Der Denali-Clan
Hallo, meine Lieben. So, es geht wieder weiter, aber vorher habe ich eine kleine Info für euch. Da nächste Woche das Weihnachtsgeschäft startet, werde ich auf Arbeit ziemlich stark eingebunden sein und leider nicht mehr so viel Zeit zum Schreiben haben. Deshalb geht Twilight für den Dezember in eine kleine Pause und erst im Neujahr dann wieder weiter, weil ich es nicht schaffen werde, euch neue Kapitel zu liefern. Aber ab Januar geht es dann wieder weiter mit Alena und Co. Hoffe, ihr seid mir nicht böse :)
Liebe Grüße,
eure Hela
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Der Denali-Clan
Heather und ich näherten uns mit großer Achtsamkeit dem Haus und mein ganzer Körper hatte sich bereits in den Angriffsmodus umgestellt. Die Jägerin in mir war erwacht und bereit für die Jagd, obwohl es mir keineswegs zusagte, mich erneut in solch einer Situation wiederzufinden. Aber es ging hier um das Leben von jungen unschuldigen Mädchen und daher durfte ich nicht daran denken, was mir selbst lieber wäre. Deshalb richtete ich meine Konzentration auf das Wesentliche und auch Heather war überaus wachsam, da sie mit ihren Augen die Umgebung absuchte und ein wenig mit ihren Fingern spielte, da sie sich innerlich bereits auf eine große Anwendung von Magie vorbereitete.
Ich war froh, dies hier nicht allein durchziehen zu müssen und konnte mir keine bessere Weggefährtin als Heather vorstellen, die mir stets den Rücken freihielt und mir damit größtes Vertrauen schenkte. Da fiel es mir nur noch halb so schwer, wieder eine Jagd auf Vampire anzustreben.
Allerdings hatte ich in diesem Moment ein außerordentlich seltsames Gefühl. Ich konnte es nicht einordnen, da ich nicht einmal wusste, woher es plötzlich kam und dennoch wuchs es mit jeder weiteren Sekunde. Und bevor Heather und ich uns überhaupt abstimmen konnten, sollte es ganz schnell anders laufen.
Ich spürte die Präsenz der Vampire bereits, noch bevor sie unmittelbar vor uns auftauchten. Deshalb wappnete ich mich auch schon innerlich und war bereit zum Angriff, als ich den Ersten von ihnen direkt vor der Nase hatte und eine junge Frau erkannte, die lange glatte blonde Haare hatte und deren blasse Haut selbst in der Dunkelheit leicht glänzte. Heather bekam es schon mit einer anderen jungen Frau zu tun, deren blonden Haare aber in wilden Locken das Gesicht umrahmten und die Hexe warf einen Feuerball auf die Vampirdame, die gekonnt auswich und verdutzt auf meine beste Freundin starrte. Meine Gegnerin entpuppte sich als Vampir mit besonderen Fähigkeiten, denn ihre Hände wiesen auf einmal kleine Blitze vor und schienen elektrisch aufgeladen zu sein. Doch als sie Anstalten zur Verteidigung machte und mich am linken Arm packte, verpasste ich ihr einen starken Tritt und sie wurde nach hinten geschleudert, wo sie im Schnee landete. Heather wies den weiblichen Vampir vor sich auch in die Schranken, als zwei weitere Artgenossen aus dem Haus gelaufen kamen und der hochgewachsene Mann abwehrend die Hände hob.
,,Hört auf!"
Heather, die gerade erneut ihre Magie nutzen wollte, warf einen erwartungsvollen Blick zu mir und ich gab ihr das Signal zu warten, weshalb sie innehielt. Die Vampirdame, welche ich in den Schnee befördert hatte, kehrte zurück und ihr Blick war überaus verwirrt und gleichzeitig musterte sie mich mit einer gewissen Spur von Neugierde. Auch die gelockte Frau wirkte nun sehr interessiert, während die Dunkelhaarige der Clique sich zurückhielt und ein eher sanftes Gemüt zu besitzen schien.
