Kapitel 14
"Nein danke, sie hat einen äußerst tollen und heißen Freund, aber sie nimmt den Burger mit der Guacamole und den Süßkartoffelpommes", wimmelte Leslie gekonnt den jungen Kellner mit feuerroten Haaren ab, der Livs Nummer gerade mit einem absolut perfiden Anmachspruch rauskriegen wollte.
"Ach und ich nehme den Burger mit Chillisoße und einen Salat. Was willst du, Cara?" Da der Kellner, dessen Gesichtsfarbe langsam die der Haare annahm, aussah, als ob er gleich im Boden versinken wollte, bestellte ich schnell und er zog erleichtert von dannen.
Wir saßen in einem kleinen aber hippen Burgerrestaurant in einem Vorort von St. Louis, das Les anscheinend vor drei Monaten entdeckt hatte. Die ganze Einrichtung griff offensichtlich Merkmale der Natur auf, da überall Bilder von Blumen, Wäldern und Landschaften an den Wänden hingen. Außerdem stand auf jedem Tisch eine große geschwungene Vase, die verschiedenste Rosenarten beherbergte.
"Ich glaube du hast sein Selbstwertgefühl etwas zerstört", murmelte ich Leslie zu, als der junge Kellner wieder schnellstens verschwand, nachdem er uns die Getränke gebracht hatte. "Wirklich, ich habe rein gar nichts gegen ihn, aber sieh ihn dir doch mal an. Diese Haare. Sorry, aber Jackson und auch Will spielen in einer ganz anderen Liga."
"Offensichtlich", sagte Liv ironisch, was Leslie und mich zum grinsen brachte. "So meine ich das nicht und du weißt es doch auch, Süße. Jackson ist einfach zu heiß." "Schwärmst du etwa für meinen Freund?", erkundigte sich Livie und nahm einen Schluck von ihrer Holunderblütenschorle.
"Keine Sorge, ich nehm in dir schon nicht weg. Außerdem hat er eh bloß Augen für dich", setzte sie lachend hinzu. Daraufhin färbten sich Livs Wangen leicht rose. Süß. "Muss dir doch nicht peinlich sein, Livie", sagte ich und stieß sie mit einem Lächeln in die Seite.
"Ist es mir auch nicht, Cara" Genervt sah sie mich an und trank dann noch einen Schluck ihrer Schorle.
"Was geht eigentlich grade bei dir so, Leslie?", drehte Liv geschickt das Gespräch und sah Leslie abwartend an.
Diese zwirbelte eine ihrer roten Strähnen zwischen den Fingern und starrte auf den runden Tisch.
"Wisst ihr, Leute", meinte sie dann plötzlich und sah uns aus ihren strahlend grünen Augen an.
"Ich werde mich jetzt nur aufs Studium konzentrieren. Es ist Weihnachten, aber in etwas mehr als einem Monat sind Prüfungen. Deswegen: keine Jungs und mehr Lernen."
Sprachlos sah ich Leslie an und klopfte ihr dann auf die Schulter. "Wie vorbildlich von dir."
Selbstzufrieden nickte sie und lächelte. "Ich weiß, ich weiß. Auf jeden Fall bin ich schlauer als ihr beide.
Ach, dankeschön, das sieht ja mega lecker aus", rief Leslie aus, als der Kellner unsere Burger brachte. Kurz lächelte er ihr zu, dann ging er wieder davon.
Auch mir lief das Wasser im Mund zusammen, als mir der Duft meines Burgers in die Nase stieg.
Zuerst aber schnappte ich mir ein knuspriges Pommes, tauchte es in Ketchup und schob es mir in den Mund.
Ich stöhnte auf und verdrehte die Augen. Genau die richtige Mischung. Außen knusprig, innen weich.
Als Leslie mir jedoch ein Pommes klauen wollte und die Hand danach ausstreckte, schlug ich ihr auf die Finger.
"Das sind meine Pommes, Les. Nimm dir lieber welche von Liv. Sie schafft sie sowieso nicht."
"Woher willst du das denn wissen?", fragte Liv, ließ aber zu, dass Leslie ihr ein paar Pommes wegschnappte.
