06. KAPITEL
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ZWEI JAHRE ZUVOR
»KONZENTRIER DICH MAL, Nolan! Du musst die Welle fühlen.« Mühelos stand mein bester Freund Heath auf seinem Surfbrett, welches im Wind schaukelte.
»Danke für den bereichernden Tipp, Mr. Surf Pro«, antwortete ich während ich meine Hand durch das Wasser gleiten ließ.
Die einzige Welle, die ich gerade fühlte, war die Hitzewelle, die seit dem Mittag wie Feuer auf uns hinunterbrannte. Heath schien das jedoch kaum zu stören, denn seit einer guten Stunde flog er förmlich über den Ozean. Ich dagegen schaukelte höchstens im Wasser – und das auf meinem Surfbrett sitzend.
Nach drei Wochen Surfunterricht, welcher meine Idee gewesen war, war mein bester Freund zu einem scheinbaren Weltmeister geworden, während ich immer noch Mühe hatte, das Gleichgewicht zu behalten. Natürlich bewunderte ich seine Leichtigkeit, trotzdem konnte ich den Neid nicht unterdrücken. Für Heath war schon immer alles so einfach gewesen.
»Zieh nicht so ein Gesicht, Mann. Du musst es einfach versuchen. Niemand wird durchs Herumsitzen besser«, sagte Heath.
Er hatte gut reden. Trotzdem wagte ich, mich auf das Brett zu stellen und gewann für einen Moment die Balance. Ich glitt über das Wasser und erwischte sogar die ein oder andere Welle. Während ich, wenn auch etwas wackelig, auf dem Surfbrett stand, warf ich einen kurzen Blick zum Strand, wo meine Schwester Harper und ihre beste Freundin Olivia sich in der Sonne bräunten.
Wie immer waren sie in ein Gespräch verwickelt und ich hörte ihr Gelächter trotz des Meeresrauschens bis hier her. Für einen Moment wünschte ich, sie würden herschauen und mich sehen, wie ich zum ersten Mal an diesem Tag erfolgreich surfte. Harper, weil sie nie daran glaubte, dass ich in irgendetwas einigermaßen gut war und Olivia, weil ich mir wünschte, dass sie mich als jemanden anderen sehen würde als nur Harpers Zwillingsbruder.
Heath paddelte zu mir herüber, führte eine fast perfekte 360-Grad-Drehung vor und bespritzte mich mit einem Grinsen mit Wasser. »Nicht schlecht, Nolan! Du hast langsam den Dreh raus.«
Ich nickte und spürte meinen Körper vor Stolz kribbeln. Vielleicht war ich beim Surfen kein hoffnungsloser Fall, wie ich immer dachte.
Aber mein Erfolg war nur von kurzer Dauer, denn Heath raste plötzlich auf eine entfernte Welle zu und ließ mich hinter sich zurück. Ich versuchte aufzuholen und paddelte wie wild, aber Heath meisterte die Welle mühelos und präsentierte eindrucksvolle Tricks, die unglaublich waren, wenn man bedachte, dass er erst seit drei Wochen ein Surfbrett besaß.
Nie und nimmer war ich zu so etwas fähig.
»Komm, worauf wartest du?«, rief er mir ermutigend zu, doch ich war wie angewurzelt. Egal, wie sehr ich an mich glaubte, ich könnte nie so gut sein wie Heath.
»Ich glaub, ich mach eine Pause. Ich fühl mich nicht so gut«, antwortete ich, was nicht einmal gelogen war. Mir war übel und auf meiner Brust formte sich ein riesiger Sonnenbrand. Wenn das bloß kein Sonnenstich wurde.
Heath nickte verständnisvoll, übte dann jedoch weiter an seinen Tricks, als ich mich umdrehte und zum Strand zurückschwamm.
Er hatte mittlerweile die Aufmerksamkeit der Mädchen erregt, welche ihn beeindruckt beobachteten. Harper legte sogar die Hände um ihren Mund und jubelte ihm zu. Wahrscheinlich war sie in ihn verknallt wie in alle meine Freunde an irgendeinem Punkt.
Als ich die Küste erreichte, legte ich mein Surfbrett zurück in den Sand und sammelte mein Handtuch auf, das ich irgendwo unter eine Palme gelegt hatte.
Sobald ich wieder auf festem Boden stand, konnte ich spüren, wie wund und erschöpft ich war.