Mein Blick fokussierte sich nun auf das männliche Mitglied des Zirkels, der kurze dunkle Haare besaß und nun mit bedachten Schritten ein wenig auf mich zukam. Er betrachtete mich eingehend, machte jedoch keinerlei Anstalten mich anzugreifen, was mich aber noch lange nicht entspannte. Misstrauisch beäugte ich den fremden Vampir und fragte mich, was er mit diesem Verhalten bezwecken wollte. Allerdings schien Heather mal wieder angriffslustiger zu sein als ich.
,,Noch einen Schritt weiter und ich äscher dich ein!", fauchte sie ihm entgegen, woraufhin er sofort stoppte und dennoch weiter mich im Visier hatte.
Seine Stimme klang ruhig und ein wenig besorgt. ,,Verzeiht, aber ich bin noch nie zuvor einer Jägerin begegnet. Ein überaus spezielles Erlebnis.", begann er und ich runzelte jetzt wirklich irritiert die Stirn.
,,Soll mich das jetzt etwa besänftigen?"
Seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. ,,Gewiss nicht. Dennoch hatte ich gehofft, wir könnten uns vielleicht friedlich einigen und ein Kampf wird nicht nötig sein."
,,Gewagte Worte für einen unsterblichen Vampir, der davon lebt Menschen umzubringen."
Heather schnaubte verächtlich, doch irgendwas hielt mich zurück, weiter einen Angriff gegen diesen Zirkel zu starten. Jetzt konnte ich auch das Gefühl zuordnen, welches mich die ganze Zeit über innerlich einnahm. Ich hatte es nicht erkannt, weil ich es seit meinem unfreiwilligen Weggang aus Forks tief in mir begraben und überhaupt nur einmal bei Vampiren bisher verspürt hatte: Vertrauen. Dieser Vampir vor mir wollte mir nichts tun und auch die anderen seiner Gruppe schienen sich langsam etwas zu entspannen.
,,Mein Name ist Eleazar. Das sind meine Frau Carmen, Tanya und Kate.", stellte er vor und sein Blick ruhte ein weiteres Mal auf mir. ,,Entschuldige, aber ich muss dich das jetzt fragen: bist du zufällig Alena Hastings?"
Nun erstarrte ich, da diese Äußerung aus heiterem Himmel kam und wusste gar nicht mehr, wie ich reagieren sollte. Auch Heather schaute ziemlich dumm aus der Wäsche, bewahrte aber dennoch ihre Fassung und ich tastete mich vorsichtig heran, nachdem ich mich vom ersten Schrecken erholt hatte.
,,Woher wissen Sie, wer ich bin?", fragte ich zögerlich und der Vampir deutete einladend auf das große Haus.
,,Vielleicht sollten wir das lieber drinnen besprechen."
Heather vermutete sofort einen Hinterhalt. ,,Wir sollen in ein Vampirhaus marschieren?"
,,Ihr könnt uns vertrauen. Wirklich.", versicherte uns Carmen, die einen freundlichen Blick in unsere Richtung warf und ich beschloss, der Sache eine Chance zu geben.
,,Na, schön."
Eleazar und Carmen gingen voraus, woraufhin ich ihnen mit Heather folgte. Diese behielt die beiden Blondinen im Auge, die untereinander tuschelten und immer wieder in meine Richtung sahen. Ihr Verhalten weckte immer wieder mein Misstrauen und ich wünschte mir zum ersten Mal, ich würde das Gehör eines Vampirs besitzen. Dann wüsste ich wenigstens, was die Zwei zu tuscheln hatten.
Das Haus war auch im Inneren wunderschön. Groß und geräumig bot es genug Platz für einen Zirkel von Vampiren und auch die Einrichtung war außergewöhnlich stilvoll, wie es auch bei den Cullens der Fall war. Auf den ersten Blick würde man es für ein ganz normales Familienhaus handeln, doch ich verwettete alles darauf, dass sich nicht ein einziges Bett in diesem Anwesen befand. Vor allem Heather zeigte sich begeistert und das Misstrauen schien gänzlich in Vergessenheit geraten zu sein.
,,Wow. Cooler Stil. Die Einrichtung ist der Hammer.", sprach sie sichtlich angetan aus, was Carmen sehr freute.
