Von Sehnsucht und Verzweiflung
Hallo, meine Lieben. Eine neue Woche ist gestartet und passend dazu gibt es ein brandneues Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch und wünsche daher ganz viel Spaß beim Weiterlesen, sowie einen tollen Wochenstart.
Liebe Grüße,
eure Hela
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Von Sehnsucht und Verzweiflung
Ein gewaltiger Ausbruch der Freude empfing uns in dem kleinen Dorf, als wir in der Morgendämmerung von unserem erfolgreichen Kampf zurückkehrten und die 8 Mädchen zurück zu ihren Familien brachten. Alle Bewohner feierten uns und bedankten sich unzählige Male, während ich eigentlich nur noch den Rückzug antreten wollte.
Zum Glück hatten auch Heather und Joey schnell genug von den Lobpreisungen der Dorfbewohner und somit machten wir uns auf den Weg zum Hotel, wohin uns Joey begleitete. Sogar Heather schätzte unseren neuesten Gefährten mittlerweile und schwelgte mit ihm bereits in Erinnerungen an die feurige Nacht, denn immerhin hatten wir Graf Dracula besiegt.
Mir jedoch, gingen der Anblick der brennenden Vampire und auch ihre Schreie nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatten um ihre Leben geschrien, doch nichts hatte sie retten können und noch immer ging es mir durch Mark und Bein. Dracula war tot und das Dorf sicher, doch Frieden gab mir das keineswegs.
Als wir das Hotel wieder erreichten und Heather sich bei Jeróme bedankte, stiegen wir aus und Joey folgte uns kurz, bat Jeróme jedoch, ihn gleich zum Flughafen zu bringen. Er würde heute noch den Heimweg antreten.
,,Tja, das war ein echtes Abenteuer. Vielen Dank für die spektakuläre Erfahrung, Ladies.", sagte er und Heather grinste.
,,Gern geschehen. Vielleicht tun wir uns irgendwann nochmal für einen Clan Vampire zusammen und werfen sie gemeinsam auf den Scheiterhaufen."
Joeys Augen funkelten vorfreudig. ,,Ich wäre definitiv dabei. Es war auf jeden Fall nett, euch kennenzulernen und ich hoffe, wir bleiben in Kontakt."
,,Kein Problem." Heather zückte Zettel und Stift, schrieb ihre Nummer auf und reichte sie dem charmanten Hexer. ,,So, bitte. Jetzt kannst du dich jederzeit melden, wenn du unsere Hilfe brauchst."
Ich musste mir ein aufkeimendes Schmunzeln ergreifen, da Heather die Worte so selbstsicher aussprach, als wäre Joey eine hilflose Jungfrau in Nöten, die es unter allen Umständen zu retten galt. Der Hexer nahm es jedoch mit Humor und steckte den Zettel in seine Hosentasche.
,,Ich danke vielmals, Lady Smallville. Von nun an werde ich ruhiger schlafen können."
Joey verabschiedete sich von uns, stieg dann wieder ins Shuttle und Jeróme brauste davon. Die Sonne ging langsam auf, doch ich war einfach nur erschöpft und auch Heather gähnte herzhaft.
,,Man, so ein actionreicher Kampf macht mich hundemüde. Gönnen wir uns eine Mütze Schlaf und dann sehen wir, wohin die Reise weitergeht."
Sie ging voraus und ich folgte ihr schweigsam. Die Dame an der Rezeption nickte uns freundlich zu, dachte vermutlich, wir würden gerade von einer wilden Party zurückkehren, da wir ziemlich erledigt aussahen und auch ich musste zugeben, dass mir der Kampf gegen Dracula sämtliche Kräfte abverlangt hatte. Vielleicht war es aber auch das Gefühl geistiger Erschöpfung, die sich langsam in meinem ganzen Körper ausbreitete und sich anfühlte, als würden meine Beine aus Wackelpudding bestehen.
Schnell kehrten Heather und ich in unser Zimmer zurück, befreiten uns aus den engen Klamotten der längst vergangenen Zeitepoche und schlüpften stattdessen in unsere Schlafsachen.
