39 | lost memories
„Sie hat bestimmt nicht vom Interview gesprochen, oder?", fragte Harry und strich doch durch die Klamotten.
Wortlos ging Hazza nach vorne, nahm das Buch vom Tisch, und drückte es Harry in den Arm.
Ebenso wortlos hob er die Skizze auf, glättete sie, so gut es eben ging, und legte sie wieder auf den Tisch.
Wenn Harry es so immer noch nicht verstehen würde – nachdem er seinen vollen Namen gesagt hatte, nach dem gelben Gummistiefel, nach dem Ring, nach dem verdammten Namen des Ladens, und jetzt nachdem er das Buch mit dem Foto von ihnen gesehen hatte – dann würde er aufgeben.
Dann würde er zurückgehen, nach Hause, und Banker werden, so wie sein Vater, so wie sein Vater es immer vorgesehen hatte.
Dann würde er nicht seinen eigenen Weg gehen, der sowieso voller Schlaglöcher war, sondern einfach dem folgen, was sein Vater geplant hatte.
Dass Harry ihn einfach nicht erkennen wollte, war doch eigentlich schon Zeichen genug.
Dafür, dass er nicht dafür geschaffen war, seine eigenen Ziele zu verfolgen.
Weil er sowieso scheitern würde.
„Sind wir das?", fragte Harry leise.
Hazza sah nicht von seiner Skizze auf, weil er Angst hatte.
Angst vor allem.
„Sieht so aus", murmelte er und sah dem Harry auf seiner Skizze in die Augen.
In die grünen Augen mit den goldenen Tupfen.
„Moment – wie war Ihr Vorname?"
Harry kniff die Augen zusammen, legte die Stirn in Falten, während Hazzas Welt verschwamm.
„Harold", brachte er hervor, seine Stimme genauso verschwommen wie seine Sicht.
„Harold Steele. Hazza."
Lächelnd nickte Harry, sah wieder auf das Bild herab, auf ihre strahlenden Gesichter.
Während Hazza alles zurücknahm.
Das hier war noch viel schlimmer.
Wieso konnte Harry nicht einfach verwirrt schauen?
Sagen, dass er sich an nichts erinnerte?
Dass er seinen Kindheitsfreund, seinen besten Freund, beinahe seinen festen Freund, vergessen hatte?
So sah er aus, als würde er sich an eine unbedeutende Geschichte erinnern, die er nicht einmal selbst erlebt hatte, sondern immer nur erzählt bekommen.
„Waren wir zusammen im Kindergarten?", fragte Harry.
Ein einziger Schleier.
„Nein", sagte Hazza. „Ist eigentlich auch nicht so wichtig."
Das wollte ihm sein Gehirn wenigstens einreden.
Dass Harry in den letzten Jahren so viele Erinnerungen gesammelt hatte, die so viel größer waren als ihre Freundschaft, dass es ein Leichtes war, alles zu vergessen.
Immerhin waren sie nur so klein gewesen damals, nicht einmal 18.
Aber sein Herz, das glaubte ihm nicht.
„Und wenn ich dann berühmt bin, laufe ich nur in gelben Gummistiefeln durch die Gegend. Wäre das nicht lustig? Und alle werden sich fragen, wieso ich das mache. Und nur wir werden wissen, dass ich gelbe Gummistiefel an hatte, als alles angefangen hat."
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