Entführung
Habe ihn selten so aufgekratzt erlebt. Mein Partner, Einauge. Mit erbleichtem Gesicht, wandert er in dem spartanisch eingerichteten Wohnzimmer unseres Versteckes auf und ab. Muss die Informationen selbst erst einmal verdauen. Sunny – entführt worden. Wer, um alles in der Welt, schafft es, sie unbeschadet zu entführen?
Dann dieser genannte Name. Nox. Nacht zu Deutsch. Einauges Reaktion zu Folge, ist ihm, im Gegenteil zu mir, bewusst, wer er ist.
„Kannst du mal mit der Sprache rausrücken?", blaffe ich meinen Partner barsch an. Er nimmt mich kaum war. Wiederholt lediglich seine stetigen nachdenklichen Bahnen im Raum.
Mit einem zielsicheren Wurf, schlägt eines meiner Skalpelle, direkt vor Einauges Gesicht, in der Wand ein. Habe mir dadurch seine Aufmerksamkeit gesichert.
„Erzähl mir besser alles, was ich wissen muss..", knurre ich ihn, im Anbetracht meiner sinkenden Geduld, merklich übellauniger an. Einige Zeit schaut mich der Robenträger mit seinem einen Auge an. Scheint nach den richtigen Worten zu suchen. Ein sehr ernster Einauge. Fernab jeglicher Leichtfüßigkeit und allem Wahnsinn.
Mit einem tiefen Atemzug, setzt Einauge zum Sprechen an:"Dass gerade du keine Ahnung hast, wer Nox ist, ist seltsam. Nox ist einer der wohl gefährlichsten Auftragsmörder, die auf dieser Welt wandeln.", erzählt mein Partner ehrfürchtig. Verschränke meine breit gebauten Arme. Lehne mich an die Wand hinter mir.
„Hat er besondere Fähigkeiten?", frage ich nach. Hoffe den Grund seines Statuswertes zu erfahren. Wenn sogar Einauge in dieser Art über jemanden redet, dann hat das durchaus etwas zu bedeuten. Einauge schüttelt den Kopf.
„Nein. Das hat er auch nicht nötig. Er ist sowohl in physischer, als auch in psychischer Hinsicht, vollends diszipliniert. Im Nahkampf, ist er aufgrund seiner Größe und Kraft ziemlich im Vorteil.", erklärt Einauge und scheint währenddessen nach einer Möglichkeit zu suchen, ihn besiegen zu können.
Grinse breit. Mein Jagdinstinkt ist geweckt. Ein starker Widersacher? Genau das, was ich gerade brauche. Als der Einäugige meinen Blick sieht, fügt er eilig:"Vergiss es!" hinzu. Lache schallend auf und klopfe meinem Partner mehrfach auf die Schulter.
„Sunny wird sich sicher nicht alleine befreien.", sage ich wieder ernster.
„Überlass das lieber mi-"
„Schieb dir das in den Arsch! Jemand hat meine Sunny angerührt. Glaubst du im Ernst, dass ich da nichts unternehmen werde!?", unterbreche ich ihn barsch und blecke meine Zähne.
„Deine Sunny?", mischt sich Lars in die Diskussion ein.
„Fresse da oben! Du hast hier gerade nichts zu melden."
Einauge ist's, der nun am lachen ist. Lege meine Stirn in Falten.
„Also.", fahre ich fort, als er sich wieder beruhigt hat:"Wie bekommen wir heraus, wo sich Sunny aufhält?"
Mein Partner legt seine Stirn in nachdenkliche Falten. Wieder herrscht einige Momente lang Stille. Es sind lange Momente der Ungewissheit. Er kennt doch immer alle Antworten. Warum braucht er jetzt nur so lange?
„Lass ihm Zeit. Er denkt nach... Panik bringt sie auch nicht schneller zurück.", versucht Lars meinen ungeduldigen Geist zu beruhigen. Mit nur mäßigem Erfolg. Murre ein „Von mir aus" als Antwort.
