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Audrey

Eine Hand legt sich auf meine nackte Schulter. Mein Körper reagiert sofort, denn ich drehe mich hastig um und suche die Person, die mich eben noch berührt hat. Meine Augen suchen sich einen Weg an dem Körper hoch und blicken schließlich in das Gesicht von Liam Anderson.

Mein Herz setzt für eine Sekunde aus, um danach so schnell weiter zu schlagen, dass ich das Gefühl habe die Brust zerreißt mir jeden Moment. Liam darf nicht hier sein. Das darf einfach nicht wahr sein.

Ich starre ihn an, unfähig mich zu bewegen oder etwas zu sagen. Die Leute um uns herum beachten uns nicht, niemand tut das. Es fühlt sich an als wäre ich alleine mit ihm, alleine in einer stehengebliebenen Welt. Alles um uns herum dreht sich weiter, nur wir beide sind immer noch an dem selben Ort wie früher. Als würde ich immer noch in diesem schmerzvollen Augenblick feststecken. Es ist beklemmend und die Angst kriecht an meinen nackten Beinen hoch und setzt sich in meinem Nacken ab.

„Was ... machst du hier?", bringe ich mühevoll über meine Lippen. Sie zittern unkontrolliert, genau wie meine Hände. Mein Körper katapultiert sich wie von selbst in diesen Zustand von Unfähigkeit und Machtlosigkeit.

Liam beginnt zögerlich zu lächeln und lässt mich keine Sekunde aus den Augen. Langsam vergräbt er seine Hand, die gerade noch meine Schulter berührt hat, in seiner Hosentasche. Dann räuspert er sich leise.

„Meine Eltern wurden hier her eingeladen und als ich hört bei wem, musste ich mitkommen."

Ist das sein Ernst? Warum kommt er hier her zurück? Warum steht er hier mir gegenüber?

„Warum?"

Sein Lächeln verrutscht etwas, doch er behält die Fassung aufrecht. Das tat er immer. Er ließ sich nie etwas anmerken, er konnte jedem mit einem Lächeln perfekt ins Gesicht lügen. Und ich brauchte viel zu lange, um das zu kapieren.

„Weil ich endlich mit dir reden will, bevor ich wieder zurück an die Westküste fahre.", erklärt er.

Seine Bewegungen sind mir so vertraut. Dieses Gesicht, seine Augen, dieses Lächeln, einfach alles an ihm kenne ich nur zu gut. Obwohl er mir so vertraut ist nach alle den Jahren, erdrückt mich seine Nähe. Ich habe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, er raubt mir jedes Bisschen Sauerstoff um mich herum.

Wie ferngesteuert schüttle ich den Kopf. „Es gibt nichts zu reden."

Liam öffnet seinen Mund, schließt ihn aber im nächsten Moment wieder. Jemand tritt neben uns und ich erkennen die beiden sofort. Liams Eltern, die mich mit diesem selben Lächeln betrachten, wie es Liam tut. Falsch, unehrlich und beängstigend.

„Audrey, freut uns wirklich sehr dich nach so vielen Jahren wieder zu sehen.", begrüßt mich seine Mutter und hält mir ihre Hand hin.

Ich starre darauf, ergreife sie aber schlussendlich. „Schön Sie wieder zu sehen, Mrs. Anderson." Was ich als nächstes tue, fühlt sich so falsch an, dass mir schlecht wird. Ich lächle.

„Liam hat erzählt, dass du in Chicago studierst?", schaltet sich sein Vater ein. Gott, wie ich diesen Mann gehasst habe. Er ist die Falschheit in Person und je mehr ich darüber nachgedacht habe, ist Liam genau wie sein Vater. Er ist ein Abbild aber ich wollte das nie sehen. Ich habe diese bewusste Blindheit perfektioniert.

„Das ist richtig.", sage ich knapp. Ich will hier weg. Ich will zurück ins Haus, mich in meinem Zimmer einsperren damit ich Liam nie wiedersehen muss. Ich will zu Kaden, zu meinen Freunden. Gott, ich wünschte Leo wäre jetzt hier.

Im nächsten Moment legt sich eine Hand auf mein Kreuz und ich zucke zusammen. Aber es ist meine Mutter, die sich neben mich schiebt.

„Freut mich, dass ihr beide es schaffen konntet. Ihr habt hier in den Hamptons sicher viel zu tun, nicht wahr?", begrüßt meine Mutter Liams Eltern und schüttelt beiden die Hand. Liam steht mir immer noch gegenüber und sieht mich an, während ich unfähig bin in sein Gesicht zu blicken. Ich fühle mich wie erstarrt und vor den Kopf gestoßen.