Als ich aus dem Badezimmer kam, lag die Hexe schon im Bett und schlummerte seelenruhig, weshalb ich den Kopf schütteln musste. Heather war in der Tat ein Unikat und ich war unglaublich froh, dass ich sie meine beste Freundin nennen durfte. Nun begab ich mich selbst ins Bett, legte mich hin und zog die Decke über mich, ehe ich an die dunkle Wand starrte und spürte, wie mich langsam aber sicher die Müdigkeit einholte. Und noch bevor ich endgültig in den Schlaf abdriftete, wusste ich bereits, was mich wieder erwarten würde. Denn wie jede Nacht träumte ich wieder das Gleiche. Ich träumte erneut von blasser Haut, blonden Haaren und goldenen Augen, die mich in ihren Bann zogen. Ich träumte von Dr. Carlisle Cullen.
Ein paar Stunden später war es bereits Mittag, als Heather und ich aus den Federn krochen und uns bequeme Alltagskleidung anzogen. Ich fühlte mich nach meinem neuen Traum bezüglich Carlisle wie ausgelaugt und mein Geist war einfach nur erschöpft. Verzehrt von Sehnsucht und Verzweiflung hatte ich langsam keine Energie mehr, um den seelischen Kummer ertragen zu können und mit jedem Tag schien es schlimmer zu werden. Doch war es ein Teufelskreis, aus dem ich niemals mehr entkommen würde.
Heather, die wieder zur Tagesordnung überging, als hätten wir vergangene Nacht nicht ein Pack von mächtigen Vampiren erledigt, war bei bester Laune und überlegte schon, ob wir noch ein paar Tage in Rumänien verbringen oder doch eher nach einem neuen Auftrag suchen sollten. Doch bei ihren Worten, welcher Job für uns am ehesten infrage kam, wurde mir nur schlecht und ich spürte, wie sich alles in mir gegen die Vorstellung sträubte, sofort wieder einem neuen Pack von unsterblichen Vampiren nachzujagen. Ich sah zu Heather, die am kleinen Schreibtisch saß und auf ihren Laptop starrte, als ich mein Schweigen schließlich brach und mich der Hexe ein wenig näherte.
,,Heather! Ich glaube, ich brauche eine Pause.", brachte ich hervor, was die verdutzt aufsehen und die Stirn runzeln ließ.
,,Wovon? Etwa vom Jagen?"
Ich nickte kaum merklich, wobei mir ein Seufzen entfuhr. ,,Ja. Ich meine, wir haben in den letzten 3 Monaten 10 Vampire getötet und jetzt noch Dracula samt seinem Gefolge. Ich fühle mich irgendwie...ausgebrannt. Total erschöpft, ich weiß auch nicht."
Es kam mir fast so vor, als war ich drauf und dran, in ein tiefes schwarzes Loch zu fallen und es erinnerte mich an den ersten Traum, den ich damals von Carlisle gehabt hatte. Darin war ich auch in unendliche Tiefe gestürzt, doch er hatte mich aufgefangen und somit vor dem knallharten Aufschlag bewahrt. Etwas, das diesmal jedoch nicht so sein würde und meinen Engel hatte ich somit für immer verloren.
Heather, die mich aufmerksam beobachtete, reichte natürlich ein einziger Blick und sie wusste sofort, was in mir vorging. Aber machte ich mir ja auch kaum die Mühe, meine niedergeschlagene Stimmung und Verzweiflung zu verbergen, da sie mittlerweile Teil meiner Persönlichkeit geworden waren.
,,Es ist wegen Carlisle, oder? Und versuch bitte nicht es zu leugnen, denn ich sehe, dass es dich quält und dafür kann eigentlich nur er die Ursache sein."
,,Ich sehe ihn überall, Heather. In meinen Träumen, in jedem Vampir, den ich töte...völlig gleich, wo ich auch hingehe. Egal was ich mache, ich kann ihn einfach nicht vergessen und ich vermisse ihn in jeder verdammten Sekunde.", gestand ich schließlich und hatte Mühe, nicht in Tränen auszubrechen, was Heathers Mitgefühl erweckte.