Einauge stört sich schon lange nicht mehr daran, dass ich, aus seiner Sicht, mit mir selber zu sprechen scheine. Beziehungsweise mit meinem Alter Ego.
„Es gibt da eine Möglichkeit, aber die musst du mir überlassen. Gib mir zwei Tage."
„ZWEI TAGE!?", brülle ich ihn von Sinnen an. Das ist viel zu lange!
„Tut mir ja leid, aber ich muss eine Menge Gefallen einfordern. Lenke dich solange damit ab.", sagt er beschwichtigend und reicht mir einen Briefumschlag. Mit einem Ruck öffne ich diesen. Als ich dessen Inhalt überflogen habe, bedenke ich den einäugigen mit einem schiefen Grinsen.
„Manchmal glaube ich, dass du meine Reaktionen voraussiehst und dich im Vorfeld darauf vorbereitest..", grummel ich belustigt. Er reagiert nur mit einem belustigten Achselzucken und erhebt sich rasch von der Couch.
„Bis in exakt zwei Tagen, mein Freund. Und hab viel Spaß.", verabschiedet sich Einauge und in der Zeitspanne eines Wimpernschlages, ist der Kerl im Nichts verschwunden. Bin wieder allein. Doch auch, wenn mir diese Wartezeit mehr als missfällt, habe ich zumindest etwas zu tun währenddessen.
-Später am Abend-
„Yo Benni! Reich mir mal den Spliff rüber!"
„Ne man. Ick zieh noch mal dran."
„Boah Lan, du bist halt voll ego!"
Ich zeige dem Berliner-Dialekt sprechenden Vollspasti den Fickfinger und warte ungeduldig darauf, dass der mir endlich mal den Joint rüberreicht. Wir sitzen hier bereits seit einigen Stunden. So wie jeden Abend, wenn uns unsere Alten voll auf den Sack gehen. Dieser Stadtpark ist geil still nachts.
„Ey Baby! Lass dich nicht so kopfficken!", haucht mir Larissa, mein Babe, zu. Ihre zu einem bunten Iro zurechtgestylten Haare sehen so verdammt scharf aus. Könnte sie eigentlich den ganzen Tag nur durchficken. Und eigentlich tun wir auch die gesamte Zeit nichts anderes. Anal mag sie es am liebsten, die geile Sau! Manchmal lass ich Benni auch mal an sie ran. Wir teilen halt alles.
„Yo. Isch geh ma schiffen..", sagt Kai völlig besoffen und taumelt davon.
„Verlauf dir nicht wieder! Spacko!", ruft ihm Benni hinterher und reicht mir, ohne hinzuschauen, den Joint.
Mit einem langen Zug, beginne ich meine Spliff-Runde.
„Yo Benni. Haste Bock, dass ich dir mal was gruseliges erzähle?", fragt ihn mein Babe und kichert komisch.
„Och ne. Dat ist mich immer so krank, wat de mir da immer erzählst."
„Boah Vallah, sei nicht so ne Memme!", rufe ich mit Rauch in der Lunge. Mein Babe legt ihre dünnen Arme um mich.
„Wat willste denn erzählen. Lass ma kiken.", willigt Benni doch ein.
„Da war einmal so ein Mörder! Und dieser Mörder hat so komischer Augen. Die leuchteen!-"
„Wat!? Leuchtende Augen? Wat'n dit fürn Scheiß?", unterbricht Benni sie lachend.
„Lass sie halt weiterreden.", blaffe ich ihn an.
„Also. Dieser Mörder ist voll eklig, ja!?. Der tötet mit Skalpellen und so. Der schneidet dir die Pulsadern auf, wie so ein Emo.-"
„Watte mal. Du redest aber nit zufällig von diesem Steamless, oder?"
„Sleepless.", korrigiert Larissa ihn genervt.
„Oder so. Den gibts doch wirklich.", sagt Benni Augen verdrehend.
„Echt?", frage ich verdutzt. Dachte bisher, dass der nur so'n Mythos von der Regierung ist. Damit wir Angst haben und tun, was die da oben von uns wollen.
