Kapitel 24
~3 Monate später
"Viel Glück", sagte ich zu Finn und hielt ihm meine Faust hin, in die er mit seiner behandschuhten Hand dagegenstieß. Dasselbe machte ich bei allen anderen Spielern des Teams der Billikens, bevor sie auf die Eisfläche liefen. In den letzten paar Monaten war das unser Ritual geworden und bis jetzt hatten die Billikens fast immer gewonnen, wenn ich als Hilfsärztin da war.
Okay, ja, nicht fast immer. Eher so fifty fifty. Aber man durfte doch wohl noch träumen, dass man so etwas wie ein ultimativer Glücksbringer war, oder etwa nicht?
Als letzter Spieler kam wie immer Will, der sich nun zu mir runter beugte und mir einen kurzen Kuss auf den Mund gab. Ich klopfte ihm auf dem Helm und wünschte ihm Viel Glück, dann setzte auch er seine Schlittschuhe auf die Eisfläche und glitt sanft über das Eis.
Während die Spieler entweder auf den Bänken des jeweiligen Teams Platz nahmen oder sich an den Bullykreis in der Mitte der Eisfläche stellten, ließ ich meinen Blick durch die beinahe ausverkaufte Halle schweifen.
Es war kein Wunder, dass fast 12.000 Menschen hier drin saßen und ihre Teams anfeuerten, denn dieses Spiel entschied, wer in die Sommerpause gehen musste und wer noch um den Pokal kämpfen durfte.
Ich hoffte wirklich für die Jungs, dass sie das Spiel gewannen, denn dann würden sie ins Halbfinale der Playoffs der College Liga einziehen. Sollten sie verlieren, würden sie rausfliegen und - wie schon gesagt - in die Sommerpause gehen.
Genauso wie viele andere Studenten. Jetzt war es schon Mai, die Prüfungen hatten wir alle gottseidank unbeschadet überstanden und nächste Woche würde das Semester zu ende sein.
Zwar gab es auch ein Sommersemester, wo man Kurse von Anfang Juni bis Ende August nachholen konnte, aber wir hatten beschlossen, erst einmal ein bisschen Urlaub zu machen. Naja, sollten die Billikens gewinnen und ins Halbfinale kommen, würden wir wohl noch ein bisschen länger in St Louis bleiben, ansonsten würden wir wahrscheinlich irgendwohin ans Meer fahren.
Also da wollte ich zumindest hin, denn das letzte Mal, als ich am Meer gewesen war, ist schon bestimmt zehn Jahre her. Unsere Ferien verbrachten wir meist bei der Verwandschaft in New York oder irgendwo in Kanada. Langweilige gings nicht, ich weiß.
Für unseren Urlaub hatten wir zwar noch nicht einmal irgendetwas geplant oder gebucht, wir hatten nur schon ausgemacht, dass Will, Jackson, Leslie, Liv, Finn und ich zusammen fahren würden. Wie lange, wann, wohin? Keine Ahnung. Aber ich glaubte, dass es wirklich lustig werden würde.
Übrigens hatte ich Mom, die mich nahezu gezwungen hatte, versprochen, im Sommer mit Will nach Chicago zu kommen. Sie wollte ihren 'zukünftigen sexy, sensiblen Schwiegersohn' kennenlernen.
Wills Familie hatte ich schon vor ein paar Wochen getroffen, gerade, als wir mal zwei Wochen lang keine Prüfungen hatten. Sie waren wirklich wahnsinnig nett gewesen und offensichtlich total stolz auf ihren Sohn, der sehr gute Chancen hatte, bald in der besten Liga der Welt zu spielen.
Ich konnte mir das irgendwie gar nicht vorstellen, dass Will irgendwann einmal mit den besten Spielern, die es gab, auf einer Eisfläche stehen würde. Verrückt. Aber bis dahin war noch etwas Zeit, jetzt ging es erst mal nicht um den Stanley Cup, also den Pokal, den man in der NHL gewann, sondern um den Einzug ins Halbfinale.