,,Vielen Dank."
Ich wandte mich wieder an Eleazar. ,,Also, woher kennen Sie meinen Namen?", verlangte ich zu wissen und seine Antwort fiel ziemlich knapp aus.
,,Carlisle."
Dieser Name erschütterte mich in alle Grundmauern und ließ mich förmlich zu einer Statue erstarren. Ich musste wirklich an mich halten, damit meine Fassung nicht einstürzte und sofort hatte ich den blonden sanftmütigen Vampir vor Augen, der mich sonst immerzu in meinen Träumen heimsuchte. In diesem Moment rückte alles andere in den Hintergrund und ich verspürte nur noch Schmerz, Trauer und Verzweiflung.
,,Er hat viel von dir erzählt.", bestätigte nun Tanya und Heather wurde selbst neugierig auf die Hintergründe.
,,Ihr kennt demnach die Cullens."
Kate nickte. ,,Aber natürlich. Wir sind gewissermaßen alle eine Familie."
,,Wir teilen den gleichen Lebensstil. Deshalb könnt ihr uns glauben, dass wir keine Bedrohung sind.", versicherte Tanya uns glaubwürdig, weshalb Heather einen erwartungsvollen Blick zu mir warf.
,,Hm. Was meinst du, Alena?"
Ich zuckte zusammen, da ich mit meinen Gedanken noch immer bei Carlisle war und Schwierigkeiten damit hatte, die Konzentration wieder auf die Vampire vor mir zu richten. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ich musste die aufkeimenden Tränen unterdrücken, während ich mich regelrecht dazu zwang, jeden Gedanken an Carlisle Cullen zu verdrängen.
,,Die Augen...sind zumindest ein entsprechender Hinweis. Ihr ernährt euch ausschließlich von Tierblut.", stellte ich überflüssigerweise fest und Tanya bestätigte es mir.
,,So ist es."
Ich nahm es hin. Draußen in der Dunkelheit hatte ich die gold-braunen Augen nicht erkannt, aber jetzt sah ich sie klar und deutlich. Auch das ganze Verhalten spiegelte den Lebensstil wider, da sich dieser Zirkel wie die Cullens anpasste und friedlich unter den Menschen lebte.
,,Dann seid ihr also...", setzte ich an, als Eleazar vielsagend auf seine Familie deutete.
,,Der Denali-Clan. Irina gehört auch noch zu uns, aber sie befindet sich derzeit auf einer Reise. Tanya ist unsere Anführerin, aber wir sind viel eher eine Familie als ein Zirkel."
Heather schnitt eine Grimasse. ,,Nett."
,,Was führt euch nach Alaska?", wollte Kate auf einmal wissen und ich atmete tief durch, ehe ich unser Anliegen schilderte.
,,Wir sind auf der Suche nach einer Gruppe junger Mädchen, die hier im Nationalpark verschwunden sind. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Vampire hinter ihrem Verschwinden stecken."
,,Eine Gruppe von Nomanden? So nah an unserer Grenze?"
Carmen zeigte Sorge und Entsetzen darüber, doch ich nickte nur stumm und fühlte mich irgendwie mit der Situation überfordert. Die Tatsache, dass die Denalis zu den Cullens gehörten, riss alte Wunden wieder auf und am liebsten hätte ich mich augenblicklich im Bett verkrochen, um all den Schmerz und die Trauer irgendwie ausstehen zu können. Aber jetzt musste ich wieder die strategische Jägerin sein und meine privaten Probleme vergessen, was mir keineswegs leichtfiel.
,,Das ist nicht gut.", sagte Tanya gewissenhaft, als Heather sich einklinkte.
,,Nein, ist es nicht. Deshalb müssen wir sie so schnell wie möglich ausschalten. Nichts für ungut, aber einige von euren Artgenossen sind echte Mistkerle und verdienen daher den persönlichen Scheiterhaufen."
Eleazar schmunzelte bei der Aussage meiner rothaarigen Begleitung. ,,Du scheinst mir keine Jägerin zu sein, denn ich verspüre eine besondere Art von...Energie."