,,Vielleicht solltest du ihn anrufen."
Für diese Aussage erntete sie einen schockierten Blick von mir. ,,Bist du verrückt? Das ist keine gute Idee und außerdem will er sicher nichts mehr von mir wissen, nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich nichts für ihn empfinde."
Einmal mehr hatte ich den Blick von Carlisle vor Augen, mit dem er mich damals angesehen hatte, als ich ihn so traurig und verletzt zurückgelassen hatte. Er hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt und klagte mich jeden Tag aufs Neue an, dass ich diesem gütigen Vampir das Herz gebrochen hatte. Doch im Gegensatz zu mir, schien Heather nicht so pessimistisch zu sein, da sie ihren Laptop nun zuklappte und mich mit skeptischer Miene betrachtete.
,,Glaubst du wirklich, dass er so oberflächlich von dir denkt? Könnte es nicht eher sein, dass er dich vielleicht genauso sehr vermisst, wie du ihn?"
Ich ließ mich auf meiner Bettkante nieder, wobei sich mein Blick auf den grauen Teppichboden fixierte. ,,Es spielt keine Rolle, was ich glaube. Ich werde ihn nie wiedersehen und das ist auch besser so. Für uns beide."
Heather seufzte. ,,Okay, wenn du das sagst. Aber wie kommst du jetzt überhaupt auf das Thema? Ist es wegen deinem Traum?", wollte sie wissen, woraufhin ich nur den Kopf schüttelte.
,,Nein. Ich meine, nicht nur. Elysia hat mir vor unserem Aufbruch eine Nachricht geschickt. Die Cullens haben Forks gelassen."
Überraschung zierte das Gesicht der rothaarigen Hexe. ,,Was? Warum das denn?"
,,Ich weiß es nicht und ich habe auch nicht gefragt."
,,Naja, wenn du zu deiner Tante willst, dann könnten wir...", setzte sie an, doch winkte ich entschieden ab.
,,Nein. Ich kann nicht zurück nach Forks."
Ich erhob mich wieder vom Bett und kehrte Heather kurz den Rücken, um gedankenverloren die Wand anzustarren. Nur kannte meine beste Freundin dieses Ausweichmanöver bereits zu gut, als dass sie sich davon beeindrucken ließ. Deshalb erhob sie sich nun ebenfalls vom Stuhl und versuchte, mir die Gegenargumente vorzulegen.
,,Alena, wenn die Cullens wirklich weg sind, ist das Ultimatum deines Bruders bezüglich Forks doch hinfällig. Oder richtet sich seine Abneigung etwa auch gegen die Stadt an sich?"
Ich zuckte mit den Schultern. ,,Gut möglich, aber darum geht es gar nicht."
,,Worum dann? Willst du deine Tante nicht wiedersehen?"
,,Doch, schon. Aber...Elysia kommt klar, das weiß ich. Und ich kann nicht nach Forks zurückkehren, weil...dort würde mich alles an ihn erinnern. Ich kriege Carlisle schon so kaum aus meinem Kopf, da kann ich keinen Fuß in die Stadt setzen, wo die ganze Sache mit uns überhaupt angefangen hat. Da könnte ich mir genauso gut das Herz rausreißen."
Es graute mir davor, derart mit meiner Vergangenheit konfrontiert zu werden, was ohne Zweifel passieren würde, sobald ich einen Fuß nach Forks setzte. Ich konnte mir das momentan einfach nicht zumuten und es wäre auch nicht fair gegenüber Elysia, die sich dann sicher nur Hoffnung darauf machte, ich würde bleiben. Doch das könnte ich nicht und ich wollte sie nicht schon wieder vor den Kopf stoßen, denn das hatte sie wirklich nicht verdient.
