Pov Jeongguk
• ein paar Tage später •

Yoongi und ich waren grade auf der Toilette und standen bei den Waschbecken. In meiner Klasse wird über nichts anderes mehr gesprochen als diese Abschlussfahrt, weshalb ich froh bin, jetzt nicht weiter darüber nachdenken zu müssen. Während Yoongi sich die Hände wäscht, hatte ich mich an die Wand angelehnt und schaute ihm verträumt dabei zu. Ich genieße jede Sekunde, in der ich nicht an Prüfungen, Studium und meine Zukunft nachdenken muss. Die Lehrer nehmen das Abschlussjahr ernster als jeder der Schüler. Immer und immer wieder wiederholen sie, wie wichtig es ist, dass wir viel lernen und aufpassen im Unterricht, doch anstatt mich damit zu motivieren, gehen sie mir damit nur noch auf die Nerven. Es ist nicht so, als wenn ich Geistig eingeschränkt bin und das nicht weiß. "Sag mal Gukk, wie findest du Tae?" Stellte er mir auf einmal neugierig eine Frage und schaute mich dabei durch den Spiegel an. Da ich grade noch so im Gedanken vertieft war, brauchte ich kurz um zu reagieren. "Wir sind gute Freunde, wieso?" Stellte ich ihm eher eine Gegenfrage und war ein wenig verwundert, dass er auf einmal mit so was kommt. "Aber wirklich nur Freunde, oder könntest du dir auch mehr vorstellen?"

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mit Tae nicht lieber mehr als nur Freundschaft hätte, doch da wir uns noch nicht lange genug kennen, werde ich dieses Thema nicht ansprechen oder den nächsten Schritt machen. Ich habe von Jimin schon erfahren, dass Tae Schwul ist, was bedeutet, dass es wirklich ernst werden könnte, doch über sowas habe ich grade keine Zeit und Energie nachzudenken. Am Ende interpretiere ich in die einfachsten Dinge zu viel hinein und das letzte was ich jetzt gebrauchen könnte, wäre Beziehungsdrama oder ein gebrochenes Herz. "Bis jetzt nur Freunde." War meine Antwort darauf und bemerkte, wie meine Wangen ein wenig warm wurden. Dass er das auch sieht, war mir durchaus bewusst, weshalb ich erst gar nicht versuchte, das irgendwie vor ihm geheim zu halten. "Bis jetzt?" Hakte er nur noch weiter nach und drehte sich richtig zu mir um, nachdem er mit allem fertig war. Er hatte ein schiefes Grinsen auf den Lippen, welches ich erwiderte. "Ja, bis jetzt." Ich denke, somit war erst mal alles geklärt, denn er beließ es dabei und verließ mit mir zusammen wieder die Toilette. Ich würde es nicht leugnen, wenn ich wirkliche Gefühle für ihn entwickeln würde.

Im nächsten Unterricht hatten wir Kunst und auch wenn ich von mir selbst behaupten würde, dass ich gut Zeichnen kann, bin ich nicht so gut, wenn es um Porträts geht. Ich weiß nicht, wieso. Uns wurde aufgetragen, die Mona Lisa zu malen, und da ich bereits genau wusste, wie das laufen wird, fing ich an zu seufzen. Das kann doch nur nach hinten losgehen. Meine Sitznachbarin Yeji schien es nicht anders zu gehen, denn auch sie sah nicht sonderlich begeistert von dem heutigen Thema zu sein. Ich verstehe mich eigentlich gut mit meiner Klasse, doch habe auch weiterhin eigentlich kaum Kontakt außerhalb des Unterrichts mit ihnen. Was mich ganz und gar nicht stört. Wir fingen an zu malen, nachdem alles soweit geklärt und vorbereitet war.

Ich liebe das Zeichnen, das war schon immer so. Oftmals habe ich zu Hause in meinem Zimmer Stunden lang gesessen und nur gemalt und gezeichnet. Da kann ich immer so richtig abschalten und mich entspannen und das war oftmals auch meine einzige Beschäftigung, welche ich während dem Hausarrest gehabt hatte. Auch wenn es schon ein wenig her ist, als ich das letzte mal etwas richtig gezeichnet habe, kam ich gut voran und hatte kaum irgendwelche Schwierigkeiten, was mir einiges erleichterte. Nachdem die Stunde fast vorüber war, gaben wir unsere Bilder alle ab, wo ich mir ein wenig Zeit bei ließ. Ich hasse es mich in Menschenmassen zu drängeln und die Minute, die ich da länger warte, ist nichts Weltbewegendes. Die Klasse leert sich nach und nach immer mehr. Vor der Tür tauchten dann auch Tae, Jimin und Namjoon auf, welche mich angrinsten, bevor sie in den Klassenraum rein kamen. Währenddessen gab ich dem Lehrer mein Bild, welches er sich noch mal genau anschaute. Die drei stellen sich knapp hinter mich und schaute mir über die Schulter rüber zum Lehrer. "Wow, hast du das gemalt?" Kam es beeindruckt von Jimin, welcher mich erstaunt und ein wenig unglaubwürdig anschaute. Ich glaube, ich habe ihnen dieses Talent von mir noch nie gezeigt.

