Gentleman
Pre Serum
Steve PoV
Bucky war schon immer ein richtiger Gentleman gewesen, das hatte ich beobachtet, während wir zusammen aufgewachsen waren. Üblicherweise hielt er den Damen die Türen auf, ohne ihnen auf den Hintern zu starren, bezahlte die Getränke, legte ihnen die Jacke um, wenn es draußen kühl wurde und brachte sie nach Hause, ohne auf das Angebot, mit ihnen hinauf zu gehen, anzuspringen. Dabei war es egal ob er wirklich an dieser interessiert war oder einfach nur höflich sein wollte, von James Buchanan Barnes fühlte man sich gesehen und wie etwas besonderes.
Nun ging es mir genauso wie diesen Frauen, obwohl ich mich oft heimlich über sie lustig gemacht hatte, wenn sie den Blick gesenkt hatten und rot angelaufen waren, denn seit er mich gefragt hatte, ob ich ihn genauso sehr mochte wie er mich, war es um mich geschehen gewesen. Ich hatte ihn immer aus der Ferne geliebt und nie erwartet, dass sich das änderte. Ich war glücklich gewesen, in seiner Nähe zu sein. Doch nun, wo er seine ganze Aufmerksamkeit auf mich richtete konnte ich nicht anders als mich wie der glücklichste Mensch der Welt zu fühlen.
Gerade machte ich mich im Badezimmer zurecht, denn er hatte mich heute Abend ins Kino eingeladen. Obwohl wir natürlich nicht nach außen zeigen konnten, wie sehr wir verbunden waren, klopfte mein Herz höher. Ich war noch nie auf einem Date gewesen und dass ich ihn so gut kannte machte es, anders als erwartet, nicht leichter. Sicherlich würde ich mich vor Aufregung völlig daneben benehmen. Zudem wohnten wir zusammen, wenn es also schief ging mit uns war ich aufgeschmissen. Mein Atem stockte bei der Vorstellung ihn zu verlieren und bevor ich weiter grübeln konnte klopfte es sanft an der Tür.
"Alles gut Steve?", hakte Bucky zaghaft nach. Er kannte mich eben viel zu gut. Also ließ ich noch einmal kaltes Wasser über meine Hände laufen, trocknete sie und öffnete dann die Badezimmertür, vor welcher er mit einem Lächeln stand.
"Ja, entschuldige, die Nerven", murmelte ich verlegen und hob den Blick zu ihm. Er sah umwerfend aus in dem weißen Poloshirt und der dunklen Hose, dazu trug er Converse und eine schwarze Jacke. Ich hatte mich für einen langärmligen dunklen Pullover entschieden, der ihm an mir gefiel. Er lachte leicht bei meinem Kommentar und steckte die Hände in die Jackentaschen. "Wenn das so ist, sollen wir aufbrechen?" Dankbar nickte ich, schlüpfte in meine Schuhe und folgte ihm dann.
Der Weg zum Kino war nicht weit zu Fuß, wir schlenderten nebeneinander her und unterhielten uns über das Wetter. Vor Aufregung war meine Kehle wie zugeschnürt, doch er zog mich nicht damit auf sondern lächelte mitfühlend und hörte mir zu, als ich in einen Redeschwall verfiel.
Die Karten hatte er zuvor reserviert, holte sie deshalb nur ab und gab mir nicht einmal die Chance zu bezahlen. Schüchtern ging ich vor ihm durch den Eingang, dessen Tür er mir offen hielt.
"Danke Buck, das wäre nicht nötig gewesen, ich schulde dir sowieso schon Geld", murmelte ich, ohne seinen Blick zu erwidern. "Auf keinen Fall, ich will dir zeigen, wie besonders du für mich bist, so gut ich kann", erwiderte er und bestand darauf, auch das Popcorn und die Pepsi zu bezahlen, die wir uns teilen würden. Mittlerweile spürte ich meine Wangen brennen.
Schweigend suchten wir in dem großen Kinosaal unsere Plätze, setzten uns und beobachteten die anderen Gäste, die herein strömten und tuschelten. Unauffällig versuchte ich meine schweißnassen Hände an meiner Hose abzuwischen, traf seinen Blick und verzog den Mund zu einer Grimasse. "Tut mir leid, ich weiß nicht was mit mir los ist, ich bin furchtbar angespannt", hauchte ich dann, weil ich bei ihm nichts außer Ehrlichkeit kannte. Er schien aufzuatmen, da ich es endlich aussprach. "Gott sei Dank, ich dachte schon du hast dir das Ganze anders überlegt", lachte er auf und lehnte sich, genau wie ich, in dem Sessel zurück.
