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Kapitel 20 ~ Der letzte Tag im August

Es war Mittwoch, der letzte Tag im August. Ein Tag wie jeder andere für mich auch. Mein Wecker holte mich aus dem Schlaf, ich weckte wiederum meine Schwester, die mit ihren Beinen nach mir trat, und frühstückte nach wenigen Minuten allein, da jemand das Schminken und Frisieren wichtiger war, als eine ausgewogene Mahlzeit am Morgen.

Nachdem wir wieder zusammen den Schulweg bestritten hatten und Nancy mir immer noch in den Ohren lag, dass ich mir ein eigenes Auto kaufen sollte, um auf ihrer Beliebtheitsskala nach oben zu steigen, statt immer weiter zu sinken, stand ich wie jeden Morgen in der Schule an meinem Spind und kramte nach meinen Geschichtsbüchern, die ich für meinen ersten Kurs benötigte. Als ich sie dann endlich gefunden hatte, unter meinen riesen Stapel an Schulliteratur, packte ich sie in meine Tasche, schloss mein Schließfach und ließ mich mit dem Rücken dagegen plumpsen. Jona und Mila waren noch nicht da, weshalb ich meinen Blick durch den Flur gleiten ließ und feststellen musste, dass heute doch kein Tag wie jeder andere zu sein schien.

Irgendwie wirkte heute alles wuseliger und belebter als in den letzten Tagen. Schüler kehrten öfters zu ihren Spinden zurück, da sie etwas vergessen hatten, andere waren so mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, das sie fast jeden Entgegenkommenden anrempelten, und eine Gruppe von Freunden schien sich heute ganz besonders laut und aufgeregt zu unterhalten. Hatte ich irgendetwas verpasst?

»Hey, Spindnachbarin«, ertönte eine mir bekannte Stimme, dessen Besitzer auch das fürchterlich quietschende Geräusch neben mir zu verursachen hatte, weshalb ich zusammenschrak und gegen die geöffnete Spindtür meines Nachbarn knallte. Daraufhin ertönte nur ein schmerzvolles Zischen von der anderen Seite, dass ich mehr als deutlich wahrnehmen konnte.

»Oh mein Gott! Christoph, ist alles okay?«, fragte ich hysterisch und sprang mit zwei schnellen Schritten um die Tür herum, um bei ihm zu sein. Mit einer gerümpften Nase und zusammengekniffenen Augen rieb er sich eine Stelle in seinem roten Haar.

»Ich denke, damit sind wir quitt«, stieß er aus zusammengebissenen Zähnen hervor und versuchte sich an einem Lächeln, das eher einer grauenhaften Grimasse glich. Der Schmerz, den ich verursacht hatte, konnte ich deutlich von seinem Gesicht ablesen, weshalb ich mir wünschte, das ich diejenige gewesen wäre, die hinter dieser Spindtür gestanden hätte.

»Sag sowas nicht, du schuldest mir rein gar nichts«, erwiderte ich und legte meine rechte Hand auf den breiten Oberarm des Rotschopfs vor mir, um ihn ein wenig zu mir drehen zu können. Mit Besorgnis sah ich mir Christoph, der zum Glück wieder seine Augen öffnete, an. Seine grünblauen Augen trafen direkt auf meine und sofort erweichte seine Miene innerhalb eines Wimpernschlages. Ich ließ meine Hand wieder von seinem Oberarm gleiten und sah ihn prüfend an. »Geht es dir gut? Soll ich dich zum Krankenzimmer bringen?«

»Ich weiß deine Besorgnis zu schätzen, aber ich denke es sollte auch ohne eine Schwester gehen. Vielleicht werden den Tag über leichte Kopfschmerzen bleiben, die mich daran erinnern, wie schlagfertig du bist«, versuchte er die Situation aufzulockern und hatte auch ein wenig Erfolg, doch blieb in mir das schlechte Gewissen meiner Tollpatschigkeit.

»Das tut mir so leid«, entschuldigte ich mich und ließ meinen Blick erneut prüfend über sein Gesicht fahren, das sich kein bisschen mehr vor Schmerz zu verziehen schien. Ein kleines Lächeln zierte seine Lippen, während er seine linke Hand sinken ließ und sich wieder in seiner vollen Größe vor mir aufrichtete. Langsam schloss er seine Spindtür, ohne mich ein einziges Mal aus den Augen zu lassen.

»Ob unsere Zusammenkünfte jemals normal verlaufen werden?«, fragte er mich und grinste noch breiter.

»Wahrscheinlich nie«, gab ich ehrlich zu. Ich rückte wieder ein wenig von dem Rotschopf ab, da ich mir seine Nähe mehr als bewusst wurde. Sofort musste ich an Jonas gestrigen Worte denken. Dieser Junge vor mir war im Inbegriff mich zu mögen, zu sehr zu mögen, weshalb ich unbedingt aufpassen musste ihn keine falschen Signale zu senden. Andererseits wollte ich ihm gegenüber nicht eiskalt wirken, weshalb ich Jona gerade ein wenig verfluchte mich in diese missliche Lage gebracht zu haben, schließlich hatte er die Jungs angeschleppt. Aber Jona allein die Schuld geben konnte ich auch nicht, denn Christoph hatte schließlich seinen Spind neben meinen, da wäre es sowieso kaum vermeidbar gewesen sich über den Weg zu laufen. Ebenso wirkte er nicht so als wäre er ein Feigling, der sich nicht trauen würde ein Mädchen anzusprechen, das er mochte. Jona hatte recht, er hatte bereits mehrere Versuche gewagt und ich hatte es nicht erkannt oder wollte es nicht wahr haben.

Ein leises Lachen entfleuchte unseren Kehlen, Christoph eher amüsiert, meiner eher um diese seltsame Situation zu überspielen bis mich endlich jemand erlösen würde. Und wer hätte es gedacht! Der Herr dort oben hatte doch manchmal ein wenig Mitleid mit mir und ließ das wunderbare Geschöpf, das sich meine beste Freundin nannte, die seltsame Konversation platzen. Sofort klebte der Wirbelwind an mir und presste mir die gesamte Luft aus den Lungen.

»Dir auch Hallo«, quetschte ich zwischen zwei versuchten Atemzügen hervor, ehe sie mich endlich losließ. Froh darüber wieder tief einatmen zu können, lauschte ich wie Mila für Christoph nur ein schnelles »Hi, Christoph«, übrig hatte und kaum später über mich her viel.

»Bist du schon aufgeregt?«, fragte sie mich mit leuchtenden braunen Augen und wippte mit den Füßen auf und ab. Hatte sie heute schon wieder zu viel Zucker in sich oder warum war sie wieder so übertrieben hibbelig? Zumal wusste ich nicht einmal wirklich von was sie sprach.

»Aufgeregt? Worüber sollte ich denn aufgeregt sein?« Verwirrt blickte ich sie an und kassierte direkt einen strengen Blick, den sie selten auffuhr.

»Deine erste Trainingseinheit heute nach der Schule? Sag nicht du hast es vergessen«, blaffte sie mich an.

Ein Blitz der Erkenntnis durchfuhr mich und ließ mein Herz sofort schneller schlagen. Verdammt, an das Training heute hatte ich ja wirklich nicht gedacht. »Das war kein Traum?«, erkundigte ich mich daher unsicher und hoffte, dass der Montag doch einer war.

Mit den verschränkten Armen vor der Brust schüttelte Mila ihre rostbraune Mähne und wirkte wie eine strenge Mutter, die mir gleich eine Standpauke halten würde, da sie sehr enttäuscht von mir war. Wie konnte ich nur nicht daran denken? Das war ein weiterer Beweis, das mir dieser ganze Kram nicht wichtig war und dennoch hatte ich es mir selbst eingebrockt.

»Verdammt.«

»Kannst du wohl laut sagen. Warum wird hier wieder geflucht?«, begrüßte uns Jona, der in Christophs Hand einschlug bevor er erst Mila und dann mich umarmte. Typisch für ihn sich in Gespräche einzumischen in die er gerade hineinplatzte, ob es ihm was anging oder nicht.

»Ashlyn hat ihren ersten Trainingstag bei den Cheerleadern vergessen, da sie dachte es wäre nur ein Traum gewesen«, klärte Mila ihn netterweise über unsere Konversation auf.

»Wirklich jetzt? Musst du wieder auf böse Mama tun?«, fragte ich sie entgeistert über die Tatsache, dass sie mich bei meinem vollen Namen genannt hatte. Nur Kate nannte mich so und niemand anderes. »Und du brauchst mich nicht so ansehen«, wandte ich mich mit erhobenen Zeigefinger an Jona, dessen Miene mir seine Enttäuschung geradezu entgegenschrie. »Ich habe eben einmal etwas vergessen, ist doch kein Weltuntergang.«

»Du vergisst nie etwas einfach so«, entgegnete mir Jona.

»Da stimme ich ihm voll und ganz zu«, pflichtete Mila ihm bei. War ja klar, dass die beiden auf einer Seite stehen, obwohl wir uns einig waren nie parteiisch zu werden. Augen verdrehend nahm ich meinen Weg zu meinem Klassenzimmer auf und ließ meine Freunde einfach an Ort und Stelle stehen. Ihre Belehrungen konnten sie sich klemmen.

»Wir sehen uns nachher in der Mensa.« Mit einem Handzeichen über die Schulter verabschiedete ich mich von ihnen und tauchte in der Menge der Schüler unter.

Später traf ich Jona, der vor meinem Kursraum herumlungerte, an und nahm zum ersten Mal wahr, das er nicht unbedingt meinetwegen hier war, sondern eher weniger unauffällig zu Talisa schielte, als diese nach mir den Raum verlassen hatte. Im Gegensatz zu mir schien sie es nie eilig zu haben aus dem Physikraum herauszukommen.

»Deswegen holst du mich immer nach dem Physikunterricht ab«, schlussfolgerte ich und boxte mit meiner kleinen Faust gegen Jonas breiteren Oberarm, der ein wenig zusammenzuckte.

»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, meinte er und rieb sich die Stelle, an der ich ihn erwischt hatte.

»Natürlich weißt du das, du kannst ja kaum die Augen von ihr lassen«, entgegnete ich spöttisch.

Daraufhin beugte sich Jona ein wenig zu mir herunter und kam mit seinem Mund mein Ohr gefährlich nah. »Halte doch jetzt bitte deinen süßen kleinen Mund, wir wollen nicht, dass ich ihn stopfen muss, oder?«

»Als würde ich mir das gefallen lassen. Bestimmt kämpfst du immer noch wie ein kleines Mädchen, dessen Barbie geklaut wurde«, zog ich ihn auf. In meinem Kopf tauchte ein Jona mit rosafarbenen Schleifen im silbernen Haar auf, der mit geschlossenen Augen, wie wild um sich herum schlug und kein einziges Mal sein Ziel traf. Fakt war, Jona hatte sich noch nie geprügelt und wenn dann hatte er eher eingesteckt als ausgeteilt.

»Bei deiner großen Klappe würde ich aufpassen, das du dir den Mund nicht zu voll nimmst und irgendwann mit einem lauten Klatschen auf den Boden der Tatsachen landest«, konterte er gefasst und stieß mich sanft in Richtung Mensa, die sich langsam zu füllen begann.

Zusammen stellten wir uns an den Tresen der Essensausgabe an, wo auch Mila zu uns stieß und wie gewohnt drängelte sie sich vor die anderen Schüler. Normalerweise war meine beste Freundin kaum zu übersehen und noch weniger zu überhören, doch sie verstand ganz genau, wie man sich irgendwo unbemerkt hereinschmuggelte ohne Aufsehen zu erregen. Außer heute. Aus irgendeinen Grund stieß sie mit einem der Schüler hinter uns zusammen und brachte die ganze Reihe in Aufruhr, weshalb sie sich heute doch dazu entschied sich hinten anzustellen, um weiteres rum Gemecker zu vermeiden, obwohl sie ein Mensch war, der gerne diskutierte. Verwundert blickte ich dem Wirbelwind hinterher.

»Habe ich heute noch irgendwas verpasst, außer dass ich anscheinend mit den Cheerleadern nach der Schule trainiere?« Ich stellte mein vollgeladenes Tablet auf unseren Stammtisch ab an dem auch schon die anderen drei Jungs, wie die Hühner - wohl eher Hähne - auf der Stange, saßen und über ihr Essen herfielen. Ich korrigiere mich sie stocherten wie Hühner, die im Rasen nach Futter scharrten, auf ihr Schnitzel ein und aßen kaum einen Bissen. Kayden starrte währenddessen unentwegt auf sein Smartphone und Christian starrte in der Weltgeschichte umher, Christoph war der Einzige der halbwegs versuchte er selbst zu sein und uns mit einem breiten Lächeln im Gesicht ansah, dass jedoch nicht seine grünblauen Augen erreichte.

»Wir haben gerade Mal seid einer Woche Schule und du stehst jetzt schon auf dem Schlauch?«, fragte Jona mich ungläubig und platzierte sich neben mich auf der Bank, die unter seinem Gewicht gewaltig nachgab. Hoffentlich würden wir nicht bald auf dem Boden essen müssen, wenn er weiter so an Muskelmasse zulegen würde. Doch die Angst war wohl unberechtigt, schließlich saßen drei von der Sorte Jona vor mir, die noch auf einer heilen Bank saßen.

»Ich denke heute hat fast jeder ein Grund zur Aufregung«, begann Christoph und zuckte leicht mit den Schultern. »Die meisten müssen heute ihr Können unter Beweis stellen, wenn sie sich einen Traum erfüllen wollen. Unser Coach zum Beispiel entscheidet heute darüber, wer von uns welche Position in unserem Footballteam besetzen wird. Den anderen geht es da wohl so ähnlich.«

Ich erinnerte mich daran, dass Christoph mir bereits letzte Woche Freitag davon erzählt hatte, jedoch hatte er nicht verlauten lassen, dass das ausgerechnet heute stattfinden würde. Dafür das er eine wirklich verantwortungsvolle und anspruchsvolle Position, wie den Quarterback, bekleiden wollte, wirkte er äußerst ruhig und gelassen auf mich.

»Okay, das erklärt schon einiges«, räumte ich ein und begann mein Schnitzel in kleine Stücke zu teilen. »Hat Mila heute ihr Vorsprechen?«, fragte ich dann an Jona gewandt, der nur ratlos mit den Schultern zuckte, während er sich seine Backen vollstopfte. Wenn er so weiter Zeug in sich hinein stopfte, würde er bald wie Simon von den Chipmunks aussehen. Die Brille und den blauen Hoodie hatte er bereits dazu, fehlte nur noch die piepsige nervige Stimme.

»Hey Jungs«, begrüßte Mila die drei vor uns und setzte sich neben mir auf den letzten freien Platz an diesem Tisch. Etwas verstreut ließ sie ihr Besteck mitsamt vollem Teller klirrend zu Tisch. Dabei schreckte sogar Christian aus seiner Starre, dem das Schnitzel vor Schreck vom Teller rutschte und auf dem weißen Holz landete.

»Da haben wir wohl heute unseren Kandidaten für: Wers verplempert, dem dämmerts!«, machte Jona eine Ansage, in der Hand ein imaginäres Mikrofon, als würde er eine Talentshow anleiten und zeigte mit beiden Armen auf Christian, der dabei war sich sein Schnitzel ein wenig genervt zurück auf den Teller zu packen. »Christian Bailey hat die Ehre vor unserer renommierten Jury seine Künste des Abwischens an diesem Tisch unter Beweis zu stellen. Mr Bailey, möchten sie noch etwas sagen bevor sie unter knallharter Beobachtung dieser hier vier gutaussehenden Jurymitglieder stehen?«

Jona schwang sein Mikrofon zu Christian herüber, der gerade erfolgreich sein Schnitzel auf den Teller bugsiert hatte. Erwartungsvoll sah der Silberkopf ihn an, während Kayden noch immer ganz unbeteiligt auf seinem Smartphone herum scrollte und nichts von all dem mitzubekommen schien.

»Jedenfalls kann ich sagen, dass dieser Tisch heller erstrahlen wird, als Jona Preyd es je mit seinen ungeschickten Putzkünsten könnte«, antwortete der Grauäugige ganz gelassen und grinste Jona ein wenig boshaft an. Seine Aussage entlockte Mila, Christoph und mir sogar ein kleines Lachen.

»Was heißt hier ungeschickt? Wenn es mich nicht gäbe, dann hätten wir schon längst eine Verwarnung an der Backe.« Empört blickte er Christian an.

»Wenn wir dich nicht hätten, wäre der Tisch erst gar nicht dreckig«, warf Christian grinsend zurück und schien sich über diese ganze Lage zu amüsieren, die sich langsam hochschaukelte. Punkt für ihn. Jona war seit letzter Woche Montag, nachdem ich abwischen musste, immer dran, da er regelmäßig etwas von seinem Essen oder Trinken auf diesem Tisch verlor. Eins musste man Christian lassen, er konnte kontern, doch würde Jona das nicht auf sich sitzen lassen.

Gerade als er wieder seinen Mund öffnen wollte, durchschnitt eine andere Stimme das dämliche Wortgefecht, dass uns alle so amüsierte, und ließ uns aufhorchen. »Habt ihr schon die Neuigkeiten zu dem Mädchen aus Seattle gehört?«

Kayden saß am Ende des Tisches gegenüber von Jona und hatte sein Blick noch immer nicht von seinem Smartphone gehoben. Nach einiger Zeit der Stille, war Christoph der Erste, der das Wort ergriff, da wir uns alle ratlos ansahen. »Meinst du das Mädchen, dass nach einem Angriff schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert wurde? Wurde der Täter endlich gefasst?«

Angriff. Mädchen. Seattle. Ich konnte keine dieser Informationen mit irgendwelchem Wissen in meinem Kopf vereinbaren, während Jonas Mine sich erhellte und zu wissen schien, über wen hier gesprochen wurde.

Kayden schüttelte nur mit dem blonden Kopf und legte sein Smartphone beiseite, um seine begonnene Konversation weiterzuführen. »Der Täter wurde noch nicht gefasst. Alle Spuren, die die Polizei hatte, sind bisher im Sande verlaufen. Es wurden nicht einmal weitere Zeugen gefunden.«

»Ist es nicht das Mädchen, dass danach spurlos verschwunden war?«, riet Mila anscheinend ins Blaue hinein und traf damit voll ins Schwarze. Mein Gedächtnis kramte so langsam die düsteren Erinnerungsfetzen dieses Artikels, der hier in dieser Schule herumgegangen war, heraus und ließ einige unschöne Details wieder in meinem Gehirn aufleben. Dieses Mädchen musste einen blutigen Kampf zwischen Leben und Tod führen, verlor dabei ihre Mutter und verschwand selbst kaum einen Tag darauf. Es gab keine Anhaltspunkte dafür, ob sie entführt wurde oder geflüchtet war. Sie war einfach von einem Tag auf den anderen, wie vom Erdboden verschluckt. Der Vater und die Schwester baten um Mithilfe bei der Suche, ob sich jemals dort jemand gemeldet hatte, war mir völlig unklar. Ich mochte gar nicht darüber nachdenken, wie sie sich gefühlt haben mussten zu erfahren, das zwei der wichtigsten Menschen in ihrem Leben nicht mehr da waren und trotzdem die Hoffnung bekommen hatten, wenigstens einen Teil der Familie wiederbekommen zu können.

»Jetzt erinnere ich mich auch wieder. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie die Angehörigen sich fühlen müssen«, sagte Christian mit rauer Stimme und fixierte einen Punkt auf dem Tisch vor sich. Er sprach meine Gedanken aus.

»Das muss echt hart sein«, stimmte Christoph ihm zu und kratzte sich wieder an seinen Unterarm.

Für einen Augenblick war es einfach nur Still an unserem sonst so lebhaften Tisch. Die Jungs nahmen normalerweise kein Blatt vor dem Mund und Mila laberte mich immer voll, als gäbe es kein Morgen, doch aus irgendeinem Grund war heute alles anders. Die Spannung zwischen uns war zum Greifen, keiner gab einen Mucks von sich, niemand wagt es sich auch zu bewegen. Wir alle hatten diesen Vorfall schon lange vergessen und obwohl er so weit von uns weg geschehen war, nahm er uns alle mit. Dieses Mädchen war ungefähr in unserem Alter, es hätte jeden treffen können. Doch traurig war, dass es überhaupt möglich war, dass sowas geschah. Noch trauriger war, dass man keinen Verantwortlichen dafür fand und die Familie keinen Frieden schließen konnte.

»Was gibt es denn neues zu diesem Fall?«, wagte es nun Jona zu fragen und holte uns alle aus unseren eigenen Gedankengängen zurück in die Realität.

