Kapitel 27
~zwei Wochen später
"Ich will nicht schon wieder heimfahren", sagte ich stöhnend und ließ mich zurück auf das Bett fallen. "Es ist so schön hier und so warm und in Chicago friert man sich den Arsch ab obwohl Sommr ist."
Will, der hinter mir aus der Dusche getreten war, sah belustigt auf mich hinab. "Reg dich ab. Heute Abend fahren wir nach Mobile in ein schickes Restaurant und den ganzen restlichen Tag legen wir uns einfach ganz entspannt an den Strand. Wir haben noch einen ganzen Tag hier und den werden wir nutzen, okay? Noch ganze 24 Stunden."
"Dann sollten wir diese 24 Stunden aber auch gut genutzt anfangen, was meinst du?", fragte ich mit einem Grinsen und zog ihn zu mir aufs Bett.
~
Eine Stunde später lagen wir alle in Bikini und Badehosen am Strand und sonnten uns in der prallen Hitze Alabamas.
Um ehrlich zu sein wusst ich gar nicht, dass es in Alabama solche schönen Orte gab wie Fairhope.
Früher dachte ich nämlich immer, dass Alabama nur aus Wald bestand. Warum? Keine Ahnung.
Aber meiner Meinung nach war es oft so, dass man einige Bundesstaaten mit primitiven Dingen verband.
Miami - Sonne.
Washington - Regen.
Californien - reiche Leute.
Aber war ja eigentlich auch egal.
Ich hielt mein Gesicht der Sonne entgegen und atmete die salzige Meeresluft tief ein.
An diesem Strandabschnitt, der zu unserem 'Cottage' gehörte, war nichts los, wir hatten den ganzen Strand und das ganze Meer für uns alleine.
Erst ein paar hundert Meter weiter entdeckte ich einige andere Menschen, die sich ebenfalls von der Sonne braten ließen.
Ich ließ meinen Blick weiter über meine Freunde wandern.
Liv und Leslie hatten sich Kopfhörer in die Ohren gesteckt und die Augen geschlossen. Wenn sie nicht aufpassten, würden sie wohl einen fetten Sonnenbrand zurück nach St Louis nehmen.
Finn und Jackson waren aufgestanden und ans Meer gelaufen, beiden schien es aber noch etwas zu kalt zu sein.
Will neben mir hatte sich seine Cap mit dem Logo der Saint Louis Blues tief ins Gesicht gezogen und tippte auf seinem Handy herum.
Als er meinen Blick bemerkte, grinste er und legte sein Handy weg und griff nach meiner Hand.
"Was hast du gemacht?", frage ich neugierig und verschränkte meine Finger mit seinen.
"Nichts besonderes", meinte er achselzuckend, grinste aber weiter.
Misstrauisch sah ich ihn an, merkte aber bald, dass ich aus ihm wohl nichts rausbekommen würde.
"Hast du Lust, ins Wasser zu gehen?", fragte er plötzlich und zog sich die Cap vom Kopf, sodass seine dunkeln Haare in alle Richtungen abstand. Er richtete sich auf, legte die Cap auf sein blaues Handtuch und sah mich erwartungsvoll an.
Ich stand ebenfalls auf, strich ihm durch die Haare und ordnete sie wieder, gab ihm dann einen kurzen Kuss au den Mund und lief mit ihm in Richtung Meer.
Jackson und Finn schwammen nun schon im kristallklaren Wasser, als ich einen Fuß in die Wellen hielt, konnte ich verstehen, warum die beiden so lange gebraucht hatten.
Es war sau kalt. Ich drehte mich wieder in Richtung Strand.
"Vielleicht legen wir uns doch lieber an den Strand, was meinst... ahh", kreischte ich, als mich Will plötzlich hochhob und über seine Schulter warf.
"WILL, LASS MICH RUNTER, NEIN, ICH WILL NICHT INS WASSER, WEHE DU LÄSST MICH FALLEN", schrie ich und trommelte auf seinen, zugegeben sehr ansehnlich und muskulösen, Rücken und starrte angsterfüllt auf das Wasser, in das er mit großen Schritten immer weiter hineinging, bis es ihm etwa zur Hüfte reichte.
Er tätschelte mir nur den Hintern und lachte, was seine Schultern zucken ließ.
Und dann, einfach aus dem Nichts, schmiss er mich plötzlich ins eiskalte Meer.
Was ein blöder Arsch.