"Woran liegt es?"
Seufzend wandte ich den Kopf zu ihm und wir sahen uns an. "Du weißt, dass es mein erstes Date ist. Du weißt alles über mich. Und du... machst mich nervös, du siehst gut aus und du bist charmant und ich bin... wahnsinnig verliebt", murmelte ich haltlos und sah ihm hilflos in die dunklen schönen Augen, die vom Lächeln kleiner wurden.
"In mich verliebt sagst du? Gutaussehend und charmant...", neckte er mich, weshalb ich ihm empört mit dem Ellenbogen gegen den Oberarm stieß. "Und eingebildet, furchtbar eitel und...", mir blieben die Worte weg, als sich etwas in seinem Ausdruck änderte. "Ich habe mich auch in dich verliebt Steve und egal was du tust oder sagst, ich finde es bezaubernd. Selbst wenn du von der Erderwärmung erzählst und meinen Blick meidest finde ich dich toll. Hab keine Angst, ich bin es nur", meinte er und stupste mich mit seinem Knie an, weshalb ich nickte. "Okay."
Er hatte gesagt, dass er in mich verliebt war. Mit einem dummen Grinsen beobachtete ich, wie das Licht gedimmt wurde und die ersten Werbespots gezeigt wurden. Während der ersten Hälfte des Filmes hielt er das Popcorn zwischen uns und unsere Hände berührten sich hin und wieder, wenn wir davon naschten, dann stellte er es beiseite. Nun hatte er die Hand frei und trotz der Gefahr war die Versuchung, danach zu greifen, kaum auszuhalten.
Er schien ähnliche Überlegungen zu haben, denn er schob den Arm unauffällig über die Lehne und streichelte meinen Handrücken mit seinen Fingern. Die behutsamen Berührungen sandten kleine Schauer über meine Haut, es kribbelte in meinem Bauch und fühlte sich gut an, also drehte ich die Hand und er verschränkte sie mit seiner. Wir schienen beide gleichzeitig einzuatmen, als sich unsere warmen Handflächen berührten und eine Verbindung entstehen ließ. Mehr würde in der Öffentlichkeit zwischen uns nie passieren, wir beide wussten das, doch ich nahm lieber das hier als weiterhin zu leugnen, wie sehr ich mich nach ihm sehnte. Ich genoss also den Film, seine Hand in meiner, seinen tiefes Lachen und die Wärme, die sich in meiner Brust ausbreitete, bis der Abspann begann. Sanft drückte er meine Hand, bevor er sie los ließ, da das Licht langsam anging und ich unterdrückte ein trauriges Seufzen.
"Das war ein richtig guter Film", bemerkte Bucky, als wir den Saal verließen und auf den Ausgang zusteuerten. "Ja, ich hätte nicht gedacht, dass die beiden es so lange aushalten, übereinander herzufallen. Die Spannung war ja kaum auszuhalten", erwiderte ich. Wir hatten uns die Komödie Rendezvous nach Ladenschluss angesehen, in dem sich zwei Mitarbeitende eines Ladens bekriegten, bis sie bemerkten, dass sie in Wirklichkeit eine heimliche Brieffreundschaft hatte und schwer verliebt ineinander waren. "Da kann ich dir nur zustimmen, der Kuss muss es jedoch wert gewesen sein zu warten." Sofort schoss mir ein Bild von Bucky in den Kopf, wie er sich zu mir hinablehnte, die Hände sanft an meine Wangen legte und mich behutsam küsste. Ich schüttelte den Kopf, beschämt über dieses Verlangen ihm nahe zu sein und endlich zu wissen, wie sich ein Kuss anfühlte. Schließlich war ich der Unerfahrene von uns beiden.
