Kapitel 10
"Alona, Ludwig, ihr wisst was zu tun ist.....Los!" Tristans Ruf zeriss die Nacht. Alona trat aus dem Wald heraus, direkt in den Schein des Mondlichts. Ihr Herz klopfte wie verrückt, obwohl sie genau wusste, was sie tun sollte. "Hey!" Der eine Wächter stieß den anderen an. "Da hat sich wohl jemand verlaufen!" Der Wächter drehte sich zu ihr um. "Hast du dich verlaufen, Kleine? Ja? Dann werden wir dich mal in dein rechtmäßiges Heim bringen, und zwar in den Kerker, da wo du hingehörst!" Alona berührte ihre Engelskette und schöpfte Kraft. Dann ging sie auf die großen Torflügel zu. Doch der eine Wächter versperrte ihr den Weg. Darauf war sie gefasst gewesen, sie schlüpfte flink unter seinen Beinen hindurch. "Stehen geblieben! Du bist immer noch eine Gefangene!" Doch Alona blieb nicht stehen, sondern rannte nur noch immer schneller auf das gewaltige Tor zu. Sie zerrte an dem Türgriff, doch er wollte sich einfach nicht bewegen! Angst durchflutete sie. Alona spürte den warmen Atem der Wächter in ihrem Nacken. Geh auf, verdammte Tür!!! Die Engelskette an ihrem Hals wurde glühend heiß, und dann plötzlich bewegte sich der Türgriff und sie riß die Tür auf. Als die Wächter ihr folgen wollten, knallte sie ihnen die gewaltigen Torflügel gegen die Köpfe, die Männer blieben benommen am Boden liegen. Bevor sie sich wieder aufrichten konnten, schloss Alona das Tor. Kraftlos setzte sie sich hin und lehnte den Kopf gegen die Wand. Das war knapp gewesen! Ob Dad es wohl geschafft hat?, fragte sie sich. Ich hoffe es, denn ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass er vielleicht leiden muss. Aber sie war noch lange nicht am Ende ihres Auftrags. Sie hörte aufgebrachte Stimmen und zwei schattenhafte Umrisse, die langsam auf sie zu kamen. Oh nein! Meine einzige Chance ist es, mich so klein wie möglich zu machen! Also drückte Alona die Knie so eng gegen den Bauch, dass es wehtat, und sie presste das Gesicht auf die Knie und drückte sich in den Schatten. Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass sie nicht bemerkt wurde....Nach scheinbar endlosen Minuten - Als Alona sich schon fragte, ob das die ganze Mühe wert gewesen war - kamen die Gestalten doch in ihre Nähe. Sie waren in rabenschwarze Umhänge gehüllt, wie alle vom düsteren Volk, es waren ein Mann und eine Frau. Das Gesicht der Frau war vernarbt von vielen Kämpfen, doch trotzdem war sie auf eine bestimmte, bedrohliche Weise schön. Ihre eiskalten blauen Augen waren umgeben von langen Wimpern, ihr rotes Haar glänzte selbst im Dunkeln und die Absätze ihrer schwarzen Stiefel hallten bei jedem Schritt. In ihrem Gürtel waren fünf Dolche. Die Klingen waren beinahe schwarz...Alona erschauderte. Der würde ich im Kampf nicht gern begegnen!, dachte sie. Der Mann hatte grüne, ungepflegte Haare und rote Augen, die gefährlich glitzerten. Seine Kleidung war völlig abgewetzt. "Taima, ich bin ganz deiner Meinung! Er hätte sie umbringen sollen, als er noch die Zeit dazu hatte! Jetzt ist sie sicher schon über alle Berge, ohne die kleinste Narbe als Erinnerung an uns!", sagte der junge Mann gerade aufgebracht zu Taima. " Ich weiß, Jack, wenn ich ihm Rat geben will, hört er mir überhaupt nicht zu! Er meint, er macht es auf seine Weise. Auf 'seine Weise' ist sie uns entwischt, bevor wir gucken konnten! Ich fühle mich zu tiefst erniedrigt!" Jack nickte. "Genauso fühle ich mich! Was sollen wir tun?" Taima schüttelte den Kopf. "Es tut mir leid, Jack, ich weiß es nicht wirklich, das Einzige, was wir wahrscheinlich im Moment tun könnten, ist darauf zu warten, dass er unseren Rat anhört. " Jack schnaubte. "Also, nur da sitzen und darauf warten, dass er zu uns kommt? Das ist doch Wahnsinn! Taima, wirklich, es muss doch noch etwas Anderes geben, was wir tun können." Taima schüttelte den Kopf. "Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, außer uns gegen ihn zu verbünden, und das würde ich niemals tun!" Bis jetzt hatten sie Alona noch nicht entdeckt, vielleicht war das Glück weiterhin auf ihrer Seite! Jack schüttelte den Kopf, doch dann spitzte er auf einmal die Ohren und blickte genau in den Schatten, dahin, wo Alona saß. Sie hielt die Luft an. Er drehte sich langsam zu Taima um und sagte: "War da nicht gerade eine Bewegung im Schatten? Taima, ich glaube, wir werden belauscht!" Taima schüttelte den Kopf. "Was meinst du?" "Wir werden belauscht!" "Ach Quatsch! Das ist doch wirklich Unsinn! Ich kann dir gerne zeigen, das da niemand ist, du Feigling!" Sie zog einen Dolch aus ihrem Gürtel und warf ihn in den Schatten. Er zischte haarscharf an Alona vorbei und blieb neben ihr in der Wand stecken. "Guck, was hab' ich dir gesagt, da ist niemand! Jetzt lass uns gehen!" Jack und Taima drehten Alona den Rücken zu, doch bevor beide in einen Gang verschwanden, blickte Taima nochmal in den Schatten und es schien so, als würde sie Alona direkt anblicken, ihre Augen strahlten eine unerträgliche Bedrohlichkeit aus, und ihr Gesicht sprach Bände: Ich werde dich töten müssen, es wäre besser, wenn wir uns nicht mehr begegnen. Bald konnte Alona Taimas Schritte nicht mehr hören. Sie lehnte den Kopf an die Wand und erinnerte sich an Taimas Augen und die unausgesprochenen Worte, die in der Luft gelegen hatten, zum Greifen nah... "Alona? Alona? Bist du da?", hörte sie ihren Vater flüstern. Er hatte es also auch geschafft! Freude durchströmte ihren Körper, doch dann hörte diese schlagartig auf. Was, wenn Tristan es nicht geschafft hatte? Ihr Vater schlich auf sie zu. Er war kaum verletzt, bis auf sein Ohr, von dem etwas Blut tropfte. Als er ihren Blick bemerkte, schüttelte den Kopf. "Das ist gar nichts im Vergleich zu Tristan! Er hat tapfer gekämpft und auch ich habe versucht, aber es sind zu Viele! Ich habe Tristan gesehen, ich glaube, er hat sein rechtes Bein gebrochen und er hatte über all Blut. Ich hoffe, er schafft es bis zu dem Treffpunkt und bleibt nicht irgendwo verletzt zurück. Denn dann kann das düstere Volk ihn mit Leichtigkeit gefangen nehmen." Sie nickte. Angst durchflutete sie. Was ist, wenn Tristan stirbt? Oh, Tristan, bitte, du darfst nicht sterben!
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