„Nein, wir wollen hier wirklich Urlaub machen. Roger hat seine Termine abgesagt und sich Zeit frei geschaufelt. So können wir den Sommer hier genießen.", tadelt Mrs. Anderson und lächelt scheinheilig über das ganze Gesicht. Bitch.

Unsere Eltern waren früher sehr eng befreundet, dadurch habe ich auch Liam kennen gelernt. Eine Zeitlang waren Liams Vater und Dad Geschäftspartner, aber als sie an die Westküste zogen, löste sich dieser Verbindung auf.

Aber niemand wusste, was mir Liam angetan hatte. Seine Eltern nicht, meine Eltern nicht, niemand. Nur meine Freunde und Leo.

Und deshalb stehen sie auch jetzt hier beisammen und unterhalten sich, als wäre die Welt ein Ponyhof. Als wäre alles in bester Ordnung, aber das ist es nicht.

„Audrey?" Jacks Stimme dringt zu mir hindurch und holt mich aus meiner Starre. Er ist dicht neben mir und würdigt die Andersons mit keinem einzigen Blick. Nicht mal ein abfälliger, ernster Blick. „Ist alles okay?", flüstert er mir zu.

„Keine Ahnung, ich ... mir ist schlecht.", flüstere ich ihm zu. Aber Mom und die Andersons beachten uns nicht, auch Liam scheint in ein Gespräch verwickelt zu sein.

Bevor ich Jack die Chance gebe, etwas zu sagen, ergreife ich die Flucht. Mein Körper scheint wieder zu wissen, wie er sich bewegen muss, denn ich dränge mich durch die Menschen hindurch. Ich habe das Gefühl kein Stück voranzukommen, als würden sie mich verschlucken und ich habe zu wenig Kraft, um hindurch zu kommen. Aber ich kämpfe mich weiter vor.

Erleichternd erreiche ich den Rand und eile die Treppe hoch, die zurück ins Haus führt. Aber ich komme nicht weit. Mitten im Wohnzimmer werde ich herumgerissen und daran gehindert zu flüchten.

„Audrey, warte."

Ich fahre herum und starre wieder in Liams Gesicht. Mit einem Mal packt mich die blanke Wut. Sie überschüttet mich unkontrolliert, als wäre mein Körper darauf nicht gefasst gewesen. Die Wut über damals, über ihn, über mich und diese verdammten Videos.

„Was?", brülle ich ihm ins Gesicht, aber er weicht nicht zurück. Kein verdammtes Stück. „Was zum Teufel willst du von mir, Liam?"

Müde lässt er die Schultern sinken und fasst sich an die Stirn. „Bloß reden und versuchen dir einiges zu erklären."

„Du musst mir gar nicht erklären, rein gar nichts.", speie ich ihm vor die Füße. Den Abend hatte ich mir tatsächlich anders vorgestellt. Dass er hier auftaucht, überrumpelt mich so sehr, dass es mir im Moment egal ist, dass uns die Gäste draußen hören könnten. Sie hören uns bestimmt, denn meine Kehle kratzt leicht, weil ich Liam so anschreie.

„Doch.", beharrt er. „Als ich dich letztens zufällig getroffen hatte, wurde mir klar, dass ich dir nie erklären konnte, warum ..."

„Wage es nicht weiter zu sprechen. Ich warne dich.", unterbreche ich ihn forsch und hebe meine Hand.

„Hey!" Wir werden von Jacks Stimme unterbrochen. Er kommt mit Cyrus im Schlepptau ins Wohnzimmer gestürmt und steuert genau meinen Ex an. Sein Ausdruck ist wutentbrannt, genau wie der von Cyrus. Seine Körperhaltung bereit für jeden Angriff. „Warum zur Hölle bist du hier?"

Liam wendet seinen Kopf und verdreht im selben Moment genervt die Augen. „Jetzt kommt mal runter. Ihr seid ja schlimmer wie Wachhunde. Ich tue ihr schon nichts."

„Wie witzig, das hast du schon mal gesagt.", spuckt Cyrus ihm vor die Füße.

„Kommt schon, Leute. Es ist Jahre her, können wir nicht wie zivilisierte Menschen miteinander umgehen?", meint er und sieht die beiden an.

Ich starre ihn an und kann kaum fassen was er da von sich gibt. „Du bist kein Stück besser als damals, Liam.", sage ich. Sein Blick richtet sich wieder auf mich und ich ertrage ihn kaum. Wie er mich ansieht, bemitleidend und sich keiner Schuld bewusst. Für ihn war es ein dummer Fehler, den er in seiner Jugend begangen hat, mehr nicht. Für ihn wäre das alles mit einer lächerlichen Entschuldigung erledigt und wir können wieder alle zusammensitzen und lachen wie früher.

Ich mache einen Schritt auf ihn zu. „Dir ist nicht klar, was du mir über die Monate hinweg angetan hast, oder? Du kapierst es einfach nicht. Für dich war ja nichts dabei, oder? Für dich war es witzig und du hattest sogar Spaß daran, es deinen Freunden zu zeigen. Oh Gott, du bist so krank."

Liam starrt mich an und ist für ein paar Sekunden tatsächlich perplex. Früher habe ich ihm gegenüber nie die Stimme erhoben, oder ihm solche Dinge gesagt. Aber jetzt sprudelt alles aus mir heraus.

„Das ist nicht wahr, Audrey und das weißt du.", meint er schließlich. Auch in ihm lodert die Wut auf, aber es ist mir egal. Soll er doch wütend sein. Ich weiß, dass ich ihm gegenüber keine Angst mehr haben muss. Wir sind nicht alleine, ich bin umgeben von meinem Freunden, von meinen Eltern und von Kaden. Verdammt, wo ist Kaden nur? Ich bräuchte ihn, genau hier und jetzt. Seine bloße Anwesenheit würde mir helfen mich zu beruhigen.

Ich fasse mir mit beiden Händen an die Stirn, weil ich langsam nicht mehr weiß, was ich denken und tun soll. Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen und versuche den Schmerz zu schlucken.

Aber als ich wieder meine Augen öffne, blicke ich genau in Dads verwirrtes Gesicht. „Was ist hier los?" Er kommt hinter Liam mit schnellen Schritten auf uns zu. Mein Blick rutscht neben ihm zu dem Garten und zu unseren Gästen. Einige haben bereits ihre Köpf in unsere Richtung gedreht und recken die Nase, um zu erkennen was hier vor sich geht. Wenige kommen meinem Vater ins Haus nach und tauschen unsichere Blicke aus.

Wir liefern ihnen hier gerade eine ziemliche Show. Und das ausgerechnet vor all den Freunden und Geschäftspartnern meiner Eltern.

„Audrey, Liebes.", tadelt meine Mom unsicher und kommt neben mich. Sie lächelt mich zaghaft an und legt einen Arm um mich. „Du erregst die ganze Aufmerksamkeit auf dich. Die Gäste schauen schon."

„Mrs. Baker, hier ist alles in Ordnung. Wir unterhalten uns bloß und Audrey hat vermutlich schon etwas zu viel getrunken, das ist alles.", wink Liam ab und lächelt meine Mutter an.

Aber mir ist das Lächeln vergangen. Stattdessen drängen sich Tränen in meine Augen und hinterlassen ein Brennen. Müde schüttle ich den Kopf. Er ist so ein verdammter Heuchler, er schiebt diese ganze Szene einfach auf mich und behauptet, ich sei betrunken.

„Ich bin nicht betrunken.", stelle ich leise klar. Meine Stimme versagt etwas, aber ich ignoriere es.

„Und warum schreist du dann hier so rum?", keift mich mein Dad an.

„Audrey, komm einfach wieder runter.", meint Liam belustigt.

Doch bevor ich nachdenken kann, platzt es aus mir heraus. „Du hast beschissene Sex Tapes von uns gemacht, du Idiot!"

Mit einem Mal ist es totenstill im Raum. Auch die Gäste im Garten verstummen nacheinander und starren uns an. Nein, sie starren mich an. Jeder im Raum richtet seinen neugierigen und verwirrten Blick auf mich. Ich entdecke einige jüngere Gäste, die bereits ihr Smartphone gezückt haben. Sie filmen uns, sie filmen all das hier und ich will nicht wissen, wie lange schon. Vermutlich ist alles darauf, was mich oder meine Eltern ruinieren könnte.

Leise schniefe ich.

„Liam, ist das wahr?" Sein Vater tritt aus der gaffenden Menge hervor und wirft einen forschen Blick zu seinem Sohn.

„Nein, das ist eine Lüge. Sie erfindet irgendwelchen Schwachsinn, weil ich sie damals verlassen habe.", verteidigt sich Liam. Verunsichert sieht er zwischen seinem Dad und mir hin und her. „Sie war schon immer so nachtragend."

