. Doch bei Carlisle fühlt es sich an, als könnte ich ihm alles erzählen.
,,Ihm geht es sicher gut. Weshalb hat er denn die Stadt verlassen?", hakte der blonde Arzt nach und ich suchte schnell nach einer passablen Erklärung.
,,Alex muss wegen seines Jobs viel reisen. Er ist...sozusagen Reiseunternehmer und deshalb viel unterwegs. Nur manchmal habe ich den Eindruck, als würde er einzig und allein für die Arbeit leben, was meiner Meinung nach nicht gesund sein kann."
Carlisle schmunzelte ein wenig. ,,Er scheint auf jeden Fall ein großes Engagement zu besitzen."
,,Wem sagen Sie das."
Es war die Untertreibung des Jahrhunderts, dass Alex sehr engagiert war und ich wünschte mir, er würde genau diese Hingabe auch in unseren Neuanfang setzen. Selbst die Vampire schienen uns ja diesbezüglich nach Forks zu folgen und deshalb musste ich nun gewissermaßen alles auf Anfang setzen. Mir eine Strategie zurechtlegen, den passenden Zeitpunkt abwarten und irgendwie herausfinden, wie ich allein eine erfolgreiche Jagd bestreiten könnte. Denn egal ob ein Vampir oder mehrere hinter den Angriffen steckte, ich musste sie erledigen.
Carlisle, der mich gerade aufmerksam beobachtete, was ich an seinen bohrenden Seitenblicken bemerkte, schien nun zu rätseln, wie ich über Alex und sein Verhalten dachte. Oder aber, er starrte gerne seine Mitmenschen an, um sich somit ein besseres Bild von ihnen machen zu können. Sein Blick ging mir zumindest so stark unter die Haut, dass mein Herz schneller schlug und ich das Gefühl hatte, mein ganzer Körper würde plötzlich unter Strom stehen.
Wie konnte es sein, dass er mich so sehr aus der Fassung brachte? Meine ganze Welt schien allein durch seine Blicke aus den Fugen zu geraten und ins Chaos zu stürzen, aus dem ich nur schwer den Weg herausfand. Carlisle Cullen sollte mir nicht im Kopf herum spuken und mein Herz schneller schlagen lassen, war er doch allen voran der Arzt von Elysia und ich kannte ihn so gut wie gar nicht. Deshalb traute ich mich auch nicht, ihn noch einmal anzusehen und ich spürte, wie er den Blick daraufhin abwandte und fortan sagte niemand von uns mehr etwas.
Ab und zu beobachtete ich ihn noch aus dem Augenwinkel heraus, wobei ich noch immer bezüglich seines blassen Teints und den sonderbaren Augen rätseln musste.
Im ersten Moment hatte ich ja schon die Befürchtung gehabt, er könnte ein Vampir sein, doch die besaßen rote Augen und ein Vampir würde sich wohl kaum einen Job als Arzt zulegen, wo er täglich verletzte Menschen um sich hatte. Das wäre doch wie ein Blutparadies am Fließband. Daher hatte ich den Gedanken gleich wieder verworfen und zwang mich, an etwas anderes zu denken.
Unser Schweigen erfüllte den Rest der Autofahrt, machte die Situation für mich aber nicht gerade besser. Denn es beruhigte weder mein aufgeregtes Herz, noch löste es meine körperliche Anspannung, die aufgrund meiner Hilflosigkeit anhielt. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte und war so verlegen, dass ich sicher war, meine Wangen waren so rot wie Tomaten geworden. Zum Glück war es Carlisle in der Dunkelheit unmöglich, mir das ansehen zu können.
Als das Haus von Elysia schließlich vor uns auftauchte, wunderte ich mich darüber, dass Carlisle ohne meine Anleitung den Weg hergefunden hatte, aber vermutlich wusste er einfach, dass meine Tante hier lebte, da er sie immerhin behandelte und somit auch schon länger kannte. Was wusste ich auch schon über das Verhältnis, was Ärzte und ihre Patienten zueinander pflegten?
Carlisle fuhr auf die Einfahrt und hielt dort, als er den Motor ausstellte und ausstieg, noch bevor ich mich bedanken konnte. Verwirrt wollte ich gerade die Tür der Beifahrerseite öffnen, als Carlisle mir auch schon zuvorkam und sie öffnete, sodass ich aussteigen konnte.