"Jeongguk, mir ist schon öfter aufgefallen, dass du ein großes Potenzial zum Zeichnen hast und auch das ist wieder sehr gut geworden. Nur gibt es eine Sache, die ich anmerken muss." Gab mir der Lehrer lächelnd ein Lob, während er weiterhin auf das Bild schaute. Was kommt jetzt? "Deine Mona Lisa sieht ein wenig so aus, wie Putin." Sprach er seine Anmerkung laut aus, was uns zum Lachen brachte. Ja, jetzt wo er das sagt, sehe ich es auch. "Aber sehen die beiden sich nicht ohnehin ein wenig ähnlich?" Fragte ich ihn belustigt, was ihn anscheint zum Nachdenken brachte. "Ja, du hast recht. Da habe ich noch nie drauf geachtet." Stimmte er mir dann schmunzelnd und weiterhin nachdenklich zu, was mich nur wieder leicht auflachen ließ. Also habe ich doch alles richtig gemacht oder nicht. Nachdem soweit alles geklärt war, schnappte ich mir meine Sachen und machte mich mit den dreien auf den Weg zu den anderen nach draußen. "Gukk, ich wusste gar nicht, dass du so gut Zeichnen kannst." Bemerkte Tae beeindruckt, als wir bei den anderen ankamen und schaute mich genauso wie die anderen auch mit großen Augen an. "Ja, ich zeichne schon, seitdem ich klein bin. Das war früher einmal ein großes Hobby von mir, aber irgendwie habe ich damit aufgehört."

Pov Taehyung

Total im Gedanken versunken saß ich an meinem Schreibtisch und wollte eigentlich anfangen, meine Hausaufgaben für morgen zu erledigen. Die Betonung liegt auf eigentlich, denn ich sitze hier nun schon seit knapp einer halben Stunde und habe nur die Überschrift hingeschrieben. Jeder Anfang ist schwer. Zumindest ist das meine Ausrede für alles, vor allem bei Hausaufgaben. Meine Gedanken schweifen immer wieder zu Jeongguk und egal was ich versuche, dieser Typ geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Mit meinem Kugelschreiber kitzelte ich hoffnungslos verliebt auf meinem Block herum, auf dem ich eigentlich anfangen sollte, meine Mathe Rechnungen zu notieren und dachte nicht einmal daran, damit jetzt anzufangen. Somit bekam ich leider auch nicht mit, dass meine Mom in mein Zimmer kam.

Erst als sie mich ansprach, zuckte ich leicht zusammen, da ich sie nicht kommen gehört habe. "Tae, alles gut bei dir? Als ich das letzte Mal hier war, saßt du genauso da, wie jetzt auch schon." Fragt sie mich ein wenig verwundert und schaute mich verwirrt an. Ich legte den Kugelschreiber weg und drehte mich weiter zu ihr. "Mom, ich muss dir noch etwas erzählen." Ging ich nicht weiter auf ihre Frage ein, was sie jetzt ein wenig unruhig werden ließ. Sie musterte mich erst stumm und versucht so anscheint anhand meiner Blicke herauszufiltern, was jetzt kommen wird. Sie geht immer gleich davon aus, dass ich irgendwas angestellt habe. "Oh Gott, was hast du angestellt?" Kam es dann direkt von ihr, bevor sie sich auf mein Bett setzt. Ich musste leicht schummeln, da es immer dieselbe Reaktion ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich ab und an schon Mist gebaut und ihre Hilfe gebraucht habe. Bevor ich ihr darauf antwortete, stand ich von meinem Stuhl auf, ging zu ihr auf mein Bett und schmiss mich einfach auf meinen Rücken. Sie tat es mir nach, legte sich auch hin, nur mit dem Unterschied, dass sie sich auf ihren Bauch legt. Was ich so an meiner Mom schätze ist, dass sie so locker ist und ich ihr wirklich alles erzählen könnte. Wenn ich wollte, könnte ich ihr sogar von meinem Sex Leben erzählen, was ich natürlich nicht mache, aber rein theoretisch, wäre das nicht mal ein Problem. Klar, ich bekomme auch ab und an mal ärger für etwas, aber wirklich schlimm war es zwischen uns noch nie.

"Dieses Mal nichts, aber ich glaube, ich bin schwer verliebt, Mom." Sprach ich es dann einfach direkt aus und atmete einmal tief durch. Allein wenn ich an Gukk denke, dreht in mir alles durch und dieses Gefühl habe ich so lange vermisst. Es ist schon ewig her, seitdem ich so verliebt war. Sonst habe ich immer nur von Personen geschwärmt oder fand sie sehr attraktiv, doch in Jeongguk habe ich mich richtig verliebt. "Ach echt und in wen?" Sie schien absolut nicht damit gerechnet zu haben, was mir auch ihre Blicke direkt sagten, doch auch das grinsen konnte sie sich im Endeffekt nicht verkneifen. "In Jeongguk." Antwortete ich und auch ich konnte mit dem grinsen nicht mehr aufhören. Ich weiß, dass er und ich uns noch nicht lange kennen, weshalb ich nur umso erstaunter bin, was er dann nach so einer kurzen Zeit, schon mit mir macht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er auch so empfindet, zumal er grade ganz andere Sachen hat, um die er sich kümmern muss.

"Das ist doch der Junge, den du letztens mit nach Hause gebracht hast oder nicht? Der sich die Klassenfahrt wahrscheinlich nicht leisten kann und von dem du mir ab und an mal Bilder von Instagram zeigst?" Jetzt schien sie noch überraschter zu sein, auch wenn sie direkt genau wusste, wen ich damit meine. Ich nickte nur als Antwort und dachte wieder an die Klassenfahrt. Die Klassenfahrt wäre optimal, um ihn noch besser kennenzulernen, weshalb ich jeden Tag dafür betete, dass er irgendwie mitkommen kann und sich darauf einlässt, was ich ihm angeboten habe. "Das ist ja süß. Weißt du, ob er auch Interesse an dir oder ob er überhaupt an Männern hat?" Fragt sie neugierig nach und musterte mich weiterhin lächelnd. Bis jetzt habe ich irgendwie nur mit Hwasa so wirklich darüber gesprochen und das auch noch nicht so richtig. Ich habe ihr lediglich verboten mich vor ihm zu blamieren und das hat sie auch zu meinem Glück nicht gemacht. Zumindest noch nicht, wer weiß, wie es in der Zukunft aussieht.

"Er meinte, dass er Bi ist, nur habe ich keine Ahnung, ob er auch Interesse an mir hat. Ich denke es aber eher nicht, da in seinem privat Leben momentan viel zu viel los ist und er somit kaum Zeit hat, um sich für was anderes zu beschäftigen." Antwortete ich dann wieder verträumt und wollte mir gar nicht vorstellen, wie es wohl zwischen ihm und seinem Dad zu Hause abläuft. Auch zu seiner Stiefmutter hat er anscheint ein schlechtes Verhältnis, was mir für ihn nur noch mehr leid tut. Er hat so viel mehr verdient als das. "Mach dir keinen Kopf, Tae. Wenn das Schicksal möchte, dass ihr zusammen kommt, dann wird es auch passieren. Ich habe ja bereits gemerkt, dass du dich auch viel um ihn kümmerst und dich mit ihm beschäftigst. Auch wenn vielleicht nie etwas Romantisches zwischen euch passieren wird, bin ich mir sicher, dass ihr sehr gute Freunde werdet." Sprach sie mir gut zu, da sie bemerkte, dass mich das Thema ein wenig beschäftigte.

Sie hat auf jeden Fall recht, dass auch wenn zwischen uns nie etwas laufen wird, wir eine schöne Freundschaft haben werden und allein das stimmt mich ja schon glücklich. Schließlich wusste ich erst nie, wie ich auf ihn zu gehen soll, um mich mit ihm anzufreunden. Er hat für mich so weit weg gewirkt. "Danke Mom." Brachte ich dann nur weiterhin nachdenklich raus, während ich mir weiterhin ihre Worte durch den Kopf gehen ließ. Sie weiß zwar nicht, was genau bei ihm zu Hause los zu sein scheint, aber dennoch scheint sie zu bemerken, dass ich darüber nicht sprechen werde. Ich habe es Gukk schließlich versprochen, mit niemanden darüber zu reden und das werde ich auch einhalten. "Nicht dafür, aber halte mich bitte weiterhin auf dem Laufenden. Ich möchte alles über euch beide wissen, wenn es Fortschritte gibt."

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Shujinn ღ