34. Beach Party
♪ Groovin' – UB40
Seit Tagen war die Entdeckung des Wracks eines der Hauptthemen auf der Insel. War es Glück oder Pech, dass der ständig hohe Wellengang die Unterwasser Untersuchungen störte und somit die Bergung verzögerte?
Liam hielt uns stets auf dem Laufenden, erklärte, dass man abwarten müsse, bis die Stürme sich einigermaßen gelegt hätten, um weitere Tauchgänge absolvieren zu können. Ansonsten sei es zu gefährlich.
Ich bekam Magendrücken und Niall war der Einzige, mit dem ich darüber reden konnte. Wir saßen auf seiner Terrasse, tranken Rum und beratschlagten was zu tun sei.
„Weißt du, wenn es tatsächlich das Schiff ist, mit dem du dich hierher verirrt hast, dann wird man herausfinden, dass es nach Jamaika gehört."
„Aber mein Ausweis befand sich auf dem Schiff. Und der Typ auf dem Foto sieht mir verdammt nochmal ähnlich. Auch wenn es schon vier Jahre alt ist."
Niall seufzte tief auf. „Wo genau im Schiff hattest du die Sachen deponiert?"
„In dem Safe, der an Bord ist. Ich bin ja nicht davon ausgegangen, dass ich auf Cayman Brac strande, sondern wollte mit meinen gefälschten Papieren auf Grand Cayman an Land gehen. Kein Mensch hätte sich für mich interessiert, ich hätte dort in Ruhe mein Ding durchziehen können."
„Hättest du das Zeug nicht im Hotel lassen können?", seufzte Niall.
Für meine Dummheit hätte ich mich selbst ohrfeigen können. Aber passiert war passiert, ich konnte es nicht mehr rückgängig machen, nur darauf hoffen, dass man die Papiere nicht fand oder nur die Teile des Wracks, in denen sich der Safe nicht befand.
Nervös scrollte ich durch die WetterApp meines Handys. „Ab Samstag soll die See ein wenig ruhiger werden."
„Samstag? Am Wochenende wird keiner tauchen gehen, denn am kommenden Samstag findet eine riesige Beach Party statt", klärte Niall mich auf.
Davon hatte Eleanor bereits erzählt und ich freute mich riesig darauf. Den Gedanken an das Wrack versuchte ich, so gut es ging, Beiseite zu schieben. Mit Eleanor zu tanzen, zu feiern und später alleine mit ihr zu sein, das war so ganz nach meinem Geschmack.
„Wann fängt die Party eigentlich an?"
„Am frühen Nachmittag. Sie startet mit einem Beach Volleyball Spiel, da kann man zuschauen, anschließend wird gegrillt und später getanzt und getrunken."
„Wobei du wohl Letzteres tun wirst", zog ich Niall auf.
„Sicher werde ich das", grinste er mir entgegen. „Und weißt du, was das Beste ist? Sie schenken den Rum aus Kuba aus, den ich mitgebracht habe und das heißt, er wird bald zur Neige gehen und ich darf wieder rüberfahren."
„Also wirkt sich die Beach Party quasi positiv auf dein Geschäft aus", sinnierte ich, worauf Niall nickte.
„Es wird sicher lustig werden. Ed und Shawn kommen auch und wie ich Shawn kenne, wird er Amy mitbringen."
„Amy?" Fragend schaute ich ihn an, weil mir in diesem Augenblick das Gesicht zu dem Namen fehlte.
„Die Bedienung aus dem kleinen Café am Hafen. Er ist scharf auf sie, hat sich wohl aber bisher nicht getraut, ordentlich ran zu gehen. Ich hab' ihm geraten, sie zur Beach Party einzuladen."
„Oh, Niall, der Kuppler", zog ich ihn auf und lupfte die Augenbrauen dabei.
Mein bester Freund schenkte sich eine Ladung Rum nach, lächelte und meinte: „In dieser Hinsicht brauchte ich bei dir und El nicht tätig zu werden. Das hast du ganz alleine hingekriegt."
„Aber vielleicht könntest du jemanden brauchen, der dich an die Frau bringt", erwiderte ich trocken.
„Lass gut sein, ich weiß, auf welche Frau du anspielst, aber das wird nichts. Außerdem habe ich meine Nutten, mit denen ich mich vergnüge."
„Wie oft, Niall? Viel zu selten, dir muss doch der Saft schon aus den Ohren quellen."
„Na, so schlimm ist es auch wieder nicht, weißt du", er hob seine Hände, „die kann ich zur Not einsetzen."