Ich stieg aus dem Wagen und Carlisle schloss die Tür, bevor er auch schon vielsagend Richtung Haus deutete. Ah, er wollte also auf Nummer sichergehen und wohl erst wieder fahren, wenn ich wortwörtlich sicher zu Hause angekommen war. Ein wahrer Gentleman.
Schnell kramte ich den Schlüssel aus meiner Jackentasche und schloss die Tür auf, als ich auch schon regelrecht von Elysia überfallen wurde, die aufgebracht vor mir stand und fast kreidebleich geworden war.
,,Alena! Wo zum Teufel hast du nur gesteckt? Ich habe die ganze Zeit versucht dich zu erreichen und als Charlie vorhin da war, um die Warnung wegen der Tierangriffe an alle rauszugeben, habe ich mir noch mehr Sorgen gemacht."
Wie ein Tornado wirbelte sie mir ihre Worte der Aufregung entgegen, sodass ich kaum Möglichkeit hatte, zur Verteidigung anzusetzen. Carlisle, der mehr oder weniger hinter mir in der Haustür stand, trat nun ein wenig an mir vorbei und geriet somit ins Blickfeld meiner Tante, deren aufgebrachte Miene sich nun in pure Verwirrung verwandelte.
,,Dr. Cullen? Was...machen Sie denn hier?", brachte sie hervor und Carlisle schenkte ihr sein typisch freundliches Lächeln.
,,Guten Abend, Mrs Greenwood. Ich habe Alena zufällig auf meinem Heimweg getroffen und nach Hause gefahren, da ihr Bruder als Mitfahrgelegenheit wohl gerade unpässlich ist."
Nun schnaubte Elysia empört. ,,Oh, ja. Mit dem werde ich auch noch ein ernstes Wörtchen reden müssen. Verschwindet wieder ohne ein Wort zu sagen und hinterlässt lediglich einen Zettel mit der Aufschrift Musste dringend weg. Vielleicht sollte ich doch darüber nachdenken, Gitter vor Fenster und Türen anzubringen."
Die Gefühle meiner Tante waren die reinste Achterbahnfahrt und ich kam noch immer nicht dazu mich zu äußern, weil ich mit der Situation restlos überfordert war. Natürlich konnte ich meine Tante verstehen, würde ich doch vermutlich genauso reagieren, wenn ich an ihrer Stelle wäre und dennoch hoffte ich, dass sich ihre Gemüter bald abkühlen würden, damit ich wenigstens einen vernünftigen Satz zustande brachte.
Carlisle sorgte zum Glück dafür, indem er die Hände in die Jackentasche schob und Elysia wohl allein durch seine bloße Anwesenheit beschwichtigte. Auf mich wirkte sie zumindest ungeheuer beruhigend.
,,Ich bin sicher, er wird eine gute Erklärung dafür haben, wenn er zurück ist. Und um Alena müssen Sie sich keine Sorgen machen, Elysia. Ich bin sicher, Ihre Nichte ist stärker als sie aussieht."
Jetzt musste ich darauf achten, nicht wieder in Verlegenheit zu geraten und rang mir stattdessen ein dankbares Lächeln ab, welches Carlisle erwiderte. Dabei versuchte ich alles, um ihn nicht zu offensichtlich anzustarren und zum Glück schien meine Tante viel zu erleichtert darüber zu sein, mich wieder wohlbehalten bei sich zu haben, als dass es ihr aufgefallen wäre.
,,Naja, jedenfalls vielen Dank, dass Sie Alena nach Hause gebracht haben."
,,Ja, das war wirklich nett von Ihnen. Dankeschön.", sagte ich ebenfalls an Carlisle gewandt, der daraufhin nur abwinkte.
,,Gern geschehen. Ich freue mich, dass ich helfen konnte."
,,Können wir Ihnen noch irgendwas anbieten?", fragte ich, doch er schüttelte den Kopf.
,,Nein, danke. Ich muss zurück zu meiner Familie. Aber es hat mich gefreut, Sie wiederzusehen, Alena. Noch einen schönen Abend."
Carlisle nickte Elysia und mir noch höflich zu, während meine Tante ihm noch ein „Gleichfalls" nachrief und ich blieb im Türrahmen stehen, als er zu seinem Auto zurückkehrte.
,,Hat mich auch gefreut...Carlisle."
