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Der junge Wanderer in den alten Gemäuern

Der Beginn von Allem danach: 16.07.2021: Wir stolpern uns über den Weg. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es bei einem einmaligen Stolpern bleibt. Er dann so: "Ich würde dich schon gerne noch besser kennenlernen." Ich guck zurück als hätte ich nen Witz nicht verstanden. "...Lässt sich einrichten.", sage ich dann aber und will flirten, klinge aber so hot wie ein Eisblock. Tatsächlich klingt es ziemlich abweisend. Aber er lächelt herzerwärmend. Ich stufe ihn als: naiv, oberflächlich, partywütig und möchtegern-philosophisch ein, und zwar die "Skaterboi-der-aber-nicht-skatet"-Edition. Und hübsch halt. Einige Tage und Sprachmemos später nenne ich ihn aber "den Intellektuellen". Vielleicht war ich ja etwas naiv und oberflächlich gewesen. Nicht nur optisch-oberflächlich, auch inhaltlich-emotional an der Oberfläche gekratzt. Dann wurde es tiefgründiger. Und

Manchmal werden Dinge einfach ein bisschen viel, und das ein bisschen schnell.

02.08.2021: Ich lasse mir von einer Bekannten erst ein Nostril stechen, dann aus Freude über den geringen Schmerz gleich noch ein Septum. Ihre zwei Jungs turnen nebenbei auf der Couch herum, ihr Chihuahua leckt mir beruhigend das Knie ab und ich krall mich einfach nur am Stuhl fest und summe eine Melodie vor mich hin, damit ich den Knorpel von meiner Nasenscheidewand nicht brechen höre. Als sie fertig ist spring ich fröhlich auf. "Darf ich dich umarmen?" sie legt belustigt den Kopf schief und breitet die Arme aus. Ich freu mich. Und ab heute fühle ich mich cool. Also. Noch cooler als vorher.

03.08.2021: Ich bin Abends im Bad. Babs, meine Mitbewohnerin, klopft, ich schließe auf. Sie scheint eine gute Freundin dabei zu haben, zumindest hat diese Freundin Babs Schlafsachen an. "Stört es euch, wenn ich noch meine Piercings desinfiziere?", frage ich. "Nö. Stört es dich, wenn ich kurz aufs Klo gehe?", fragt die Fremde. "Nö.". Wir grinsen uns an. Sie pullert und wir plaudern. Dann putzen wir noch zu dritt Zähne, es ist vertraut und lustig. Als ich wieder in die Küche gehe erklärt mir Moritz, mein anderer Mitbewohner, dass das irgendeine Barkeeperin ist, die Babs da abgeschleppt hat. Ziemlich beeindruckend. Ich mag sie aber, hoffentlich kommt sie nochmal wieder. Sie heißt Ida. Hoffentlich kommt Ida wida.

04.08.2021: Ich kaufe mit meinem Dad einen weißen Lieferwagen, den wir als Van ausbauen wollen. Wir reden und träumen und freuen uns wie Grundschulkinder, denn wir wollen damit nach Schweden fahren.

05.08.2021: Ich treffe mich heute mit dem Intelektuellen. Dafür sitze ich noch in der S-bahn und höre klassische Musik und lese das Kommunistische Manifest und habe meinem Mitbewohner den coolen Zipper-Pulli geklaut und meine Haare sind nice heute - und ich habe trotzdem zwischendurch krachende Geistesblitze und Gehirndonner, dass ich das absolut hässlichste und unliebenswürdigste Wesen auf der Welt bin. Ich bin böse nervös. Doch dann komme ich an unserem Treffpunkt an, atme durch, puste alles aus, und das Gewitter verschwindet.