Mit meinem Handtuch legte ich mich an einer Stelle in den Sand, die noch den meistmöglichen Schatten bot und schloss die Augen. Aus der Entfernung hörte ich Harper und Olivias Gespräche, denn, obwohl es lächerlich sein mochte, hatte ich mich nicht zu ihnen gelegt, um Harpers Sticheleien nicht ertragen zu müssen.
Wahrscheinlich würde sie Dad zu Hause in Pennsylvania erzählen, dass ich bei einem weiteren seiner Pläne für mich eine völlige Niete war. Na ja, so schlecht war ich dann doch nicht, oder? Ich war nicht schlecht, aber wirklich gut war ich auch nicht.
Als ich Dad angerufen hatte, um ihm von meiner Idee mit dem Surfkurs zu erzählen, klang es, als wäre er einmal wirklich stolz auf seinen Sohn, der die Motivation hatte, ein Hobby durchzuziehen.
Mein Vater kam nie mit ins Strandhaus. Mom hatte es vor Jahren von ihrer Tante geerbt und seitdem verbrachten wir jedes Jahr fast den ganzen Sommer dort. Im ersten Sommer war Dad dabei gewesen, doch er sagte, er hatte nie eine Verbindung zu dem Ort aufbauen können und wolle die Zeit lieber mit seiner Arbeit oder seinen Freunden verbringen. Das tat er auch seitdem und ich fragte mich, ob mehr dahintersteckte als nur, dass ihm der Ort nicht gefiel. Vermutlich hielt er es nicht aus, dass es sich im Strandhaus nicht um ihn drehte, um den Luxus, den er sich leisten konnte, sondern um unsere Familie und Moms Verwandte, die hier ebenfalls ihre Sommer verbracht hatten.
Mom und Dads Ehe war sowieso am Ende, das wollte aber niemand zugeben. Nicht einmal Harper, welche sonst immer so ehrlich und vorlaut war. Sie und Dad waren schließlich ein eingespieltes Team. Ich war nie so eng mit ihm gewesen, obwohl ich mir nichts sehnlicher wünschte als von ihm anerkannt zu werden.
»Hey, Nolan, alles in Ordnung?« Olivias Stimme unterbrach meine Gedanken. Ich öffnete die Augen und sah sie mit besorgtem Gesichtsausdruck über mir stehen.
»Ja, ich mache nur eine Pause. Surfen ist anstrengender als es aussieht«, antwortete ich und setzte mich auf. Ich zwang mich zu einem Lächeln. Das letzte was ich wollte, war, dass sie mich für einen Versager hielt, auch wenn ich mich genauso fühlte.
»Es sieht auch ziemlich anstrengend aus. Nicht, dass ich es jemals ausprobiert hätte.« Sie lachte vielsagend.
»Ich glaube, du wärst super, ganz ehrlich«, sagte ich und meinte es auch so. Ich konnte sie mir wirklich gut auf einem Surfbrett vorstellen.
»Wenn du das sagst,« Olivia schmunzelte, »Ich finde übrigens, du machst dich gut da draußen. Du solltest nicht so schnell aufgeben.«
Ich lächelte, und diesmal war es echt. »Danke, Liv. Ich gebe mein Bestes.«
»Gut so. Ich war gerade auf dem Weg zur Strandbar, aber wir sehen uns ja später!« Sie winkte kurz und eilte dann zu dem kleinen Kiosk.
Ich winkte zurück, wünschte aber, das Gespräch wäre noch länger gegangen. Olivia hatte etwas an sich, das sie auszeichnete.
Ein paar Minuten später kam Heath endlich aus dem Wasser und ließ sich neben mich auf sein Handtuch fallen.
Er keuchte. »Alles gut, Mann? Nichts für ungut, aber du siehst echt übel aus.«
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. »Nur ein bisschen k.o., denke ich. Surfen ist nicht so einfach, wie du es aussehen lässt.«
Heath seufzte scherzhaft. »Ach komm, du machst es dir zu kompliziert. Wenn du die Dinge nie ausprobierst, kannst du sie auch nicht schaffen, so ist es eben.«
»Ich weiß, ich weiß.« Ich verdeckte meine Augen vor der blendenden Sonne, während Heath sich zu Harper umdrehte, die ein paar Meter weiter auf ihrem Handtuch saß. Sie winkte ihm zu und ich verdrehte heimlich die Augen.
»Hey, Nolan, glaubst du, ich habe eine Chance bei Harper?«, fragte Heath, wieder an mich gewandt.
»Kein Kommentar«, sagte ich und drehte mich auf den Bauch.
Nach einer Weile spürte ich, wie ich wegdriftete, bis ich schließlich einschlief.
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