Freiheit
Steve PoV
Mit ihm zu telefonieren war schwer, denn sein Lachen zu hören ließ mich eine Sehnsucht spüren, die in meiner Brust schmerzte.
Aber nicht mit ihm zu telefonieren, zu chatten, während er so lange in Wakanda war?
Unmöglich. Wortwörtlich.
Sie hatten damals gesagt er sollte alle Verbindungen aus seiner Vergangenheit kappen, bis er seine größten Dämonen los war, dann haben sie gemerkt, dass sie mich nicht von ihm fernhalten konnten. Niemals.
Nur mit dem Versprechen, ihn einmal in der Woche mit mir reden zu lassen hatte mich Sam aus Wakanda schleppen können.
Ich erinnerte mich heute, nach so vielen Monaten, noch daran, wie schwer mir das Atmen gefallen war, als Bucky sich umgedreht hatte und gegangen war.
Ich hätte mich so gern zurück in seine Arme geworfen.
"Steve? Bist du noch da?", drang es aus dem Lautsprecher und ich schüttelte den Kopf, realisierte, dass ich allein in meiner Wohnung war und Bucky noch am Hörer.
"Ja. Entschuldige. Ich war in Gedanken. Gott, ich vermisse dich so Baby."
Ich wusste, dass er lächelte, ich wusste es einfach an der Art wie er atmete und wie er inne hielt und ich wollte es so gerne sehen. Ich hatte keine Ahnung wie er mittlerweile aussah.
"Ich habe Neuigkeiten", flüsterte er dann.
Bei dem ernsten Tonfall setzte ich mich etwas auf, mein Herz schlug nervös.
"Was ist passiert?", flüsterte ich zurück, als er nicht fortfuhr.
"Ich hab sie gebrochen. Die Worte. Gestern Abend."
Ich wollte etwas sagen, eine Menge Worte lagen mir auf der Zunge, aber die Überraschung, die Freude, die Erleichterung, sie waren zu viel für mich, sie machten mich sprachlos.
Ich schloss überwältigt die Augen, gewährte es mir, emotional zu sein und er ließ mich.
Es war eine große Sache für uns beide, für unser Leben.
Wieder eine Sache, die wir hinter uns lassen konnten. Eine überstandene Hürde.
Dann brach ein Schluchzen aus mir heraus, absolut unerwartet.
"Stevie?", hauchte er zärrlich, mit Besorgnis in der Stimme.
"Das heißt ich kann dich besuchen kommen?", sprach ich schließlich.
Ich würde mir all die anderen Worte aufheben, bis ich ihn in meinen Armen hielt.
"Ja. Sie lassen mich gehen. Ich habe es geschafft", sagte er simpel und würde ich ihn nicht so gut kennen, würde ich ihm nicht so sehr vertrauen, würde ich denken er machte Witze.
"Du hast es geschafft", wiederholte ich mit einer Stimme voller Emotionen, voller Liebe für ihn, die ich ihm nicht länger vorenthalten wollte. Ich wollte, dass sie wie eine Welle über uns herein brach.
"Wann kannst du hier sein, Steve?"
"Noch heute Abend", erwiderte ich, erhob mich ohne zu zögern, schrieb eine SMS an Tony um seinen Privatjet zu bestellen und packte eine Reisetasche.
"Gut", hörte ich ihn flüstern, er schien genauso ungeduldig zu sein wie ich.
Lachend wischte ich mir über das Gesicht.
"Wieso hast du das nicht schon am Anfang von unserem Telefonat gesagt, anstatt mich über mein belangloses Leben reden zu lassen", warf ich ihm amüsiert vor und warf einige Klamotten aufs Bett.
"Weil mich dein Leben interessiert."
Eine kurze Pause.
"Und weil ich Angst hatte. Nervös bin. All das."
Ich nickte, bis mir auffiel, dass er mich nicht sah.
"Rede mit mir, Buck."