"Naja, du bist so klein und dünn und zerbrechlich und...", setzte ich vorsichtig an, aber Liv unterbrach mich.
"Ich geb dir gleich klein und zerbrechlich, Süße" und bewarf mich mit einem Pommes. "Hey, die kann man essen. Die sind zu wertvoll, um sie herum zu werfen", sagte ich empört, nahm es von meinem Schoß und steckte es in den Mund.
"Genau Liv, Essen ist wertvoll. Lass deine Wut an etwas anderem raus und nicht an diesen göttlichen, knusprigen und wertvollen Pommes", stimmte Leslie mir zu, klaute sich noch ein Pommes von Liv, tunkte es erst in die Chillisoße ihres Burgers und schob es sich dann in den Mund.
Während des Essens lachten und alberten wir weiter herum, bis wieder der rothaarige Kellner auf uns zukam, um zu kassieren. Als ich auf die Uhr blickte, sah ich, dass es schon fast zwölf Uhr war und das Restaurant bald schloss. Als Leslie bezahlte, packte sie noch ordentlich Trinkgeld drauf und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Daraufhin wechselte seine Gesichtsfarbe ein ums andere Mal rasend schnell zu der Farbe seiner Haare, er lächelte sie kurz schüchtern an und verschwand in Richtung Küche. "Was hast du zu ihm gesagt, Les? Bitte, war gnädig zu ihm." Neugierig beugten Liv und ich uns zu Leslie vor, diese aber verstaute nur seelenruhig ihr Portmonee in ihrer blauen Handtasche und beachtete uns erst gar nicht.
"Ich habe ihm nur gesagt, dass er bestimmt ein netter Kerl ist und doch eigentlich ziemlich süß aussieht und bestimmt die Frau seines Lebens kennenlernt.", sagte sie dann. "Ach, und ich habe ihm dazu geraten, diese blöden Anmachsprüche einfach weg zu lassen. Das zieht nicht. "
"Wie nett du doch bist, Leslie. Meint man gar nicht", lächelnd klopfte Liv ihr auf die Schulter und zusammen verließen wir das Restaurant.
Auf dem Weg zum Parkplatz hatte sich offensichtlich im Laufe des Abends Eis gebildet, auch fielen die ersten Flöckchen Schnee. "Seht mal Leute, es schneit", rief ich erfreut und fing eine Flocke mit der offenen Handfläche auf. Liv und Leslie dagegen schien der Schnee überhaupt nicht zu interessieren, denn sie klammerten sich gerade aneinander und staksten auf ihren hohen Schuhen über den vereisten Weg zum Auto.
Ich war aus weiser Voraussicht auf dem Gras neben dem Weg gegangen, weshalb ich sogar noch vor den beiden ans Auto gelangte. "Auch schon da, hm?", gespielt gelangweilt blickte ich aufs Handy und dann wieder zurück zu meinen beiden Freundinnen, die den Weg erstaunlicherweise ohne Unfall gemeistert hatten.
"Geh du doch mit diesen hohen Schuhe über diesen vereisten Boden", meinte Liv beleidigt. "Geh du doch mit diesen hohen Schuhen einfach über diese nicht vereiste Wiese", entgegnete ich nur trocken, was Liv mit einem Augenrollen quittierte. "Du musst auch immer das letzte Wort haben, oder nicht?", fragte sie lachend und schob mich auf meinen Sitz.
"Nicht immer, nur wenns passt", kommentierte ich, was beide zum Lachen brachte. Leslie ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und stöhnte. "Ich fühle mich so schwanger", murmelte sie und strich über ihren Bauch. Mitleidlos starrte Liv neben ihr auf sie herunter. "Wer einen Burger, einen Salat isst und dann noch die Hälfte von meinen Pommes klaut... . Übrigens ist das dein Auto und nicht meins. Soll ich fahren oder wie?"
"Also erstens hättest du die Pommes sowieso nicht ganz gegessen und ja, ich weiß, dass das mein Auto ist, aber bitte fahr du" Mit großen Augen blickte Leslie zu Liv hoch, die sich natürlich durch den Dackelblick erweichen ließ. "Aber gib mir nicht die Schuld, wenn ich einen Unfall baue."