In mir bricht alles zusammen. „Du bist so ein verdammter Lügner und Heuchler, Liam. Gib wenigstens zu, welchen Scheiß du damals angestellt hast.", brülle ich. „Du hast alles aufgenommen, du hast uns beim Sex gefilmt und jetzt spielst du alles runter."

„Audrey, bitte. Die Leute starren schon.", schaltet sich meine Mutter ein.

„Nein, soll doch jeder wissen was für ein verdammter perverser Lügner er ist.", schreie ich. „Ich habe es lange genug verheimlicht."

Es vergehen ein paar lange unerträgliche Momente, in denen sich keiner bewegt geschweige denn etwas sagt. Mein Blick gleitet von Liam zu der versammelten Menge um uns herum. Jeder senkt beschämt den Blick, bis auf einen.

Kaden sieht mich an und ich spüre seine Wut auf Liam bis zu mir. Er war der einzige, dem ich jemals aus freien Stücken von Liam erzählt habe. Er hat mir zugehört, er war für mich da und hat mich in den Arm genommen. Ohne mich zu verurteilen.

Am liebsten würde ich auf ihn zu gehen, damit er mich in den Arm nehmen kann. Ich will man an seine starke Brust schmiegen, seinen vertrauten Geruch einatmen und in seinen Armen einschlafen. Denn genau an diesem Platz fühle ich mich sicher und geborgen. Aber all diese Leute hier hindern mich daran. Es würde alles auffliegen und das wollen wir beide vermeiden. Bei dieser Erkenntnis sticht meine Brust unerträglich. Er ist so nahe aber ich kann nicht zu ihm.

Bevor irgendjemand im Raum reagiert, tritt Kaden selbstbewusst hervor. Er geht auf Liam zu und stellt sich neben ihm. Wütend funkelt er auf ihn herab. Kurz habe ich Angst, dass er ihm einen Kinnhaken verpasst, denn er ballt seine Hände zu Fäusten. So sehr, dass seine Knöchel weiß hervortreten.

„Ich habe dir gesagt, du solltest sie in Ruhe lassen.", zischt er ihm leise zu, aber ich höre jedes Wort davon. „Also verlass jetzt dieses Haus, bevor ich die Bullen rufe."

Liam hält für ein paar Sekunden seinen Blick stand und ich kann sehen wie er mit den Zähnen knirscht. Doch dann knickt er ein und sieht mich ein letztes Mal an. Aber ich habe ihm nichts mehr zu sagen. Rein gar nichts.

Er bewegt sich leise an mir vorbei. Es ist als würde mein Körper erstarren. Erst als er außerhalb meines Blickfeldes ist, lockern sich meine Schultern und ich kann wieder atmen. Meine Lunge füllt sich mit Luft und ich versuche mich zu beruhigen.

Liams Eltern setzten sich ebenfalls in Bewegung. Aber bevor sie unser Zuhause verlassen, werfen sie mir vernichtende Blicke zu, die wie Regentropfen an mir abprallen. Sollen sie doch denken was sie wollen. Es ist mir egal was sie von mir denken. Stumm folgen sie ihrem Sohn und verschwinden schließlich durch die Haustüre.

Ich sehe auf und fange Kadens Blick auf. Er mustert mich eingehend und ich schenke ihm ein sanftes schwaches Lächeln.

„Tut mir sehr leid für diese unangenehme Störung aber ich vermute, die Party ist hiermit beendet.", schaltet sich mein Dad ein. „Ich danke allen sehr, dass ihr gekommen seid."

Nacheinander verlassen die Gäste das Anwesen und mir wird klar, was eben passiert ist. ich habe die Party ruiniert, habe jeden im Raum eine Show geliefert und habe endlich die Wahrheit über Liam Anderson preisgegeben. Und verdammt, es fühlt sich befreiend an. All das endlich laut auszusprechen und dabei ins sein Gesicht zu blicken. Ich hätte das schon viel früher tun sollen.

Betty kommt auf mich zu und drückt mich ohne ein Wort an sich. Ihre Umarmung tut wirklich gut. Leise schniefe ich in ihr Haar.

„Audrey, es tut mir so leid.", murmelt sie. „Soll ich heute Nacht hierbleiben? Du solltest nicht alleine sein."

Automatisch schüttle ich den Kopf. „Nein, fahr nach Hause. Ich komme schon klar."

„Sicher?" Betty lässt nicht locker und streift eine lose Haarsträhne hinter mein Ohr.

