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Kapitel 27 ~ Gefühlschaos

Gott, Lyn! Was hast du dir da nur wieder eingebrockt? Eine Wette? Ernsthaft? Du hast dich selbst noch nie zu einer Wette mit Jona und Mila hinreißen lassen, also warum gerade von Christian? Ihr habt gerade einmal ein paar Worte miteinander gewechselt und dabei kam DAS raus?

Damit wären dann wohl zwei meiner guten Vorsätze hinfällig. Ich hatte es nicht einmal zwei Wochen geschafft sie aufrechtzuerhalten. Keine Ablenkung, keine Ja oder Nein Fragen und keine Aufmerksamkeit erregen. Wie sollte ich die nur wieder aufgreifen können?

Mit gemischten Gefühlen beobachtete ich wieder meine Freundin, die wie ein Wirbelwind über die Terrasse sauste. Ich war sauer, dass ich es nicht einmal zwei Wochen lang schaffte, mich an meine guten Vorsätze zu halten, andererseits spürte ich ein wenig Freude, die mir dazwischen funkte. Woher auch immer die kam, sie entsprach nicht meines eigentlichen Gemütszustandes. Die Verwirrtheit dieser seltsamen Erinnerung setzte sich dann auch noch an den Tisch zu ihnen und verdoppelte den Einsatz des begonnen Pokerspiels, bis die Sorge sie alle platt machte und die Einsätze für sich einheimste. Dies geschah im selben Moment, wie ich das panische Gesicht von Teresa erblickt hatte, die mich zu sich winkte.

»Ich bin kurz auf der Toilette, falls jemand fragt«, erklärte ich Christian, um abzusichern, dass mich niemand suchen würde.

Ich wartete nicht einmal mehr auf seine Antwort, sondern lief schnellen Schrittes zu Teresa, die mich an der Terrassentür des Hauses erwartete. Bei ihr angekommen konnte sie es nicht mehr an sich halten und sprudelt geradezu los wie ein Wasserfall. Zuerst musste ich sie stoppen und sie darum bitten doch langsamer zu sprechen, damit ich auch alles verstand. Dabei führte sie mich ins Haus.

»Nancy wollte nicht das ich dich hole, doch wusste ich nicht mehr was ich tun sollte«, erklärte sie mit verzweifelter Stimme.  »Sie weint ununterbrochen, übergibt sich andauernd und zittert am ganzen Körper. Ich habe versucht sie zu beruhigen, doch möchte sie sich nicht helfen lassen. Sie hat mich sogar angeschrien, als ich meinte, dass ich dich holen würde.«

Zusammen an der Tür angekommen öffnete ich sie langsam, da ich selbst nach Teresas Schilderung mir nicht vorstellen konnte, was mich dort hinter erwarten würde. »Warte hier draußen, ich sehe nach ihr«, wies ich sie an. Gleich darauf schob ich mich durch den schmalen Spalt der Tür, um den Anblick, der sich dort drinnen ergeben könnte, vor Fremden abzuschirmen.

Sofort schloss ich die Tür wieder hinter mir, nachdem ich komplett eingetreten war. Das Bild, das sich dann vor meinen Augen ergab, hätte ich mir nie ausmalen wollen. Meine kleine Schwester hing völlig ausgelaugt mit dem Kopf auf der Klobrille der Toilette. Tränen rannen über ihr Gesicht, dass ich kaum wieder erkannte. So überzogen mit schwarzen Striemen und roter Farbe, hätte ich sie nie erkannt. Ihre dunklen Haare klebten in ihrem Gesicht und kräuselten sich wieder zurück in ihre alte Form. Wäre sie nicht in diesem Zustand, hätte sie wohl darüber geflucht.

Langsam näherte ich mich ihr, als würde ich mich einem Kaninchen näher ohne es aufschrecken zu wollen. Ein kleines Wimmern entfloh ihrer Kehle. Vorsichtig ließ ich mich neben sie nieder. Ihr Anblick zerriss mir das Herz. Die Sorge um sie war kaum noch im Zaun zu halten, weshalb ich auch den Mut aufbrachte und mit meinen Fingern ihr federleicht die sich kräuselnden Strähnen aus dem Gesicht strich.

Plötzlich schlug sie ihre Augenlider auf und ein dunkelbraunes Augenpaar fixierte mich. Blitzschnell schoss sie von der Toilette hoch. »Was machst du hi ... «

Zum ersten Mal in meinem Beisein schlug sie die Hände vor ihrem Mund zusammen, ehe sie sich über die Toilette beugte und erbrach. Wohl eher versuchte sie es, denn es kam nichts außer ein grauenhaftes Würgen, das lediglich gelbe Magensäure aus ihrem Körper pumpt. Ich reagierte sofort und hielt ihre Haare hinter ihren Rücken zurück. Krampfhaft klammerte sie sich an die Toilettenschüssel und stöhnte vor Schmerzen.

»Du hast etwas von dem Alkohol getrunken, richtig?«, fragte ich sie. Dabei wusste ich genau, dass es nicht einmal ansatzweise bei dem etwas geblieben sein konnte.

»Könntest du einmal nur meine Schwester sein?«, quälte sich Nancy zwischen weiteres würgen und husten hervor. »Ich brauche keine Mutter.«

»Kate ist deine Mutter«, erwiderte ich sanft und Strich ihr durchs dunkle Haar. »Außerdem unterscheiden sich Schwestern nicht viel von Müttern. Wir verfolgen alle dasselbe Ziel.«

»Dasch wäre?« Mit den Armen stützte sie sich von der Toilette ab. Nach der klaren Sekunde in ihrem Kopf, dass ihr durch das Erbrechen vergönnt wurde, schwand ihre klare Aussprache mitsamt ihres Denkvermögens, wie ich vermutete. Ich half ihr so gut ich konnte in dem ich sie stützte und versuchte an die fliesen bedeckte Wand neben der Toilette zu lehnen. Erstaunlicherweise protestierte meine jüngere Schwester nicht und ließ sich von mir dort hin bugsieren.

»Sie wollen, dass es ihrer Familie gut geht. Sie unterstützen ihre Familie, bei allen ihren Entscheidungen. Sie sorgen sich um die Jüngsten. Sie helfen ihren Familien aus der Patsche, wenn es nötig ist. Sie würden alles tun, um sie zu schützen. Sie lieben ihre Familie«, erklärte ich ihr und sprach dabei aus meinem tiefen Inneren, denn das war mein Glaube, wie eine Familie funktionieren sollte. Eine Familie, die ich hier gefunden hatte, das wurde mir in dieser Situation bewusst. Kate war vielleicht nicht meine leibliche Mutter, aber ich konnte sie als meine Schwester bezeichnen, denn all diese Dinge tat sie für mich und die anderen Rabauken.

»Warum hast du so viel getrunken, Nancy?«, fragte ich die Frage, die mir heftige Sorgen bereitete. Mein Herz zog sich bei ihrem Anblick zusammen gepaart mit dem Wissen, dass ich ihr nicht nachgegangen war, weil ich auf meiner Freundin gehört hatte, anstelle meines Bauchgefühls oder war es eher mein Kopfgefühl? Jedenfalls, hätte ich es verhindern können, dass sie etwas von der Plörre zu sich nahm und hier im Badezimmer endete.

»Isch, weisch nisch.« Ihr Kopf kreiste einmal um ihren Nacken ehe sie ihn hingen ließ. Sofort hob ich mit einer Hand ihren Kopf an und blickte ihr in die Augen, deren Pupillen geweitet waren. Vor Schreck zog sich alles in mir zusammen, dennoch musste ich die Ruhe bewahren.

»Nancy, hast du noch etwas anderes zu dir genommen, als Alkohol?«

»Nischt dasch...« Ein Hickser entkam ihrer Kehle. »...isch wüsste.«

»Bist du dir sicher?«, wollte ich mich versichern, dennoch hatte ich ein ganz mulmiges Gefühl in mir.

Sie nickte nur. Dann ließ sie ihre Lider zufallen und ihr Körper erschlaffte. Schnell hob ich wieder ihren Kopf.

»Nancy?« Ich strich ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Sie reagierte nicht. Die Luft um mich herum wurde dünner. Die Panik fasste mich. »Nancy?«, sagte ich lauter und schlug ihr mit der flachen Hand sanft auf ihre aschfahle Wange. Erleichterung überrollte mich, als sie endlich die Augen öffnete. »Du darfst nicht einschlafen, okay? Zumindest nicht hier.«

Zur Antwort nickte sie wieder. Ihren Kopf ließ sie gegen die Fliesen hinter sich fallen. Mit verzogenen Gesicht atmete sie einigermaßen normal.

»Wir fahren nach Hause. Du bleibst hier, okay? Ich schicke dir Teresa rein, sie wird dir Gesellschaft leisten.« Sanft strich ich mit meinen Fingern über ihre Stirn.

