Kapitel 39 ~ Erleuchtende Anprobe
Unsicher, was ich tun sollte, stand ich vor dem großen Spiegel der kleinen Kabine des Second-Hand-Geschäfts. Er erinnerte mich an einen, der aus Hollywood stammen könnte. Viele runde Glühbirnen umrandeten die reflektierende Fläche und erleuchtete den kleinen Raum mitsamt des Kleides, dass ich trug. Ich stellte mir vor, wie viele berühmte Schauspieler, Sänger und Tänzer sich bereits in so einen wie diesen betrachtet hatten, bevor sie ihren Untergang antraten. Wohl eher ihren Erfolg ...
Prompt hatte ich das Gefühl, dem nicht gewachsen zu sein. Ich war noch lange nicht an dem Punkt, an dem ich mich in solch einem Spiegel betrachten durfte. Meine Fähigkeiten einer Tänzerin reichten noch lange nicht dazu aus, um im Rampenlicht zu stehen. Es war noch ein weiter Weg, den ich bestreiten musste und den ich unbedingt wieder finden musste. Immer mehr beschlich mich das Gefühl, dass ich von ihm abgekommen war. Meine Vorsätze am Anfang dieses Schuljahres waren innerhalb weniger Wochen vergessen. Zuerst nahm ich alles als eine kleine Herausforderung hin, doch brachten diese mich in meinem Traum um keinen Schritt weiter.
Das Cheerleading, die Jungs, Christian ...
Ich musste mich selbst wieder finden. Mich an das erinnern, was eigentlich mein Ziel war.
»Hey, Lyni! Zeig dich doch endlich!«, unterbrach die quengelnde Stimme meiner besten Freundin meine Gedankengänge.
Ich betrachtete mein Spiegelbild. Das bordeauxrote Kleid, das ich trug, war wirklich schön. Im fünfziger Stil bauschte sich der Rock um meine Oberschenkel. Leicht umspielte es meine Knie. In der Taille wurde es schmaler, ehe die Träger meine Oberarme umschmeichelten und eine Menge meiner Schultern präsentierten. Ich konnte sehen, wie sich bei jedem meiner Atemzüge meine Schlüsselbeine hoben und senkten. Darin lag das Problem. Meine linke Schulter lag völlig frei. Das Kleid entblößte nicht nur meine Haut, sondern auch meine geschundene Seele und meine tiefsten Alpträume.
Es wäre perfekt für den Anlass, nur nicht für mich. Dann könnte ich gleich mit einem Schild um meinen Hals herum laufen, auf dem »Ich bitte um eine Tüte Mitleid« stehen würde. Wieso hatte ich mich überreden lassen, dieses blöde Ding überhaupt anzuziehen?
»Lyn, komm schon!«, stieg jetzt auch Jona in das Gequengel von Mila ein.
Ich konnte es ihnen nicht zeigen. Wenn sie wüssten, was ich seit langem vor ihnen verbarg, würden sie mich mit anderen Augen sehen und das wollte ich nicht. Ich war kein verdammtes, leicht zerbrechliches Gefäß. So wollte ich nicht behandelt werden. Jedoch würden sie genau das tun, wenn sie es sehen würden, wenn sie anfangen würden zu begreifen ...
Mit einem Blick in meinen eigenen eiskalten blauen Augen, entschied ich mich schnellstmöglich umzuziehen. Das Quengeln der beiden eigentlich fast erwachsenen Menschen hinter dem Vorhang ignorierte ich dabei gekonnt.