„Ja, fahr mit Jack und Cyrus nach Hause.", versichere ich ihr. „Ich muss mit meinen Eltern reden."

„Okay.", sagt sie. „Ich rufe dich morgen an. Wir verbringen morgen einen schönen Tag zusammen. Du sollst das alles vergessen."

„Ich glaube, ich möchte einfach alleine sein.", sage ich leise. „Aber ich rufe dich an."

Auch Cyrus und Jack drücken mich an sich und lächeln mich aufmunternd an. Ich muss die drei fast aus der Türe schieben, weil sie zu stur sind mich alleine zu lassen. Dafür liebe ich sie umso mehr.

Aber nach einer halben Stunde ist das Haus leer und ich sitze im Wohnzimmer auf der Couch. Immer noch trage ich mein Kleid. Mom sitzt seit zehn Minuten mir gegenüber und starrt vor sich auf den Boden. Sie hat noch kein einziges Wort von sich gegeben.

Dad läuft neben uns auf und ab, fasst sich immer wieder nachdenklich an die Stirn und gibt ebenfalls keinen Ton von sich.

„Könnt ihr bitte etwas sagen? Euer Schweigen macht mich verrückt.", murmle ich leise und sehe sie an.

Zu meiner Überraschung ist Mom die erste, die Worte findet.

„Warum hast du uns nie etwas gesagt?"

Erschöpft zucke ich mit den Schultern. „Es war mir peinlich, und ehrlich gesagt, was hätte das geändert?" Es war mir tatsächlich peinlich, weil ich nicht wusste, wie meine Eltern reagieren würden. Ich wollte nicht, dass sie mich verurteilten.

„Viel. Wir hätten ihn anzeigen können. Wir hätten vor Gericht gehen sollen, damit dieser Junge seine gerechte Strafe verdient.", wütet mein Dad und richtet seinen harschen Blick auf mich.

„Ach komm Dad. Es wäre Aussage gegen Aussage gestanden. Wir leben in einer ungerechten Welt, niemand hätte mir geglaubt.", sage ich und zucke wieder mit den Schultern. „Niemand glaubt einem Mädchen, die ihren Freund beschuldigt Videos gemacht zu haben."

„Wir hätten es trotzdem versuchen sollen.", beharrt meine Mutter und stimmt meinem Vater zu.

„Es wäre erfolglos gewesen und ihr hättet bloß viel Geld in die Anwälte gesteckt.", erwidere ich und schüttle den Kopf.

„Aber die Videos wären doch ein Beweis."

Langsam schüttle ich den Kopf. „Liam ist nicht so dumm und behält die Videos. Er hat sie natürlich gelöscht, damit keine Beweise vorliegen.", erkläre ich sachlich.

Ich bin überrascht, dass mein Körper wieder einigermaßen normal funktioniert und ich nicht mehr zittere oder ruckartig atme. Der ganze Abend sitzt mir immer noch tief in den Knochen, aber ich bin mit meinen Eltern alleine. Trotzdem möchte ich einfach nur ins Bett und schlafen, damit ich dieses Szenario vergessen kann.

„Wer hat es gewusst? Wussten es deine Freunde?", fragt Mom plötzlich und sieht mich nach langer Zeit wieder direkt in die Augen. Sie sind voller Mitleid und Schmerz und ein dunkler Schatten huscht über ihr Gesicht, als ich ihren Blick erwidere.

Zögerlich nicke ich. „Ja, die vier haben es gewusst und ... und Leo auch. Ich habe es ihm erzählen müssen, weil er es bemerkt hatte."

Mom zuckt kaum merklich zusammen. „Warum haben wir nichts gemerkt? Du ... bist unsere Tochter. Ich muss doch so etwas merken, ... Audrey, es tut mir so leid.", sie schnappt nach Luft und ich sehe wie ihre Augen zu schimmern beginnen.

„Mom, ich wollte nicht, dass ihr es erfährt. Es war mir einfach peinlich.", sage ich, mit jedem Wort wird meine Stimme leiser. „Ihr müsst euch nicht schlecht fühlen deswegen. Leo war für mich da."

Mom schluchzt leise auf und vergräbt das Gesicht in ihren Händen. Mein Blick wandert zu Dad, der stumm neben uns steht und nachdenklich in ein Loch starrt.

„Dad? Tut mir leid, dass ich die Party vermasselt habe. ich wollte nicht so eine Show liefern, seine Anwesenheit hat mich einfach wütend gemacht.", murmle ich. Ich schlucke schwer und sehe ihn an, bis er reagiert.

