7. "Josh"
P.o.V.: Louis
"Danke, wirklich vielen Dank für eure Präsentation", lobte unsere Biologie Lehrerin gerade zwei Mädchen. Beide mussten sie ein Referat über die Lunge halten und weil es zwei Mädchen sind haben sie natürlich extra viel Mühe reingesteckt. Beiden haben sie selbst ein Modell aus Pappe gebaut und alles daran erklärt.
Muss ich anmerken, dass beide Mädchen genau wie Harry auch in der Kunst AG sind? Wahrscheinlich nicht.
"Gut, dann hören wir als nächstes noch das Referat von Harry und Louis. Kommt bitte nach vorne und zeigt uns, was ihr gemacht habt"
"Kannst du alles?", fragte mich Harry.
Ich rollte die Augen und nickte. Natürlich konnte ich alles.
Ich nahm den Zettel, auf welchem ich kleine Stichpunkte geschrieben hatte mit und überließ Harry die Aufgabe das Plakat an die Tafel zu hängen.
"Ähm.. Also Louis und ich erzählen euch heute zusammen etwas über den Aufbau und die verschiedenen Funktionen einer pflanzlichen Zelle", begann Harry.
"Das hier ist eine pflanzliche Zelle", meinte er und deutete auf das Plakat. "In echt ist es zwar nicht ganz so bunt" Leise lachte er. "Aber ich finde so kann man es sich besser merken"
"Also. Es gibt viele verschiedene Bestandteile in einer pflanzlichen Zelle, aber vielleicht fangen wir einfach von ganz außen an. Das hier alles, was einmal um die Zelle herum geht, ist die Zellwand. Aber für was braucht die Zelle eigentlich die Zellwand? Die Zellwand hat zwei wichtige Funktionen: zum einen dient sie der Stabilität der Zelle und hält sie in Form und zum anderen schützt sie das Innenleben der Zelle vor Viren und Bakterien"
Harry sprach so flüssig, dass es mich fast schon verunsicherte. Er kam so erwachsen und so schlau rüber. Ich wollte meinen Teil des Referates nicht vermasseln. Ich wollte genauso gut sein wie Harry, aber irgendwie wurde mir immer unwohler bei dem Gedanken, dass Harry freier und besser vor so vielen Leuten sprechen konnte als ich.
Ich schluckte leicht und sah immer wieder zwischen ihm, dem Plakat und meinem Zettel hin und her.
Ich mochte Referate nicht. Ich war nicht so gut darin frei zu sprechen und eigentlich hasste ich es auch vor so vielen Menschen zu stehen. Viel wohler fühlte ich mich in meiner Gruppe unter den Jungs und hielt da als Anführer meine Reden, aber nicht hier..
Ich hatte Harry gar nicht mehr zugehört und war überrascht, als ich feststellen musste, dass er schon bei seinem letzten Stichpunkt ankam. Gleich muss ich mit der Klasse reden..
"Und das, was ihr hier sehen könnt ist die Vakuole. Die Hauptfunktion ist die Speicherung von Wasser und Nährstoffen. Und den Rest wird euch jetzt Louis erklären" Breit lächelte mich Harry an, anschließend stellte sich etwas weiter vom Plakat weg.
Ich räusperte mich leise und nickte. "Ähm.. Der Zellkern in der pflanzlichen Zelle i-ist.. dafür da, weil hier die.. das.." Ich atmete einmal tief ein und aus und sah nochmal auf meinen Stichpunkzettel. Erbgut. Der Zellkern speichert das Erbgut.
"..das Erbgut wird hier gespeichert", nuschelte ich. Ich schluckte und sah auf das Plakat. "Das blaue da.. das ist ein Mitochondium-" - "Mitochondrium", flüsterte mir Harry zu. "Mitochondrium.. Tut mir leid. Ähm.. Und das ist das Kraftwerk der Zelle, weil es-" Wieder sah ich auf meinen Zettel. "..es produziert Energie.."
Nervös stieg ich immer wieder von meinem linken Fuß auf meinen rechten.
"Da-ann gibt es noch Chloroplasten", murmelte ich. "U-und die sind für- für die Photosynthese zuständig"
Kurz sah ich in die Klasse, doch sofort blickte ich zurück auf meinen Zettel in meiner Hand. Jeder sah mich an. Die Jungs in der letzten Reihe redeten schon über mich und die Mädchen ganz vorne hielten sich die Hände vor ihren Mund, damit keiner sah, dass sie über mich kicherten.