»Okay«, brachte sie unter heiserer Stimme heraus. Sofort löste ich mich von ihr und öffnete die Tür hinter der Teresa stand.

Nachdem sie im Bad verschwunden war und sich neben ihrer besten Freundin platziert hatte, nahm ich meinen Weg zu Jona auf, den ich von seinem DJ-Pult in eine ruhige Ecke zerrte. Er fragte sofort was los war. Er musste meine innere Unruhe bemerkt haben.

Vielleicht konnte ich ihm weismachen, dass meine innere Unruhe daher stammt, da ich ungerne Gefallen einforderte. Ich konnte ihm im Augenblick nicht die Wahrheit sagen. Es war nicht möglich, denn es würden ungewollte Fragen aufkommen.

»Kannst du mich und meine Schwester nach Hause fahren? Sie ist müde und möchte nach Hause.«

»Nancy ist hier?«, fragte er mich überrascht. Ich beantwortete seine Frage nur mit einem Nicken und sah dann zu wie er nachdachte. »Sorry, Lyni. Du weißt, ich würde dich ohne zu zögern fahren, aber ich kann das Equipment nicht hier stehen lassen. Ich müsste es erst zusammenpacken, das würde in etwa eine halbe Stunde in Anspruch nehmen, aber so lange möchtest du sicherlich nicht mehr warten wollen.«

Leider hatte er recht. Ich konnte nicht warten bis er fertig war und ich würde ihn nur ungern von seinem DJ-Pult trennen. Darum bräuchte ich jemand anderen, doch kannte ich hier keinen mehr der ein Auto hatte und nüchtern genug war, um zu fahren. »Ist schon okay, Jona. Mach dir keinen Kopf. Ich finde eine andere Lösung.« Wenn das nicht glatt gelogen war. Das letzte, was ich wollte, war ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, weshalb ich mich umsah.

»Du könntest Christian fragen. Er ist heute Abend Fahrer für die Jungs und sowieso immer Stock nüchtern. Er würde dich bestimmt nicht abweisen, wenn du ihn darum bittest«, schlug der Silberkopf vor.

Wollte ich wirklich jemanden um einen Gefallen bitten, den ich gar nicht kannte? Wiederum hatte ich ihn heute sogar sehr gut kennengelernt. Christian war ehrlich, mutig, behielt anscheinend immer einen kühlen Kopf und war wirklich freundlich. Er machte einen guten Eindruck auf mich, also was sprach schon dagegen? Natürlich, weil ich eher an einem ausgestreckten Arm verhungern würde, als Hilfe von anderen in Anspruch zu nehmen. Hier geht es aber nicht um dich, Lyn! Es geht um Nancy!

Ich musste Nancy so schnell wie möglich nach Hause schaffen, also blieb mir keine andere Wahl, als mich bei Jona für seinen Vorschlag zu bedanken und mich auf die Suche nach dem großen Jungen mit den dunklen Haaren und grauen Augen zu machen. Es entpuppte sich, als äußerst leicht Christian zu finden, schließlich stand er noch immer an der Stelle, an der ich ihn allein stehen lassen hatte. Zum Glück war er auch noch allein, nur ohne Becher in der Hand. Ich hoffte, er hatte ihn nicht doch noch getrunken.

Tief holte ich Atem, bevor ich den Grauäugigen ansprach, der bestimmt Fragen stellen würde. »Christian? Ich hätte da eine Bitte an dich.« Aufmerksam sah er mich an und hielt beide Ohren geöffnet. »Würdest du mich und meine Schwester nach Hause fahren? Ich bin eigentlich mit Jona gekommen, doch als DJ kann er nicht einfach so die Party kappen. Er hatte mir gesagt, dass du heute der Fahrer von den Jungs bist und kein Alkohol getrunken hast und da ich niemanden weiter hier kenne, der Autofahren kann und nüchtern ist, komme ich zu dir.«

»Okay, wo ist deine Schwester?«, fragte er.

Wahrscheinlich musste ich ganz schön dumm aus der Wäsche geguckt haben, als er ohne zu zögern zustimmte. Er lachte tief und so ruhig, dass es mir eine Gänsehaut bescherte.

Ich war überrascht, dass es so leicht sein könnte jemanden, um Hilfe zu bitten, der nicht zu einem, meiner engsten Freunde zählte. Ohne mit der Wimper zu zucken, wollte er mir helfen, obwohl er genauso wenig über mich wusste, wie ich über ihn.

»Sie ist drinnen. Ich würde zu dir kommen, wenn du mir sagst, welches von den Autos auf der Straße deins ist, dann könntest du vorgehen.«

»Ich werde vorfahren, dann weißt du wo du hin musst«, meinte er nur. Keine Sekunde später wendete er sich auch schon von mir ab.

Ich machte es ihm nach, da ich keine Zeit verschwenden wollte und Nancy so schnell wie möglich ins Bett verfrachten wollte. Nur mit Mühe konnte ich sie davon überzeugen sich aufzurichten und auf die Beine zu stellen. Müde ließ sie ihren Kopf hängen, der mit jeder unserer Bewegungen mit wippte. Wir stolperten durch das Haus bis ihre Beine unter ihr nachgaben und sie wie ein Schluck Wasser an mir hing. Kurzerhand beschloss ich sie zu tragen, für das Fliegengewicht sollte ich genug Kraft übrig haben, um sie zumindest bis zum Auto tragen zu können. Also schob ich meine Arme unter ihre Knie und Rücken.

Teresa lief vor und öffnete mir die Haupteingangstür, damit wir nicht noch einmal durch den Garten mit den ganzen Leuten mussten. Ich hatte Nancys Gewicht ein wenig unterschätzt, weshalb ich mit dem ersten Schritt nach draußen schon nach Luft rang und all meine Kraft aufwenden musste, um das schlafende Mädchen in meinen Armen halten zu können.

Mit einem weiteren Schritt hörte ich auch schon das Auto, das am Straßenrand hielt. Darauf folgte das dumpfe Zuschlagen einer Autotür. Christian lief mit schnellen Schritten auf mich zu. Vor mir hielt er an, ging ein wenig in die Knie und schob seine Arme unter den Körper meiner Schwester. »Ich nehme sie.«

Ihm konnte ich mir nicht widersetzen, denn mir war klar, dass ich vermutlich auf dem Weg zum Auto zusammengebrochen wäre. Es blieb mir nichts anderes übrig meine Schwester in seine Arme zu legen und dabei zuzusehen, wie er sie mit Leichtigkeit zum Auto trug. Ich beeilte mich, um ihn wenigstens die Tür öffnen zu können.

Behutsam legte er Nancy auf die Rückbank seines Autos. Teresa setzte sich zu Nancy. Mit ihren Händen platzierte sie den Kopf ihrer besten Freundin auf ihre Oberschenkel. Ich schloss die Tür, drehte mich zu dem Grauäugigen um, der bereits die Tür der Fahrerseite geöffnet hatte. »Danke.«

Schweigend fuhren wir die Straßen Hendersons entlang, setzten Teresa bei sich zu Hause ab, warteten gemeinsam bis sie die Haustür erreicht hatte und fuhren weiter in Richtung nach Hause. Weiterhin blieb es still zwischen uns. Ich war Christian sehr dankbar, dass er meine Befürchtung nicht erfüllte und keine Fragen bezüglich meiner Schwester stellte.

Er tat einfach das, worum ich ihn gebeten hatte. Neben der leisen Musik, die aus den Boxen des Autos ströhmte, war meine Stimme das einzige Geräusch in diesem Wagen, wenn ich ihm Anweisungen gab, wo er abbiegen musste. Hin und wieder blickte ich vom Vordersitz aus nach hinten zu Nancy, die friedlich auf der Rückbank schlief. Schuldgefühle plagten mich bei ihren Anblick, die mir das Kissen auf das Gesicht drückten. Sie versuchten mich zu ersticken, langsam und qualvoll.

Zu Hause angekommen, kam ich nicht drum herum, dass Christian meine Schwester in ihr Zimmer in der obersten Etage trug. Meine Kräfte waren an diesem Abend völlig am Ende.

Mittlerweile schlief sie, wie ein Stein. Nachdem Christian das Zimmer verlassen hatte, machte ich mich daran zumindest ihr Gesicht zu reinigen. Neue Sachen versuchte ich ihr so gut wie möglich überzuziehen. Im Bett deponierte ich mehrere Stapel Kissen hinter ihrem Rücken, damit sie sich nicht einfach umdrehen konnte. Die Sorge war vielleicht unberechtigt, da ihr Magen leer sein müsste, dennoch hatte ich Angst, dass sie sich erneut übergeben könnte und sich daran verschluckte. Bevor ich dann in mein eigenes Zimmer ging, stellte ich ihr noch einen Eimer und ein stilles Wasser ans Bett.

Währenddessen ging mit die ganze Zeit die Frage nicht aus dem Kopf, warum Nancy so viel getrunken hatte und ob jemand Nancy etwas in den Becher geschüttet hatte. Wer würde so etwas tun? Bei einem jungen fünfzehnjährigen Mädchen? Wozu müsste man Mädchen heute noch gefühgig machen? Ich wusste ja nicht einmal, um welche Substanz es sich dabei handeln könnte.

Dieser Abend war das reinste Disaster. Auf einer Party würde ich mich nicht mehr so schnell blicken lassen, sie brachten nur die schlimmsten Seiten eines Menschen zum Vorschein. Noch mehr ärgerte ich mich darüber, dass ich Nancy nicht schützen konnte. Ich hätte auf sie aufpassen müssen und hatte kläglich versagt. Das durfte nicht noch einmal passieren.

Im Dunkeln tapste ich durch den Flur. In meinem Zimmer angekommen bemerkte ich einen Lichtkegel, der durch mein Fenster hineinschien. War die Straßenlampe vor unserem Haus endlich repariert? Nachdem eine Gruppe von Jungs durch diese Straße gestreift war und alle Lampen am Rand des Fußgängerweges ausgetreten hatten, funktionierte genau die eine nicht mehr, die vor unserem Haus stand. Schon eine gefühlte Ewigkeit fühlte sich diese Stadt dafür nicht verantwortlich sie reparieren zu lassen. Kate hatte schon so oft in der Verwaltung angerufen.

Neugierig stemmte ich mich gegen das Fensterbrett. Die Laterne war meines Erwartens noch immer kaputt, doch stand auf der Auffahrt noch immer ein Auto. Lässig lehnte sich Christian gegen die Motorhaube. Warum war er noch immer da?

All die Vorwürfe in meinem Kopf, waren wie weggefegt. Die Sorge um Nancy ließ nach, da mir bewusst wurde, dass sie sicher in ihrem Bett lag. Die Wut auf den Übeltäter, der ihr das angetan hatte, schwindete. Die Verwirrung der Erinnerung löste sich auf und die Enttäuschung meinerselbst war nicht mehr präsent. Pure Neugier verdrängte alle meine Gefühle.

Er stand da und starrte in den Nachthimmel. Langsam schritt ich auf ihn zu, unsicher wie ich ihn ansprechen sollte. Es war seltsam einen Jungen mitten in der Nacht auf meiner Auffahrt zu haben. Noch dazu hatten wir keinerlei Beziehung zueinander. Erst als ich im Lichtkegel der Scheinwerfer des Autos stand, bemerkte er mich. Seine grauen Augen lagen auf mir.

Plötzlich wurde mir wieder bewusst, dass ich nur in einem kurzen Kleid mit freier Schulter vor ihm stand, weil ich meine Jacke bereits an die Garderobe gehängt hatte. Wenn er mich so ansah, wie in diesem Moment fühlte ich mich nackt und verletzlich. Er hatte mir bei einer Sache geholfen, die mir mehr als unangenehm war, da sie mehr über mich verraten konnte, als ich je über mich erzählen würde.

»Du bist noch hier?«, fragte ich aus der Verzweiflung heraus seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken, als mein äußerliches Erscheinen. Obwohl diese Frage völlig dumm war, weil ich ihn vor mir stehen sah, antwortete er mir.

»Ich konnte nicht einfach gehen, ohne zu wissen, ob du noch meine Hilfe benötigst.« Er klang so ehrlich und aufrichtig, dass es mir beinahe eine Gänsehaut verschaffte, dass konnte aber auch an der leichten kalten Brise des Windes liegen, die an uns vorbeihuschte.

»Keine Sorge, meine Schwester schläft so fest, wie Dornröschen in ihrem Turm.«

»Wie wer?«, fragte Christian nichts wissend und hob dabei eine Augenbraue an. Da hatte ich wohl ganz vergessen, dass er einer der einzigen Menschen auf dieser Welt war, der an einer Bildungslücke in Sachen Märchen litt.

»Dornröschen das Märchen? Obwohl, da fällt mir ein, dass wir beide schon letztes Mal festgestellt hatten, dass du dich in diesem Bereich absolut null auskennst«, amüsiert trat ich näher an seinen Wagen und damit an ihn, währenddessen ging mir ein Licht in meinem Kopf auf. Die Glühbirne hatte nie heller in meinem leeren Oberstübchen geleuchtet. »Ich habs!«

»Was hast du?« Er lachte leise.