Er sieht müde aus. Mir fällt wieder ein, wie ich ihn heute Abend gesehen habe, als er im Büro verschwunden ist und diesen ernsten starren Ausdruck im Gesicht hatte. Mir war klar, dass etwas passiert sein muss, denn Kaden und Austin sind kurz darauf ebenfalls zu ihm ins Büro.

„Mach dir keinen Kopf, Schätzchen.", sagt er schließlich. „Wir sorgen dafür, dass es nicht in die Presse kommt. Ich habe Kaden gebeten, sich darum zu kümmern und mit den Anwälten zu reden."

Bei seinem Namen versetzt es mir einen kleinen Stich in der Brust. Ich habe ihn danach nicht mehr gesehen, als er Liam gebeten hat das Haus zu verlassen. Im Moment wünschte ich mir, er würde hier neben mir sitzen und einfach meine Hand halten. Ach verdammt, ich vermisse den Kerl viel zu sehr.

„Und ich habe die Andersons auch noch eingeladen.", platzt es meiner Mutter heraus. Verärgert schüttelt sie den Kopf und ich sehe ihr an, wie sie sich unnötige Vorwürfe macht.

„Mom, du konntest es nicht wissen."

„Aber ich hätte es mir denken können. Du warst mit dem Jungen zusammen, natürlich willst du ihn nicht sehen.", beharrt sie und sieht mich verheult an. Ihre Wimperntusche verläuft sich etwas und ihre Augen sind rot gefärbt. „Ich dachte immer, ihr seid im Guten auseinandergegangen."

Widerwillens schüttle ich langsam den Kopf und senke den Blick.

„Ich glaube wir sollten alle ins Bett gehen und morgen nochmal darüber reden. Für heute reicht es.", meint Dad und unterdrückt ein Seufzen. Er geht auf Mom zu, streicht ihr zärtlich über den Rücken bis sie sich erhebt.

Bevor beide aus dem Wohnzimmer verschwinden, drückt mir Mom einen Kuss auf die Stirn. Ich höre Moms Schluchzen bis in den oberen Stock, erst als es verstummt, gehe ich ebenfalls in mein Zimmer.

Ich schließe hinter mir die Türe, schäle mich aus dem Kleid und verkrieche mich für eine heiße Dusche im Bad. Ich entferne all die Haarklammern aus meinem Haar, schminke mich ab und ziehe mir einen frischen Slip und mein Schlafshirt an.

Erst als ich die kuschelige Decke über mir ausbreite, habe ich das Gefühl mich zu entspannen. Die ganze Zeit über stand mein Körper unter Anspannung und Stress und erst jetzt komm ich etwas runter. Mein Kopf fühlt sich leer an und schaffe es Gott sei Dank, die Bilder von heute Abend zu vergessen.

Ich drehe mich zur Seite, kuschle mich tiefer in die Decke hinein und spüre wie der Schlaf über mich kommt. Aber kurz bevor ich endgültig einschlafe, spüre ich wie sich hinter mir die Decke bewegt.

Völlig schlaftrunken öffne ich meine Augen.

„Hey, Baby." Kadens leise Stimme dringt in Bewusstsein, sie ist ganz nahe an meinem Ohr. Sein warmer Körper drückt sich sanft an meinen und ich merke, wie er einen Arm um mich schlingt.

„Kaden? Was machst du denn hier?", murmle ich verschlafen und drehe mich zu ihm um.

„Ich wollte dich nicht alleine lassen." Ich höre ihn schwach lächeln.

Ich lehne meine Stirn an seine Brust an und schließe wieder die Augen. Sein Geruch umhüllt mich und ich konzentriere mich auf seien Atmung. Sie ist gleichmäßig und ruhig. „Ich bin froh, dass du hier bist.", nuschle ich an seine Brust.

„Geht's dir gut?", fragt er zögerlich.

„Ich bin einfach nur müde.", antworte ich ihm. „Kannst du heute Nacht hierbleiben?"

„Ich beweg mich kein Stück von hier weg, versprochen Baby.", sagt er und gibt mir einen Kuss auf mein Haar. Er drückt mich näher an sich, lässt mich nicht los und ich schmiege mich an seine Brust. Meine Augen werden schwer und ich fühle mich, als hätte mich ein Stein überrollt. Ich bin fix und fertig und das letzte was ich vernehme, ist Kadens Hand, die zärtlich über meinen Rücken auf und abstreift. 


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