»Santa tell me, if he really cares
'Cause I can't give it all away
If he won't be here next year...«
⏹️
Wie, um alles in der Welt, kam es dazu, dass ein Rentier einen betrunkenen Weihnachtsmann vollgrölte?!
⏮️
Viertel nach Acht. Die Tagesschau ist vorbei, das Geschenkeaustragen noch lange nicht.
Der Weihnachtsmann seufzte. Wieso hatte er nicht nachgegeben, als seine Tochter ihn mal wieder anbettelte, seinen Job ihr zu übergeben? Ach richtig, sein Stolz. Und jetzt hatte er den Salat.
Na ja, eher die Geschenke plus bockige Rentiere.
Ein Salat wäre besser gewesen.
»Nein, Renate, wir fliegen nicht zu McDonald's. Ihr verträgt FastFood doch nicht und dann bekomme ich wieder nur eure Fürze ins Gesicht!«
Definitiv.
»Ronaldo, wie oft denn noch?! Dein Namensvetter liegt nicht in unserem Gebiet, wir werden ihn also auch dieses Mal nicht sehen!«
Salat? Wieso kommst du nie angeschwebt, wenn man dich braucht?
»Rudolph, wieso kriegst du deinen Schnupfen nie in den Griff? Hier, putz dir mit dem Geschenkpapier die Nase. Und reiß dich bitte zusammen, nicht dass du mit deinem Trompeten wieder die Kinder weck-«
Zu spät.
Drauf geschissen, dachte der Weihnachtsmann.
Ich brauche keinen Salat, ich brauche einen Schnaps.
»Ja, Rita, du brauchst mich nicht zu ermahnen, ich weiß doch, dass ein Weihnachtsmann in Dienst keinen Alkohol zu sich nehmen darf.«
Leider.
Und anstatt zur nächsten Kneipe zu düsen, landete er auf dem Dach unter sich.
⏩
Neun Uhr. Kevin legt gerade erst richtig los, der Weihnachtsmann ist zum Glück fast fertig.
Die Laune würde man auch sonst nicht mehr aushalten.
Die Rentiere begannen sich zu entspannen.
Doch anscheinend fördern Erkältungen Schlaf, denn Rudolph nickte - wie es jedes Jahr kam - ein.
Und anstatt um das hohe Werbeschild herumzugleiten, bretterten sie mit voller Wucht dagegen.
Und fielen.
Und fielen.
Und fielen.
Und fielen...
... unsanft auf den Boden.
⏩
Zwanzig nach neun. Kevin nimmt Fahrt auf, doch die des Weihnachtsschlittens ist längst zuende.
Da lagen sie nun.
Der Weihnachtsmann mit geplatzter Jacke.
Renate mit wehem Huf.
Rita, jammernd, wegen verlorener Kunstwimpern (dafür mit der Lichterkette des einzigen Hauses weit und breit im Geweih - sie sah schon lustig aus, wie sie da in der Luft hing).
Ronaldo mit Sternchen, die seinen Kopf umschwirren. (Der Arme ist ganz durcheinander und denkt allen Ernstes, sein großes Vorbild spräche mit ihm).
Rudolph ist auf die Nase gefallen, die - man glaubt es kaum - noch roter geworden ist.
Und natürlich der Typ, dessen Namen man nicht kennt, der gerade in den Schlitten kotzt.
⏹️
Moment mal - woher kommt denn jetzt dieser Typ?! Ach egal, wenn sie gegen ein riesiges Werbeplaket knallen, kann auch die sehnsüchtig erwartete Kneipe nicht weit sein...
⏸️
»Hehe... Hehehehe.... HEHEHE!«
Der betrunkene Typ torkelt vom Schlitten weg (und wischt sich das letzte bisschen Kotze vom Bart).
»D's jo dee eschtee Weenischtsmon!«
Er breitete die Arme aus und fiel dem Weihnachtsmann um den Hals. Dieser schon ihn angewidert von sich.
»Der hat ja voll die-«
Fahne, genau. Und erst jetzt bemerkte der Weihnachtsmann die halb ausgesüffelte Bierflasche.
»Woher hast du die?«, fragte er mit leuchtenden Augen. Sein Traum würde doch noch wahr werden!
Selbst die Rentiere schauten nur gleichgültig auf die Flasche. Schlimmer konnte der Abend eh nicht werden.
»Na vomme Hos hint'r unsch«, lallte der fremde Typ.
»Ja, da wo ich immer noch dranhänge!«, keifte Rita eingeschnappt.
Just in diesem Moment gab die Lichterkette nach und sie plumpste auf den Boden.
Ronaldo, der erst jetzt aus seiner Gedankenwelt auftauchte, fragte verwirrt: »Wo hängst du?«
Rita knurrte nur wütend und stolzierte so würdevoll wie möglich als Erste in das Haus.
⏹️
Da ich euch ersparen möchte, wie sich die fünf zum Haus schleppten, so als hätten sie schon ordentlich intus, spule ich vor.
⏸️
⏩
Halb zehn. Endlich ist das Haus erreicht, so wie Kevin sind die fünf ihrem Ziel ganz nahe.
»Wir wollen saufen, morgens, mittags, abends, immer saufen«, trällerte Rita vor sich hin.
Die anderen stimmten mit ein.
Mit aller Kraft stemmten sie die Tür auf und wurden von einem Schwall stickiger Luft empfangen, in dem sie den Geschmack von Alkohol spüren konnten.
Die ganze Bude sang - oh Zufall - dasselbe Lied, obwohl brübbelten¹ eher passt. Und - oh Wunder - sie fielen gar nicht auf, denn alle waren zu betrunken.
»Wir nehmen was!«, kreischte Renate und schon hielten alle einen überlaufenden Krug Bier in den Händen oder Hufen.
⏭️
⏹️
Und was danach kommt, kennt ihr ja.
Höchste Zeit, einzugreifen.
⏸️
Ich kam gerade dann in den Raum gelaufen, als Ronaldo Ronaldo eine Liebeserklärung machte - doch Ronaldo war nur im Fernsehen und bald wurde auf einen anderen Spieler gezoomt.
Ronaldo brach in Tränen aus und begann, Santa Tell me zu singen.
Ich schritt auf ihn zu und wiegte ihn sanft hin und her, wie man es bei Babys tut, damit sie einschlafen. Bei Rentieren klappt das genauso gut.
Doch schnell wurde meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt, denn - oh mein Gott - niemand geringeres als mein Vater stieg grölend auf die Theke und riss sich sein Hemd vom Oberkörper.
Ich verzog angewidert das Gesicht. Er sollte doch nichts trinken.
»DAD!«, kreischte ich und zwar so laut, dass die Gläser zerbrachen und die Ohren aller Anwesenden zu klingeln begonnen.
Wenn man immer einsam ist, muss man sich mit etwas die Zeit totschlagen. Und so habe ich gelernt, laut zu sein.
»Abmarsch«, sagte ich und das mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme.
Ich schleifte ihn hinter mir her, die Rentiere trotteten am Schluss. Nur Rita, die kleine Partytigerin, schlürfte noch ihr Glas aus, bevor sie uns hinterhereilte.
Als endlich wieder Schnee unter meinen Füßen war, atmete ich erleichtert aus.
»Krieg'n wii jetscht Ägaa?«, murmelte Rudolph kleinlaut.
»Ne«, antwortete ich fröhlich. »Nur der Weihnachtsmann, der geht nämlich absofort in Rente«
»Abaa wie hascht du unsch gefund'n?«, fragte der Weihnachtsmann schon halb im Rausch.
»Ganz einfach - im Fernsehen. Für eure Dusseligkeit wurde sogar mein absoluter Lieblingsfilm unterbrochen«, den letzten Satz schluchzte ich fast.
»Oh«, meinte mein Vater betreten und kippte um.
Genau wie die Rentiere.
»Ihr müsst wohl erstmal euren Rausch ausschlafen, hm?«, meinte ich liebevoll und verfrachtete sie in meinen eigenen Schlitten.
»Dann ab nach-«
Auf einmal lief mir eine warme Flüssigkeit in die Augen und danach auf meine Lippen, die verdächtig nach... Bier schmeckte. Ich drehte mich langsam um und blickte in die wohl schönsten Augen der Welt.
Der besoffene Traumtyp grinste mich an und rief laut: »Frohe Winaschtel!«
⏹️
Den Rest könnt ihr euch wohl denken. Ich steckte den Typen mit ein und wir wurden ein Paar. Der Weihnachtsmann, mein Vater, ging in Rente. Die faulen Rentiere zu ihrem Unglück nicht.
Und ich - ich wurde die Weihnachtsfrau.
In diesem Sinne: Frohe Winaschtel!
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