09 • erster Arbeitstag
Pov Jeongguk
Fast schon im Halbschlaf räume ich die Regale ein und versuchte dabei keine Fehler zu machen. Da ich heute in der Schule viele anstrengende Themen behandeln musste, die ich wahrscheinlich für die Prüfung brauchen werde, fällt mir das Konzentrieren ein wenig schwer. Mir war bewusst, dass, sobald ich Fehler mache, ich ärger von meiner Chefin bekommen werde und sie das meinem Dad sagen wird. Da es dazu auch noch ziemlich spät ist und ich langsam müde werde, fiel mir das Konzentrieren nur noch viel schwerer. Ich schaute auf die Uhr und sah, dass der kleine Zeiger mittlerweile auf der 11 drauf war. Es ist also bald Mitternacht. Da ich absolut nicht nach Hause gehen möchte, habe ich Schicht bis Mitternacht und gehe dann erst nach Hause. Ich brauche das Geld und so kann ich ein wenig meinem Dad aus dem Weg gehen. Bevor ich Feierabend machen kann, muss ich erst noch alles erledigen, weshalb ich mich wieder ein wenig zusammenriss und mich versuchte zu konzentrieren. Nach mir kommt noch jemand arbeiten, da der Laden bis 4 Uhr morgens geöffnet hat. Wieso wir so lange aufhaben, wusste ich auch nicht. Kaum jemand kommt hier um 04:00 Uhr morgens noch etwas kaufen. Als ich das Regal fertig eingeräumt hatte, entschied ich mich dazu, mich erst mal für ein paar Minuten hinter dem Tresen hinzusetzen und eine kleine Pause zu machen, bevor ich weiter arbeitete. Noch vor Mitternacht muss ich die abgelaufenen Lebensmittel aussortiert haben, aber bis dahin werde ich mich erst mal ausruhen.
Ich nahm mein Handy und scrollte durch verschiedene Apps, um mir die Zeit ein wenig zu vertreiben, doch merkte schnell, dass es ziemlich langweilig ist. Als sich die Tür öffnete, sah ich überrascht hoch, da um diese Uhrzeit kaum noch Kunden her kamen. Als ich sah, wer grade den Laden betreten hatte, war ich sehr überrascht, denn meine Chefin betrat den Laden und sah mich wütend an. Wieso genau sie wütend ist und wieder her gekommen war, wusste ich nicht, aber ich denke, das werde ich gleich erfahren. "Jeongguk, ich bezahle dich nicht dafür, dass du hier den ganzen Tag nur faul herum sitzt und nichts tust." Meckerte sie mich an, als sie sah, dass kein Kunde bei uns war und legte ihre Tasche vor mir auf den Tresen ab. Ich atmete noch einmal tief durch und riss mich ziemlich zusammen, um jetzt nichts Falsches zu sagen. Schließlich bin ich abhängig von dieser Frau und brauche ihr Geld.
"Ich mache nur eine kurze Pause." Stellte ich daraufhin klar, was ja auch keine Ausrede, sondern die Wahrheit ist, doch wusste ich im Vorhinein schon, dass sie mir das nicht glauben wird. Ihre Blicke durchbohrten mich, doch da ich das schon gewohnt war -schließlich schaut sie mich immer so an-, beeindruckte mich das nicht mehr. Ich blieb weiterhin sitzen, da mir die Beine wirklich weh taten und ich wie gesagt, grade eine Pause machte. "Die kannst du machen, wenn du im Grab liegst, also steh auf und mach das, wofür du hier bist!" Befahl sie mir und erhöhte ihre Stimme noch weiter. Ich atmete aber nur erneut durch, um sie nicht auch an zu schreien, doch blieb weiterhin sitzen. Grade als sie mich noch mal anmeckern wollte, da ich nicht aufstand, öffnete sich die Tür und Kunden kamen herein. Da sie den Schein wahren wollte, aber noch nicht fertig mit mir war, kam sie zu mir hinter den Tresen und stellte sich vor mich hin.
"Jeon Jeongguk, jetzt hör mir mal zu. Wenn du nicht das machst, was ich dir sage, dann werde ich dich rausschmeißen. Hast du mich verstanden?" Drohte sie mir mit einer sehr leisen, aber dennoch festen Stimme, weshalb ich einfach aufstand und auf sie herab schaute. Sie war einen Kopf kleiner als ich. Ich konnte die Schritte der Kunden wahrnehmen, wie sie auf uns zu kamen, doch das schien sie anscheint nicht zu interessieren. Vielleicht hatte sie das aber auch gar nicht mitbekommen, so wie sie sich grade über nichts aufregte. Wer sucht, der findet, auch wenn es so etwas Unnötiges ist, wie jetzt im Moment. "So ein Respektloses verhalten, wie deins, werde ich mir nicht länger gefallen lassen. Deshalb reiß dich entweder zusammen und mach das, was ich dir sage oder geh nach Hause und enttäusche deine Eltern." Fuhr sie weiterhin fort und war weiterhin auf mich fokussiert. Ich stand mit dem Rücken zum Laden, weshalb ich nicht wusste, ob grade jemand hinter uns steht, oder nicht. Es muss geraten sein mit meinen Eltern, denn sie weiß überhaupt nicht, wie mein Verhältnis zu meinen Eltern ist. Da sie aber seit meiner Geburt enttäuscht von mir sind, würde es sowieso keinen Unterschied machen.
"Entschuldigung, ich habe da mal eine Frage!" Rettete mich ein Typ, welcher ein paar Meter von uns weg stand aus dieser Situation und sorgte dafür, dass meine Chefin mich ohne Weiteres wieder in Ruhe ließ. Sofort hatte sie wieder ein Lächeln auf den Lippen und drehte sich zu dem Mann um. Sie ging zu ihm rüber, um ihm seine Frage zu beantworten. Ich atmete noch einmal tief durch und drehte mich jetzt auch wieder in Richtung Laden um. Jetzt sah ich, dass dort 5 Typen standen und einer davon mich die ganze Zeit über angeschaut hatte. Er war nicht irgendjemand, nein, natürlich nicht. Es war Jin, welcher mit ein paar Typen, die ich nicht kannte hier grade einkaufen sind und er schien sehr überrascht zu sein, mich hier anzutreffen. Schließlich habe ich ihnen nie gesagt, dass ich hier arbeite.
Er hielt ein paar Sachen in der Hand und schaute lächelnd zu mir, was ich erwiderte. Da er noch ein paar Meter zusammen mit einem anderen Typen von mir weg steht, welcher ihm etwas zu erzählen schien, sagte er noch nichts zu mir. Da ich sah, wie meine Chefin wieder auf mich zu kam, wendete ich meinen Blick wieder von ihm ab und sah zu ihr. Sie bemerkte meinen Blick und sah mich erneut Tadeln an. Jin und auch seine Freunde, welche ich noch nie vorher gesehen hatte, sahen mich alle so an, als hätten sie mitbekommen, was grade passiert war. Na super. "Hör auf unserer Kundschaft schöne Augen zu machen und geh lieber an die Arbeit, oder soll ich mich noch mal für dich wiederholen?" Fuhr sie mich aber nur wieder an und schob mich Richtung Kasse. Sie selbst verwand in unseren Personal Raum, welcher sich direkt hinter dem Tresen befand und murmelte irgendetwas vor sich hin. Was heißt denn hier, schöne Augen machen... Ich strich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht, da sie mir grade nur im Gesicht rumhingen und sah wieder Richtung Laden. Als ich sah, wie die fünf, inklusive Jin in meine Richtung kamen, mit einem Haufen Essen und Getränke, welche sie kaufen wollen, stellte ich mich an die Kasse. Ich hoffe einfach, dass er das nicht mitbekommen hat, was zwischen meiner Chefin und mir grade los war.