Heather, deren bohrenden Blick ich deutlich spüren konnte, war nachdenklich geworden und ich fragte mich, ob sie bereits neue Argumente versuchte zu finden, um mich zu einer Rückkehr nach Forks bewegen zu können. Doch dann entspannte sich ihr Gesicht etwas und sie war wieder voller Tatendrang, als sie mir einen brandneuen Vorschlag eröffnete.
,,Gut. Wie wär's dafür mit einem Urlaubstrip? Ganz ohne Vampire, nur wir zwei Mädels. Ich könnte dir meine Familie in England vorstellen. Die sind nämlich alle völlig aus dem Häuschen, weil ich mit einer Jägerin zusammenarbeite. Du würdest dich sicher gut mit ihnen verstehen.", schlug sie vor und das klang gar nicht mal so schlecht.
,,Ja, das...klingt gut."
England war mir jedenfalls lieber als Forks, wo mich meine Gefühle nur so überfluten würden und in Transsilvanien hielt ich es auch keinen Tag länger aus, da ich hier immerhin einen gesamten Vampirclan abgeschlachtet hatte. Sie waren zwar eine Bedrohung gewesen, aber ebenso auch Lebewesen und deren Existenz hatte ich beendet. Auf ziemlich grausame Art und Weise.
Heather klatschte zufrieden in die Hände. ,,Alles klar, dann also England. Ich organisiere uns mal einen Flug. Bin gleich wieder da."
Kaum, dass sie die Worte ausgesprochen hatte, verschwand sie aus dem Zimmer und ich musste schmunzeln. Heather erinnerte mich so stark an Alice, dass sie fast Schwestern sein könnten und irgendwie bedauerte ich es, dass sie sich niemals kennenlernen würden.
Das Klingeln meines Handys riss mich aus den theatralischen Gedanken, woraufhin ich zum Nachttisch ging und den Anruf entgegennahm, nachdem ich aufgrund der Unbekannten Nummer kurz gezögert hatte.
,,Hallo?"
,,Hey, Alena. Hier...hier ist Bella.", kam es von der anderen Leitung und ich war unglaublich erstaunt darüber, meine ehemalige Nachbarin am Hörer zu haben.
,,Bella? Ähm, woher hast du meine Nummer?"
,,Elysia hat sie mir gegeben. Ich hoffe, das war okay."
Ich war zwar immer noch irritiert, nahm es aber hin. ,,Sicher. Wie geht's dir denn?"
,,Geht so und dir?", erwiderte Bella hörbar bedrückt und irgendwie klang unser Telefonat bis jetzt unglaublich eintönig.
,,Ganz okay."
Bella räusperte sich. ,,Wo bist du gerade?"
,,Ehrlich gesagt, in Rumnänien."
,,Oh. Jagst du immer noch Vampire?", wollte Bella wissen, woraufhin ich ein wenig seufzte.
,,Gelegentlich. Wieso fragst du?"
Bella begann irgendwie verunsichert zu klingen, da sie ins stottern geriet. ,,Naja, ich hatte gehofft, dass du...Alena, ich brauche...deine Hilfe."
,,Was ist los, Bella?"
Ich war in Alarmbereitschaft, denn mein Gefühl sagte mir bereits, dass irgendwas passiert sein musste. War sie wirklich zum Vampir geworden und hatte was angestellt? Oder ging es um etwas ganz anderes? Wurde sie verfolgt? War diese Victoria vielleicht aufgetaucht, deren Gefährte James wir kurz vor meiner Abreise vernichtet hatten? So viele Theorien schossen mir durch den Kopf, dass erst die Worte von Bella mich aus meiner Starre rissen.
,,Eine ziemlich lange Geschichte. Alice hat eine Party zu meinem Geburtstag organisiert und die ist etwas aus dem Ruder gelaufen. Ich hab mich geschnitten und Jasper wollte auf mich losgehen."
Ich musste mich am Kleiderschrank festhalten, damit ich nicht nach hinten umkippte und war ziemlich entsetzt. ,,Großer Gott. Ist dir was passiert?"