Unsicher sah ich zu Harry, welcher mir ein sanftes Lächeln schenkte.
"Danke, Louis. Da fällt mir ein, dass ich ein paar Bestandteile auf meiner Liste vergessen habe aufzuzählen. Das Orangene, was man hier oben sehen kann wird als Chromoplast bezeichnet-", löste er mich ab.
Ich schluckte schwer und sah bedrückt nach unten. Ich war erleichtert, dass Harry meinen Redeteil übernahm und ich war wirklich überrascht, dass er wusste, was all die Dinge für eine Aufgabe hatten, obwohl es nicht auf seinem Papier draufstand, was er mit nach vorne genommen hatte.
Wovor hatte ich eigentlich Angst? Ich hätte doch einfach nur das aufsagen müssen, was ich weiß. Ich hab es doch hier stehen. Ich hab es doch gestern Abend sogar meinen Schwestern und meinen Eltern aufgesagt. Da konnte ich es noch und da war ich nicht so nervös wie jetzt..
Es dauerte nicht mehr lange und Harry war zum Glück fertig mit unserer - eigentlich nur seiner - Präsentation. Die Klasse applaudierte und endlich durfte ich mich wieder auf meinen Platz setzen.
Harry setzte sich an seinen, welcher direkt vor meinem war und ich war in diesem Moment einfach froh, dass ich in Biologie alleine sitzen musste. So konnte ich allen Kommentaren von Zayn und Toni aus dem Weg gehen, konnte einfach meinen Kopf auf den Tisch legen und hoffen, dass mich heute niemand mehr darauf ansprechen würde.
Ich blickte allerdings doch wieder auf, als mir von Harry ein zusammengefalteter Zettel vor meine verschränkten Arme gelegt wurde. Unauffällig nahm ich ihn zu mir und öffnete ihn leise, damit es unsere Lehrerin auch ja nicht mitbekam. Sie hasste es, wenn wir Zettel im Unterricht schrieben, doch im Moment war sie sowieso von dem letzten Referat für heute abgelenkt.
Mach dir keinen Kopf über die Präsentation. Es gibt eben Tage, da läufts nicht so gut. Aber ich finde, dass du es trotzdem gut gemacht hast, weil du es wenigstens versucht hast. Weißt du, Louis, meine große Schwester hat mir beigebracht, dass man keine Angst vor vielen Menschen haben muss, weil es egal sein sollte, was sie über dich denken. Du musst einfach du selbst sein c:
Harry xx
Na super.. Jetzt brauche ich auch schon Nachhilfe in Sachen Selbstbewusstsein von Harry oder besser gesagt seiner Schwester.
Aber eigentlich bin ich selbstbewusst! Mir war es doch schon immer egal, was andere von mir gedacht haben! Nur sind Referate eben etwas anderes.. Da starren mich alle an, ich werde benotet und außerdem wird schon gelacht bei dem kleinsten Fehler.
Ich entschied mich also dazu Harry nicht zu antworten. Das würde mich nur noch mehr erniedrigen. Am liebsten würde ich einfach wieder nach Hause gehen und mich in mein Bett legen. Oder Fußballspielen!
Heute ist Donnerstag! Ich hab heute Abend noch Fußballtraining!
Sofort war meine Stimmung wieder besser und ich versuchte mich einfach nur noch auf heute Abend zu freuen. Da würde ich wieder meine Fußballfreunde treffen und da kann ich nichts falsch machen, weil im Fußball war ich schon immer einer der besten aus meiner Mannschaft. Das liegt mir einfach.
Schule ist doch sowieso unnötig. Das brauche ich nicht. Was nützen mir denn bitte Referate halten für meine Zukunft. Ich weiß genau, dass Mama und Papa keine Referate in der Arbeit halten müssen, also brauche ich das auch nicht mehr!
* * *
"Was war denn mit dir los?" Toni lachte mich aus und klopfte sich dabei provozierend auf seinen Oberschenkel. Er bekam sich gar nicht mehr ein und ich hoffte in dem Moment sehr, dass er sich vor lauter Lachen in die Hose machen würde. So, dass es alle sehen können und ihn dann alle auslachen.
"Ja, Louis. Was war? Hast du dir vor Harry in die Hose gemacht?"