Ich beließ es dabei, er war schließlich alt und erfahren genug, um sich eine Frau aufzureißen, wenn er das Bedürfnis dazu verspürte.
Gemeinsam mit Eleanor eine Beach Party zu erleben, hörte sich toll an und ich konnte es kaum erwarten, bis der Samstag anbrach. Den Gedanken an das Wrack schob ich in die hinterste Ecke meines Kopfes. Vielleicht war es ein anderes Schiff, vielleicht würde man den Ausweis nicht finden. In dieser Sache positiv zu denken, war mein Ziel. Es gab Menschen, die sich ähnlich sahen, obwohl sie nicht verwandt miteinander waren, immerhin war das Foto auf meinem alten Ausweis mehr als vier Jahre alt. Während dieser Zeit hatte ich mich schon verändert.
Die Grübeleien warf ich am Samstag vollends Beiseite, konzentrierte mich auf El und auf das, was uns während der Beach Party erwarten würde.
Der komplette Strand glich einer Flaniermeile, Stände mit Essen, Getränken und Krimskrams reihten sich aneinander. Es roch herrlich nach gegrilltem Fisch, nach frischem Obst und nach süßen Nachspeisen. Die karibische Küche hatte in dieser Hinsicht einiges zu bieten. Kokosnusscreme, Papaya aus dem Ofen und vieles mehr erregten meine Aufmerksamkeit.
Eleanor und ich probierten so viel durch, wie wir schafften und ließen uns dann im Sand nieder, um das Beach Volleyball Spiel zu beobachten. Gerade stellten sich die Mannschaften auf, da spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
„Na, Louis, amüsierst du dich gut?"
Liam nahm den Platz zu meiner rechten Seite ein und Ed pflanzte sich daneben. „Wo sind denn die anderen?", richtete Liam die Frage an uns.
„Keine Ahnung, Leighton wollte eigentlich bald hier sein", erwiderte El „und Niall meinte er käme mit Shawn und Amy."
Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, da tauchten die Drei in einiger Entfernung auf. Shawn übersah man aufgrund seiner enormen Größe wirklich nicht, er stach immer aus der Menge heraus. Neben ihm ging ein hübsches Mädchen und beim näheren Betrachten erkannte ich, dass ich sie tatsächlich schon öfter in dem kleinen Café am Hafen gesehen hatte. Die beiden liefen zwar nicht Hand in Hand aber es war deutlich zu spüren, dass es zwischen ihnen knisterte.
Kein Wunder, Amy war ein heißer Feger und brachte ihre sportliche Figur mit einer knappen ausgefransten Jeans Hot Pants, sowie einem lockeren Top, unter dem sie ein Bikinioberteil trug, zur Geltung. Ihre Füße steckten in Flip Flops und ihre braunen, schulterlangen Haare wurden durch den leichten Wind aufgewirbelt.
„Hey, Leute", begrüßte uns Niall zuerst, bevor Shawn und Amy folgten.
„Setzt euch doch", forderte El unsere Freunde auf und sogleich bezog Niall den freien Platz neben ihr. Kurz blickte er zu mir und für einen Moment herrschte wieder diese Vertrautheit, die es nur zwischen uns beiden gab.
Shawn und Amy machten es sich neben Niall bequem, alle drei hielten bereits Cocktails in ihren Händen. Ich vermutete, dass es sich dabei nicht um die alkoholfreie Variante handelte, zumindest was Niall anging. Liam und Ed stießen mit ihren Bieren an und ich organisierte schnell etwas zu trinken für El und mich, bevor das Spiel richtig startete.
Auf dem Rückweg zu unserem Platz lief ich Leighton in die Arme, die ich sogleich anwies, mir zu folgen.
„Oh, Cousinchen, da bist du ja", rief El erfreut und rutschte ein Stück zur Seite, sodass Leighton sich neben Niall setzen konnte. Ein unverschämtes Grinsen stahl sich auf meine Lippen, was mein bester Freund jedoch gekonnt ignorierte.
„Na, Frau Doktor, hast du eine Patienten heute mal alleine gelassen?", sprach er die Ärztin an.
„Nun ja, wenn man es genau nimmt, dann seid ihr alle meine Patienten", konterte sie lachend. So gesehen musste ich ihr Recht geben.
Das Spiel startete und unsere Aufmerksamkeit legte sich nun vollends darauf. Buntgemischte Mannschaften, Männer und Frauen, Farbige und Weiße, spielten in hohem Tempo. Es machte wahnsinnig Spaß zuzuschauen und zu sehen, wie der Ausgleich der Mannschaft folgte, die noch vor wenigen Minuten zurücklag.
Die Atmosphäre fühlte sich großartig an, besser als bei einem Rugby Spiel in England, da alle euphorisch klatschten und zum Schluss sogar sangen. Irgendwelche karibischen Lieder, die ich zwar nicht kannte, aber trotzdem toll fand.
Direkt nach dem Match rannten die Spieler ins Wasser, um sich abzukühlen. Das war der Startschuss für die anderen, zu folgen. Mein Tanktop landete auf der nächsten Palme und nur mit einer Sufer Shorts bekleidet, stürzte ich ins Wasser. Auch die anderen entledigten sich ihrer Kleidung, El streifte ihr hübsches Strandkleidchen über den Kopf und Leighton tat es ihr gleich. Liam und Niall waren sowieso oben ohne erschienen, nur Ed behielt sein Shirt an, als er sich in die Fluten begab. Das war jedoch nicht tragisch, denn in der Sonne trocknete die Kleidung schnell, zudem war die Luft warm.
El bespritzte mich mit Wasser und ehe ich mich versah, standen Shawn Amy und Ed ebenfalls um mich herum. Ich war das bedauernswerte Opfer, das jedoch Unterstützung von Liam, Niall und Leighton erhielt.
Lange hatte ich nicht mehr so viel Spaß gehabt, so ungezwungen im Ozean umher getollt. Und lange war ich nicht mehr so gerne mit Menschen zusammen gewesen, wie mit unserer Clique hier. Die drei Mädels lagen später einträchtig im Sand, während wir fünf Männer etwas Herzhaftes zu Essen organisierten. Dabei durften natürlich die Getränke nicht fehlen.
Leighton war die Einzige, die heute keinen Alkohol trank, da sie mit ihrem Wagen da war und zudem morgen wieder Dienst hatte. Deshalb versuchte auch niemand sie zum Trinken zu überreden, denn wer würde sich schon gerne von einem Arzt behandeln lassen, der noch immer Alkohol im Blutspiegel aufwies?
Wir waren ja keine Fünfzehn mehr und Leighton konnte außerdem auch ohne Promille enorm lustig sein, was sie immer wieder unter Beweis stellte.
Langsam ging die Sonne unter, die Tatsache, dass es hier in der Karibik so gut wie keine Dämmerung gab, faszinierte mich seit jeher. Kurz erblickte man noch den roten Feuerball am Himmel und wenige Minuten später war es dunkel. Ein Lagerfeuer flackerte in einiger Entfernung auf und ich ließ mich mit den Klängen der Musik treiben.
Shawn und Amy tanzten mittlerweile ausgelassen, ich forderte El auf und Ed schnappte sich Niall. „Komm her du alter Ire", sagte er lachend. So tanzten der echte und der falsche Ire miteinander, während Liam und Leighton sich zusammentaten.
„Partnerwechsel", schrie ich laut und landete plötzlich ich bei Amy, El bei Liam und Niall bei Leighton, was wiederum die Paarung Ed und Shawn hervorrief. Da der Rothaarige um gut einen Kopf kleiner war, sah es ziemlich lustig aus, vor allem, als Ed seinen Kopf an Shawns Schulter legte, um mit ihm zu kuscheln.
Als die Musik langsamer wurde, raunte Amy mir zu: „Wenn du gerne mit El tanzen möchtest, dann bin ich bereit zu tauschen."
Ich zwinkerte ihr zu. „Du würdest gerne mit Shawn tanzen, oder?"
Da Amy inzwischen ihre große Sonnenbrille abgenommen hatte, blickte ich nun in ihre blaugrünen Augen, die sehnsüchtig nach dem schlaksigen großen Kerl Ausschau hielten. Die Verliebtheit der beiden war einfach zu süß und genau deswegen wollte ich, dass sie zusammen diesen Tanz genießen sollten.
Bei der nächsten Ansage „Partnerwechsel", die durch Liam durchgeführt wurde, schob ich Amy konsequent in Richtung Shawn und landete schließlich bei Ed. Liam und Niall tauschten einfach die Frauen und ich konnte aus den Augenwinkeln erkennen, wie El ihren Kopf an Nialls Wange platzierte. Die beiden redeten und grinsten dabei. Da wir noch eine Weile hier sein würden, ließ ich die zwei gewähren. Ich würde noch genügend Zeit mit El verbringen, denn der Abend war gerade erst angebrochen.
Liam schmiss die nächste Runde Getränke, die Mädels sprachen den Cocktails zu und ich hielt mich an meinem Bier fest. Ich wollte nicht stockbesoffen im Sand landen, sondern plante, El später nach Hause zu begleiten. Ein kleiner Schwips war okay, mehr aber auch nicht. Allerdings musste ich mich hüten, nicht unter Nialls Fuchtel zu geraten, der den Rum wie Wasser abkippen konnte, wenn es darauf ankam.
Die laue Sommerbrise genießend lief ich durch den Sand, bis ich schließlich bei El landete. Sofort ließ sie Niall los und schmiegte sich an mich. Es tat gut, sie zu spüren, ihren Geruch einzuatmen, ihre Hände in meinem Nacken zu fühlen.
Wir versanken in einem Kuss, der Ewigkeiten dauerte und als ich zum ersten Mal aufschaute, sah ich, dass der Rest unserer Freunde an einer kleinen Bude stand, wo bunte Schnäpse ausgeschenkt wurden.
„Einen können wir uns genehmigen", sprach ich lachend, El hakte sich bei mir ein und wir liefen gemächlichen Schrittes auf unsere Freunde zu. Dort angekommen, reichte Niall mir sofort zwei Schnäpse, einen mit blauer und einen mit orangener Farbe.
„Prost, ihr beiden!"
In einem Zug trank ich den kleinen Plastikbecher leer, um mich anschließend einmal gut durchzuschütteln. Das Zeug zog einem die Schuhe aus aber El hatte ihren Schnaps ohne mit der Wimper zu zucken vernichtet. Alkohol wurde hier auf den Inseln wirklich reichlich getrunken und allem Anschein nach, lernte man das früh.
Als Niall zu Rum überging, trank ich einen mit, doch dann zog ich die Notbremse. Ich hatte noch einiges mit El vor, wusste nur noch nicht genau wo und wollte dementsprechend nicht betrunken durch die Gegend torkeln.
Verschiedene Szenarien durchfluteten meine Sinne, unter anderem Sex an einem einsamen Strand, aber da würden wir heute lange suchen müssen. Ich musste mir also etwas anderes einfallen lassen.
Lächelnd registrierte ich, wie El ihre Hand um meine Hüfte schlang, ihren Kopf auf meine Schulter legte und mir ins Ohr wisperte: „Wie lange wolltest du noch hierbleiben, Louis?"
„Wenn du gehen willst, dann verschwinden wir", flüsterte ich zurück.
Wir hatten so viel Spaß gehabt, gegessen, getrunken, gelacht und getanzt, dass dieser Abend geradezu nach einem würdigen Abschluss schrie. Alleine nach Hause gehen und sich dort ins Bett legen, kam nicht in Frage. Ich wollte El um mich haben, die Nacht mit ihr genießen.
Niall zog zwar eine Schnute, als wir uns von ihm verabschiedeten, aber das war nur Spaß, denn er zwinkerte mir zu und flüsterte: „Nimm sie nicht zu hart ran, sie muss morgen noch laufen können."
Meine Antwort erfolgte prompt. „Dann trage ich sie eben."
Nialls leises Lachen erklang in meinen Ohren und ich hörte wie El sagte: „Ich wünsche euch noch viel Spaß, Leute." Anschließend umarmte sie Leighton mit den Worten „Sei brav, Cousinchen, damit mir keine Klagen kommen."
„Ich bin immer brav", gab die Ärztin lachend zur Antwort.
Hand in Hand entfernten wir uns von den Menschen, vom Strand und je näher wir Ted Fosters Haus kamen, desto öfter küsste ich El, die meine Zuneigungen vollends erwiderte.
„Heute bleibst du bei mir, Louis", hauchte sie mir ins Ohr.
„Im Haus deiner Großeltern?"
„Natürlich, es ist mein Zimmer, mein Bett und ich kann tun und lassen, was ich möchte. Und heute Nacht biete ich dir einen Platz in meinem bequemen Bett an."
Diese Einladung konnte ich unmöglich ausschlagen, selbst die Tatsache, dass ich morgen den alten Foster beim Frühstück sehen würde, hielt mich nicht davon ab.
Um bei Eleanor sein zu können, nahm ich einfach alles in Kauf und in ihren Armen vergaß ich sogar das Wrack, welches nach dem Wochenende geborgen werden sollte.
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Hallo meine Lieben, ich melde mich mit einem Update von Submerge zurück.
Wie hat euch das Kapitel gefallen? Mochtet ihr die Idee mit der Beach Party?
Und was glaubt ihr, wie es nun weitergeht?
Ich danke euch für alle die lieben Kommentare und wünsche euch ein schönes Wochenende. (Meine Cross Road und HEART Leser, wir sehen uns, bevor das Wochenende vorbei ist) ;)
LG, Ambi xxx
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