,,Gut erkannt, Goldauge.", lobte meine beste Freundin. ,,Mein Name ist Heather Smallville und ich bin eine Hexe."
,,Von einer Hexe hat Carlisle gar nichts erwähnt.", meinte Kate, wirkte aber außerordentlich fasziniert und ich hatte das dringende Bedürfnis, das Thema Carlisle nicht weiter anzusprechen.
,,Da kannten Heather und ich uns auch noch nicht. Wie dem auch sei. Ich glaube euch, dass ihr zu den Cullens gehört und keine Bedrohung darstellt. Deshalb gilt der Waffenstillstand auch für euch. Von mir habt ihr nichts zu befürchten."
Alle atmeten erleichtert auf und Eleazar schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln. ,,Das ist sehr freundlich, Alena."
,,Ja. Vielen Dank.", sagte auch Tanya, während Heather gelassen mit den Schultern zuckte.
,,Dem schließe ich mich an. Alena hat eine gute Menschenkenntnis und ich verlasse mich auf ihr Urteil. Auch, wenn ihr keineswegs mehr menschlich seid."
Ich wollte so schnell wie möglich das Weite suchen. ,,Nun, gut. Ich entschuldige mich für den Aufruhr, den wir hier verursacht haben und bedanke mich für eure Offenheit. Wir müssen jetzt los, wenn wir die Mädchen noch rechtzeitig finden wollen und haben noch ein großes Gebiet abzusuchen. Es war nett, euch kennenzulernen.", äußerte ich angespannt und trat den Rückzug an, weshalb auch meine Gefährtin den Vampiren flüchtig nickte.
,,Hat mich gefreut."
So schnell wie möglich musste ich hier raus. Weg von diesem Haus, wo alle Anwesenden in persönlicher Verbindung zu Carlisle standen und mich nur noch mehr daran erinnerten, dass mir ein gemeinsames Leben mit diesem Vampir auf ewig verwehrt bleiben würde. Je eher Heather und ich uns wieder auf unsere Mission konzentrierten, desto eher konnte ich zu meiner Maskerade der Verdrängung zurückkehren und somit immerhin den Anschein wahren, als hätte ich mein Leben einigermaßen im Griff.
Allerdings hatten wir die Rechnung ohne die Denalis gemacht, denn Tanya hielt uns davon ab, das Haus zu verlassen. ,,Wartet!", rief sie aus und wir drehten uns noch einmal zu der Familie um. ,,Wenn ihr wirklich glaubt, dass die Mädchen in der Nähe von Vampiren entführt wurden, dann...würden wir euch gerne helfen, sie zu finden.", schlug sie vor und Heather staunte nicht schlecht über das Angebot.
,,Ihr wollt gegen euresgleichen antreten?"
Tanya zeigte sich kooperativ. ,,Das hier ist mehr als unser Territorium. Es ist unser Zuhause und wir leben hier in Frieden. Daher dulden wir solch ein auffälliges Verhalten nicht."
Auch ich war überrascht. Eigentlich hatte ich gedacht, dass sie sich mit einem Waffenstillstand zufrieden gaben, aber da hatte ich mich offenbar getäuscht. Skeptisch betrachtete ich Tanya, bei deren blonden Haaren ich im Licht einen dezenten Rotstich erkannte, als auch Eleazar sich dem Entschluss seiner Anführerin anschloss.
,,Tanya hat recht. Diese Vampire scheinen keinen Wert auf die Regeln unserer Spezies zu legen, was sie zu einer großen Bedrohung macht."
,,Es könnte die Volturi auf den Plan rufen.", warf Kate in den Raum, was vor allem Carmen noch ein wenig blasser erscheinen ließ, als sie ohnehin schon war.
,,Das wäre nicht unbedingt etwas, dem ich gerne entgegenblicken würde."
In den Augen von Kate blitzte der Schalk auf. ,,Also, was haltet ihr von einer Zusammenarbeit?"
,,Eine Jägerin, eine Hexe und Vampire zusammen als Team?", erwiderte Heather, ehe sie frech grinste. ,,Klingt nach einem aufregenden Abenteuer und etwas, dass ich nur zu gerne ausprobieren würde. Alena, was sagst du?"
