ans andere Ende der Stadt
Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach ist. Aber von vorne.
Eigentlich war nicht nur mit meinem Pudel Waldemar spazieren, als es anfing, zu regnen.
Naja, eigentlich war ich auf dem Weg zu meiner Schwester, als Waldemar mal musste.
Naja, eigentlich wollte ich nur zum Bäcker, aber dann hatte meine Schwester angerufen.
Naja, eigentlich wollte ich in den Obstladen, aber ich hatte kein Brot mehr.
Naja, eigentlich wollte ich heute zuhause bleiben, aber dann hatte ich Lust auf Bananen Smoothie.
Auf jeden Fall war ich mit meinem Pudel Waldemar unterwegs. Wohin wusste niemand von uns so wirklich. Aber das ist jetzt sowieso egal, wo wir doch nie angekommen sind. Aber von vorne.
Es fing zu regnen an, und ich hatte keinen Regenschirm dabei, weil ich ja eigentlich gar nicht raus gehen wollte. Dementsprechend wurden Waldemar und ich nass. Erst ging ich auf den Obstladen zu, aber der hatte geschlossen, weil Sonntag war, deswegen bin ich direkt weiter, ohne die Banane für den Smoothie. Aber das ist jetzt sowieso nicht mehr wichtig.
Und weil meine Schwester auf der anderen Seite der Stadt wohnte, bin ich zum Bäcker gegangen, der ganz in der Nähe war. Also sind Waldemar und ich, so schnell es ging, durch den Regen zum Bäcker gegangen. Der Bäcker hatte allerdings auch geschlossen, wegen einem familiären Notfall. So hatten Waldemar und ich keine andere Möglichkeit, als vom Bäcker direkt zum anderen Ende der Stadt zu meiner Schwester zu laufen - durch den Regen. Den immer stärker werdenden Regen.
Nach ein paar Minuten wurde es nicht nur nasser, sondern auch noch windig. Und kalt. Waldemar sah nicht so glücklich aus und auch ich hatte nicht gerade die Zeit meines Lebens. Aber wir hatte keine andere Wahl, als durch den Regen zum anderen Ende der Stadt zu meiner Schwester zu laufen. Im Nachhinein fällt mir ein, dass wir das auch hätten lassen können, weil wir ja sowieso niemals irgendwo angekommen sind. Naja.
Als wir schon am Rathausplatz vorbeigekommen waren, kam ein alter, nasser Mann auf uns zu und fragte, ob wir ihn irgendwo unterbringen könnten. Ich hatte Mitleid und wollte nicht ewig im Regen stehen und diskutieren, deswegen sagte ich ihm, er solle mitkommen. Also gingen wir drei ans andere Ende der Stadt, durch den Regen, zu meiner Schwester.
Als wir das Rathaus hinter uns gelassen hatten, kamen wir am Spielplatz vorbei. Ein kleines Mädchen saß mitten im Regen auf einer Bank und weinte. Ich machte mir Sorgen, deswegen ging ich zu ihr hin und fragte, warum sie ganz allein war und weinte. Sie sagte, dass sie nicht den Weg nach Hause wegen dem Regen nicht finden würde. Und ich konnte das kleine Mädchen ja schlecht auf der Bank - im Regen - allein lassen, deshalb sagte ich ihr, sie solle mitkommen und wir würden nach ihrem zuhause suchen, wenn der Regen aufgehört hätte. So gingen wir durch den Regen, ans andere Ende der Stadt zu meiner Schwester, zu viert.
Der Wind wurde stärker und zerrte an uns, die Kälte kroch bis unter unsere Jacken und der Regen drang durch unsere Kleider.
Als wir eine Abkürzung durch den Park machten, sah der alte Mann einen Teddybären zurückgelassen auf einer Mauer liegen. Ich war mir sicher, dass ein Kind sich darüber freuen würde, deshalb nahmen wir den Teddybären mit auf unserem Weg zu meiner Schwester, am anderen Ende der Stadt, durch den Regen und mittlerweile zu fünft.
Irgendwann verließen wir den Park und kamen an die Hauptstraße. Der Regen prasselte heftig auf den Asphalt, der Wind zerrte an den Bäumen und die Kälte sauste hohl über die beinahe leeren Straßen. Zudem wurde es langsam dunkel. Aber wir hatten keine Wahl, und so gingen wir immer weiter durch den Regen.
Es fing an zu donnern und Blitze zuckten Eindrucksvoll am Himmel auf, als und etwas entgegen kam. Es war ein völlig durchnässter Junge, der ein Fahrrad neben sich herschob. Er sagte uns, dass sein Fahrrad kaputt sei und er es gerne reparieren würde. Ich sagte ihm, dass meine Schwester eine Garage und wahrscheinlich das passende Werkzeuge hatte, und er kam mit. Also gingen wir - ich, Waldemar, der alte Mann, das kleine Mädchen, der Teddybär und der Junge mit seinem Fahrrad - durch den Regen, den Wind, die Kälte und die Dunkelheit ans andere Ende der Stadt zu meiner Schwester.
Wir waren fast angekommen, am frieren, völlig durchnässt, und ich konnte schon das Haus meiner Schwester sehen, als es passierte. Ich starb.
Ich starb an einem regnerischen Sonntag, umgeben von Fremden, die mir gefolgt waren.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro