26 | secrets
Blut wie Geheimnisse, gefangen im Körper.
Jetzt nicht mehr.
Stoff durchtränkt, herausfordernd, verletzlich.
Nicht mehr schreiend laut, sondern in stillem Erwarten.
Weil sie ihn jetzt zerfetzen können.
Weil sie jetzt alles wissen.
Doch das größte Geheimnis?
Immer noch gefangen, schüchtern, nie an der Oberfläche.
Und doch dringt es empor, immer fordernder, bis zur Innenseite der Jacke, wo es verharrt, pink auf den Moment wartet, wenn es endlich ausbrechen darf.
Als Jodie am nächsten Morgen in den Laden trat, lag Hazza schlafend auf dem Boden.
Es roch nach Eisen.
Sie hielt die Luft an, doch konnte es sogar schmecken.
War die Übelkeit eben schon da gewesen, oder kam sie erst mit der kühlen, trockenen Luft, die von der Klimaanlage unablässig in den Raum gepustet wurde?
„Hazza", sagte sie leise.
Er rührte sich nicht.
Es war überall.
Kam aus den Wänden gekrochen, stieg vom Boden auf, wurde mit der kalten Luft in den Raum getragen.
Es trocknete auf dem Schreibtisch vor sich hin, in roten Schleiern über der Skizze, die Hazza gestern noch erschaffen haben musste.
Jodie konnte sich nicht mehr bewegen.
Sie war sich nicht mal sicher, ob sie noch atmete.
Und dann wurde aus dem Rot, dem Rot überall, schwarz.
Seit einer halben Stunde hörten sie nur dem Ticken der Uhr zu.
Jodie klammerte sich dabei an die kleine Papiertüte, die sie ihr in die Hand gedrückt hatten.
Falls sie sich wieder übergeben musste, oder falls sie hyperventilierte, wer wusste das schon genau.
Hazza starrte auf den fleckigen, dunkelbraunen Stoff um seine Handgelenke.
Das musste er gemacht haben, als er noch bei Bewusstsein gewesen war.
Nur, dass sie gar keinen dunkelbraunen Stoff im Laden hatten.
Viel eher war es wahrscheinlich die weiße Baumwolle, durchtränkt von seinen Geheimnissen.
Und die waren eben nicht rot und pink wie in seiner Skizze, sondern hässlich und dunkelbraun.
„Ich muss hier raus", sagte Jodie und stand nicht auf.
Hazza sah sie nicht an.
Sie machten einfach nichts.
Sie sagten nichts, sie fühlten nichts, sie rochen nichts, sie schmeckten nur noch eine Erinnerung an Eisen.
Wieso machten sie nichts?
Sie mussten doch arbeiten.
Sonst würde sein Vater kommen.
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