55 | bridges
Die Zeit schwieg.
Schon wieder waren sie gefangen in dieser endlosen Sekunde, die sich wie Ketten um sie gelegt hatte und fröhlich lächelte, weil es ihnen so miserabel ging.
Harry hatte die Augen geschlossen.
Seine Wimpern waren schwarz und glänzten, hielten die Tränen gefangen.
„Aber sie waren so verdammt überzeugend. Mit ihren was-wäre-wenns. Und ich war auch keine große Hilfe bei meinem eigenen Plan. Weil ich immer noch so Angst vor mir selbst hatte. Und sobald sie das herausgefunden hatten, war alles vorbei."
Hazza schloss die Augen.
Eine Sekunde zu lange.
Aber dann war der Blick schon wieder vorbei, und Harry sah von seinem Ring auf das Bild und dann schnell zu den Gummistiefeln und dann verhedderte er sich in seinen eigenen Gedanken.
Und die Zeit blieb für eine Millisekunde stehen, und sie sahen sich an und dann war die Millisekunde vorbei, die Zeit stolperte weiter, und Harry lächelte.
Als würde jemand in seinem Kopf sitzen und es ihm befehlen.
Das war nicht der Harry, den er kannte.
„Du hasst mich."
Harry stand auf, und die Matratze war auf einmal wieder viel zu gerade, und sein eigener Atem verschwand von Hazzas Gesicht.
Die Worte wollten nur so aus ihm heraussprudeln, wie sie gerade aus Harry herausgesprudelt waren, aber sie blieben alle in seinem Hals stecken und bildeten einen großen Klumpen und stahlen ihm die Luft.
Und er konnte kämpfen, so viel er wollte, er erstickte nur noch mehr.
Aus Harrys Gesicht verschwand – alles.
Er hatte Harry geklaut.
Ihre Gedanken, Emotionen, ihre Angst und Sehnsucht und der Schmerz, all das war ins selbe Loch gefallen.
Doch ihre Körper, die standen immer noch hier oben, Millimeter neben dem Abgrund, sich gegenüber, zwischen ihnen die endlose Schlucht.
Und keine Brücke weit und breit.
Stattdessen nur ein Knoten aus Wörtern der tobte und ihnen die Sicht versperrte und langsam in das Loch rutschte, es nur noch breiter machte.
Nur am Rande bekam Hazza mit, wie Harry sich umdrehte.
Bereit, aus seinem Leben zu treten, für immer.
Er stolperte, als sich der Klumpen an Worten auf einmal löste.
Auf den Abgrund zu.
Aus dem Gleichgewicht.
Und vier Worte lösten sich, und flogen zu Harry, und der Rest baute eine Brücke unter ihm, und er fiel unsanft auf die Fragen, die er hatte.
Aber die kleinen vier Worte, die warfen sich um Harrys Knöchel und hielten ihn fest, als er schon die Hand auf der Klinke hatte.
„War es ein Fleck?"
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