Alle sahen mich allwissend an, was mich nur noch nervöser machte, was man mir auch ansehen konnte. Sieh haben es auf jeden Fall mitbekommen. "Ich wusste gar nicht, das du hier arbeitest." Sagte Jin ein wenig verblüfft, da er anscheint schon mal hier war, aber vorher kannte ich ihn schließlich noch nicht. Ich fing schon mal an, alles in der Kasse einzugeben und abzuscannen. "Ja, das ist auch noch nicht so lange." Antwortete ich, während ich eine Artikelnummer eingab, die sich nicht Scannen ließ. Sie unterhielten sich untereinander, was mich ein wenig beruhigte, da es dadurch nicht ganz so unangenehm ruhig war. "Zahlt ihr zusammen oder getrennt?" Fragte ich sie, nachdem ich realisiert hatte, dass jeder von ihnen etwas hier her getragen hatte und es gut möglich ist, dass sie getrennt bezahlen wollen. Ich sah zu ihnen hoch und wartete auf ihre Antworten. Ich hoffe einfach, dass sie zusammen bezahlen wollen. "Wir zahlen zusammen." Beantwortete mir einer von ihnen meine Frage und auch genau das, was ich mir erhofft hatte. Erleichtert darüber, fuhr ich mit meiner Arbeit fort und konzentrierte mich auf die Sachen vor mir. Ich wusste nicht, ob ich es mir einbilde, aber Jin sah mich die ganze Zeit über an. Das bemerkte ich aus dem Augenwinkel.
"Ich nehme noch eins davon!" Fügte einer von ihnen noch hinzu und nahm sich einen der Schokoriegel, welche vor der Kasse standen. Ich scannte auch diesen ein und legte ihn daraufhin zu den restlichen Sachen, welche ich bereits eingescannt hatte. "Kommt noch etwas dazu?" Fragte ich sie dann genau das, was ich jeden Kunden fragte und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich hörte, wie meine Chefin wieder aus dem Personalraum raus kam und sich lächelnd neben mich stellte. Dass sie so tut, als hätte sie gute Laune, machte mich ein wenig aggressiv, da sie das immer tut. Sie lässt alles immer so aussehen, als wenn alles gut wäre und so was wie Probleme nicht existieren. Wieso ist sie überhaupt um diese Uhrzeit hier?
"Nein, das wäre erst einmal alles." Beantwortete mir derjenige, welcher direkt vor mir stand und holte schon mal sein Portemonnaie raus. Als ich unüberlegt zu Jin schaute, lächelte dieser mich erneut an, welches ich wieder erwiderte. Als sein Kumpel dann mit Karte bezahlt hatte, packte ich ihnen noch alles in eine Tüte und verabschiedete mich daraufhin von ihnen. Ich sah ihnen noch kurz hinterher, bis ich sie nicht mehr sehen konnte und bemerkte daraufhin die Blicke meiner Chefin. Ihr lächeln, welches sie grade noch hatte, war wie nie da gewesen und ihre Blicke verurteilten mich. "Wenn er kein Mann gewesen wäre, hätte ich fast gemeint, dass er eine auf dich gestanden hätte." Sagte sie ein wenig belustig darüber und schnappte sich ihre Tasche wieder. Ich verdrehte meine Augen und drehte mich noch ein stück weiter zu ihr um. Meint sie etwa Jin, oder wen? "Er könnte doch trotzdem auf mich stehen, auch wenn er ein Mann ist." Stellte ich dann seufzend klar, da ich bereits wusste, dass sie etwas gegen Homosexuelle hat. Wenn sie das also über mich wüsste, wäre ich bei ihr endgültig unten durch. "Dann wäre er ja schwul. Dann kann man ihm einfach nur gute Besserung wünschen." Murmelte sie daraufhin eher zu sich selbst und ging Richtung Ausgang.
Ich, welcher auf beide Geschlechter steht, verdrehte nur erneut meine Augen. Ohne das ich etwas dazu sagen konnte, verabschiedete sie sich mehr oder weniger auch schon wieder bei mir und ließ mich hier zurück. Genau diese Denkweise haben auch in dieser Zeit immer noch viel zu viele. Ich war also wieder ganz alleine in diesem Laden und räumte die Regale aus und sortierte sie neu. Das abgelaufene Essen sortierte ich aus und packte es in eine Tüte. Es wird hier ohnehin nur weggeworfen, also tut es niemanden weh, wenn ich es mitnehme und Esse. Abgelaufen heißt schließlich nicht immer gleich vergammelt.
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Shujinn ღ
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