Zayn klopfte mir lachend auf die Schulter und setzte sich vor mich ins Gras.
Schnell stand ich auf und schüttelte den Kopf. "Ich hab mir nicht vor Harry in die Hose gemacht! Ich hab unser Referat einfach nicht geübt und war deshalb nervös!", rechtfertigte mich. Es war zwar gelogen, denn eigentlich hatte ich es doch wirklich gut gelernt, aber irgendwie ist es einfach anders vor der Klasse als vor der Familie.
Zayn grinste mich an. "Klein Louis hat Angst ein Referat zu halten. Das ist ja etwas ganz was neues. Das wusste ich noch gar nicht"
"Ich hab keine Angst! Ihr seid doch meine Freunde, hört auf mich zu ärgern!"
Toni räusperte sich und nickte. "Natürlich. Tut uns leid, Louis. Du bist doch unser Anführer, wir sollten dich ganz dolle lieb haben und respektieren, dass du vor vielen Menschen einfach weiche Knie bekommst" Er machte sich lustig über mich! Es war so offensichtlich, dass er kein einziges Wort, was er sagte ernst meinte!
"Toni hat recht. Unser Anführer darf Schiss bekommen, sobald er vor der Klasse spricht", stimmte ihm auch noch Zayn zu.
Ich sah beide mit einem wütenden Blick an. "Ihr seid beide Arschlöcher! Ich habe mir nicht in die Hose gemacht! Ich brauche einfach etwas Übung! Harry hat gesagt, dass-"
"Du redest mit Harry, wenn es nicht für die Schule ist?", unterbrach mich Toni. Sofort legte er seinen Sandwich zurück in seine Brotdose und stand auf. Ich schüttelte hektisch meinen Kopf und wich ein paar Schritte zurück, selbst wenn es sinnlos war, weil mir Toni trotzdem näher kam.
"Wir haben eine Regel, Louis. Und diese Regel kennst du am aller besten. Wir sprechen nicht mit Harry, wenn es nichts mit der Schule zutun hat. Hast du die Regel gebrochen, oder nicht?"
Ich schluckte und schüttelte wahrheitsgemäß meinen Kopf. Harry hat mir nur einen Zettel geschrieben, also war es technisch gesehen kein Reden. Ich hatte ihm nicht mal geantwortet.
"Sicher?", hakte Toni nach.
"Ja. Ich habe nicht mit Harry geredet"
"Das hoffe ich für dich. Du weißt, was passiert, wenn wir zu viel mit dem Freak zutun haben"
Ich nickte. Wenn wir zu viel mit Harry reden, dann würde er uns ganz unauffällig auf seine Seite ziehen und dann würden wir auch zu einem Freak wie er es ist werden.
Allein bei dem Gedanken schüttelte es mich. Wenn wir so wie Harry wären, dann würden wir nur Mädchen als Freunde haben.
Toni setzte sich zum Glück wieder neben Zayn und aß sein Pausenbrot weiter.
Ich setzte mich ebenfalls zurück ins Gras und hielt Ausschau nach Harry.
Und wie ich es schon vermutet hatte, war er bei ein paar Mädchen aus unserer Klasse, lachte, spielte mit ihnen und teilte wie immer sein Pausenbrot mit dem Jungen aus der Parallelklasse. Alles was ich über den Jungen wusste war, dass er ziemlich gut mit Harry befreundet ist.
"Jetzt wo du gerade Harry beobachtest, fällt mir ein, dass ich herausgefunden habe, wie der Junge heißt, mit dem Harry so gut befreundet ist", holte mich Toni aus meinen Gedanken. Sofort sah ich zu ihm. "Wie hast du das geschafft?", fragte Zayn.
"War eigentlich gar nicht so schwer. Ich bin einfach zu ihm hin und hab selbst gefragt" Toni lachte und zuckte die Schultern. "Du hast mit einen von Harrys Freunden geredet?!"
Toni rollte die Augen. "Das war notwendig. Für die Wissenschaft"
"Lassen wir dir einmal durchgehen.. Aber nie wieder", murmelte Zayn.
"Und wie ist jetzt sein Name?", fragte ich neugierig.
"Josh"
[1817 Wörter]
Hey Josh und Herzlich Willkommen zu dem Drama, in das du ab jetzt mit verwickelt bist 😇
~D 💙💚
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro