12. Shallow Water
♪ Drowning – Conor Maynard
„Was heißt das, seine Spur verliert sich im indischen Ozean?"
Völlig entgeistert starrte ich Harry Syles an, der mir gerade erklärt hatte, dass mein ehemals bester Freund, Niall, zur See gefahren sei, hier und da angeheuert habe und letztendlich auf einem Frachtschiff landete, das Waren nach Asien transportierte.
Ich hatte ja mit allem Möglichen gerechnet, aber damit nicht.
Mein Herz klopfte wie wild, der Gedanken, dass Niall tot sein könnte, machte mich unendlich traurig, lähmte mich beinahe.
Kurz räusperte sich Mr Styles, bevor er erneut zu sprechen begann.
„Das bedeutet, dass er von der Fahrt nicht mehr zurück nach Europa gekehrt ist. Vermutlich lebt er jetzt in dieser Region, wobei man nicht ausschließen kann, dass er eventuell nach Australien oder gar Afrika ausgewandert ist. Der indische Ozean ist riesig, er grenzt schließlich an diese Kontinente."
Meine Gedanken standen nicht still, als ich die Frage heraushaute, die mir so schwer im Magen lag. „Aber er ist nicht tot, oder?"
„Ich gehe davon aus, dass man in diesem Fall seine Eltern benachrichtigt hätte", gab Harry Styles zur Antwort. „Diese leben noch immer in Irland, haben aber keinen Kontakt zu ihrem Sohn. Jedoch würde man, wenn jemand stirbt, die nächsten Verwandten ausfindig machen und davon in Kenntnis setzen."
Stumm betrachtete ich seine mit Ringen geschmückte Hand, mit welcher er die vor sich liegende Akte schloss. „Ich könnte weiter nach ihm suchen, Mr Austin. Aber das wird teuer, weil ich, um wirklich an nähere Informationen zu gelangen, eine weite Reise auf mich nehmen müsste. Selbst wenn ich Ihnen einen Sonderpreis mache, was ich aufgrund der Tatsache, dass Sie mich so hervorragend vor Gericht vertreten haben, durchaus für angebracht halte, wäre die Summe dennoch wahnsinnig hoch. Und eine Garantie, dass ich ihn finde, gibt es leider nicht."
Ich hatte mir so viel mehr erhofft. Einfach nur gesagt zu bekommen, dass es ihm gut ging und er in Irland oder zumindest in Europa lebte, einen anständigen Job ausübte, hätte mir gereicht. Wobei der Job auf einem Frachter natürlich nicht schlecht bezahlt wurde.
„Ich danke Ihnen trotzdem für Ihre Mühe. Was bin ich Ihnen schuldig?", fragte ich.
Harry Styles schüttelte leicht seinen Kopf. „Nichts, das war der Dienst dafür, dass Sie mich quasi rehabilitiert haben und ich meinen Job als Privatdetektiv weiter ausüben kann."
„Aber Sie können doch nicht umsonst arbeiten", erklärte ich bestimmt.
Mr Styles wollte jedoch nichts davon wissen. „Das ist schon in Ordnung, Mr Austin. Er ist Ihr bester Freund und es fällt Ihnen sicher schwer zu hören, dass sich seine Spur verliert. Abgesehen davon hatte ich nicht so viele Auslagen. Das, was ich herausgefunden habe, ließ sich relativ unkompliziert feststellen."
Es wurde Zeit für mich zu gehen, deshalb erhob ich mich, streckt ihm meine Hand entgegen und sagte: „Danke für alles, Mr Styles. Ich hoffe sehr, dass Sie nie wieder in eine solche Situation geraten, aus der ich sie herausgeboxt habe."
Mit einem verschmitzten Grinsen antwortete Harry: „Und wenn schon, ich kennen ja jetzt einen guten Anwalt."
„Der leider bald nicht mehr hier sein wird", setzte ich in Gedanken hinzu.
Nachdem ich das Büro des Privatdetektivs verlassen hatte, führte mich mein Weg direkt nach Hause. Dort angekommen, kochte ich einen starken Kaffee, welchen ich mir Minuten später in meinem Büro sitzend einverleibte.
Mit ausgesteckten Füßen saß ich vor dem Laptop, um die letzten Vorbereitungen vor meinem Abflug nach Jamaika zu treffen. Ich loggte mich mit der Louis Tomlinson E-Mail Adresse ein und schrieb eine Nachricht an das Maklerbüro auf Grand Cayman, um den Termin für die Kaufabwicklung des Strandhauses zu bestätigen. Da sich Danielle noch auf der Arbeit befand, konnte ich ohne Hektik auf die Antwort des Maklers warten, welche nach nur zehn Minuten einging. Zufrieden las ich, dass man sich auf mein Kommen freute und mir eine gute Reise wünschte.
Nun wurde es Zeit, Spuren verschwinden zu lassen, die später vielleicht einen Anhaltspunkt darüber gaben, dass ich mir eine neue Identität zugelegt hatte. Fein säuberlich nahm ich sämtliche Kabel aus dem Router, welchen ich anschließend auf meinem Schreibtisch platzierte. Danielle kannte sich mit dem Zeug nicht aus, für sie waren das böhmische Dörfer, weswegen es mir nicht schwer fallen würde, ihr nachher eine Lüge aufzutischen.
Um mir die Zeit zu vertreiben kochte ich Nudeln mit einer speziellen Tomatensauce, die Danielle sehr liebte. Wenigstens einmal wollte ich ihr diese Köstlichkeit noch gönnen, bevor ich endgültig verschwand.
Sie freute sich riesig darüber, dass ich gekocht hatte, allerdings wurde ihre gute Laune ein klein wenig getrübt, als ich erklärte, dass unser Router hinüber sei.
„Wir werden wohl heute ohne Internet aufkommen müssen aber du hast ja deine Handy Flat-Rate. Ich besorge gleich morgen einen neuen, installiere ihn, dann hast du keine Probleme, wenn ich nächste Woche im Urlaub bin."
Tief seufzte sie auf. „Und wenn doch irgendwas nicht funktioniert?"
„Dann ruf' Oli an, er kennt sich damit ebenso gut aus wie ich."
Diese Aussage schien meine Freundin zu beruhigen, denn das Thema Router kam am heutigen Abend glücklicherweise nicht mehr zur Sprache. Dafür hatten wir später heißen Sex, nachdem ich ohne Probleme relativ rasch einschlief.
Gleich am nächsten Morgen packte ich den Router ein und machte mich auf den Weg zur Kanzlei. Ein komisches Gefühl baute sich in mir auf, als ich den alten, ehrwürdigen Bau betrat, in welchem ich mich heimisch fühlte. Heute würde ich zum letzten Mal an meinem Schreibtisch sitzen, zum letzten Mal meine Kollegen sehen und zum letzten Mal meiner Tätigkeit als Anwalt nachgehen.
Wenn ich konzentriert arbeiten wollte, hielt ich die Tür zu meinem Büro stets geschlossen. Dies bedeutete, dass jeder anklopfte und bevor man eintrat, meine Aufforderung abwartete. Selbst Karen tat dies. Am heutigen Morgen schloss ich die Tür, aber nicht, weil ich mich auf die Arbeit konzentrierte, sondern weil ich den Router in seine Einzelteile zerlegen wollte, bevor ich ihn in der Mittagspause in der nächstbesten Mülltonne begraben würde.
Es dauerte nur wenige Minuten, da hatte ich das Ding auseinandergenommen und packte die zerstreuten Teile in zwei separate Plastiktüten, die ich vorerst in meinem Schreibtisch deponierte.
Die Zeit bis zur Mittagspause verging an diesem Tag quälend langsam. Immer wieder blickte ich auf meine Uhr, die Stunden zogen sich wie Kaugummi dahin. Als es endlich viertel vor eins war, legte ich die Unterlagen, in die ich nicht einmal halbwegs vertieft war, zur Seite. Ein leichtes Aufatmen entfuhr meiner Kehle, während ich die beiden Plastiktüten aus der Schreibtischschublade zog. Schnell steckte ich diese in meinen Aktenkoffer, mit welchem ich wenige Minuten später aus der Kanzlei marschierte. Die Sonne strahlte mir entgegen, als ich in die kleine Straße einbog, in welcher einige Mülltonnen in einem offenen Hinterhof standen. Dort verteilte ich die beiden Plastiktüten, machte kehrt und lief zur nächsten U-Bahnhaltestelle. Es wurde Zeit, das Schließfach bei der Barclays Bank zu leeren. Lediglich die Eintrittskarten der Spielbank würden dort weiterhin ihr Dasein fristen. Zumindest so lange, bis man es irgendwann öffnete, um meine Hinterlassenschaften zu bestimmen.
Sorgsam nahm ich das Medaillon meiner Mutter an mich, ebenso die beiden Matchbox-Autos, eine Erinnerung an vergangene Zeiten, eine an Niall.
Mein Herz wurde schwer, als ich an ihn dachte. Hoffentlich ging es ihm gut. Für einen Moment kreuzte eine verrückte Idee meine Gedanken. In meinem neuen Leben war ich ein Privatdetektiv, ich konnte so lange und so oft nach Niall suchen, wie es mir beliebte. Alles, was Harry Styles herausgefunden hatte, befand sich in meiner Hand. Er hatte mir die Unterlagen übergeben, bevor ich sein Büro verlassen hatte. Es war nur naheliegend, diese mitzunehmen in mein neues Leben. Ob ich jemals davon Gebrauch machen würde, war eine andere Sache, aber bei mir haben, wollte ich sie auf jeden Fall.
Bevor ich in die Kanzlei zurückkehrte, kaufte ich einen neuen Router sowie ein belegtes Sandwich, mein Mittagessen, welches ich auf dem Rückweg verspeiste. Dabei gingen mir erneut die Gedanken im Kopf umher. Sie überfielen mich wie ein Mückenschwarm. Heute Abend war ich mit Oli in einem Pub verabredet, auch ihn würde ich zum letzten Mal sehen. Dies tat mir jedoch nicht so weh, wie die Tatsache, dass ich Niall vermutlich nie wieder begegnen würde. Die Chance, dass dies passierte war verschwindend gering, selbst wenn ich in meiner Eigenschaft als Privatdetektiv nach ihm suchte. Niall war die Stecknadel im Heuhaufen, ein winziger Fisch im indischen Ozean oder dessen angrenzenden Kontinenten.
Fast hätte ich an diesem Tag den Feierabend verpasst, so sehr war ich damit beschäftigt, die Unterlagen meiner Fälle halbwegs zu sortieren. Wenn ich zu stark aufräumte, würde es vielleicht auffallen, denn Karen kannte meine Vorliebe für das Chaos nur zu genau.
Es war viertel vor sechs, als ich mich von ihr verabschiedete und sie mir einen schönen Urlaub wünschte.
„Danke, den werde ich haben, bis übernächste Woche", lauteten meine Worte an die überaus fähige Assistentin. Auch meine restlichen Kollegen wünschten mir erholsame Tage, so, wie sie es immer taten, wenn jemand seinen Urlaub antrat.
Nichts war auffällig, alles lief wie am Schnürchen und ich atmete erleichtert auf.
Zuhause angekommen installierte ich zunächst den neuen Router, worüber Danielle überaus dankbar war. Sie küsste mich hingebungsvoll, doch als sie mir einen Umschlag, die Post vom heutigen Tag, überreichte, überkam mich ein kurzes Frösteln. Das Finanzamt meldete sich mal wieder.
Ich sollte die restliche Summe innerhalb von zwei Wochen bezahlen, ansonsten drohte man einen Gerichtsvollzieher zu schicken. Nun denn, in zwei Wochen würde William Austin nicht mehr existent sein, was mich plötzlich innerlich grinsen ließ. Den geöffneten Brief schmiss ich in die oberste Schreibtischschublade, bevor ich mich auf den Weg ins Pub machte, in welchem Oli bereits auf mich wartete.
„Hey, Will, alles fit bei dir?"
„Ja, und bei dir?"
„Alles paletti, außer dass ich urlaubsreif bin. Gott sei Dank sind es nur noch vier Wochen, bis dahin."
„Da habe ich es wohl besser", grinste ich zufrieden drein.
„Ja, für dich geht es morgen schon los. Ich beneide dich ja echt darum, dass du diese Bootstrip nochmal machen kannst und Danielle nichts dagegen hat."
Er wischte sich den Schaum vom Mund, den das Bier hinterlassen hatte.
„Nun ja, das ist unsere Vereinbarung. Jeder darf eine Woche Urlaub ohne den anderen machen. Danielle besucht während dieser Zeit ihre Familie, das wollte sie schon lange tun", erklärte ich und nahm einen großen Schluck von meinem Bier.
In der Karibik schmeckte es nicht ganz so gut aber damit würde ich klarkommen. Es gab Schlimmeres im Leben, Steuerschulden beim Finanzamt zum Beispiel.
Gott Sei Dank würde ich diesen entkommen, denn ich hatte den perfekten Plan in meiner Tasche, von dessen Ausführung ich nur noch Tage entfernt war.
„Schade, dass du morgen schon weg bist, da kann ich gar nicht Tennis spielen", stahl sich Olis Stimme in meine Gedanken.
„Ach, das eine Mal wirst du darauf verzichten können."
„Es sind zwei Samstage, Will. Du kommst erst nächsten Sonntag wieder", berichtigte mein Gegenüber mich sofort.
„Stimmt, daran hatte ich gar nicht gedacht."
Im Geiste befand ich mich bereits auf einer kleinen Yacht, mitten im Meer. Wenn ich mich darauf konzentrierte, konnte ich sogar die salzhaltige Luft riechen, von welcher ich dann umgeben sein würde.
Für immer auf einer Insel zu sein klang zwar für viele nicht verlockend aber ich konnte es mir im Moment ziemlich gut vorstellen.
Die Zeit mit Oli verging schnell und als der Pub um elf Uhr schloss, verabschiedeten wir uns ganz normal voneinander. Ich eilte nach Hause, wo Danielle bereits auf mich wartete und wie immer eine Strafpredigt hielt, weil ich meine Sachen nicht gepackt hatte. Auch daran änderte ich nichts, um ja nicht aufzufallen.
Dafür stand ich am nächsten Morgen etwas früher auf, um alles zusammenzupacken, was ich für mein neues Leben benötigte. Kleidung konnte ich dort kaufen, deswegen packte ich nicht mehr als ich für eine Woche brauchte. Auch der Inhalt des Aktenkoffers wanderte mit, allerdings im Handgepäck. Da brachte ich auch den Laptop unter, der stets mit auf Reisen ging. So gesehen tat ich nichts Auffälliges und als Danielle mich zum Flughafen fuhr, dachte ich kurz an unsere schöne gemeinsame Zeit. Ein letztes Mal umarmten wir uns, ein letztes Mal küsste ich sie, ehe ich ihr nachschaute, wie sie aus meinem Leben verschwand.
Ich ließ alles zurück und doch hatte ich keine Angst, etwas Neues zu beginnen. Ohne Steuerschulden, mit einer Menge Geld, die mir einen guten Start ermöglichte.
William Austin flog nach Jamaika, doch er würde nie wieder zurückkehren.
Dafür gab es einen Mann mit dem Namen Louis Tomlinson, der zukünftig auf Grand Cayman leben würde. In einem wunderschönen kleinen Strandhaus.
Als ich das Flugzeug verließ, knallte mir die Sonne entgegen. Es war heiß und irgendwie schwüler als vor einigen Monaten, als ich Jamaika zum ersten Mal besuchte.
Mein Plan sah vor, direkt nach Grand Cayman zu fliegen, um die Geschäfte abzuwickeln und am Abend erst wieder nach Jamaika zurückzukehren. Da ich mich bereits im Internet über die Flugverbindungen informiert hatte und die Flüge zu dieser Jahreszeit ohnehin nie ausgebucht waren, schritt ich zum Gate der Fluggesellschaft, welche unter anderem Flüge zu den Cayman Inseln anbot. Dort erstand ich ein Ticket, das ich mit Bargeld bezahlte und welches auf den Namen Louis Tomlinson ausgestellt wurde, nachdem ich meinen gefälschten Ausweis präsentiert hatte.
Mit fünf Minuten Verspätung hoben wir ab, doch ich kam noch immer pünktlich auf Grand Cayman an. Zunächst suchte ich das Maklerbüro auf, leistete meine Unterschrift und nahm den Schlüssel des Strandhauses in Empfang.
Anschließend rief ich mir ein Taxi welches mich zu meiner Hausbank kutschierte. Zwar hatte ich keinen Termin bei der Bank, aber den benötigte man auch nicht, wenn man sein Schließfach aufsuchen wollte. Allerdings musste ich mich vorher ausweisen, um in den Raum zu gelangen, der im Keller des Bankgebäudes lag.
Langsam zog ich den Schlüssel meines Schließfaches aus der Hosentasche, öffnete dieses und verwahrte die Dinge darin, die mir wichtig waren. Das Medaillon meiner Mutter, die beiden Matchbox-Autos, den Schlüssel für das Strandhaus, das Bargeld, sowie alle Unterlagen in Papierform, die den Hauskauf dokumentierten. Außerdem deponierte ich die Schriftstücke, die Harry Styles mir ausgehändigt hatte, ebenfalls dort.
Jetzt konnte nichts mehr schief gehen, mein Überleben war gesichert. Neue Kreditkarten würde ich in drei Tagen beantragen, wenn ich endgültig mein Domizil bezog.
Nach einer Stunde Flug traf ich am Abend wieder auf Jamaika ein, wo ich mich ohne Verzögerung zum Hafen begab, um die Yacht in Empfang zu nehmen. Clever wie ich war, hatte ich der Reederei Bescheid gegeben, dass es später werden konnte und demnach war noch jemand da, der sich meiner Annahm.
William Austin ging an diesem Abend an Bord. Jedoch hatte ich nicht vor, heute noch in See zu stechen, das wäre nach dem langen Flug zu anstrengend gewesen. Ankern durfte man im Hafen, in welchem ich die Nacht auf der Yacht zu verbringen gedachte. Vorher kaufte ich jedoch Lebensmittel und Getränke ein, sowie ein wichtiges Utensil, welches mir gute Dienste leisten würde. Eine Art wasserdichter Gürtel, in welchem man Geld, Ausweise und Kreditkarten unterbringen konnte. Das Teil besaß einen Klickverschluss, der sich nicht von selbst öffnete.
Nach einem langen Tag schlief ich bestens und erwachte bereits kurz vor Sonnenaufgang. Die Route nach Grand Cayman kannte ich bereits, deshalb wusste ich, was auf mich zukommen würde. Sechzehn Stunden Seefahrt, aber da ich in dieser Beziehung nicht genug bekommen konnte, machte mir das nichts aus.
Die Wellen waren ein deutlich aktiver als im Dezember und März, als ich zum letzten Mal hier gewesen war. Aber das war mir nur Recht, darauf spekulierte ich.
Die Reederei hatte mir gleich vorgeschlagen, mich nicht zu weit vom Ufer zu entfernen, da jederzeit Stürme auftauchen konnten. Aber genau darauf baute mein Plan auf. Ich brauchte den nächsten Sturm, der laut Wettervorhersage bald eintreffen sollte. In diesem Sturm würde William Austin sterben.
Die Stunden verstrichen, ich legte Seemeilen zurück und freute mich über die dunklen Wolken, die sich langsam am Himmel bildeten. Grand Cayman lag nicht mehr weit entfernt und wenn alles klappte, wie es mir vorstellte, dann würde ich zwar geschafft, aber lebend an Land gehen. Heute Abend, im Dunkeln, was ausgesprochen gut passte.
Sorgsam band ich mir den wasserfesten Gürtel um den Leib, in welchem sich etwas Bargeld sowie die beiden gefälschten Identitätsdokumente befanden. Leider hatte ich diese nicht im Safe zurücklassen können, da bei einem Flug immer ein Ausweis oder gar Reisepass verlangt wurde, bevor man überhaupt den Sicherheitscheck betreten durfte. Somit war ich gezwungen die beiden Dokumente mit mir herumzutragen, aber Dank des Gürtels waren sie problemlos im Wasser zu transportieren.
Louis Tomlinson erwachte in nur wenigen Stunden zum Leben.
Konzentriert steuerte ich die Yacht weiter durch die See. Zeit verrann, mittlerweile war es stockdunkel, lediglich der Vollmond verbreitete ein diffuses Licht am nächtlichen Himmel. Da ich ständig über den Schiffsfunk die Wettervorehrsage abhörte, wusste ich genau, dass mir nicht mehr viel Zeit blieb. Ich musste bald von Bord springen, um das rettende Ufer gefahrlos zu erreichen. Lieber ein bisschen mehr Zeit einplanen, schließlich hatte ich genau dafür sehr hart trainiert.
Mit Hilfe des Kompasses, der sich in meiner wasserfesten Armbanduhr befand, konnte ich mich gut orientieren, wusste genau, in welche Richtung ich schwimmen musste.
Jeder Handgriff erfolgte überlegt und ohne Hektik. Ich schaltete den Motor aus, zog eine der Rettungswesten über und sprang ohne zu zögern von Bord.
Das Wasser war frisch aber nicht zu kalt, immerhin hielten wir uns in der Karibik auf und nicht im Eismeer. Automatisch erfolgten meine Bewegungen, gleichmäßig, um möglichst lange auszuhalten.
Mit jedem Meter den ich zurücklegte, wurde der Wind stärker, die Wellen heftiger und ich geriet öfter unter Wasser, trotz der Rettungsweste, die ich angelegt hatte. Der Weg kam mir unendlich lange vor, aufgrund der Dunkelheit konnte ich das Ufer nicht erkennen und auf den Kompass zu schauen war nahezu ein Ding der Unmöglichkeit.
„Du schaffst das, Louis", sprach ich mir selbst Mut zu, eine Warnung an mein neues Ich, es nicht zu vermasseln. Obwohl mir jeder Muskel wehtat, gab ich nicht auf, schwamm immer weiter.
Im nächsten Moment schluckte ich jede Menge Wasser, spuckte dieses wieder aus, um prompt eine neue Ladung in den Schlund gepfeffert zu bekommen. Keuchend und japsend versuchte ich den Kopf über Wasser zu halten aber die Wellen trafen mit einer solchen Wucht auf mich, dass dies misslang. Sie schlugen über meinem Kopf zusammen, drückten mich hinunter, ließen mich nicht mehr los.
Alles um mich herum wurde schwarz und das Letzte an was ich dachte war, dass Louis Tomlinson nicht sterben durfte.
Ich wurde in die Unendlichkeit der Tiefen hinabgezogen.
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Bähm! Irgendwann musste ja mal irgendwas schief gehen. ^^
Ich hoffe, ihr seid gespannt, was nun passiert. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf eure Kommentare.
Danke für euren Support zu dieser Story, jetzt ist der erste Wendepunkt da.
LG, Ambi xxx
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