55. "Er hat mich geküsst"
P.o.V: Louis
Aber was hat im Endeffekt meine Pläne und Hoffnungen auf eine Beziehung mit Harry wirklich zu einer 180 Grad Wende gebracht?
Es war eigentlich eine ganz einfache Erinnerung. Es war ja noch nicht einmal der Fakt, dass Harry eher ein Katzenmensch ist, oder sich nicht wirklich in einer Familie mit Kindern sieht.
Ich hatte ihn am Pinguingehege gefragt, was sein Traumberuf wäre. Noch immer habe ich nicht einmal gefragt, was er nach den Sommerferien anfangen wird richtig zu arbeiten. Ich hab es einfach vergessen.
Harrys Antwort darauf war, dass er sehr gerne ein berühmter Künstler wäre. Jemand, der nicht erst berühmt wird und Millionen mit seinen Bildern nach dem Tod verdient. Er wollte ein lebender berühmter Künstler sein und mindestens eines seiner Werke in einem Londoner Kunstmuseum ausstellen lassen.
Bei dem Stichwort London, waren wir wieder beim Thema wegziehen und irgendwie waren Harry und ich uns bei dem Thema so gar nicht einig. Ich bin einfach nicht das Großstadtkind oder überhaupt ein Fan von Tourismusstädten, wo gefühlt die ganze Welt auf den Straßen unterwegs ist.
Ich mochte mein Doncaster hier und ich mochte die Leute hier. Wieso sollte man etwas verlassen, was so perfekt ist?
Harrys Motto auf der anderen Seite ist allerdings: Man soll gehen, wenn es am schönsten ist.
Das ganze brachte mich zum Nachdenken. Harry meinte, er würde erst umziehen wollen, wenn er was festes hat. Ein festes Einkommen und eine feste Bleibe. Noch hat er das nicht, weshalb er fürs erste bei seinen Eltern bleiben wird und wenn wir alle ganz ehrlich sind, dann wird unsere Beziehung sowieso nicht für die Ewigkeit halten. Es ist genau so, wie es mir meine Mum schon mal gesagt hat. Ich werde noch viele Erfahrungen im Thema Liebe machen müssen, bis ich den oder die richtige finde. Was soviel bedeutet, dass die ersten Beziehungen nicht die wahre Liebe sein kann. Wie auch? Man hat sich noch nicht ausprobiert und woher soll man wissen, dass es nicht etwas besseres gibt? Man sollte keine Versprechen machen, die man nicht halten kann.
"Hallo? Louis?" Ich hörte Harry neben mir kichern.
"Hmm?" Ich blinzelte kurz und lachte etwas verlegen. Wenn ich ihn so vor mir stehen sehe, dann würde ich ihn gerne für immer haben wollen. Harry ist perfekt. Ich bin zwar nicht annähernd perfekt für ihn, aber niemand könnte besser für mich sein.
"Ich hab dich gefragt, welchen Weg wir einschlagen sollen. Zu den Insekten, oder zu den Löwen und Tigern?" Er deutete auf die Holzausschilderung und lächelte dann wieder.
"Ehh.. lass uns zu den Löwen. Ich hasse Insekten", gab ich zu.
Harry schlug den linken Weg ein und grinste. "Ekelst du dich vor denen?", fragte er.
Ich nickte. "Ich hasse es. Spinnen, wiederlich und hässlich. Käfer, einfach nur zum würgen und außerdem hab ich eine Allergie gegen Bienen, Wespen und Hummeln"
Harry lachte wieder und schüttelte den Kopf. "Hast du nicht"
"Hab ich wohl!"
"Du bist allergisch gegen Hummeln? Hummeln sind unglaublich süß. Schonmal gesehen, wie flauschig die sind?"
Ich schubste Harry lachend weg von mir. "Die stechen!"
"Hummeln stechen nicht! Wespen stechen auch nur, wenn du sie ärgerst. Ich glaube, du hast eher eine Phobie", grinste er und kam mir wieder näher.
Ich rollte die Augen. "Tu nicht so, als hättest du vor keinem Tier Angst"
Harry schien kurz zu überlegen. "Mir fällt nichts ein. Spinnen sind nur nicht so appetitlich anzugucken. Aber Angst hab ich jetzt nicht unbedingt"
Wieder rollte ich nur meine Augen, was Harry zum Lachen brachte. "Kannst du auch was anderes als nur deine Augen zu rollen?"
Darauf zeigte ich ihm nur meinen Mittelfinger. "Ich kann vieles"
Harry wackelte mit seinen Augenbrauen. "Das musst du mir erst einmal beweisen"
Ich streckte ihm die Zunge raus und blieb vor dem Löwengehege stehen. "Oh mein Gott. Siehst du- Harry! Guck da, siehst du die Löwenmama mit ihrem Baby?!" Ich sprang leicht auf und ab und zückte sofort mein Handy um ein Foto zu machen. "Naw, wie niedlich du dich einfach freust"
Sofort räusperte ich mich und steckte mein Handy wieder weg. "Ich bin nicht niedlich"
Harry umarmte mich plötzlich von hinten und legte sein Kinn auf meiner Schulter ab. "Und ob du das bist", flüsterte er. "Du bist von außen immer so hart, aber wenn man dich besser kennen lernt, dann lernt man mit jeder vergangen Zeit mehr und mehr den Softie in dir kennen"
Ich spürte, wie meine Wangen rot wurden. Auch mein Bauch spielte wieder verrückt und meinte, er müsse die Elefanten und Schmetterlinge gleichzeitig freilassen.
"Du bist ungefähr wie der kleine Löwe da", redete Harry weiter. Noch immer stand er dicht hinter mir und hatte seine Hände vor meinem Bauch verschränkt. "Von außen versucht der kleine Racker taff zu wirken, er will sich seinen Eltern und den anderen Erwachsenen beweisen, aber innerlich ist er noch so unschuldig und zuckersüß" Er hob kurz seinen Arm und deutete auf den kleinen Löwen, der gerade dabei war seine Mutter zu ärgern, obwohl diese offensichtlich versucht gerade ein Nickerchen zu halten.
Harry legte seine Hand wieder zurück auf meinen Bauch und weil ich nicht wusste, was ich darauf erwidern sollte, lehnte ich mich leicht an ihn und schloss meine Augen. Ich würde ihn so gerne fragen, ob er mit mir zusammen sein will, aber was bringt es sich an jemanden zu binden, wenn man das Gefühl hat, dass es nichts für die Ewigkeit ist. Ist will nicht den Schmerz einer Trennung kennen lernen, wenn schon alleine das Sitzenlassen von meinem ersten Date höllisch weh tat. Wir können doch einfach zusammen auf Dates gehen, kuscheln und uns vielleicht irgendwann auch küssen, ohne zusammen zu sein. So müssen wir uns niemals trennen und Schluss machen, wenn wir irgendwann verschiedene Wege einschlagen.
Harry küsste plötzlich meine Wange und löste sich langsam wieder von mir. "Na los, Träumerlein. Lass uns weiter. Die Tiger warten auf uns"
Sofort vermisste ich seine Nähe und die Wärme, die er ausstrahlte, als er mich bei sich hatte. Ich wollte ihn nicht loslassen. Ich wollte noch nicht weiter gehen. Das alles ist so unfair. Harry kennt all die schönen Berührungen schon, die man teilt, wenn man mit jemandem zusammen ist, den man mehr mag als nur einen guten Freund. Ich bin das nicht gewohnt, also will ich es auch genießen!
Ohne Widerworte, folgte ich Harry trotzdem und lief neben ihm her bis zu unserem nächsten Ziel.
* * *
"Danke für den schönen Tag heute, Lou" Harry lächelte breit und ließ meine Hand los, die er bis eben noch gehalten hat.
Schon wieder vermisste ich seine Nähe und seine Hand in meiner. Er hatte längere Finger als ich, weshalb er mich die ersten Minuten, als wir das feststellten ein wenig gemobbt hat. Aber irgendwie war ich okay damit. Aus Gründen, die ich nicht erklären konnte, vielleicht war es die Liebe, wollte ich nicht mehr der sein, der sich beweisen muss. Ich wollte Harry den Respekt geben, den er schon seit so vielen Jahren verdient hat, selbst wenn das eigentlich sehr an meinem Ego kratzt, wollte ich alles dafür geben um ihm zu gefallen. Ich würde jede Kleinigkeit an mir ändern, um ihm zu gefallen.
Ich erwiderte Harrys Lächeln und nickte schnell. "Ja. Ich hatte echt Spaß. Sollen wir uns denn vielleicht am Freitag wieder treffen..?" Ich kratzte mich verlegen am Kopf und blickte ihn unsicher an.
Harry schien noch mehr zu strahlen und kam mir nochmal einen kleinen Schritt näher. "Lässt du dir etwas einfallen?"
"Versprochen" Nur für einen Bruchteil der Sekunde, sah ich auf seine Lippen. Sie zogen mich so plötzlich in ihren Bann und schienen nur danach zu schreien geküsst zu werden. Ich würde es sofort erwidert. Ich muss es mich nur trauen. Ich muss nur den ersten Schritt auf ihn zu gehen, die Lücke zwischen uns trennen und ihn küssen. Es ist ein Risko. So hoch ist es noch nicht einmal, aber auf lange Zeit betrachtet ist es dann doch ein Fehler.
Harry nahm mir meine Entscheidung schnell wieder ab, indem er sich leichte räusperte. "Also.. Freitag dann? Schreibst du mir?", fragte er.
Ich nickte schnell und räusperte mich auf. "Freitag", stimmte ich nochmal zu.
"Bye bye, Lou", sagte Harry schnell, lehnte sich vor um mir einen schnellen Kuss auf die Lippen zu drücken und wendete sich blitzschnell ab um winkend in schnellen Schritten davon zu stampfen.
Ich fasst mir nur mit Zeigefinger und Mittelfinger an die Lippen und schloss meine Augen ein paar Sekunden länger als üblich.
"Er hat mich geküsst", flüsterte ich eher zu mir selbst.
Ich lächelte breit und schloss nochmal meine Augen, um den kurzen Augenblick festzuhalten. Er hat mir einen Kuss zum Abschied gegeben.
[1432 Wörter]
Kiss me you fool
~ D💙💚
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