Er atmete laut aus und ich hörte, wie er sich bewegte.
Vermutlich lag er auf seinem Bett, einen Arm unter dem Kopf und den Blick an die Decke gerichtet. So kannte ich ihn.
"Ich bin nicht mehr derselbe, wie in den 30ern. Und nicht mehr der Winter Soldier. Nicht mehr der, den du gefunden hast damals. Wir haben uns fast ein Jahr nicht gesehen. Ich habe einfach Angst, dass wir nicht klicken, wenn wir uns sehen, verstehst du?"
"Hast du Angst ich finde dich nicht mehr attraktiv?"
"Auch. Aber nicht nur körperlich."
"Ich verstehe", murmelte ich und klemmte mein Handy zwischen Schulter und Ohr, als ich meinen Kulturbeutel packte.
"Aber wir werden das schaffen. Schlimmer als von dir getrennt zu sein kann es nicht mehr für mich werden Bucky. Ich will einfach nur dich. Darf ich? Ist das okay? Darf ich zu dir kommen?", fragte ich aufgeregt und stützte mich mit einer Hand am Waschbecken ab, so stark pochte mein Herz.
"Hol mich ab Steve. Bring mich nach Hause", flüsterte er.
Erleichtert seufzte ich.
"Ich bin in ein paar Stunden da. Ich liebe dich Buck."
"Ich liebe dich. Beeil dich."
Dann wurde die Verbindung unterbrochen.
Es dauerte einen Moment, bis ich das Gesagte verarbeitet.
Wir hatten so viel zu besprechen.
Wir hatten die Möglichkeit etwas zu besprechen. Ich könnte ihn berühren. Ihn halten.
Gott, ich hatte es vermisst ihn zu küssen.
Die wenigen Tage bevor er nach Wakanda gebracht worden war, waren alles was wir gehabt hatten.
Ich war so verdammt nervös!
Die Klingel riss mich aus meinen Gedanken, ich schlüpfte in ein frisches T-Shirt, schnappte meine Tasche und huschte zur Tür, wo ein Fahrer von Tony wartete.
Ich stieg in die dunkle Limosine ein und bedankte mich mit einer Nachricht bei Stark.
Der Flug zog sich eine Ewigkeit, ich versuchte zu schlafen, ich versuchte zu lesen, ich trank ein Glas Wein, wurde davon so hibbelig, dass ich den Alkohol weg ließ, bis mir nur noch blieb an ihn zu denken.
Es war kaum auszuhalten, wie sehr ich mich freute.
Alles in mir kribbelte, war warm und zittrig und plötzlich hatte ich Angst mich vor König T'Challa zu blamieren, indem ich stolperte. Ich hätte eine diplomatische Person mitnehmen sollen, Tony oder Sam oder selbst Natasha wäre mir eine Hilfe.
Ich war kopflos los gerannt. Jetzt war es zu spät.
Ich konnte in der Luft nicht mal eine Nachricht schreiben, in der ich meine Panik kundtat.
Mit den Atemübungen, die Sam mir gezeigt hatte, versuchte ich mich zu beruhigen, bis die Ansage kam, die verkündete, dass wir in wenigen Minuten landen würden.
Ich schnallte mich an und knetete dann meine Hände, während ich aus dem Fenster sah und das öde Land betrachtete, hinter dessen Fassade sich ein ganzes Königreich befand.
Sicher würde mir Bucky eine Menge über die Technologien erzählen können, so wie er berichtet hatte, dass er von ihnen einen neuen Arm bekommen hatte.
Ich musste T'Challa und Suri unbedingt danken.
Als wir schließlich landeten fühlte ich mich, als würde ich gleich ohnmächtig werden.
Bucky PoV
"Dein Freund hat keine Sekunde verloren was?", hakte Suri in ihrer wahnsinnig ironischen Art nach, als wir alle auf der Landeplatte versammelt waren.
Selbst ich hatte mich gewundert, wie schnell er angekommen war, obwohl ich es kaum erwarten konnte ihn zu sehen. Und von ihm gesehen zu werden.
"Ich hoffe ihm fallen wenigstens deine Strähnchen auf", fuhr sie fort und grinste mich von der Seite an.
Ich hatte über all die Zeit ein gutes Verhältnis zu ihr aufgebaut. Sie nahm alles nicht so ernst. Sie tat mir gut.
Ich lachte peinlich berührt.
"Wehe du erzählst ihm davon!"
"Oh, wird da etwa jemand rot?"
Ich wollte etwas erwidern, doch da ging die Rampe des Jets auf und ich hielt die Luft an, als Steve in einer dunklen Jeans und einer schwarzen Lederjacke heraus trat.
"Er ist sogar ohne seine Freunde gekommen. Dafür war wohl keine Zeit", kommentierte Okoye.
Auch mit ihr, der Leibwache des Black Panther, hatte ich eine enge Bindung aufgebaut, sie war es die mir schließlich geholfen hatte über die Worte, die Hydra mir eingebrannt hatte, hinweg zu kommen.
Ich würde ewig in ihrer Schuld stehen.
Auch ihr konnte ich nicht antworten, als mein Blick Steve traf.
Steve, der mit gestrafften Schultern auf mich zu kam, dessen Blick mich verschlang, mir die Röte in die Wangen trieb.
Steve, der unglaublich gut aussah.
Wie es sich gehörte begrüßte er den Blank Panther, dankte ihm ausgiebig für den spontanen Empfang. Er begrüßte die Dora Milaje und Suri.
Dann blieb er vor mir stehen.
Meine Sicht verschwamm, ich konnte kaum atmen, als er lächelte.
"Hey", flüsterte er und klang genauso, wie ich mich fühlte.
"Hey."
Ohne weitere kostbare Zeit zu verschwenden zog er mich in seine Arme, vergrub das Gesicht in meiner Halsbeuge, seufzte an meine Haut.
Auch ich legte beide Arme fest um seinen breiten Rücken, drückte ihn näher, schloss genüsslich die Augen und vergaß alle anderen völlig.
Es gab nur ihn in meinen Armen, nur seinen Körper, seine Wärme und Gott, er war extra hergekommen. Für mich.
"Du bist hier", flüsterte ich ungläubig.
"Du hast angerufen", sagte er, als würde das alles erklären.
Widerwillig ließ ich mich etwas von ihm schieben, wurde dann rot, als er eine Hand an meine Wange legte und mich betrachtete.
"Verdammt, du siehst so gut aus Bucky", murmelte er, nahm meinen Anblick in sich auf.
Die langen Haare.
Der leichte Bart.
Vollere Wangen als beim letztes Mal. Ein neuer Vibraniumarm.
"Stevie", gab ich zurück.
"Oh Gott, ich hätte dir Blumen mitbringen müssen", plapperte er und runzelte die Stirn, als er sich selbst zurecht wies.
"Stevie."
"Tut mir leid, ich war so durcheinander, ich wollte einfach nur los...."
"Steven halt den Mund!", platzte es aus mir heraus und zog seinen verwunderten Blick auf mich.
Ich hörte Suri lachen.
Zaghaft lächelte ich.
"Du bist hier. Das ist alles was zählt. Und jetzt küss mich du....", ich brach ab und zog ihn wieder an mich.
Ich hielt es keine Sekunde länger aus seinem Mund beim Reden zuzusehen statt ihn zu spüren, auf meinem.
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor er in den Kuss mit einstieg.
Es war ein zärtlicher Kuss, unschuldig, schüchtern.
Weil alle um uns herum zusahen und wir das wussten. Aber ich wollte mir das nicht nehmen lassen.
Als er sich zurück lehnte fehlten mir die Worte.
"Willst du ihm nicht deine Hütte zeigen, James?", warf Suri ein und räusperte sich.
"Natürlich. Willst du meine Hütte sehen?"
"Unbedingt", flüsterte er.
Wir ließen einander los und ich hielt an mich, nicht sofort seine Hand zu umklammern, als würden sie ihn mir sofort weg nehmen.
Als er eine Hand an meinen Rücken legte spielten die Schmetterlinge in meinem Bauch verrückt.
Suri und Okoye liefen voraus, T'Challa neben Steve, um sich mit ihm zu unterhalten.
Als wir vor meiner Holzhütte standen, die etwas entfernt von dem großen Palast auf der Wiese stand, nickte der König uns zu.
"Ich lasse euch etwas zu Essen bringen, ihr habt sicher viel zu besprechen."
"Weiß nicht, ob die heute Nacht viel reden, großer Bruder....", murmelte Suri und ich warf ihr einen warnend Blick zu, der sie lachen ließ.
"Danke, wir wissen das zu schätzen", antwortete Steve, der den Kommentar einfach ignorierte.
Dann ließen sie uns allein.
Nervös drehte ich mich zu ihm, seine Hand auf meinem Rücken fuhr sanft auf und ab.
Ich legte eine Hand auf seine Brust während ich ihn ansah.
Sein Blick war intensiv und machte mich wahnsinnig.
"Hier hast du also gewohnt? Alleine?"
Ich nickte, der Kloß in meinem Hals ließ mich nicht sprechen.
"Zu nervös zum Reden?"
Ich nickte wieder und er lächelte sanft.
"Suri sagte ja, wir müssen nicht reden."
Ich lachte leise und schlug sanft gegen seine Brust.
Er umfasste die Hand und brachte sie an seine Lippen, küsste meinen Puls dort und ich schloss die Augen.
"Ich will reden", sagte ich heiser.
"Ich will dich", hörte ich ihn sagen und öffnete flatternd die Augen.
"Du hast mich."
"Endlich", stimmte er zu.
Meine Hand zitterte, als ich die Tür öffnete und eintrat, hörte, wie er mir folgte, die Tür schloss, sich umsah.
Es war wirklich nur ein Raum mit einem Bett, einem Tisch, einem Sessel und ein kleines Bad.
"Die Dusche ist ziemlich eng, gegessen habe ich mit den Doja Milaje oder hin und wieder bei Suri in ihrem Labor, die haben da echt cooles Zeug, ich hab gesehen, wie sie meinen Arm gemacht hat, dass war beeindruckend, ja und die Natur hier draußen hat mir gut getan, ich konnte mich nicht vor meinen Gedanken verstecken, so wie ich es mit dir getan habe, aber ja es war....", atemlos drehte ich mich herum und schlang die Arme um mich selbst, als er mich neugierig ansah.
"Es war einsam", fügte ich dann leise hinzu.
Ihn hier zu sehen war so fremd. Als würde ich ihn direkt in mein Kopf lassen, all die dunklen Gedanken, all die Gefühle, die ich hier in den letzten Monaten erlebt hatte, warf ich ihm vor die Füße.
"Das glaub ich dir", sagte er mitfühlend und stand einfach nur gelassen da, ohne etwas zu erwarten.
Meine Brust zog sich zusammen.
"Ich liebe dich", brachte ich hervor und streckte die Hände nach ihm aus, sofort war er da, in meinen Armen, an meiner Brust, hielt mich fest, lehnte die Stirn an meine.
"Ich liebe dich auch Barnes."
Er wehrte sich nicht, als ich eine Hand in seinen Nacken legte und ihn fest an meine Lippen zog, um all die Nächte wett zu machen, in denen ich alleine eingeschlafen war.
Beide seiner Hände umfassten mich.
"Willst du reden?", flüsterte er, als ich in seine Unterlippe biss und daran zog.
Schnell schüttelte ich den Kopf.
"Danach. Bitte Steve, danach. Ich brauche dich."
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