Kapitel 18
Will
~3 Tage später
Völlig überfordert starrte ich auf mein Handy und las den Artikel einer Boulevard Zeitung immer und immer wieder. Die Headline stoch mir sofort ins Gesicht.
Eishockey-Gott Hastings knutscht mit Jugendliebe
Was sagt Verlobte Mila dazu?
Alles, was darunter stand, verschwamm vor meinen Augen. Fuck. Wo hatte die Presse diese verdammten Informationen her? Ich hatte nur Sean und damit unabsichtlich Jared davon erzählt. Sean vertraute ich bis zum Tod... Jar eigentlich auch.
Würde er nicht gerne besoffen seinen Bettgefährtinnen alles aus seinem Leben erzählen. Shit. Zu 99% hatte Jared gequatscht und unglücklicherweise war seine Liebelei wohl von der örtlichen Klatschpresse gewesen. Oder sie hatte es ihren Freunden erzählt und einer von denen war Journalist.
Ich ließ den Kopf auf den Tisch unseres Konferenzraumes knallen.
Vom Meeting, das fast immer nach unserem Training stattfand, bekam ich eigentlich gar nichts mit. Es war eund Ausnahme, normalerweise hörte ich wirklich zu, doch heute... konnte ich nicht.
Sean, der neben mir saß und zuvor damit gekämpft hatte, nicht einzuschlafen, sah nun alarmiert zu mir hinüber. "Was ist los, Will?", erkundigte er sich und klopfte mir leicht auf den Rücken.
"Ich bin am Arsch", nuschelte ich in die Tischplatte hinein. "Komplett am Arsch." Ich schob ihm mein iPhone rüber, sodass Sean den Artikel lesen konnte.
"Dann hat die Presse wohl das unangenehmste Gespräch der Geschichte nur nach vorne geschoben." Natürlich wusste Sean, dass es mit Mila nicht mehr allzu rund lief, wir uns immer mehr voneinander distanzierten und ich mit ihr irgendwann darüber reden wollte.
Betonung lag auf irgendwann.
Am besten natürlich vor unserer Hochzeit, aber doch nicht heute. Fuck.
Endlich hob ich den Kopf von der Tischplatte, nur um ihn dann in meine aufgestützten Hände zu vergraben.
"Ich wollte Mila das schonend beibringen. Sanft, nach und nach. Und nicht in ihr Gesicht klatschen, dass ich Cara geküsst habe."
Fuck. Aber was hatte ich erwartet. Als Eishockeyspieler der NHL war die verdammte Klatschpresse nun mal an einem interessiert.
Zwischen Mila lief es die letzten paar Wochen und Monate nicht mehr so gut und auch Mila wusste das.
Sie wurde immer launischer, lauter und angepisster. Nach Hause kam sie nur noch selten und wenn, dann wünschte ich mir ehrlich gesagt das Gegenteil.
Und dann war da Cara. Das komplette Gegenteil. Ruhig und gelassen. Als ich sie so am Boden gesehen hatte, brach es mir beinahe das Herz. Ich kannte sie fast nur stark und selbstbewusst, so... gebrochen hatte sie ich selten erlebt. Ich hätte sie gerne länger im Arm gehalten, sie getröstet und was? Ich war nicht ihr Freund. Nicht mehr.
Und das, genau das störte mich.
Beinahe entgleisten mir die Gesichtszüge. Ich war immer noch verliebt in Cara. Mehr verliebt, als ich in Mila je sein könnte, so leid es mir tat.
"Shit, du bist immer noch in Cara verknallt, oder?", deutete Sean meinen Gesichtsausdruck richtig. "Sie passt eh besser zu dir als Mila", setzte er hinzu. Verwirrt drehte ich den Kopf zur Seite. Ich dachte immer, er mochte Mila. Und Cara kannte er ja nur aus meinen Erzählungen.
"Sean und Will, solltet ihr euren Kaffeklatsch endlich beendet haben, wäre es schön, wenn ihr eure Aufmerksamkeit wieder mir zuwendet. Sonst könnt ihr im nächsten Match in der 4. Reihe spielen." Daraufhin lachten einige aus unserer Mannschaft und warfen amüsierte Blicke in die letzte Reihe, in der Sean und ich saßen.
Gespielt aufmerksam richteten wir unsere Blicke nach vorne. Unser Assistenz Coach Serge konnte uns nicht drohen und das wusste er auch. Er konnte uns nicht in die 4. Reihe stecken, vor Allem nicht, da die letzten Spiele vor den Playoffs anstanden. Und, ohne groß angeben zu wollen: Wir waren einfach zu gut.
In den letzten zehn Partien hatten Sean und ich seit Neustem in einer Reihe gespielt und zusammen etwa 20 Tore geschossen.
Wir galten als die Entdeckung der vorangegangenen Saison und die Sportpresse sagte unserer Mannschaft dadurch mindestens einen Einzug in die Viertelfinals der Playoffs voraus.
Das gelang unserer Mannschaft seit... ähm ja, lange genug nicht mehr.
Nach dem Meeting, verabschiedete sich Sean mit einem Handschlag von mir. "Viel Glück, Will. Du wirst es brauchen, Bro."
Schief grinsend, trotzdem mit einem mulmigen Gefühl ihm Magen, lief ich zu meinem Auto und fuhr nach Hause. Den ganzen Weg über zerbrach ich mir den Kopf darüber, was is zu Mila safen konnte. Die Gedanken, die mir in den Sinn kamen, verwarf ich allerdings schnell wieder.
Als ich nach Hause kam und immer noch nicht die richtigen Worte parat hatte, machte ich mich auf alles gefasst. Eine Mila, die weinte. Eine Mila, die ausfilppte. Eine Mila, die schon gar nicht mehr da war. Okay, das war wohl übertrieben. Ich hatte Cara geküsst und sie nicht geschwängert.
Aber als ich die Tür zu unserer Wohnung aufschloss, war es auffällig still. Zu still.
Wenn Mila da war, dann lief immer Musik, der Fernseher oder die Dusche.
Okay, es klang grad irgendwie komisch, dass sie entweder Musik hörte, Netflix schaute oder unter der Dusche stand, aber an sich war dies die Wahrheit. Vor Allem die letzten Wochen war sie immer seltener zuhause gewesen und hatte gearbeitet. Oder sie wollte einfach nicht mehr mit mir im gleichen Raum sein, das konnte auch sein.
Ich erreichte das Schlafzimmer, hinter dessen Tür ich leise Geräusche vernahm. Mila sprach mit jemandem. Aber mit wem? "Ich weiß auch nicht, Babe." Babe? Was. Zur. Hölle? "Ich hoffe, er kommt erst nach Hause, nachdem ich weg bin. Ich schwöre dir, diese Schlampe Cara hat es mir um einiges leichter gemacht, endlich abzuhauen."
Ich war zu verblüfft um mich zu bewegen. Ganz offensichtlich hatte mich Mila schon vor dem Kuss mit Cara eiskalt betrogen. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder sonstiges tun sollte.
Wie verkorkst war unsere Beziehung eigentlich? Hatten wir jemals zusammen gepasst? Ja, beantwortete ich mir selbst. Am Anfang schon.
Plötzlich hörte ich noch eine andere Stimme. Sie schien ihren Lover auf Lautsprecher gestellt zu haben.
"Ich kann es kaum erwarten, dich wieder zusehen, Honey. Dein Freund hat für seinen kleinen Schwanz ein zu großes Ego."
Dieser Volltrottel, das konnte ich mir nicht länger geben. Langsam öffnete ich unter dem Kichern meiner noch-Verlobten die Tür und lehnte mich dann an den Rahmen.
"Hallo, Mila", sagte ich gefährlich leise.
Erschrocken fuhr sie herum und schaffte es sogar geistesgegenwärtig, den Anruf zu unterbrechen.
Sie klebte sich ein unechtes Lächeln ins Gesicht und ging auf mich zu. "Hey, Schatz. So früh habe ich dich gar nicht zurück erwartet."
Sie wollte mir über die Wange streichen, doch ich schlug ihre Hand weg.