Na, ganz hervorragend. Meine beste Freundin zeigte pure Begeisterung und setzte geradezu ihren Dackelblick auf, der meinen Widerstand brechen sollte. Damit war mein Vorhaben, dem Denali-Clan den Rücken zu kehren, binnen weniger Sekunden dahin und ich wusste, dass es klüger war die Hilfe der Vampire anzunehmen. Immerhin ging es um das Leben von Menschen und da konnte ich dieses Angebot unmöglich ausschlagen – auch, wenn es mir weitere Momente seelischen Ballast bescheren würde.
,,Je eher wir die Mädchen finden, desto besser und ein paar Mitstreiter könnten nicht schaden, da wir nicht wissen, mit wie vielen Vampiren wir es zu tun bekommen. Deshalb...sollten wir uns vielleicht wirklich zusammentun."
Heather jubelte und erinnerte mich dadurch wieder einmal an Alice, weshalb ich den Blick sofort zu Boden richtete und in mein Schneckenhaus zurückkroch. Jede Erinnerung an die Cullens drohte mich von innen heraus zu zerreißen und brach mein Herz aufs Neue. Wahrscheinlich war mein Schicksal deshalb ohnehin besiegelt. Ich würde irgendwann an diesen Qualen zu Grunde gehen und an gebrochenem Herzen sterben. Zwar keine schönen Aussichten, aber dann hätte all das wenigstens ein Ende und ich müsste nicht länger etwas nachtrauern, das ich niemals haben konnte.
Ich bekam nur am Rande mit, wie Heather bereits mit Tanya und Kate die ersten Strategien entwarf, um die schuldigen Vampire zu finden und Carmen bot an, sofort zu recherchieren und nach möglichen Spuren zu suchen. Somit waren die anderen beschäftigt und ich nutzte den Moment, um nach draußen an die frische Luft zu flüchten. Ich brauchte wenigstens einen Augenblick für mich, damit ich mich einigermaßen wieder sammeln konnte.
Draußen schlug mir die Kälte entgegen, doch ich ignorierte es und kaum, dass ich das Haus verlassen hatte, liefen mir einzelne Tränen über die Wangen. Diese gefroren bei den niedrigen Temperaturen allerdings sofort zu Eis und ich wusste beim besten Willen nicht, wie ich mit dem Schmerz und der Verzweiflung auf lange Sicht noch fertigwerden sollte.
Wie sollte ich denn nur weiterleben, wenn ich mit dem Verlust von Carlisle auch meinen Lebenswillen eingebüßt hatte? Jeder Tag ohne ihn kam mir sinnlos vor – als gäbe es gar keinen Grund weiter zu existieren und würde ich Heather gegenüber solche Äußerungen machen, würde sie mit Sicherheit befürchten, dass ich mich bei der nächsten Gelegenheit von einer Brücke stürzte. Sie machte mir immer wieder deutlich, wie wertvoll das Leben doch war...dabei kam mir der Tod gerade sehr viel erträglicher vor.
Ich atmete tief durch, wobei ich starke Nebelschwaden erzeugte, als würde dies meine Sorgen fortwehen, doch sie blieben stur an mir hängen und irgendwie hatte ich den Eindruck, das Schicksal würde mich verhöhnen, weil es mich ausgerechnet zu dem Denali-Clan geführt hatte, welcher Teil der Cullen-Familie war.
,,Für einen Menschen bist du ziemlich schnell geflüchtet.", stellte Eleazar fest, woraufhin ich erschrocken herumfuhr.
Ich hatte den Vampir gar nicht kommen gehört, was ein deutlicher Beweis dafür war, dass meine Jägersinne wie benebelt waren. Hastig versuchte ich sämtliche Anzeichen für meine schlechte Verfassung zu verbergen, doch der Vampir bedachte mich mit prüfender Miene und ich hatte die Befürchtung, dass er bereits die ersten Schlüsse gezogen hatte.