»Na ja, es sieht wohl ganz danach aus, dass der Fall aufgegeben wurde. Das Seattle PD gab mit einer Pressemitteilung bekannt, dass sie diesen Fall offiziell nicht mehr weiterverfolgen werden, jedoch jeden Hinweis annehmen werden. Es gibt wohl so viele Verbrechen in Seattle, dass es anscheinend nicht mehr tragbar ist nach einem Mädchen zu suchen, das vor einem Jahr verschwunden ist. Sie vermuten sogar, dass sie schon längst tot ist«, klärte Kayden uns über die aktuellen Neuigkeiten auf, die uns den Atem raubte. Die Polizei gab also so schnell ein junges Leben auf, dass mehr wert war als gerettet zu werden und doch hielten sie es nicht für nötig weitere Nachforschungen anzustellen, nur weil das Ganze völlig Aussichtslos erschien. So etwas durfte doch gar nicht möglich sein. Sie nennen sich unser Freund und Helfer und geben auf, sobald es zu schwierig wurde.

Ich musste an den Vater und die Schwester denken, dessen Hoffnung wahrscheinlich komplett zerstört wurde mit dieser Meldung. Wahrscheinlich wurde von ihnen verlangt, dass sie ihr Leben langsam weiterleben sollten und dabei vergessen sollten, dass ihre Tochter und Schwester vermutlich irgendwo dort draußen war und um ihr Leben kämpfte oder bereits unter der Erde verscharrt wurde. Wie sollten sie je mit dieser Ungewissheit Frieden finden?

Ich konnte mir gar nicht ausdenken, wie diese Familie sich fühlen musste. Keiner von uns konnte das, obwohl wir alle versuchten mitzufühlen. Keiner von uns wagte es den anderen anzusehen, weshalb wir einfach nur schweigend dasaßen. Niemand rührte auch nur einen Bissen seines Tellers an, dafür waren wir alle viel zu aufgewühlt.

»Das kann doch nicht möglich sein, das die Polizei einfach so aufgibt«, durchschnitt Christian als Erstes die unangenehme Stille und schlug mit der Faust leicht auf den Tisch. Es war wohl nicht sein Ziel Aufmerksamkeit zu erregen, weshalb er sehr bewusst schien, was er tat. »Ich meine, wo sind wir? Im 19. Jahrhundert?«

»Manche Dinge werden sich nie ändern«, merkte nun Jona verbittert an und fuhr sich mit der Hand durch sein silbernes Haar. Wieder kehrte Stille ein, wie so oft in den letzten paar Minuten.

»Na gut Leute, ich werde mich wohl meinem Schicksal stellen und den Lappen holen«, verkündete Christian, richtete sich auf und stieg über die Bank.

»Wozu den Lappen?«, fragte Jona irritiert.

Christian stoppte in seiner Bewegung. »Um den Tisch abwischen zu können?«

»Ich weiß zwar nicht wie viele Lappen du brauchst um einen Tisch abzuwischen, aber ich will dich auch nicht aufhalten.«

Das hat er nicht gesagt! »Jona!«, riefen Mila und ich im Chor und starrten ihn wahrscheinlich beide verdattert mit offenen Mündern an. Der Grauäugige zuckte nur amüsiert mit den Schultern und führte seinen Weg fort ohne auf Jonas miesen Spruch zu reagieren. Mila und ich waren es gewohnt, dass der mir sämtliche Seitenhiebe verpasste, doch hatten wir es nie bei jemand anderen miterlebt.

»Was?«, fragte er uns nur und zuckte ein wenig vor uns zurück.

Kayden und Christoph konnten sich kaum auf ihrer Bank halten vor Lachen. Wenigstens schien die Anspannung von vorhin von ihren Schultern gefallen zu sein, während sie uns auslachten. Und der Artikel des Mädchens war ganz schnell in Vergessenheit geraten.

Heute gab es mal ein ernsteres Thema für die Gruppe und der Ernst des Lebens klopft an einigen von ihnen an den Türen.

Mir ist beim Schreiben des Kapitels aufgefallen, dass mir der Name Christian Bailey sehr bekannt vor kam... Und nein ich habe nicht an Christian Bale gedacht, als ich diesen Charakter erschuf. 😂

»Ich bin Batman« 🦇

LG ~ Eure Cali <3

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