Damals war alles anders
Post Serum
Steve PoV
Gerade rückte ich die dunkelblaue Basecap auf meinem Kopf zurecht, als Bucky in den Flur kam, mit einer Sonnenbrille auf dem Kopf und einem unauffälligen Tshirt. Tarnung war das wichtigste bei undercover Missionen, vorallem für uns Avenger und für Bucky, dessen Image noch immer mehr schlecht als recht war.
"Hätte dich fast nicht erkannt", scherzte er und zog sich die Sneaker an, während ich trocken lachte und meine Jacke überzog.
"Nervös?", fragte ich fürsorglich, um seine Stimmungslage vor dem Einsatz zu checken. Er erhob sich, blieb vor mir stehen und schüttelte den Kopf bevor er vorsichtig eine Hand auf meine Taille legte. "Nein, aber du weißt wie schwer es mir fällt, dich nicht zu berühren. Die Angst macht mich wahnsinnig", gestand er und ich nickte verständnisvoll, bevor ich sanft seine Wange umfasste.
"Ich kenne das Gefühl Bucky. Es beruhigt dich, wenn wir uns berühren, genau wie mich. Aber das können wir nicht. Unsere Beziehung ist eben nicht wie die von Wanda und Vision, oder Bruce und Nat. Dafür lieben sie sich nicht so sehr, wie ich dich liebe. Ich hoffe, dass du das nie vergisst."
"Nie wieder", versprach er und küsste zärtlich meine Wange. "Tony wird gleich hier sein. Du bekommst später einen richtigen Kuss", merkte er dann an, ließ mich los und drehte mir den Rücken zu.
Ich wusste, dass es in den letzten Jahrzehnten Fortschritte im Gegensatz zu der Situation in den 30er gegeben hatte, aber es gab immernoch zu viel Hass, zu viel Aggression und wir standen zu sehr in der Öffentlichkeit, um das zu riskieren. Ich konnte unsere Beziehung und Buckys Sicherheit nicht riskieren. Deshalb versteckten wir uns, logen, täuschten. Es war nicht einfach, aber was war das schon.
Auf der Fahrt in die Innenstadt erklärte uns Tony, worauf es bei dieser Mission ankam.
"Diese Leute sind unauffällig und schmuggeln schon seit Jahren Waffen direkt vor den Augen der Regierung und der Polizei an öffentlichen Orten. Nun lassen sie uns die Überwachung übernehmen, zwei Supersoldaten zu haben zahlt sich aus", merkte er an und trat ein wenig mehr auf das Gas seines dunklen Audis, ein nicht sonderlich unauffälliges Auto, aber Tony ließ es sich nicht nehmen, wenigstens mit Stil anzureisen, wo wir es sowieso in einem Versteck in einer Gasse parken würden.
Wir stiegen aus dem Wagen, die Luft war drückend warm und ich sehnte mich nach frischer Landluft, wie die aus Wakanda, wo ich während Buckys Heilung viel Zeit verbracht hatte. Mein Blick glitt unweigerlich zu Besagtem, der seine schwarze Sonnenbrille aufsetzte und die Hände in die Hosentaschen gleiten ließ. Er sah hinreißend aus in der schwarzen Lederjacke, die er anlassen musste um seinen Metallarm zu verdecken, der dunklen Jeans und der Sonnenbrille. Er sah völlig gewöhnlich aus. Den Look mochte ich am liebsten an ihm.
"Hör auf mich so anzusehen", murmelte Bucky, als er an mir vorbei ging, um Tony aus der Gasse zu folgen. Verlegen zog ich die Kappe tiefer und folgte ihnen.
Er wusste, ich tat das nicht mit Absicht, aber es fiel mir schwer, ihn zu ignorieren. Was würde ich jetzt dafür geben, ihm über den Rücken zu streicheln?
Angesichts der Mission war es so oder so zu gewagt, unsere Beziehung preiszugeben, aber einen letzten Kuss in der Gasse stehlen, vor Tonys Augen, konnte nicht zu viel verlangt sein. Doch konnte ich weiterhin nur davon träumen.
Gelassen schlenderten wir den Time Square entlang, die Augen und Ohren offen für ungewöhnliche Gespräche und Gruppen oder Personen. Es dauerte eine Weile, bis wir eine Spur hatten. Zwei junge Männer, die in einer Nebenstraße tuschelten, dann tauschten sie Geld und ein Bündel, das verdächtig nach Drogen aussah und gingen wieder getrennte Wege.
Enttäuscht seufzte ich und schlug vor, dass wir uns in eins der Cafés setzten.