,,Nein, aber...Edward, er...er ist gegangen. Die Cullens sind weg und ich hatte gehofft, dass du...sie vielleicht finden könntest."
Selbst durch das Handy konnte ich förmlich den Hoffnungsschimmer hören, der in Bellas Stimme verborgen lag. Aber ich war nun wirklich die letzte Person, die ihr bei diesem Problem helfen konnte und ich seufzte, ehe ich ihre Hoffnung platzen lassen musste.
,,Das ist keine gute Idee, Bella."
,,Warum nicht? Du kannst Vampire doch aufspüren.", widersprach sie mir, woraufhin ich ernster wurde.
,,Das stimmt schon, aber Edward hat diese Entscheidung sicher nicht ohne Grund getroffen und ich kann mich da nicht einmischen. Zumal Edward nicht auf den Kopf gefallen ist und sicher weiß, wie man seine Spuren verwischt, damit man ihn nicht findet. Ich könnte ihn also nicht finden. Selbst, wenn ich es wollte."
Der Vampir hatte sicher vorgesorgt, da ihm der Gedanke, Bella könnte mich möglicherweise um genau solch einen Gefallen bitten, bestimmt auch gekommen war. Und da Edward ohne Zweifel nicht wollte, dass man ihn fand, könnte ich wirklich nicht viel ausrichten.
,,Aber Carlisle vielleicht.", sagte Bella auf einmal und beim Namen des Vampirs zuckte ich zusammen. ,,Er würde sicher mit dir reden und dann könntest du..."
,,Bella, ich kann nicht!", unterbrach ich sie und atmete tief durch, um ruhig zu bleiben und nicht ganz die Fassung zu verlieren. ,,Es tut mir leid. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht einfach für dich ist und glaub mir, ich würde dir wirklich gerne helfen. Aber ich denke, du solltest die Entscheidung von Edward akzeptieren und versuchen, dein Leben zu leben. Egal wie schwer das auch sein mag, es ist besser so...glaub mir. Es fiel mir auch schwer, die Cullens loszulassen."
,,Warum bist du dann aus Forks weggegangen?"
Die Frage von Bella traf mich bis ins Mark, blieb aber unbeantwortet, da in diesem Moment Heather zurückkehrte und ich kaum merklich in den Hörer seufzte. ,,Ich muss auflegen. Alles Gute und pass auf dich auf."
Damit beendete ich das Telefonat und steckte mein Handy in die Hosentasche. Jedoch hatte ich durchaus die Neugier von Heather geweckt, die mich interessiert musterte und nun die Tür hinter sich schloss.
,,Alles okay?"
,,Das war Bella."
Heather war sichtlich überrascht. ,,Deine Freundin aus Forks?"
,,Ja, sozusagen."
,,Was wollte sie denn?", fragte Heather irritiert und ich ließ mich auf der Bettkante nieder, ehe ich mich dazu durchringen konnte, die neugierige Hexe aufzuklären.
,,Sie hat mich gebeten, die Cullens aufzuspüren. Offenbar gab es einen kleinen Zwischenfall an ihrem Geburtstag und deswegen hat Edward sich von ihr getrennt. Er und seine Familie haben wegen Bella Forks verlassen und anscheinend hat sie gehofft, ich könnte sie zurückholen."
Ich konnte immer noch nicht glauben, dass Bella der Grund dafür war, dass die Cullens gegangen waren. Aber dennoch konnte ich die Entscheidung von Edward nachvollziehen, denn er wollte Bella damit sicherlich nur beschützen. Doch wusste ich nur zu gut, wie schmerzhaft ein gebrochenes Herz sein konnte und konnte den Schmerz von Bella daher auch sehr gut nachempfinden.
Heather pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ,,Dramatische Geschichte. Was hast du gesagt?"
,,Na, was schon? Dass ich ihr nicht helfen kann. Ich darf die Cullens nicht aufspüren und schon gar keinen Kontakt zu ihnen aufbauen. Dann könnte ich sie genauso gut gleich auf den Scheiterhaufen werfen und meinem Bruder die Arbeit ersparen. Ich kann Bella verstehen, aber ich fürchte, sie wird ihr Leben ohne Edward führen müssen."