Ich sagte diese Worte so leise, dass nur ich sie hören konnte und sah noch, wie Carlisle in seinen Wagen stieg und anschließend davonfuhr. Erst als er aus meinem Blickfeld verschwunden war, schloss ich die Tür und spürte bereits den erwartungsvollen Blick meiner Tante im Rücken, weshalb ich noch einen Moment zögerte, ehe ich mich umdrehte und dem unausweichlichen Kreuzverhör stellte, welches mich nun erwartete.
Und ihre Haltung sprach Bände. Ihre Arme hatte sie nun vor der Brust verschränkt, die blonden Haare umrahmten ihr nach wie vor besorgtes Gesicht und ihre Augen musterten mich so intensiv, dass ich mit Sicherheit zum Schweizer Käse werden würde, hätten sie die Fähigkeit, mich wirklich durchbohren zu können.
,,Nun, gibt es da vielleicht etwas, das ich wissen sollte?"
Prüfend legte sie den Kopf schräg und ich kam mir vor, wie bei einem Verhör auf der Polizeiwache. Als hätte ich ein Schwerverbrechen begangen, welches meine Tante nun um jeden Preis aufklären wollte und ich hatte keine Ahnung, was ich zu meiner Verteidigung vorbringen konnte.
,,Ähm, ich...habe mich verlaufen.", sagte ich wenig einfallsreich, was das Misstrauen meiner Tante natürlich noch steigerte.
,,Verlaufen?"
,,Ja. Ich weiß, ziemlich verrückt, aber das...passiert mir leider häufiger an fremden Orten. Forks kenne ich ja noch nicht allzu gut und ich hatte heute Morgen eine ziemlich heftige Auseinandersetzung mit Alex, wovon ich Reißaus genommen habe. Dabei habe ich leider die Zeit vergessen und als es dunkel wurde, fiel es mir schwer, den Heimweg zu finden. Aber da kam Dr. Cullen zufällig vorbei und war so freundlich, mich mitzunehmen."
Gut, ich hatte ein paar sehr wichtige Details ausgelassen, aber im Grundkern stimmte die Geschichte. Bis auf die Tatsache, dass ich mich keineswegs verlaufen hatte, nur das musste meine Tante ja nicht wissen. Je weniger sie erfuhr, desto besser und ich wollte ihre Nerven schonen, was nach der ganzen heutigen Aufregung eine echte Herausforderung war. Aber Elysia entspannte sich nun etwas und seufzte ergeben.
,,Naja. Hauptsache, du bist wieder da. Aber tu mir bitte den Gefallen und melde dich das nächste Mal. Ich bin hier fast tausend Tode gestorben, Alena."
,,Ich verspreche es.", erwiderte ich und verfluchte mich selbst, da mein Handy in der Zwischenzeit sicher den Geist aufgegeben und ich das nicht einmal bemerkt hatte.
Wahrscheinlich, weil meine ganze Aufmerksamkeit auf Carlisle gelegen hatte und mich das alles andere hatte vergessen lassen. Das war ganz und gar nicht gut. Ich musste dringend aufhören, ständig an ihn zu denken und mich von seiner Art in einen magischen Bann ziehen zu lassen.
Als hätte sie es mir vom Gesicht abgelesen, warf Elysia mir auf einmal einen neugierigen Blick zu. ,,Und was hat es mit dir und Dr. Cullen auf sich?"
Mir entwich jegliche Gesichtsfarbe. ,,Gar nichts. Die Begegnung war purer Zufall."
,,Soso, ein Zufall. Na, wenn du das sagst."
Elysia grinste ein wenig in sich hinein, zuckte dann mit den Schultern und ließ mich im Wohnzimmer stehen, während sie die Treppen nach oben ging. Perplex sah ich ihr nach und fragte mich, was diese Anspielung gerade zu bedeuten hatte. Was dachte sie denn, was die Anwesenheit von Carlisle zu bedeuten hatte?
Nein, ich wollte es lieber gar nicht erst wissen und sollte mich stattdessen lieber darauf konzentrieren, eine Lösung für das Vampirproblem zu finden. Doch dafür musste ich meine ganze Aufmerksamkeit darauf ausrichten und durfte nicht länger irgendwelchen verwirrenden Gefühlen nachjagen. Und das ging nur auf eine Weise: ich musste mir Carlisle Cullen aus dem Kopf schlagen und zwar unverzüglich.
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