Kapitel 3
Laute Musik empfing uns, als wir in das Erdgeschoss des Wohnheims kamen.
Auf einer breiten Tanzfläche häuften sich die Studenten, aber auch abseits, an der Bar beispielsweise, standen viele herum und unterhielten sich angeregt.
Weiter hinten entdeckte ich Finn, der mit drei weiteren Jungs zusammenstand und Bier trank.
Als er mich sah, winkte er uns kurz zu, was natürlich die Aufmerksamkeit der anderen Jungs auf mich lenkte.
Dabei erkannte ich, dass es sich bei zwei der Jungs um diese handelte, die ich ausversehen in dem Wohnheim überrascht hatte.
Die Beiden wussten gleich wer ich war und kamen gefolgt von Finn und dem anderen Typen auf Liv, Leslie und mich zu.
Hilfe.
"Na, weiblicher Finn? Alles klar?", begrüßte mich der, der vorhin kein Oberteil angehabt hatte. Der Blonde grinste mich nur frech an und stellte sich dann vor.
"Hi, Ladys. Ich bin Cris. Das hier", er klopfte auf die Schulter von dem Brünetten, der uns begrüßt hatte,
"Ist Luca. Die anderen sind Brian und Finn. Der männliche Finn."
Er zwinkerte mir kurz zu und widerwillig musste ich lachend den Kopf schütteln.
"Ich bin Leslie, das hier ist Liv und ich denke den weiblichen Finn, manchmal auch Cara genannt, kennt ihr ja dann offensichtlich schon."
Ich warf Leslie kurz einen Blick zu.
Schmachtend sah diese Brian an.
Liv musterte Cris und als sich ihre Blicke trafen, röteten sich ihre Wangen. Niedlich.
Als wir uns allein etwas abseits von allem neben die Bar stellten, stieß ich Liv in die Seite.
"Und, wie findest du Cris. Süß?"
Im schummrigen Licht sah ich nur leicht, wie sich ihre Wangen noch röter färbten.
"Ja, keine Anhung. Weiß nicht."
"Keine Ahnung. Ist er nicht süß?", neckte ich sie. Man sah ihr an der Nasenspitze, wie unangenehm ihr dieses Gespräch mit mir war. Ich fand es lustig.
"Mann, Cara. Hör auf mich zu nerven", rief sie lachend und auch ich fiel wenig später in ihr Gelächter mit ein.
"Aber, jetzt mal ehrlich", fing sie, nach dem wir uns beruhigt hatten, an.
"Glaubst du der Typ von heute Mittag ist hier? Den, den du umgerannt hast?"
Ich musste zugeben, sie konnte wirklich gut das Thema wechseln. Das mit Grünauge hatte ich ihr nämlich heute Nachmittag erzählt.
"Keine Ahnung", meinte ich achselzuckend und tat so, als ob es mich nicht interessieren würde.
Da ich ein Schaf war, hoffte ich natürlich, ihn zu sehen. Obwohl ich ihn noch nie richtig gesprochen hatte.
Verrückt, ich weiß.
Liv erkannte sofort, dass ich etwas aufgeregt war.
"Ahhhh, ja bestimmt interessiert es dich überhaupt nicht."
Wissend nickte sie und zog mich dann plötzlich von dem Hocker hoch, auf dem ich gesessen hatte.
Fragend sah ich sie an. "Was ist?"
"Ist er das?", zischte sie mir zu und blickte über meine Schulter.
Als ich mich umdrehen wollte, um ihren Blick zu folgen, stoppte sie mich.
"Halt. Er merkt doch dann, dass wir über ihn reden."
"Und ich erkenne ihn dann mit meinen Augen auf dem Hinterkopf, oder was?", fragte ich sarkastisch zurück.
Genervt sah sie mich an, ich zog nur meine rechte Augenbraue hoch.
"Okay. Aber ganz langsam umdrehen. Tu so, als ob du ganz wen anders im Blick hast."
Folgsam drehte ich mich langsam um und sah dann in seine Richtung.
Er war es.
Mit seiner großen Statur, den muskulösen Schultern und den unglaublich grünen Augen zog er eine Unmenge an Blicken auf sich.
Vorallem die weibliche Bevölkerung sah so aus, als ob sie nicht abgeneigt wäre, mit ihm irgendwohin zu verschwinden. Igitt.