"Haben wir sie verpasst?", hörte ich Bucky an Tony gerichtet fragen, während er in seinem Expresso rührte. Doch der andere Mann schüttelte den Kopf. "Kann ich mir nicht vorstellen. Aber vielleicht ziehen sie ihre Geschäfte an einem ganz bestimmten Tag durch. Ich schreibe Fury eine Nachricht."
"Die andere Gruppe, Nat, Bruce, Peter, Clint und Wanda haben auch nichts gefunden. Wir sollten uns alle im Regierungsgebäude zusammensetzen und die Lage neu besprechen, bevor wir die Mission für heute beenden", erwiderte Tony dann kurze Zeit später, dann verschwand er, um unsere Rechnung zu begleichen.
Ich zuckte kaum merklich zusammen, als ich eine Hand auf meinem Knie spürte. "Entschuldige", hauchte Bucky, den Kopf von mir abgewandt und darauf bedacht, unauffällig zu bleiben. Mit rasendem Herzen legte ich die Hand auf seine und streichelte mit dem Daumen in kleinen Kreisen über seine Haut, froh, dass es ihm auch so ging wie mir. "Nicht mehr lange", versprach ich leise, "dann sind wir zuhause und ich werde dich küssen."
"Nur küssen?", forderte er mich mit heiserer Stimme heraus und ich verkniff mir ein Schmunzeln.
"Nur küssen. Vorerst."
"Verräts du mir, wo?"
Bevor ich antworten konnte sah ich, wie Tony aus dem Café kam und wir zogen beide die Hand zurück bevor wir aufstanden und zum Regierungsgebäude liefen, vor dem wir uns mit den anderen treffen wollten.
Die Gedanken an das, was ich mit Bucky machen wollte, sobald wir zurück waren beschäftigten mich, bis wir die anderen auf uns warten sahen. Doch bevor wir zu ihnen stoßen konnten spürte ich, wie eine Hand mein Handgelenk umfasste und mich ruckartig zum Stehen bleiben brachte. Noch bevor ich Buck fragen konnte, was los war, war ich seinem Blick gefolgt.
Ein dunkelhaariger Mann hatte den Arm um einen etwas kleineren asiatischen Mann gelegt, während sie an uns vorbei liefen, er küsste seinen Freund auf die Schläfe und sie lachten gemeinsam, als sie über ein Restaurant sprachen, dass sie bei ihrem nächsten Date unbedingt ausprobieren mussten.
Mir blieb der Atem weg. Versteht mich nicht falsch. Ich war schlicht überwältigt, ein gleichgeschlechtliches Paar in der Öffentlichkeit zu sehen. Schnell blickte ich mich nach Gefahren um doch es schien niemanden zu interessieren, geschweige denn zu stören. Sofort sah ich Bucky an, der ihnen noch immer mit zusammengepressten Lippen nach sah. Mein Handgelenk hatte er losgelassen.
"Was hat euch denn gestochen?", drang Nats Stimme zu mir durch, als wir noch immer mit verwunderten Gesichtern bei ihnen ankam. "Sagt mir nicht, ihr seid so altmodisch und homophob", bat mich Tony und verschränkte herausfordernd die Arme vor der Brust. Bevor ich antworten konnte entkam Bucky ein ungläubiges und verlegenes Lachen, als er seine Sonnenbrille absetzte.
"In den 30ern war alles noch ein bisschen anders, wie es scheint", erwiderte er, dann wandte er sich mir zu, legte eine Hand an meine Taille, deren Kuhle wie für seine Metallhand gemacht war, die andere hob die Kappe von meinem Kopf und dann spürte ich nur noch seine Lippen auf meinen.
Erschrocken holte ich Luft, die Angst wich nur langsam aus meinem tiefsten Inneren, dann ließ ich mich auf ihn ein, umfasste mit beiden Händen seine Lederjacke, zog ihn sehnsüchtig an mich und lächelte an seinen Mund, als mir eine Träne entkam.
"Gott, ich liebe dich", flüsterte ich ihm entgegen und es war mir egal, ob es jemand hörte, es war mir egal, was sie dachten. Ich sah wie seine Augen leuchteten. "Ich liebe dich auch, Rogers. Schon seit siebzig Jahren."
"Ach du scheiße", hörte ich neben uns und wandte den Kopf, bis ich Wanda ansah, die ihre Hand vor den Mund gehoben hat und deren Augen traurig glänzten.
"Ihr habt euch nie in der Öffentlichkeit berührt", stellte Banner wissenschaftlich fest und ihre Blicke zeigten Mitgefühl.
"Ihr seid jetzt in Sicherheit", versprach uns Tony, der uns beiden jeweils eine Hand auf die Schulter legte. "Jetzt ist alles anders."
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