~
"Liv, Cara, wie lange braucht ihr um Himmels Willen um euch fertig zu machen. Falls es euch interessiert, wir haben um 20.00 Uhr reserviert und es ist halb. Zufällig müssen wir da auch noch hinfahren und... wow", brach Jackson seinen Redefluss ab, als Liv plötzlich die Tür des Bads aufriss und hinaus trat.
Jackson sagte erst einmal gar nichts. Er starrte Liv mit offenem Mund an, ließ seinen Blick weiter nach unten gleiten - und blieb vielleicht etwas zu lange in ihrem Ausschnitt hängen.
Ich konnte es ihm nicht verübeln.
Liv sah einfach fantastisch aus. Sie trug ein langes, dunkelgrünes Kleid mit Spaghettiträgern und einem tiefen V-Ausschnitt, der ihre Brüste sehr schön ihn Form presste.
Wäre ich Jackson, würde ich sie genau so ansehen, wie er es gerade tat.
"Gefällts dir?", fragte Livie lächend und drehte sich einmal vor ihm im Kreis.
Der Dunkelhaarige nickte nur, seine blauen Augen glänzten und plötzlich zog er sie an ihrem Arm zu sich heran und küsste sie stürmisch.
Diskret machte ich mich auf den Weg nach unten, denn ich hatte echt wenig Lust den beiden zu zu sehen, wie sie sich gegenseitig auffrasen.
Unten angekommen konnte ich Finn und Leslie ausmachen, die nebeneinander auf der Couch saßen und sich leise unterhielten. Ich wusste immer noch nicht, ob etwas zwischen ihnen lief oder nicht.
Ich wusste, dass sie am Anfang des Studiums etwas miteinander hatten, aber das war wohl eine ein- (oder zwei-) malige gewesen.
Bis jetzt.
Die beiden kamen mir sehr vertraut vor, wie sie da saßen.
Les hatte eine Hand auf Finns Oberschenkel gelegt und er lächelte sie an.
"Schon fertig, Baby?", hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir und zuckte zusammen.
Ich drehte mich um und sah Will die Wendeltreppe hinunter laufen.
Er trug eine dunkle Jeans, ein strahlend weißes Hemd und weiße Sneakers.
Seine Haare waren wie immer lässig gestylet und er sah einfach nur zum Anbeißen aus.
Vor allem mit diesem unwiderstehlichen Lächeln, mit dem er mich bedachte, als er mein Outfit näher betrachtete.
"Gefällt mir", meinte er, während sein Grinsen breiter wurde.
Ich lächelte.
Ich trug ein kurzes dunkelblaues Kleid, das ich mir extra für diesen Urlaub gekauft hatte.
Leslie war mit mir shoppen gewesen und hatte mich beinahe gezwungen, dieses Kleid zu nehmen.
Es hatte einen herzförmigen Ausschnitt und keine Träger. Bis zur Taille lag es eng an, dann endete es in einem sanft schwingenden Rock etwa in der Mitte meiner Oberschenkel.
Als Accessoires hatte ich nur die Kette, die Will mir zu Weihnachten geschenkt hatte und ein paar Ohrringe von Primark, die ich aber total schön fand.
Pfeisleistung top, kann ich sagen.
Die hatten nur 2$ gekostet und waren immer noch ganz.
"Ich werde wohl aufpassen müssen, dass kein anderer Typ dich mir wegschnappt", meinte Will nun und grinste.
Dann kam er auf mich zu und zog mich ganz nah an sich heran.
Er beugte sich zu mir herunter und ich spürte seinen warmen Atem, der über meine Haut strich.
Ich hielt die Luft an, als er erst meinen einen und dann den anderen Mundwinkel küsste.
"Cara, Will, rummachen könnt ihr später und ohne Zuschauer. Wir müssen jetzt los", rief Jackson über unseren Köpfen, sprang dann die Wendeltreppe hinunter und ging Richtung Haustür. Liv folgte ihm auf dem Fuß.
Ich stöhnte und ließ meinen Kopf an Wills Brust sinken.
"Sagt er", maulte ich in sein Hemd hinein. "Frisst sich mit Liv fast gegenseitig eine halbe Stunde lang auf und dann müssen wir auf einmal los."
"Jackson ist ein Idiot", sagte Will mit einem trotzdem liebevollen Unterton in der Stimme.
"Na komm. Je eher wir gehen, desto früher können wir am Abend rummachen, was meinst du?"
Er griff nach meiner Hand und ich ließ mich lachend von ihm aus dem Haus ziehen.