Aber da ich leider auch nur eine Frau war, konnte ich es mir nicht verkneifen, ihn etwas länger zu mustern. Natürlich ohne jugendfrei Gedanken.
Plötzlich schwebte vor meinem Blickfeld eine Hand auf und ab, was mich zusammen fahren ließ.
Erschrocken blickte ich der Hand nach und sah Liv in die Augen, die mich spöttisch und zugleich erfreut musterte.
"War das nur ein Abchecken oder schon ein zieh mich aus-Blick?", sie wackelte grinsend mit den Augenbrauen und ich zuckte nur mit den Achseln
"Such dir was aus", meinte ich und drehte mich zur Bar.
Ich brauchte unbedingt was zu trinken.
"Einen Vodka Lemon, bitte", bestellte ich bei der hübschen Studentin, die hinter dem Tresen stand, als ich endlich nach gefühlten Stunden dran war.
Ich war gerade dabei, meinen Geldbeutel aus meiner Tasche zu kramen, als ich plötzlich eine Person neben mir spürte.
Unsere Arme berührten sich und ich bekam sofort eine Gänsehaut.
Ich blickte auf und sah in grüne Augen, deren Blick unbewegt auf mir ruhte.
Wie war er denn jetzt so schnell hierhergekommen?
"Der geht auf mich. Und für mich bitte noch ein Bier", sagte er mit rauer Stimme zu der Brünetten ohne den Blick abzuwenden.
"Ähm, danke, aber ich kann das auch selbst bezahlen."
Etwas überrumpelt davon wandte ich mich ihm nun ganz zu.
Er lehnte am Tresen und ließ seinen Blick über die tanzenden Studenten wandern.
"Also Cara", er betonte extra meinen Namen, was mich den Kopf schütteln ließ, "wie gefällt dir die Uni bis jetzt? Ich bin übrigens Will. Will Hastings. Ich dachte mir, du willst wissen, wer dein Opfer von gestern war."
Okay. Er will Smaltalk?
Konnte ich.
Nicht.
Oh Gott ich würde sterben.
Will?
Schöner Name. Passte zu ihm.
"Gut", meinte ich etwas verspätet, während die vernünftige Stimme in mir schrie, mehr zu sagen als nur gut.
"Da ich ja erst gestern angekommen bin, hab ich noch nicht so viel gesehen.
Sorry nochmal deswegen. Also, dass ich dich umgerannt hab."
Ich entschuldigte mich nun zum zweiten Mal, da es mir verdammt nochmal einfach nur peinlich war.
Und dieses Gespräch war es leider Gottes bis jetzt auch.
"Ach, kein Ding. Ich musste zwar operiert werden und bin jetzt vollgepumpt mit Schmerzmitteln, aber mir geht's gut", scherzte er, was mich zum Grinsen brachte.
"Deswegen trinke ich natürlich auch Alkohol. Cheers."
Er hob mir auffordernd seine Flasche hin und lächelnd stieß ich mit meinem Glas dagegen.
"Also, was muss ich über dich wissen, Will Hastings?", erkundigte ich mich. Ich hoffte es klang etwas geheimnisvoll. Bei meinem Pech aber hörte es sich wahrscheinlich so an, als hätte ich Angst, er wäre ein Psycho.
"Ich studiere im dritten Semester hier Biologie, habe keine Geschwister komme aus St Louis und spiele seit meinem vierten Lebensjahr Eishockey, weshalb ich auch ein Stipendium bekommen habe. Ich bin ziemlich begabt, wenn ich das mal so anmerken darf."
Er lächelte mich schief an und süße Grübchen entstanden an seinen Wangen.
Er war allgemein ziemlich süß. Vielleicht ein etwas zu großes Selbstbewusstsein, aber ja, er war süß.
Ja, okay, stop.
Ich kannte ihn grade einen Tag lang, wer weiß, vielleicht versteckte sich hinter seinem Aussehen tatsächlich ein Psychopath.
Ich sollte mich auf mein Studium konzentrieren und Jungs außen vor lassen.
Wie vernünftig ich war, danke, ich weiß.
"Hast du Lust, zu tanzen?", fragte er mich plötzlich und stellte seine Flasche auf den Tresen.
"Gerne", antwortete ich, vernünftig wie eh und je.
Also nahm er mich an der Hand und zog mich zur Tanzfläche.