Es weckte mein tiefstes Mitgefühl für beide Parteien. Edward war dieser Schritt sicher nicht leicht gefallen und ich wusste noch genau, wie sehr sich Carlisle für seinen Sohn gefreut hatte, weil dieser endlich eine Gefährtin gefunden hatte und nicht länger alleine gewesen war. Doch war eine Beziehung zwischen Vampir und Mensch nun einmal sehr schwer zu führen und ich konnte verstehen, weshalb Edward nach dem Zwischenfall mit Jasper die Reißleine gezogen hatte. Aber ich verstand auch die Lage von Bella, die ohne Edward sicher vor einem emotionalen Scherbenhaufen stand und nicht wusste, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Dass ich ihr jetzt auch noch jede Hoffnung genommen hatte, dass die Cullens zurückkehren würden, lud mir eine zusätzliche Ladung Schuldgefühle auf, der ich nur schwer standhalten konnte.
Heather musterte mich und verschränkte dann die Arme vor der Brust. ,,Also, unser Flug geht in 6 Stunden. Aber wenn du doch lieber nach Forks willst..."
,,Nein.", sagte ich schnell und winkte ab. ,,Wir fliegen nach England. Bella wird sicher eine Lösung finden und je eher wir aus Transsilvanien verschwinden, desto besser werde ich mich fühlen."
Unverzüglich begann ich damit, meine Tasche zu packen und mir entging dabei nicht, wie Heather mich mit besorgter Miene dabei betrachtete. Und das war nicht überraschend, hatte sie mich doch von der ersten Sekunde an durchschaut. Es war eine Illusion, der ich nachjagte. Zu glauben, die Abreise würde etwas an meiner Gefühlslage ändern oder meine Probleme verschwinden lassen. Nein. Es würde mich verfolgen, ganz egal wohin ich auch ging.
Aber Heather sagte nichts, sondern hüllte sich in Schweigen und ich dankte ihr dafür. Irgendwelche Ratschläge konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen, denn ich fühlte mich auch schon ohne mies genug. Und es nahm einfach kein Ende. Mit jedem Tag kam eine weitere emotionale Last dazu, die mich ein Stück weit mehr erdrückte.
Mehr denn je entfernte ich mich von der Möglichkeit, endlich befreit von den Schatten meiner Vergangenheit zu sein und einfach glücklich werden zu können. Jede Chance darauf lag in Trümmern und so sehr ich auch nach einem Ausweg aus diesem Labyrinth der Verzweiflung suchte, ich fand einfach keinen und war gezwungen, weiter umher zu irren und mich dabei langsam aber sicher selbst zu verlieren.
Welche Wahl hatte ich denn schon? Folgte ich weiter dem Leben einer Jägerin, würde mich jede weitere Jagd näher an den Abgrund der Selbstzerstörung treiben und entsagte ich dieser Bestimmung, machte mich das indirekt zu einer Verräterin. Aber einen anderen Weg als diese beiden Möglichkeiten gab es nicht. Entweder wählte ich den ersten Pfad oder den anderen, aber keiner von beiden würde mir das geben können, was ich mir tief im Herzen wünschte.
Freiheit. Die hatte ich in dem Moment verloren, als meine Eltern getötet worden waren und man mich zusammen mit Alex rekrutiert hatte. In Forks hatte ich für eine Weile das Gefühl gehabt, sie endlich wiedergefunden zu haben, doch dann war sie mir von meinem Bruder auf ewig wieder entrissen worden. Es gab kein Zurück mehr für mich. Ich musste mich an die Abmachung mit Alex halten und meinen Weg weitergehen. Ganz gleich, welchen ich am Ende auch wählte...er würde mich auf ewig zu seelischen Qualen und nie endenden Schmerzen des gebrochenen Herzens verdammen, was nur noch mehr Sehnsucht und Verzweiflung mit sich brachte.
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