„Klaro. Haste nicht seine Ansage letztens im TV gesehen? Dass der wieder mordet und so?"
„Kranker Shizzle..", kommt von mir. Eigentlich müsste mir das Angst machen, aber ich liege einfach nur grinsend da.
„Darf ich jetzt weiterreden?", fragt Larissa eingeschnappt. Sie macht mich irgendwie noch mehr an, wenn sie so ist. Könnte gerade mit ihr hinter den nächsten Baum gehen und ihr das Lebens aus dem Körper ficken. Keine Antwort. Sie labert weiter.
„Jedenfalls. Dieser Sleepless ne!? Man sagt, dass er sich wie so ein Geist anschleicht. Und wenn du nicht aufpasst. Dann schlachtet er deine ganze Familia aaab!", erzählt sie, völlig in ihrem Element. Stille. Dann allgemeines Gelächter.
„Na dit soll dieser Lappen jerne mal versuch'n.", prahlt Benni und spannt seine Laucharme an. Ich reiche meiner Sexgöttin den Joint und wie sie so daran zieht, wird es mir echt eng in der Hose.
Zehn Minuten chillen wir wortlos, einfach so im Rasen.
„Wo ist eigentlisch Kai hin?", frage ich mit rauchiger Stimme, nach einer Weile.
„Gute Frage.", erwidert Benni nur teilweise interessiert.
„Was zum Fick!", ich keuche erschreckt auf. Irgendwas hartes trifft mich direkt in die Magengrube. Etwas rundes, glitschiges. Ich kann es nicht ganz erkennen. Der Schmerz zieht sich durch den ganzen Körper. Neugierig erkunde ich das runde Objekt, nur um dann an der einen Seite, etwas haariges zu greifen. Übelkeit steigt in mir hoch, als ich kapiere, was ich da in den Pfoten halte.
„ALTER!", brülle ich erschrocken und werfe den Kopf panisch irgendwo hin.
„Was!? Was ist los, Baby?", fragt mich Larissa hektisch.
„Ohne Witz. Mich hat gerade so voll der Kopf getroffen!", antworte ich und fühle, wie die der Turn sofort vergeht. Erneute Stille. Dann heiteres Gelächter von Benni und meiner Freundin. Sie denken, dass ich zu breit bin.
„Fuck you, ich verarsch euch nisch!", schreie ich und suche den scheiß Schädel.
„Schatz beruhige dich mal, ja!? Du schiebst ja voll die Paras un-", sie bricht ab. Ihr Blick ist über mir an etwas haften geblieben. Ich folge ihren Augen. Entweder, wir sind beide gleich breit, oder das, was wir da oben, über uns auf einem Ast sitzend sehen, ist wirklich da.
Ein Kerl in dunkler Lederjacke, blauen Jeans, schwarzem Schal und einem verfickt unheimlichen Grinsen, schaut auf uns, von diesem Baum aus herab. Was aber noch viel beunruhigender ist: Dieser Scheißkerl hat leuchtende, verschiedenfarbige Augen. Ein grünes und ein blaues. Wenn man den Blick schweifen lassen würde, würden sie in der Luft schweben.
„Sorry. War das eben euer Kumpel?", fragt dieser Kerl mit finsterer genüsslicher Stimme. Sie ist hell und klar, hat aber etwas morbides. Kann es nicht beschreiben. Ich weiß nur, dass der mir ‚ne verfickte Scheißangst macht.
„Du meinst doch nicht etwa-"
„Doch klar. Den Kopf des Typen, den ich dir gerade zugeworfen habe. Gut gefangen übrigens.", höhnt der Unbekannte und wie ich mir so seine Augen anschaue, überkommt mich ein noch unschöneres Gefühl. Außerdem: Habe ich nicht halluziniert. Das war wirklich ein Kopf. Und nun läuft es mir endgültig kalt den Rücken runter.
„D-Du. Du hast Kai getötet!", brülle ich und verbrauche alles, was ich gerade noch an Mut habe. Larissa und Benni schrecken hoch.
Ein diabolisches Lachen hallt als Antwort durch diese Gegend. Er lacht uns aus.
„Komm hier runter, du Hurensohn, dann zeig isch dir, was Leid ist!", brülle ich vor Wut. Der hat einfach so einen Bro von mir kaltgemacht.
„Baby. Das ist keine gute Idee.", flüstert mir meine Freundin zu, doch der Schaden ist bereits angerichtet. Mit einem Satz, springt der Scheißkerl vom Ast und rollt sich spielend auf dem Boden ab. Er kommt direkt vor mir wieder hoch und baut sich zu voller Größe auf. Der ist ein Kopf größer als ich. Seine leuchtenden Augen blenden mich extrem. Sie können nur einem gehören.
„War gar nicht so leicht, eurem Kumpel den Schädel abzutrennen. Musste auf eine Klinge zurückgreifen, die ich sonst nicht benutze. Aber was soll's.", erklärt der Unbekannte von oben herab und untermauert seine Überlegenheit durch eine ausladende Handbewegung.
„Dafür werde ich di-", sein Lachen unterbricht mich und jagt mir einen gottverdammten Schauer über den Rücken.
„Mich töten? Dann versuch es. Der erste Schlag gehört dir. Sorg nur dafür, dass er sitzt...", spricht der Mörder mit den verschiedenen Augenfarben eiskalt.
Verzweifelt hole ich aus und jage meine Faust in die Richtung, in der sich sein Gesicht befindet. Kein Widerstand. Nicht getroffen!? Ich bin Boxer. Das kann nicht sein.
„Schade. Hatte mehr erhofft.", höhnt der Dreckskerl und im nächsten Augenblick stoße ich einen gellenden Schmerzensschrei aus. Ein stechendes Gefühl in meinem Magen. Der Nächste in meiner Brust. Wild schlage ich um mich. Nichts trifft. Der Schmerz wird immer schlimmer. Mehr Stechgefühle kommen hinzu. Er sticht immer weiter auf mich ein. Schmerz raubt mir die Kraft. Sacke ohne Widerstand zu Boden. Larissa und Benni sind ja noch immer da.
„Verpisst....Euch!", stammel ich.
„Zu spät.", erwidert der Angreifer kaum hörbar und stürmt auf Larissa zu. Ich muss hilflos dabei zusehen, wie der Scheißkerl meine Freundin niederschlägt und etwas nach Benni wirft. Der widerrum stoppt mit einem Mal sämtliche Bewegungen.
„Treffer! Versenkt!", jubelt der Unbekannte lauthals und wendet sich wieder meiner Freundin zu. Fuck. Ich kann mich nicht bewegen. Will sie retten. Warum? Warum wir!? Weshalb tut dieser Wichser das!? Immer wieder tritt der Mörder auf meine Freundin ein. Ihre Schreie hallen durch die gesamte Parkanlage. Warum hört uns denn keiner?
„Hil-fe!", versuche ich zu schreien, doch bekomme nur gurgelnde Wortfetzen heraus.
„Ihr wart sehr unartige Jugendliche. Habt einem Partner von mir Geld gestohlen. TzTzTz. Nun muss ich euch aus dieser räudigen Welt tilgen.", erklärt der Angreifer mit Genuss in der Stimme. Er scheint das, was er tut, vollkommen zu lieben. Geld gestohlen? Meinte Benni das etwa letztens mit „Ich bin an schnelles Geld gekommen"? Verfickter Idiot. Nur wegen ihm.
Mir wäre fast gar nicht aufgefallen, dass die Schreie meiner Freundin leiser geworden sind und allmählich verschwinden. Der Angreifer kniet sich zu meiner Liebsten runter. Mehrere kurze, ohrenbetäubende Schreie erklingen noch. Dann herrscht eisige Stille. Der Schmerz scheint sich durch meinen Körper zu brennen. Betäubt sämtliche Körperregionen. Plötzlich gellt das schrille Lachen des Mörders durch die Anlage.