Dabei kamen wir an Liv und einem Mädchen vorbei, das ich nicht kannte.
Es starrte auf unsere verschränkten Hände, dann blickte es auf und senkte dann sofort wieder die Augen auf unsere Hände. Ihr stand der Mund offen.
Auch Liv wirkte etwas geschockt, aber als ich ihren Blick auffing grinste sie mir zu und hob ihren Daumen.
Ich lächelte etwas verlegen zurück und ließ mich von Will auf die Tanzfläche führen.
Dort angekommen legte er seine Hände an meine Hüften und zog mich näher zu sich heran.
Plötzlich beugte er sich zu mir herunter und flüsterte in mein Ohr.
"Vielleicht solltest du deine Arme um meinen Hals legen. Es sieht nämlich sonst so aus, als ob du überhaupt keinen Bock auf mich hast."
Ich spürte federleicht seine Lippen an meiner Wange, als er sich wieder zurückzog.
Ich murmelte ein kurzes Sorry - was war ich denn grade bitte so schüchtern? - und schlang dann die Arme um seinen Hals. Ich konnte seine kurzen Haare in seinem Genick fühlen. Sie waren ganz weich.
Als wir uns langsam zur Musik bewegten, konnte ich die ganzen Blicke wie kleine Nadelstiche auf meiner Haut spüren.
Hauptsächlich waren es Mädchen, die mich mit unverholenem Neid und sogar hassverzerrtem Gesicht anstarrten.
Was dachten die denn?
Dass ich mich an ihn ranschmiss und gleich mit ihm in die Kiste stieg, obwohl ich ihn erst einen Tage lang kannte - obwohl kennen schon übertrieben war.
Ja. Genau das dachten sie wahrscheinlich.
Toll, bevor das erste Semester begann, wurde ich von der Hälfte der Mädchen bestimmt schon als Flittchen abgestempelt. Dabei war ich noch Jungfrau.
Ob das mit 19 Jahren traurig oder bewundernswert war, darüber diskutieren wir bitte nicht.
"Über was denkst du nach?", fragte mich auf einmal Will, der mich interessiert musterte.
"Ach, nur darüber, dass ich mich das nächste Semester wohl vor lauter Mädchen, die denken ich sei eine Schlampe, verstecken darf."
Erstaunt zog er eine Augenbraue hoch und fing dann an zu lachen.
"Und warum glaubst du, dass sie das denken?"
"Siehst du nicht ihre Blicke? Sie wollen dich am liebsten mit sich in eine Ecke zerren und ich steh ihnen leider im Weg."
Als er Anstalten machte, sich umzusehen hielt ich sein Kinn fest und drehte seinen Kopf wieder zu mir.
"Nicht", ermahnte ich ihn.
"Das fällt doch auf."
Er fing wieder an zu grinsen und zog mich noch ein bisschen fester an sich.
Es fühlte sich irgendwie total gut und angenehm an. Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich mich mehr als nur geborgen bei ihm fühlte.
"Und du willst mich nicht mit in eine Ecke zerren?", erkundigte er sich dann.
"Ähm nein? Ich kenne dich gerade mal zwei Tage und geredet haben wir bis jetzt auch noch nichts. Also nein, ich würde dich nicht in eine Ecke zerren."
"Ich mag deine ehrlichen Antworten", raunte er mir zu.
Daraufhin antwortete ich nichts sondern blickte ihm nur in seine unglaublich grünen Augen, die in dem dumpfen Licht zu leuchten schienen.
Auch er blieb still und so tanzten wir weiter, bis das Lied endete.
Er löste sich von mir, nahm meine Hand und zusammen gingen wir zurück zur Bar.
Als sein Handy plötzlich in seiner Jeanstasche zu vibrieren begann, holte er es mit einem entschuldigenden Blick raus und sah drauf.
Dann blickte er wieder zu mir und sagte: "Sorry, Cara, aber ich muss los."
"Kein Problem", antwortete ich. So wie er guckte, war es bestimmt etwas Wichtiges.
"Also dann. Man sieht sich. Du siehst heute Abend übrigens unglaublich heiß aus, Süße."
Mit einem Zwinkern lief er zum Ausgang und verschwand, während ich damit kämpfte, keine lebende Tomate zu werden.
Was haltet ihr von Will? Macho, Psycho oder doch der nette Typ von nebenan?
Ich freue mich über eure Votes und Kommentare ;)
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