Das zweite Kleid war das Rockabilly-Kleid, schlechthin. Es fiel in einem festen schwarzen Stoff mit weißen Punkten weich über meine Hüfte. Das schwarze Petticoat, was ich darunter gezogen hatte, bauschte alles noch viel mehr auf. Wie beim ersten reichte der Saum bis zu meinen Knien. Die obere Partie war erleichternd höher geschnitten. Der herzförmige Ausschnitt schmeichelte zwar mein Dekolletee weniger, doch verdeckten die breiten Träger geradezu genug Haut, um meine Entscheidung zu erleichtern. Leider passte es nicht genauso gut, wie das erste, doch konnte ich das mit dem dazugehörigen roten Gürtel kaschieren. Zusammen mit dem roten Saum an dem Ausschnitt und am Ende des großen Rockes brachte er kleine verspielte Details in das Outfit. Also schnallte ich ihn um meine Taille. Ohne mich noch einmal anzusehen, öffnete ich den Vorhang und trat hinaus auf den Laufsteg.
Zumindest fühlte es sich so an, als würde ich einen betreten. Schließlich warteten Jona und Mila auf der gegenüberstehenden Couch ganz gespannt auf meinen Auftritt.
»Und ich dachte immer, du brauchst beim Duschen lange«, erntete ich von Jona den ersten Kommentar. An seinem scheinheiligen Grinsen konnte ich erkennen, dass er es sich kaum verkneifen konnte.
Mit wenigen Schritten stand ich vor meinen Freunden. Langsam beugte ich mich zu dem Silberkopf herunter und meinte leise: »Ich lege eben Wert darauf, dass alles sitzt, wenn ich mich in die Öffentlichkeit begebe.« Dann zupfte ich Jonas Ärmel am Oberarm zurecht, der nach oben geschlagen war. Das musste passiert sein, als er die für ihn zu enge Lederjacke anprobiert hatte.
Langsam richtete ich mich wieder auf. Ein siegessicheres Grinsen schmückte meine Lippen.
In Jonas Kopf ratterte es. Das konnte ich an seinen gequälten Gesichtsausdruck erkennen. Verzweifelt suchte er in seinem Kopf nach einem Konter, dass sich nicht auffinden ließ. Das passierte ihm in letzter Zeit öfter, nebenbei bemerkt war dann auch Talisa häufig in der Nähe. Sie schwirrte wirklich zu oft um uns herum, doch schien es Jona kein bisschen zu stören. Ich musste mich an diese Tatsache noch gewöhnen.
Jedenfalls vergaß mein bester Freund mir gegenüber all seine Gemeinheiten, die ich schon fasst vermisste. Er wollte einen guten Eindruck bei ihr hinterlassen und vielleicht versuchte er sogar Christoph Konkurrenz zu machen. Ich würde mich für ihn freuen, wenn all seine Bemühungen nicht umsonst wären.
»Warum meinst du, ist Lyn immer die letzte in der Sporthalle?«, mischte sich nun auch Mila ein und erntete von mir einen warnenden Blick. Sie sah zu Jona herüber, dann konnten sie sich nicht mehr halten. Beide prusteten sie los. Es kam selten vor, dass der Wirbelwind sich in unsere Plänkelein einmischte.
Es gab einen einfachen Grund, warum ich mich gerne beim Sport verspätet. Letztendlich wollte ich den Mädchen in meiner Kabine vor dem Anblick schützen, der sich unter meinem T-Shirt verbarg. Das konnte der Wirbelwind jedoch nicht wissen, weshalb ich mich gespielt, beleidigt, mit verschränkten Armen gerade vor ihnen hinstellte.
»Als hättet ihr keine Fehler«, maulte ich. Es war kein Konter, denn kontern konnte ich in diesem Augenblick nicht. Dafür saß ihre Aussage viel zu tief. Ich wusste auch nichts zu sagen, ohne dass eine Lüge meine Lippen verlassen würde.
Sie hörten auf zu lachen. Stumm musterten sie beide mich und verzogen ihre Lippen synchron zu einem ehrlichen Lächeln. Mittlerweile stand ich mit in den Hüften gestemmten Händen vor ihnen. Ich kam mir vor, wie eine Mutter, die streng auf ihre beiden Kinder herabblickte.
»Das Kleid steht dir wirklich gut.« Der Wirbelwind, war die Erste, die mich von Kopf bis Fuß mussterte.