Dennoch versuchte er sich an Sarkasmus. ,,Liegt hoffentlich nicht an unserer Gesellschaft.", meinte er, woraufhin ich abwinkte.
,,Nein. Ich bin ja nicht zum ersten Mal unter Vampiren. Manchmal...brauche ich nur einen Moment für mich, um die nächsten Schritte...zu überdenken."
Ich klang nicht gerade glaubwürdig, das war mir klar, aber auf die Schnelle war mir nichts Besseres eingefallen. Was war nur los mit mir? Früher hätte ich sofort irgendeine schlagfertige Antwort parat gehabt, aber jetzt versagte ich auf ganzer Linie und mit Heather brauchte ich mich gar nicht erst zu messen, da die in meinen Augen die Königin der Schlagfertigkeit war.
Eleazar hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt, während er mich weiter intensiv betrachtete. Irgendwie fühlte ich mich nicht ganz wohl dabei, denn ich hatte nicht die geringste Ahnung, was im Kopf dieses Vampirs vor sich ging. Aber noch unsicherer war ich mir darüber, ob ich das überhaupt so genau wissen wollte.
,,Wenn ich anmerken darf, du machst auf mich nicht gerade den Eindruck einer durchtriebenen Jägerin. Dabei hätte ich eher gedacht, wilde Entschlossenheit und Unnachgiebigkeit bei dir vorzufinden. Zumindest sagte Carlisle, du wärst im Kampf gegen Vampire regelrecht unschlagbar."
Schon wieder brachte Eleazar meine Fassung zum Einsturz und meine Verzweiflung wollte sich wieder nach oben kämpfen. Doch ich riss mich mit aller Kraft zusammen und zuckte achtlos mit den Schultern.
,,Jeder hat mal einen schlechten Tag und ich war einfach nicht darauf vorbereitet, dass ich nochmal einem Zirkel begegne, der friedlich unter den Menschen lebt.", wandte ich ein und Eleazar hob prüfend eine Augenbraue. ,,Du hast Forks verlassen, oder?"
Ich nickte. ,,Ja. Es gab einige Missionen zu erfüllen und meine Berufung als Jägerin erfordert ganze Aufmerksamkeit. Da war es mir nicht möglich, mich auf einen festen Wohnort festzulegen."
,,Fiel dir sicher nicht leicht.", sagte Eleazar, was mich ein wenig stutzig machte, doch zuckte ich achtlos mit den Schultern und wich seinem Blick aus.
,,Es war der einzige Weg. In Forks gab es nichts mehr für mich zu tun und die Hauptsache ist doch, dass meine Tante in Frieden leben kann und die Cullens in Sicherheit sind. Das habe ich gewährleistet."
Eleazar wurde hellhörig. ,,In Sicherheit? Wovor?"
Ertappt zuckte ich zusammen. Verdammt! Eigentlich war ich sehr auf meine Wortwahl bedacht gewesen, doch jetzt hatte ich mich fast verraten. Schnell suchte ich nach einer plausiblen Erklärung und fand sie zum Glück auch.
,,Na, wegen James. Er hatte wie ein Besessener die Jagd auf Bella eröffnet und seine Gefährtin Victoria ist auch noch irgendwo da draußen. Aber nachdem wir James vernichtet haben, dürfte sie keine Bedrohung mehr darstellen. Sie würde allein nicht gegen einen ganzen Zirkel vorgehen. Deshalb gehe ich davon aus, dass die Lage sich beruhigt hat und die Cullens weiter in Frieden leben können."
Ich hoffte, dass Eleazar mir das abkaufte und keine weiteren Fragen stellte. Dazu bekam er aber auch gar keine Gelegenheit mehr, denn in dem Moment tauchte Heather im Türrahmen auf und sofort erkannte ich an ihrem Blick, dass es gute Neuigkeiten gab.
,,Wir haben was, Alena. Du solltest kommen und es dir ansehen. Wenn wir Glück haben, kennen wir das Versteck unserer Vampire.", teilte sie mir mit und ich setzte ein falsches Lächeln der Vorfreude auf.
,,Tja, dann kann die Jagd wohl beginnen. Lasst uns ein paar Vampire töten!"
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