„Was... bist du... nur für ein...Monster!?", keuche ich vor Schmerzen. Dann richtet er seine leuchtenden Augen auf mich, erhebt sich und kommt langsam auf mich zu. Sein Lachen endet, als er direkt über mir steht. Holt etwas aus der Innenseite seiner Jacke hervor.
"Mein Name...ist Sleepless." Mein Herz setzt einen Schlag lang aus, als ich in den Lauf einer Pistole schaue.
„Fuck alter... tu das nicht... Ich-"
„Tze. Du feiger Hurensohn. Es ist, wie immer... Im Angesicht des Todes, betteln sie alle um ihr Leben.", ist das, was ich vor dem letzten beendenden Knall höre.
Sichtwechsel
„Fuck hat das gut getan.", hauche ich befriedigt in die Stille der Nacht hinein und betrachte zufrieden mein Werk. Diese Jugendlichen haben Einauge eine beträchtliche Geldsumme abgeknöpft. Unter diesen Pissern ist wohl ein bekannter Hacker gewesen. Wer von denen der Profi ist, oder war? Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Einauges Auftrag ist es gewesen, alle umzubringen, die sich hier zu dieser Zeit, an diesem einen Ort versammelt haben. Nützlich für Einauge, denn ein Feind seiner Geschäfte ist verreckt. Gut für mich, weil ich meine Mordsucht befriedigen kann. Win-Win-Situation. Nur jetzt stellt sich mir eine Frage... Was stelle ich noch an mit der angebrochenen Nacht?
„Bock einen trinken zu gehen, Raphael?", fragt mich Lars in meinem Kopf. Muss breit grinsen.
„Als könntest du meine Gedanken lesen.", erwidere ich amüsiert. Setze mich in Bewegung. In die nächstbeste Bar dieser Gegend.
-Epilog: Sunnys Sicht-
Suboptimale Situation. Ich kann mich nicht bewegen. Als ich mich in dem kalten, mit Fliesen überdeckten Raum umschaue, fällt mir direkt eine Sache auf. Es gibt keine Möglichkeit für mich zu fliehen. Auch ist es mir, aufgrund der geringen Helligkeit, nicht möglich, alle Aspekte des Raumes auszumachen. Nur, dass mir direkt gegenüber ein Holzstuhl in meine Blickrichtung steht.
Mein metallischer Arm ist entfernt worden. Mein Geist fühlt sich schwach und taub an. So kann ich mich nicht auf meine Kräfte konzentrieren. Ich bin, mittels eines Kabelbinders, in stehender Position, an einem Metallrohr gefesselt. Auch meine Schuhe sind mir ausgezogen worden. Zweifelsohne, um den Grad an Unannehmlichkeit für mich zu erhöhen. Versuche mich daran zu erinnern, wie ich in diese Lage geraten bin. Ich kann mich lediglich daran erinnern, dass ich kurz von Sleepless' Unterschlupf, zu mir nach Hause gegangen bin, um einige Dokumente zu besorgen. Weiß noch, wie ich die Wohnung betreten habe. Das Letzte, was ich im Kopf habe, ist das seltsame Klirren meiner Fensterscheibe, bevor alles um mich herum dunkel geworden ist.
„Sie sind wach.", höre ich eine dunkle, raue Stimme zu meiner Linken. Aus der Dunkelheit, tritt ein irrwitzig großer und muskulös wirkender junger Mann in mein Blickfeld. Seine Haare sind funktional kurzgeschoren. Interessanterweise scheinen sich seine eisblauen Augen in die meinen zu stechen. Die Klamotten des Unbekannten sind in gleicher dunkler militärischer Farbe gehalten. Der schmale Mund, innerhalb seines asketisch aussehenden Gesichtes, ist zu einem dünnen Lächeln verzogen. Seine gesamte Erscheinung gibt den Anschein, dass er kein Amateur ist. Dass er genau weiß, was er da tut und mit wem er es zu tun hat. Ich muss bedächtig vorgehen.
„Wie Sie feststellen, sind Sie imobilisiert.", fährt er fort und ich bemerke das gerollte „R" in seiner Aussprache.