○●○
Am nächsten Morgen schliefen wir nach dem schönen Abend in Mobile, der erst um Mitternacht (naja, für Will und mich eher um so zwei) geendet hatte, aus, dann packten wir alle relativ schnell unser Zeug zusammen, trugen die Koffer in unsere Autos und fuhren los, da weder Will noch Leslie oder sonst irgendjemand besonders große Lust hatte, allzu spät noch in irgendwelchen Bundesstaaten von Amerika herumzukurven. Nach den entspannten zwei Wochen freuten wir uns doch alle schon irgendwie auf zuhause. Und ich meinte Chicago und nicht St Louis.
Ich freute mich darauf, Will endlich meinen Eltern vorzustellen. Sie kannten ihn bis jetzt nur von Fotos und Erzählungen von Finn und mir, aber ich war mir sicher, dass sie ihn mögen würden.
Ich wollte gerade hinten in Wills Audi einsteigen, als mir einfiel, dass Finn ja bei der Hinfahrt gesagt hatte, er würde nicht mehr mit mir in einem Auto sitzen wollen.
Ich ließ mich in den weichen Sitz sinken und zuckte dann erschrocken zusammen, als Finn plötzlich neben mir auftauchte.
"Was wird das, wenn es fertig ist, Cara?"
Mit einem zuckersüßen Lächeln sah ich zu ihm hoch.
"Ich dachte du willst nicht mehr mit mir in einem Auto sitzen, Finnie?"
"Stimmt, danke für das Auffrischen meiner Erinnerungen, Cara-Schätzchen.
Also dann, falls du mich suchst, ich bin im Party-PKW vor euch."
Ich musste lachen.
"Im Party-PKW, ja?"
"Klar, was denkst du denn? Leslies Auto ist das mit Abstand groovigste Gefährt der Staaten. Und wird mit meiner Wenigkeit natürlich erst richtig toll.
Also, du verpasst was, meine Liebe. Aber das hast du dir ja auch selbst zu zuschreiben, nicht wahr?", er zwinkerte mir noch einmal keck zu und ging dann zu Leslies 'Party-PKW' und stieg ein.
"Fertig?", fragte Will und ließ sich neben mich auf den Fahrersitz fallen.
"Jap", sagte ich und sah zu, wie Leslie den Wagen aus der Parklücke manövrierte und dann Richtung Highway fuhr.
Will startete den Motor und fuhr dem roten Toyota hinterher.
~
Ich warf einen Blick auf das Navi und stöhnte. Wir hatten immer noch mehr als eine Stunde Fahrt vor uns und langsam konnte ich nicht mehr sitzen. Nachdem wir am Nachmittag in der Nähe von Columbus in einen Stau geraten waren, der uns etwa zwei Stunden gekostet hatte, war ich zu einem wahrscheinlich echt nervigen Wesen mutiert.
Der Sitz war unbequem, ich hatte Hunger und war müde, konnte aber nicht schlafen. Den einzigen Halt, um etwas zu essen hatten wir noch vor Columbus gemacht. Und das war vor sechs Stunden oder so gewesen.
Seit etwa einer halben Stunde fuhren wir durch Wälder. Links und rechts nur Bäume, Bäume, Bäume.
Will war mir einen kurzen Seitenblick zu und lächelte mich an.
Er griff mit seiner rechten Hand nach meiner und drückte sie fest.
"Dauert nicht mehr lange", meinte er und sah wieder auf die kurvenreiche Straße.
Es war bereits dunkel und die Straße wurde nur von vereinzelten Laternen beleuchtet.
Ich sah nach vorne, die Straße machte weiter hinten eine scharfe Kurve nach links.
Gerade als Will den Wagen nach links lenkte, passierte es.
Grelle Lichter von einem viel zu schnell entgegenkommenden Autod blendeten uns.
Will riss das Lenkrad herum, doch es war bereits zu spät.
Ich riss erschrocken die Hände vor mein Gesicht und dann, nach gefühlten Minuten, die aber nur Sekunden gewesen sein konnten, kam der gefürchtete Aufprall.
Das Auto rammte uns mit voller Wucht, weg von der Straße, hinein in die Bäume. Ich wurde nach vorne gerissen, der Gurt schnitt hart in meine Schulter und ich knallte mit meinem Oberkörper und dem Kopf erst auf den Airbag und dann an die Fensterscheibe der Beifahrertür.
Die Frontscheibe zerbarst mit einem lauten Knall und aus den Augenwinkeln bildetete ich mir ein zu sehen, dass einige Äste von umstehenden Bäumen die Scheibe zerstört hatten. Es regnete Splitter,
dann war plötzlich alles still.
Ich bin gemein, ich weiß haha, aber ich versuchs einfach mal:
Bei 10 Sternen gibts direkt ein neues Kapitel. :)
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