Er kommt zu spät. Später als das akademische Viertel. Vielleicht ja doch nicht intellektuell. Als er dann ankommt lächelt er blöde und ich lächel auch noch zurück. Dann machen wir uns auf den Weg. Sein Style ist auf Kunststudenten-basis, und ziemlich gut, und gar nicht mehr so der Shein-Skaterboi vom letzten mal. Und sein Fahrrad ist sehr alt und klapprig, dass ich mich kaum traue hinter ihm zu fahren, aus Angst, dass gleich ein Teil davon in meine Speichen oder mein Gesicht fliegt. "Dein Fahrrad ist das schlimmste und schönste das ich je gesehen habe.", sag ich und er lacht ein bisschen. Ich lache nicht. "Das fällt gleich auseinander.", sage ich ernst. "Schrödingers Fahrrad.", meint er und zieht Schultern und Augenbrauen hoch. Ich nicke als hätte ich den Witz verstanden, derweile durchblicke ich das mit der Katze noch nicht einmal ganz.

Achja. Und ich könnte jetzt noch ewig darüber schreiben, wie gruselig vorzeigbar-perfekt die Wohung von ihm und seiner Mutter ist, wie seine Hände zittern wenn er sich schnell die nächste Kippe drehen muss, ja, wie scheiße viel er raucht und wie schlimm das ist, aber auch wie schön er aussieht, als wir zum alten Industriekomplex radeln. Mache ich aber nicht. Ich könnte auch erzählen, wie wir über den Zaun geklettert sind und Fotos gemacht haben von uns, wie wir durch dunkle Hallen gestolpert sind und uns gegenseitig Angst gemacht haben mit Gruselgeschichten, wie wir einen gefliesten Tunnel mit engelsgleichem Echo gefunden haben und erst zusammen im Kloster-Choräle-Style drinne rumgeschrien haben, und er dann "Hallelujah" gesungen und mich damit zum Schweigen und Zuhören gebracht hat. Und dann vielleicht noch, wie wir im höchsten Gebäude saßen und über alles blickten und redeten und dann Musik anmachten und herumtanzten und uns für kurze Zeit vielleicht wirklich frei gefühlt haben. Über all das könnte ich schreiben. Mache ich aber nicht. Hab ich gar nicht gemacht. Kein bisschen.

Als wir wieder nach Hause wollen hat mir irgendein Ingo mein Hinterrad zerstochen. Schrödingers Fahrrad hingegen ist unberührt. Wahrscheinlich dachte der Ingo, dass dieses Fahrrad ja eh schon verloren ist. Ich kämpfe mich platt und klappernd nach Hause. Also, zu ihm. Ich sage immer viel zu schnell zuhause. Auf dem Heimweg ist die goldene Stunde des Sonnenuntergangs, der Intelektuelle und ich reden und lachen und andere glückliche Menschen fahren auch nach Hause und lächeln uns lieb beim Überholen an und es ist wunderschön am Kanal und im Wald am Rande der Stadt. Und ich komme kaum vorwärts und klappere jetzt noch mehr als das Schrödi-Schrottrad und frage mich, wieviel Langweile und Groll so ein Ingo angestaut haben muss, dass er über seinen 2cm Rasen mitm Fernglas erspäht welche Jugendlichen vielleicht gerade auf eigene Gefahr in alten Industriehallen Lebensfreude verspüren. Nur um dann die Küchenschere oder den Brieföffner von seiner Gabi zu klauen und sich ein bisschen rebellisch und rachevoll zu fühlen und Reifen zu zerstechen.

Als wir endlich! Zuhause ankommen bringen wir mein Fahrrad in den Keller, ich werde es erst später wieder mitnehmen. Wir lassen uns auf die Couch fallen, zeigen uns gegenseitig Musikvideos, essen Spaghetti, reden, sind uns ein bisschen nah und er liest mir zum Einschlafen was vor. Ich bin zumindest glücklich. Er vielleicht ja auch. Immerhin meint er am nächsten Morgen, dass es schön war. Und er hat mir sein Lieblingsbuch ausgeliehen, das, aus dem er mir vorgelesen hat. Bedeutet das was?

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