Sofort vergaß ich ihre Worte, die mich getroffen hatten. Mein Herz erwärmte sich und meine Lippen verzogen sich ebenso zu einem ehrlichen Lächeln. Jona, der lässig gegen die Rückenlehne des alten Polsters lehnte, stimmte ihr mit einem Nicken zu. Komplimente machte er nur, wenn niemand anderes sie bereits aussprach. So kam es eher selten vor, dass ich sowas von ihm zu hören bekam.
»Danke.«
»Was ist mit dem anderen?«, stellte Mila die Frage, die ich eigentlich umgehen wollte.
Diese konnte ich wohl kaum ohne eine Lüge umgehen. »Es passte mir nicht«, erstaunlich leicht rollte sie von meinen Lippen. Es erschreckte mich vor mir selbst.
»Schade. In dem hätte ich dich auch zu gerne einmal gesehen.«
Und ich mich erst auf dem Geburtstag ...
»Wer frisiert dich eigentlich? Schließlich brauchst du ja noch diese typische fünfziger Jahre Tolle. Allein mit deinem Hang zur Katastrophe auf deinen Kopf, wirst du sie mit Sicherheit Hilfe brauchen«, erklärte Mila und setzte sich ganz gerade auf die alte Couch. Erwartungsvoll sah sie mich an. Natürlich wusste ich sofort, auf was sie hinaus wollte.
»Niemand, aber ich glaube, das wird sich in diesem Augenblick ganz schnell ändern«, teilte ich meine Vermutung mit ihr. Das Lächeln auf meinen Lippen konnte ich mir kaum dabei verkneifen.
»Richtig, nächsten Samstag um neun. Und wehe, du bist dann noch nicht raus aus den Federn!«, tadelte sie. Wie eine alte Greisin wedelte sie mahnend mit dem Finger herum.
»Der Geburtstag ist erst den Samstag darauf«, warf ich amüsiert über ihre Begeisterung ein.
»Dann eben an diesem Samstag.« Lässig lehnte sie sich wieder zurück. Mit dem einen Bein überschlug sie das andere. Ihre Arme kreuzten sich über ihrer Brust.
»Na gut, meine Kaufentscheidung habe ich dann wohl getroffen. Jetzt bist du dran, Mi!« Schnell verschwand ich wieder in die Umkleide. Lange hielt ich mich beim Umziehen diesmal nicht auf. In Jeans und T-Shirt trat ich wieder aus der Kabine. In den Händen das Kleid, das ich nachher kaufen würde.
Mila konnte es kaum abwarten. Sie stürzte in die Kabine, während ich mich neben Jona fallen ließ. Das Kleid warf ich über das altroserne Polster. Dann lehnte ich mich weit zurück. Ein wenig Entspannung sollte mir gut tun.
»Wie geht es dir eigentlich?«, fragte ich meinen besten Freund, mit dem ich in dieser Woche noch kein Wort alleine sprechen konnte. Unauffällig versuchte ich zu ihm herüber zu schmulen, um seine Reaktion abschätzen zu können.
»Gut, wie soll es mir schon anders gehen?« Lässig blickte er mich durch seine Brille an. Den Arm platzierte er über die Lehne der alten Couch und legte sein Knöchel auf das andere Bein ab.
»Ich meine, wegen Talisa.« Wenn er den ersten Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstand, musste eben der zweite ihn erschlagen.
Schlagartig entgleisten ihm seine Gesichtszüge. Die fröhliche Fassade bröckelte und eine eisige Stille legte sich über uns.
»Ich hatte doch glatt vergessen, wie gut du die Stimmung killen kannst.« Ein raues Lachen entwich seiner Kehle, ehe er sich nach vorne beugte und seine Ellenbogen auf die Knie ablegte.
»Wer killt die Stimmung?«, fragte Mila, die mit Schwung den bunten Vorhang aufriss.
An den Rahmen gelehnt präsentierte sie uns das erste Kleid von wahrscheinlich fünfzig. Es war ein oranges Mehrjungfrauen Kleid mit hochgeschlossenem Kragen, welches ihre eh schon kleine Erscheinung nicht unbedingt schmeichelte.
»Was sagt ihr zu dem?« Sie selbst wirkte sehr skeptisch.
Gleichzeitig schüttelten Jona und ich den Kopf. Damit verschwand unsere beste Freundin wieder hinter dem Patchworkvorhang. Mila hatte zum Glück schnell vergessen, was Jona gesagt hatte. Erleichtert atmete der Silberkopf neben mir auf.
»Sie weiß nichts davon?« Schlussfolgerte ich aus seiner Reaktion.
»Doch schon, aber sie weiß nicht, dass es mich so sehr mitnimmt. Sie ist in letzter Zeit so glücklich und unbeschwert, das möchte ich nicht kaputtmachen.«
»Sie ist deine älteste Freundin«, warf ich leise ein. Ich fühlte mich ein wenig schlecht, dass ich vor Mila wusste, dass die momentane Situation für ihn nicht einfach war.
»Deshalb ja. Ich weiß, wie sie reagieren würde. Sie würde versuchen es mir recht zu machen und unbemerkt ihre eigene Beziehung aufs Spiel setzen. Das ist das letzte was ich möchte, verstehst du?« Mit haselnussbraunen Augen blickte er in die meinen. Etwas wie Angst schimmerte in ihnen auf. Er wollte das zwischen Mila und Kayden auf keinen Fall gefährden.
»Ich verstehe«, antwortete ich leise und bestärkte meine Aussage mit einem Kopfnicken.
»Was tuschelt ihr eigentlich, die ganze Zeit so leise ohne mich?« Mila stand in einem anderen langen bodenlangen Kleid vor uns. Sie hatte Mühe, nicht über den Saum zu stolpern, als sie wenige Schritte auf uns zu machte.
Diesmal stand sie in einem schulterfreien Prinzessinnenkleid vor uns. In rosa Pracht glänzte und glitzerte es. Schleifen, wo man nur hinsah und kleine Strasssteine, die kleine Wirbelmuster auf dem Korsett zeichneten. Wie war sie nur alleine in diesem Kleid hineingekommen? Ich hatte mich vorhin schon ganz alleine mit dem Reißverschluss im Rücken abgequält, doch ein Korsett zu binden ist etwas ganz anderes.
»Ach, wir reden nur darüber, wie toll Lyn doch unseren Rotschopf findet«, lenkte Jona von sich ab. Sowohl Mila als auch mir tischte er gerade eine gewaltige Lüge auf. Fassungslos starrte ich ihn neben mir an.
»Lüge, Lyn steht gar nicht auf den Redhead.« Skeptisch hob sie eine Augenbraue. »Das hätte ich schon längst bemerkt. Bei dir war es schließlich auch nicht schwer. Du solltest dich mal an Talisa ran halten. So nah wie in den letzten Tagen bekommst du sie sicher nie wieder zu Gesicht.«
Zum zweiten Mal entgleisten Jonas Gesichtszüge, die mich beinahe zum Lachen gebracht hätten. Ich schlug eine Hand vor meinem Mund, um nicht laut loszuprusten. Mila hatte den Nagel einfach auf den Kopf getroffen. Auch wenn es oft nicht so wirkte, kannte sie uns beide besser, als irgendjemand sonst.
»Außerdem ist es ja wohl offensichtlich, dass sie Christian mag.«
Beinahe verreckte ich an dem mir im Halse steckengebliebenes Lachen. Schulterzuckend verschwand der Wirbelwind wieder hinter dem Vorhang und ließ mich und Jona völlig sprachlos zurück. Das hatte sie nicht wirklich gesagt ...
Ich mochte Christian nicht. Niemals. Wir verstanden uns, wie es manchmal für zwei Menschen üblich war, doch mehr war da ganz sicher nicht. Er mochte zwar irgendwie anders als die anderen Jungs sein, doch beeindruckte mich das absolut nicht. Wie kam Mila nur auf diese absurde Idee?
»Oh Gott, Christoph«, stöhnte Jona neben mir auf.
»Hm?«
Langsam drehte sich der Silberkopf wieder zu mir. »Ich hatte gar nicht darüber nachgedacht, dass es ihm genauso gehen könnte, wie mir. Ich dachte immer, er hätte eine gute Chance bei dir, da es so wirkte, dass ihr euch gut versteht. Dabei muss er sich selbst mitanhören, dass du Christian das Tanzen beibringst und ihr euch beide in den Pausen auch noch fast ununterbrochen unterhaltet.«
»Ununterbrochen ganz sicher nicht ...«, warf ich ein.
»Mal ungeachtet, ob da etwas zwischen dir und Christian ist, muss es dem Jungen doch ziemlich an die Nieren gehen. Ihr macht es beide ja nicht einmal mit Absicht. Christian weiß ganz sicher nichts davon. Und du, du hast sowieso nicht vor dich an jemanden zu binden und wirst wahrscheinlich auch keinen von beiden an dich heranlassen.«
Wenigstens einer, der mich endlich verstanden hatte und meine Meinung akzeptierte. »Meinst du nicht, dass Christoph ihm das erzählen würde?«, fragte ich Jona, um ihn das schlechte Gewissen zu nehmen.
»Nein. Sie mögen sich zwar alles sagen, doch hält Christoph sich stark zurück, wenn es um Dinge geht, die Christian erreichen möchte. Er möchte ihn keinesfalls Steine in den Weg legen. Ich kenne Christian selbst kaum, doch was ich über ihn sagen kann, ist, dass er keinesfalls egoistisch ist. Er stellt seine Bedürfnisse und Wünsche zurück, sobald er merkt, dass es jemanden nicht gut geht. Wahrscheinlich denkt Harris, dass ihr beide ...«
Ein schlechtes Gefühl beschlich mich, während ein unheimliches Kribbeln von meiner Magengegend sich in meinem ganzen Körper verbreitete. Es fühlte sich so an, als würden Ameisen durch meine Kanäle spazieren. Christian war ein durch und durch guter Mensch, das wurde mir in diesem Augenblick noch mehr bewusst. Sogar Jona war davon voll überzeugt.
Ich dachte an Christoph und prompt bildete sich ein Kloß in meinem Hals, den ich nicht herunterschlucken konnte. Er mochte mich und ich doofe Kuh ignorierte diese Tatsache, anstatt mit ihm Klartext zu sprechen. Er war ein wirklich toller Kerl, nur leider war ich die Falsche für ihn. An mir würde er sich die Zähne ausbeißen. Egal, wie sehr er sich um mich bemühen mochte.
»Ich sollte wohl besser mit ihm reden«, meinte ich kleinlaut.
»Es wäre eventuell das Beste, richtig«, stimmte mir Jona zu.
»Ich verstehe nicht so ganz, warum Lyn mit ihm sprechen soll. Schließlich hat er ihr gegenüber noch nie Anstalten gemacht, ihr etwas in dieser Richtung überhaupt zu sagen«, mischte sich der Wirbelwind wieder ein und kämpfte mit dem Vorhang, der sich auf der Stange nicht bewegen wollte. »Wir können nicht einfach davon ausgehen, dass es so ist, wie du behauptest, Jona. Vielleicht ist alles auch ganz anders, wie wir denken. Am Ende würde es nur unangenehm für beide werden. Wie zwischen euch.«
»Du hast ihr davon erzählt?!«, entfuhr es mich erschrocken.
»Ja hat er. Diese Situation war schon unangenehm, oder?« Langsam trat sie auf uns zu.
»Mila!«, beschwerte sich Jona.
Diese drehte sich nur im Kreis und präsentierte uns das dritte Kleid für das wir nur wenig übrig hatten.
»Mit wem gehst du eigentlich auf den Ball? Kayden ist in unserem Jahrgang.« Zum ersten Mal schwirrte mir diese Frage in meinem Kopf herum.
»Wir haben mindestens zwei in unserer Freundesgruppe und egal für wen du dich entscheidest, wird mindestens einer übrig bleiben.«
»Ich werde mit niemandem zu dem bescheuert Ball gehen«, knurrte ich. Wie oft sollte ich noch damit konfrontiert werden?
»Wie findet dein Freund das?«, warf Jona ein und konnte sich ein kleines schelmisches Grinsen nicht verkneifen.
Mila erwiderte darauf nichts. Stattdessen wurde ihr Kopf rot wie eine Tomate, den sie versuchte hinter der den Vorhang der Kabine zu verstecken. Bisher hatte noch keiner von uns Kayden so in Milas Nähe bezeichnet. Es gab auch noch keinen Grund dazu. Sie hatte uns noch immer nicht offiziell bestätigt, dass sie endlich zusammen waren.
»Mila hat recht. Ich sollte warten, bis Christoph auf mich zukommt. Woher soll ich mir denn wirklich sicher sein, dass es so ist, wie du behauptest?«, führte ich unser Gespräch fort.
Ich war keineswegs feige Christoph deswegen anzusprechen, doch wollte ich uns nicht in eine unangenehme Situation bringen. Es könnte sehr gut sein, dass er es nicht so gut auffassen würde, wie Jona. Dann wäre es auch für alle anderen äußerst unangenehm.
»Wie sind wir eigentlich jetzt auf mich gekommen? Ich wollte doch eigentlich wissen, wie es dir mit der Situation geht, dass Talisa häufiger bei uns ist.« Schnell wollte ich das Thema wechseln. Ich hasste es, im Mittelpunkt zu stehen.
»Es ist okay. Irgendwie scheint sie sich für mich zu interessieren. Ich weiß selbst noch nicht, was ich von der ganzen Sache halten soll ...«
Mit einem Ruck sprang der Vorhang schon wieder auf. »Schon einmal überlegt, dass sie versucht über Christoph an dich heranzukommen?«
Mein Blick klebte von der eine auf die andere Sekunde an Milas Körper.
»Wer es glaubt«, entfuhr es dem Silberkopf bitter.
»Wow«, mehr brachte ich gar nicht heraus, so geflasht war ich von dem Kleid, das der kleine Wirbelwind trug.
In einem bronzefarbenen seidenartigen Stoff posierte sie vor uns. Es wirkte dicker und steifer, als das Kleid, in das ich mich verliebt hatte. Ein weiter gerade Ausschnitt mit dünnen Trägern schmeichelte ihr vollen Brüste. Die schmale Taille betonte ihre frauliche Figur und der weit ausgestellte Rock kaschierte ihre kurzen kräftigen Beine.
»Es hat Taschen!« Begeistert demonstrierte sie ihre Entdeckung und drehte sich einmal im Kreis.
Die Farbe des Kleides stand ihrer blassen Haut und den rostbraunen Haaren. Durch dieses wirkten ihre Sommersprossen im Gesicht, wie kleine funkelnde Sterne. Zum ersten Mal ließen diese sie nicht, wie ein kleines Mädchen aussehen. Sie wirkte älter. Erwachsener.
Mit einem Stups gab ich Jona zu verstehen, dass er auch etwas dazu sagen sollte.
»Es steht dir«, meinte dieser und nickte zustimmend.
Freudig sprang Mila auf und ab, stürmte dann auf uns zu und ließ sich in unsere Arme fallen. Zusammen fingen Jona und ich sie auf, ehe sie von der Couch rutschen konnte.
Das war einer der Momente, die ich in unserer Freundschaft wohl nie vergessen würde.
Milas erstes Ballkleid.
So ganz zufrieden bin ich mit diesem Kapitel nicht, doch wüsste ich auch nicht, was ich ändern sollte. Vielleicht kommt mir zu einem späteren Zeitpunkt die Erleuchtung. :)
Gibt es Vermutungen, was Lyn vor ihren Freunden verbirgt?
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