Ich war deutlich entspannter auf dem Heimweg, wir lachten über eine Stelle aus dem Film, Bucky legte einen Arm um meine Schultern und obwohl es von außen freundschaftlich aussah fühlte es sich intim und schön an. Mit dem Schlüssel in der Hand lief ich die Treppe voraus, öffnete unsere Wohnungstür und schlüpfte hinein, sodass Bucky sie hinter sich schließen konnte. Unschlüssig blieb ich im Flur stehen, direkt vor ihm und sah ihn von unten herauf lächelnd an. "Das war ein wunderschöner Abend Buck, Dankeschön." Er schien zufrieden damit zu sein, nahm eine meiner Hände in seine und senkte den Blick darauf. "Das fand ich auch. Und normalerweise würde ich dir jetzt eine gute Nacht wünschen, dir einen Kuss auf die Wange geben und gehen, aber... naja wir wohnen beide hier", lachte er verlegen, doch ich konnte mich nicht mehr konzentrieren, seit seine Haut meine berührte. "Du könntest mir trotzdem einen gute Nacht Kuss geben, wenn du möchtest", erwiderte ich schwach. Seine Augen trafen meine und mein Magen begann zu kribbeln. "Das würde ich gern."
Aufgeregt öffnete ich den Mund, als er die freie Hand unter mein Kinn legte, mit dem Daumen meine Unterlippe entlang fuhr und sich die eigenen Lippen leckte, als wäre er unsicher. Es brauchte keine Worte in diesem Moment. Er wusste, er würde der erste sein, der mich küsste und ich wusste, dass er genauso nervös war wie ich, das sah ich ihm an. Schließlich fühlte es sich noch immer verboten an, was wir hier taten.
Aber das störte mich nicht und ihn offensichtlich genauso wenig, denn er senkte den Kopf, ich spürte seinen Atem auf meiner Haut, schloss die Augen und wartete, bis er endlich die Lippen zaghaft auf meine legte. Wir standen einfach da, seine Lippen auf meinen, meine Hand in seiner und genossen diesen kostbaren Moment. Der Dunkelhaarige fühlte sich warm und weich an, obwohl sein Kinn rau war, da er sich heute noch nicht rasiert hatte, aber das mochte ich. Fasziniert stellte ich mich auf die Zehenspitzen, um den Druck zu erhöhen, spürte dann, wie sich einer seiner Arme um meinen Rücken legte und mich näher zog.
Ich lächelte mit geschlossenen Augen, als er sich einen Hauch entfernte und mich musterte, doch ich gab ihm nicht genug Zeit, das alles zu hinterfragen, meine Hand wanderte wie von allein in seinen Nacken und zog ihn herab, um ihn erneut zu küssen, inniger diesmal. Unsere Lippen bewegten sich langsam und vorsichtig, leise und atemlos standen wir da, winzige Küsse austauschend, dann streichelte er mit der Hand über meinen Rücken und ich sank zurück auf den Boden. Sein Atem traf meine Stirn und ohne es verhindern zu können, in dem Moment gefangen, legte ich den Kopf an seine Brust und lauschte seinem Herz. Es schlug genauso schnell, wie meines, was mich zufriedenstellte. Ich wäre fast geschmolzen, als er einen Kuss auf meinen Scheitel drückte und einfach mit mir in seinen Armen stehen blieb, bis mir einen Gähnen entwich.
"Das war zauberhaft", flüsterte er und fuhr immer noch über meinen Rücken auf und ab. Ich konnte ihm nur summend zustimmen, diese Ruhe und Wärme hatte mich völlig eingewickelt. "Lass uns zu Bett gehen", schlug er dann vor, sanft und ohne Hintergedanken, also ließ ich mich zum Bett schieben.
Wir zogen uns beide unsere Schlafanzüge über, kuschelten uns unter die Decke und wandten dem anderen den Kopf zu. Seine Augen glänzten im Dunkeln. "War es schön für dich, der Kuss?", fragte er und die liebevolle Geste brachte mich zum Lächeln, während ich nickte. "Noch viel besser, als ich es mir ausgemalt habe", gab ich zu und er wirkte befriedigt. "Du bist der zärtlichste Mann, den ich je kennengelernt habe", schob ich hinterher und meinte es so, doch da winkte er schon ab. "Du verdienst diese Zärtlichkeit, Steve. Du verdienst alles, was du dir wünschst." "Ich wünsche mir nur dich", erwiderte ich, nahm seine Hand und legte meine Wange in die Innenfläche. Zufrieden lächelte er, küsste meine Stirn und versprach mir, dass ich ihn bekam.
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