"Mach ich nicht, danke, Livie", sagte Leslie und lehnte sich zufrieden in ihrem Sitz zurück, während Liv den Motor des Toyotas startete. Ich zog mein Handy aus meiner Tasche und entdeckte eine Nachricht von Will.
W:15.12. 23:14: Wenn du willst kannst du nachher noch vorbeikommen, meine Türen stehen dir im wahrsten Sinne des Wortes offen. Liebe dich
Lächelnd sah ich auf die Nachricht hinunter. Wahrscheinlich hatte er nicht abgeschlossen, damit ich rein konnte, auch wenn er schon schlief. Als Liv den Wagen stoppte, sprang ich aus dem Wagen und sagte: " Ich gehe noch zu Will. Bringst du die Schwangere bitte ins Bett?"
Livie nickte grinsend und Leslie fügte ein Tu nichts, was ich nicht auch tun würde hinzu, während ich schon auf dem Weg zu Wills Wohnheimzimmer war. Ich lief die Treppen hinauf und öffnete dann leise die Tür zu Wills Zimmer. Glücklicherweise hatte er eine eigene Wohnung, da sein Zimmerkollege gerade auf einem Auslandssemester in Deutschland war.
So still wie möglich schloss ich die Tür von innen wieder ab und zog meine Schuhe aus. Dann legte ich meine Handtasche auf den Küchentisch und blickte kurz auf die Uhr. Es war nach ein Uhr nachts und langsam wurde auch ich ziemlich müde.
Da ich natürlich keinen Pyjama oder ähnliches dabei hatte, schlüpfte ich kurzerhand aus meinen Klamotten und zog mir einfach ein Tshirt von Will über, das auf einem Küchenstuhl lag. Es roch nach Waschmittel, nach ihm und ich inhalierte den Duft. Dann streifte ich es mir über und tapste in Slip und dem viel zu großen Shirt ins Schlafzimmer.
Ich tastete mich blind an der Wand entlang, da ich natürlich alle Lichter ausgemacht hatte, um Will nicht zu wecken. Will musste wirklich total müde sein oder einen sehr tiefen Schlaf haben, denn ich fühlte mich, als wäre ich so laut wie ein Elefant, der im Porzellanladen alle Regale abräumte.
Mit der rechten Hand stieß ich auf etwas hartes, was wohl das Bett sein musste. Ich tastete mich weiter und plötzlich lag meine Hand auf etwas, was sicher nicht das Bett oder die Decke war. Ups. "Cara?", hörte ich Will murmeln, die Lippen bewegten sich unter meiner Hand."Wieso hast du eine Hand auf meinem Gesicht?" "Sorry, ich wollte dich nicht wecken, tut mir leid, aber es war so dunkel und... egal."
"Ach, komm schon her", sagte er schlaftrunken und rutschte ein Stückchen nach rechts. Ich schob mich neben ihn unter die Decke und sofort schlang er einen Arm um meine Tallie und zog mich an seinen warmen, durchtrainierten Oberkörper, den ich übrigens sehr gut spüren konnte, da er kein Shirt trug.
"Ich wollte eigentlich auf dich warten, aber ich war so fertig vom Training", murmelte er an meinem Ohr und küsste dann flüchtig meinen Hals. Seine Hand strich an meiner Seite auf und ab und er schob seinen rechten Arm unter meinen Kopf. Ich rückte noch näher an ihn heran und legte meine Hand auf seine linke.
"Kein Problem. Schön, dass du mir eine Nachricht geschickt hast", sagte ich leise und drückte sanft seine Hand, die auf meiner Hüfte lag.
"Kein Problem. Schön, dass du da bist", wiederholte er meine Worte leise. "Ich liebe dich", sagte er noch, dann war es still. "Ich liebe dich", antwortete ich ihm lächelnd, spürte noch, wie er mich fester umarmte, dann schlief ich ein.
Ich freue mich über eure Votes und Kommentare. ;)
Seid ihr eher Team Burger oder Team Pizza? Oder beides?
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