»Ich weiß, was dein Wetteinsatz wird«, erklärte ich ihm und war ganz begeistert von meiner Idee.

»Der da wäre?«, skeptisch sah er mich von oben herab an.

»Wenn du die Wette verlierst, dann wirst du dir Nachhilfe in Märchen und Klassiker nehmen. Ich kenne da zufälligerweise eine ausgezeichnete Nachhilfelehrerin, die ganz entzückt wäre dir etwas beizubringen von dem sie mehr als genug Wissen besitzt«, schlug ich vor.

»Okay, damit habe ich dann genug Ansporn nicht zu verlieren, denke ich«, erwiderte er. An seinem Auto rutschte er ein Stück nach unten, somit waren wir beide fast auf Augenhöhe. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich mich ihm noch weiter genährt hatte.

»Du wirst ganz sicher verlieren, denn ich werde auf gar keinen Fall auf diesen bescheuerten Ball gehen«, verkündete ich wiederum mit dem Blick gen Nachthimmel. Sterne blitzten zwischen wenigen Wolken hervor. Kaum betrachtete ich einen von ihnen genauer, waren sie auch schon wieder spurlos verschwunden.

Es herrschte kurze Stille zwischen uns. Sie war keineswegs unangenehm. Wenn ich mich nicht irrte, dann sah der Grauäugige so wie ich nach oben. Meine Angst, dass er etwas fragen könnte, was mir nicht gefallen würde, war noch immer präsent. Sie steigerte sich sogar als er laut einatmete und sich wieder zu seiner vollen Größe aufrichtete.

»Wann wollen wir mit der ersten Tanzstunde beginnen?«

Noch einmal Glück gehabt. Dachtest du das wirklich? Ich hatte gehofft, dass Christian diese dämliche Wette einfach vergessen würde, stattdessen nahm er sie sogar sehr ernst. So ernst, dass er einen Termin für das Training erfragte.

Ich könnte ihm jetzt doch einfach einen Tag auftischen, an dem er beim Footballtraining wäre, dann müssen wir beide einsehen, dass das Ganze nicht klappen wird und Christian nimmt dann hoffentlich die Wette wieder zurück. Ich musste ihm jedoch zeigen, dass ich es genauso ernst meinte, wie er.

»Wie sieht es für dich am Dienstag aus? An diesem Tag habe ich kein Training mit den Cheerleadern. Wir könnten in die Sporthalle gehen, wenn es dir recht ist. Das Training mit Jona verschiebe ich dann auf das Wochenende, denn der wartet eh immer nur den nächsten Montag ab.« Meinen Blick konnte ich selbst bei unserem Gespräch nicht vom Himmelszelt abwenden so gefangen war ich von ihm.

»Mir würde dieser Tag auch am besten passen. Wir haben auch kein Footballtraining.« Verdammt. Da hatte ich wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich dachte, sie hätten immer montags frei? In der letzten Woche waren sie schließlich auch nicht auf dem Feld, wo ich mein Vortanzen hatte. »Dann würde ich vorschlagen, dass wir uns gegen drei Uhr am Nachmittag in der Sporthalle treffen.«

Ich nickte und mir wurde in diesem Moment sehr bewusst, dass es keinen Ausweg mehr gab. Warum hatte ich dieser blöden Wette zugestimmt? Zurücknehmen würde ich sie nun auch nicht mehr. Ich wollte ihm gegenüber nicht unhöflich sein, denn das wäre es, wenn ich meine Meinung nun ändern würde. Außerdem könnte es auch interessant werden, jemanden das Tanzen beizubringen. Bei Jona hatte ich im letzten Jahr einen Riesenspaß, da er sich null bewegen konnte und heute war er ein ausgezeichneter Tänzer. Damit konnte ich ihm sogar ein neues Hobby näher bringen, welches auch perfekt zu seiner Leidenschaft der Musik passte. Aber Christian? Der tat es doch nur, um mir zu beweisen, dass nicht jeder Tanzen konnte. Er würde sich wahrscheinlich überhaupt nicht anstrengen, um diese Wette zu gewinnen. Dies würde noch ein bitterer Kampf werden.

»Dienstagnachmittag um drei in der Sporthalle.«

Puhhh, heute fehlen mir einmal die Worte.

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. :)

LG ~ Cali ❤️

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