"Du musst nicht schauspielern, ich habe dich gehört. Und sag mir doch, wie is der Name deines Stechers noch gleich?"
Ihr Gesichtsausdruck änderte sich so schnell, dass ich beinahe ein Schleudertrauma bekam. Jetzt war ihr Blick hasserfüllt und ihre Mundwinkel verzogen sich angeekelt. Anscheinend zeigte sie mir gerade ihr wahres Gesicht.
"Ausgezeichnet", zischte sie. Ihre Augen blitzten gefährlich und sie stopfte weiterhin Sachen in ihren bereits überfüllten Koffer.
"Wann wolltest du mir eigentlich von Cara erzählen? Nachdem du sie gevögelt hast? Seit Wochen ignorierst du mich mehr oder weniger, wahrscheinlich hast du mich nur warm gehalten oder..."
"Hey", zu meinem Leidwesen musste ich gestehen, dass ich nun auch fast brüllte. "Jetzt halt mal den Ball flach, Mila. Seit Wochen bist du nur noch selten zuhause, du bist dauernd angepisst und streitest mit mir. Dieser Artikel hat unser Gespräch doch nur einige Wochen vor verschoben.
Oder wolltest du mich trotz Allem heiraten?"
Ich schnaubte, als keine Antwort kam. Sie schien tatsächlich zu überlegen, während sie weiterhin ihr Hab und Gut in den Koffer stopfte.
Trotz eines Liebhabers, hätte sie mich vielleicht geheiratet.
Hätte ich Cara nicht getroffen, hätten wir am Ende geheiratet.
Wie konnte ich mich so in ihr getäuscht haben?
"Und weißt du was, Will?", fuhr sie fort, klappte ihren Koffer mit einem lauten Knall zu und riss gewaltsam am Reißverschluss, um ihn zu schließen.
"Ich hasse Eishockey. Ich finde es nicht nur langweilig, ich hasse diesen Sport. Abgrundtief. Ich meine, wie kann man Männer, die einer verdammten Scheibe mit Schlittschuhen hinterlaufen, mit so einer Begeisterung zuschauen."
Sie griff, jetzt wie von Furien getrieben nach ihrem Koffer und drängelte sich an mir vorbei zur Haustür. Ich konnte nur daneben stehen und sie fassungslos anstarren.
Was zur Hölle ist mit der Mila passiert, die ich damals kennengelernt hatte?
Die Frau, die jetzt hier vor mir stand, erkannte ich kaum wieder.
Obwohl ich es nicht wollte, lief ich ihr hinterher und sah ihr dabei zu, wie sie sich in ihre Louboutins quetschte.
"Mila...", begann ich, ohne wirklich zu wissen, was ich überhaupt sagen wollte. Es gab nichts zu sagen. Ich hatte Mist gebaut, das wusste ich auch. Ich hatte Cara geküsst, Mila hatte einen Lover. Es war vorbei. Einfach vorbei.
"Still." Sie hob einen Finger in die Luft und sah mich wütend an. Ich hielt lieber die Klappe, meine Worte würden sowieso nicht zu ihr durchdringen. Ich wusste eh nicht, was genau ich sagen sollte.
"Ich hoffe du wirst glücklich mit ihr, du verdammtes Arschloch." Äh, gleichfalls.
Sie wandte sie schon zum Gehen und riss dramatisch die Tür auf, doch dann schien ihr aber noch was einzufallen, denn sie drehte sich noch einmal um.
"Ach ja", sie fummelte an ihrem Finger herum und hielt dann unseren Verlobungsring in den Händen.
"Den kannst du gern zurück haben", zischte sie, schleuderte mir den Ring ins Gesicht - naja versuchte es zumindest - , warf ihr dunkles Haar über die Schultern und stolzierte hinaus.
Bevor die Tür ohrenbetäubend laut zufiel, hörte ich noch, wie sie mit ihrem Iphone sprach.
"Hey, Siri. Buch mir einen Flug nach Miami. Business Class. Ich reise allein."
Heilige Scheiße. Immer noch nicht ganz realisierend, was gerade passiert war, ließ ich mich auf meine Couch fallen und starrte an die weiße Decke.
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