Ich lehnte mich also nun über die Bande und beobachtete den Spielverlauf.
○●○
In der Halle herrschte Stille, nur die paar mitgereisten Fans aus Indianapolis - es waren vielleicht um die 100 - feierten auf den Rängen.
Zurecht. Ihre Mannschaft hatte das Ding entspannt mit 4:1 nach Hause gefahren.
Ich musterte die Jungs. Sie waren offensichtlich mehr als nur ein bisschen deprimiert, denn sie ließen die Köpfe hängen, während sie ein Runde auf dem Eis drehten und sich für die Unterstützung der Fans bedankten. Ich konnte sie ja verstehen. So nahe waren sie am Halbfinale dran und dann... zerplatzte der Traum von der Meisterschaft einfach. Aber man musste auch einfach mal gesagt haben, dass Indianapolis verdient ins Halbfinale kam.
Die Jungs verließen jetzt hintereinander das Eis und stapften mit versteinerten Mienen in Richtung der Kabinen, während sich die Mannschaft aus Indianapolis von den mitgereisten Fans immer noch lautstark feiern ließ.
Ich lief hinter Steve durch die Katakomben und steuerte dann, nachdem ich meine Tasche geholt hatte, den Ausgang an.
Will hatte mir vorhin noch gesagt, dass ich nicht auf ihn zu warten brauchte, da ihre Nachbesprechung wohl länger dauern würde als normal.
Also machte ich mich auf den Weg zum Wohnheim. Die Sonne war schon seit einer Stunde untergegangen, es war fast stockdunkel und der Park hatte nur vereinzelt eine Laterne rumstehen. Ein kalter Wind wehte unbarmherzig in mein Gesicht, was mich fröstelnd ließ. Ich zog die Jacke enger um mich und ging mit langen Schritten weiter.
Fünf Minuten später erreichte ich endlich unsere Wohnung, schloss die Tür auf und ließ mich dann im Wohnzimmer auf das Sofa fallen.
Liv und Les waren nicht da, wahrscheinlich waren sie noch in der Halle.
Ich schnappte mir die Fernbedinung und ging auf meinen Netflix-Account. Dann wählte ich einen Film aus und lehnte mich entspannt zurück.
Ich hatte nicht einmal die Hälfte des Films fertig geschaut, als plötzlich mein Handy klingelte. Es war Will.
"Hey, Cara. Ein paar Jungs und ich gehen jetzt noch ins Blues. " "Frustsaufen", hörte ich eine andere Stimme durch den Lautsprecher, die ziemlich sicher von Jackson stammte.
Ich lachte leicht.
"Willst du kommen?"
"Gerne, aber gib mir zehn Minuten, ja?"
"Klar. Bis gleich", sagte Will und legte auf. Also schälte ich mich wieder aus meinen vorhin angezogenen Joggingsachen und zog mir eine Jeans und einen dunkelroten Hoodie von Will über.
Dann machte ich mich wieder auf den Weg durch den - nun beleuchteten Park - und betrat einige Minuten später die Bar 'Blues', die in der Nähe der Eishalle auf dem Campus der Washington University stand.
Dort saß an Barhockern und an Tischen verteilt etwa die Hälfte der Mannschaft. Liv und Jackson entdeckte ich an der Bar, Will saß mit zwei anderen Jungs an einem runden Tisch.
Er lächelte, als er mich entdeckte und klopfte dann neben sich auf die blaue Couch.
"Schöner Pulli. Ich glaub den gleichen hab ich auch", sagte er und grinste mich an. Dafür dass gerade der Traum der Meisterschaft geplatzt war, war er ziemlich gut drauf.
Als ich mich gesetzt hatte, legte er mir einen Arm um die Schulter und küsste mich auf die Schläfe. "Schön, dass du da bist. Mit dir ist das ganze doch viel erträglicher."
Brian und Cris, die mit am Tisch saßen warfen sich einen Blick zu. "Du bist so schnulzig geworden, seit du mit Cara zusammen bist. Nichts für ungut", meinte Brian dann an mich gewandt. Ich zuckte nur mit den Schultern und grinste. "Kein Ding."
Will verdrehte die Augen und flüsterte mir dann leise ins Ohr: "Aber gibst zu, dir gefällt es doch."
Daraufhin war ich diejenige, die die Augen verdrehte. "Träum weiter."
Wir unterhielten uns weiter und irgendwann waren fast alle Leute gegangen. Einige Jungs waren noch da, die meisten hatten aber schon so viel Alkohol intus, dass es vielleicht besser für sie wäre, wenn sie nach Hause gingen.
Brian und Cris hatten sich wenige Minuten zuvor von uns verabschiedet und auch Will und ich hatten beschlossen, bald zu gehen.
Naja, sollten wir mal aufgehört haben, aneinander rumzufummeln.
Ja, wir waren in einer Bar und ja, normalerweise war es mir etwas unangenehm in der Öffentlichkeit rumzumachen, aber Wills Küsse waren wie eine Droge.
Als wir uns gefühlte Stunden später voneinander lösten, funkelten seine Augen, auf seinen Lippen lag ein leichtes Lächeln. Er beugte sich wieder zu mir vor, sein Mund strich kurz über meine Lippen, wanderte dann aber über meine Wange hin zu meinem Ohr.
"Auch wenn wir nicht gewonnen haben, können wir den Abend doch noch schön beenden, oder was meinst du?", hauchte Will leise, was wohlige Schauer durch meinen Körper rieseln ließ. Er grinste mich schelmisch an und hob mir auffordernd seine Hand hin, die ich ohne zu Zögern ergriff.
Er zog mich von meinem Stuhl hoch und führte mich aus der Bar. Als wir an Liv und Jackson vorbeikamen, die am Tresen saßen und miteinander tuschelten, grinsten uns beide an und verabschiedeten sich von uns.
Wir liefen mit langen Schritten über den Campus, durch den Park und die Treppen hinauf zu Wills Wohnung. Er küsste mich so stürmisch, dass ich mich an seinem Sweatshirt festhalten muss. Mit einer Hand tastete er nach seinem Schlüssel und steckte ihn ins Schlüselloch.
Nachdem Will die Tür aufgeschlossen hatte, mich hindurchgeschoben und wieder abgeschlosen hatte, drückte er mich an die Wand und legte seine weiche Lippen auf meine. Seine warmen Hände fuhren an meinen Seiten entlang und er begann, meinen Hals zu küssen. Geniesend lehnte ich den Kopf zurück, während er an der zarten Haut saugte. Er war wohl der Typ Mann, der auf Knutschflecken stand. Hatte ich nichts dagegen.
In Windeseile zogen wir unsere Schuhe aus und stolperten ins Schlafzimmer, wo ich hektisch an Wills grauem Shirt zerrte. Er half mir, es sich über den Kopf zu ziehen, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich wieder. Ich fuhr mit meinen Händen über seine Brust, zeichnete die ausgeprägten Muskelpakete nach und ließ dann meine Finger zu dem Knopf seiner Jeans wandern.
Atemlos löste sich Will von mir und legte seine Hand auf meine Finger. "Bist du dir sicher?", fragte er mit verhangenen Augen. Sein Blick ruhte unverwandt auf mir.
"Ich bin mir sicher", sagte ich ehrlich.
"Gut", meinte Will grinsend, hob mich hoch und ich schlang meine Beine um seine Hüfte. Er küsste mich wieder und trug mich dann zu seinem Bett.
Und wie gefällt euch das neue Cover?
Das Cover hat nelysian gemacht und ist - wie ich finde - mega schön geworden. :)
Ich muss sagen, ich bin nicht ganz zufrieden mit diesem Kapitel aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem.
Ich freue mich sehr über eure Votes und Kommentare ;)
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