Ich muss es versuchen. Mit aller verbleibender Konzentration, versuche ich meine Kräfte zu bündeln und Besitz von dem Unbekannten zu ergreifen. Vergeblich.
„Ich bin sicher, Sie haben bereits herausgefunden, dass ich mich auch mit Ihren speziellen Fähigkeiten befasst habe.", erklärt er mit besonderer Betonung auf „speziellen". Versucht mich zu denunzieren. Irrelevant. Ich kann hier erst einmal nichts ausrichten. Wenn das nicht funktioniert, muss ich es im Gespräch versuchen.
Weshalb bin ich hier?", frage ich interessiert. Es wäre zunächst einmal förderlich zu erfahren, weshalb ich mich in dieser Lage befinde.
"Sie sind hier, weil Ihre Anwesenheit von einer dritten Person erwünscht wurde.", erwidert mein Gegenüber und nimmt auf dem Holzstuhl platz.
"Kenne ich diese dritte Person?"
"Diese Frage vermag ich nicht zu beantworten. In meiner Branche ist es nicht üblich, derlei Fragen zu stellen.", antwortet mein Entführer in einer kühlen Logik. Nachvollziehbar. Einen Versuch ist es wert gewesen.
„Wie ist Ihr Name?", stelle ich meine letzte Frage.
„Nennen Sie mich... Nox.", gibt mein Gegenüber ruhig zurück.
Die weitere Zeit verbringen wir damit, uns gegenseitig anzustarren. Während ich versuche, eine Schwäche bei Nox auszumachen, ist besagter Gegenüber, in sicherlich ganz eigenen Nachforschungen meinerseits versunken. Im Augenwinkel bemerke ich etwas, was mir vorher entgangen zu sein scheint. Eine kleine Schraube, liegt auf dem Fliesenboden. Ich könnte versuchen, ihn zu bewegen. Subtil, versteht sich.
So sammel ich wieder meine gesamte verbleibende Konzentration. Dieses Mal fällt es mir wesentlich leichter. Benutze meine Gedankenkraft, um gedankliche Hände nach diesem Stück Metall greifen zu lassen. Die Schraube beginnt leicht durch die Gegend zu rollen. Gibt dabei Geräusche von sich.
Nox bleibt das nicht verborgen. Sein Blick fällt auf die sich bewegende Schraube und dann wieder auf mich. Wortlos erhebt sich mein Entführer von dessen Stuhl. Steckt eine seiner riesigen Hände in seine Manteltasche und holt im fast selben Augenblick eine Spritze hervor. Wahrscheinlich mit demselben Mittel, mit dem er mich lahm gelegt und entführt hat. Jetzt, wo ich meine Kräfte wieder zum Teil bündeln kann, kann ich ihn auch übernehmen.
Also konzentriere ich alle Kraft, die ich habe, für diesen Angriff. Lasse ihn auf Nox los. Wie zum Teufel kann das sein?
Er keucht kurz erschrocken auf. Statt, dass ich in seinen Geist eingedrungen bin, habe ich ihn lediglich ein paar Meter nach hinten geschoben. Als hätte ihn ein etwas zu starker Windstoß weggerückt. Nox Mund ist wieder zu einem spöttischen Lächeln verzogen, als er direkt auf mich zuschreitet.
Er legt die Spritze an meinem verbleibenden Arm an.
"Ihre Regenerationsfähigkeit ist erstaunlich. Faszinierend.", lobt mich mein Entführer höhnisch und noch bevor er seinen Satz vollendet hat, vernebelt sich mein Blickfeld erneut...
Fortsetzung folgt...
Notiz: Nox stammt von der wunderbaren Autorin und guten Freundin von mir Vanum (Hier als VanumFunkenflug unterwegs). Lest euch die Reihe "There aint no justice" durch und erlebt die großartige Geschichte, in der der Auftragsmörder Nox sein Unwesen treibt. Ein riesen Danke an dich, liebe Vanum, dass ich Nox benutzen darf. Sie und ich arbeiten gemeinsam an den Teilen dieser Geschichte hier, in der der Auftragsmörder auftritt.
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