
Kapitel 2 ~ Von Namen und Strumpfhosen
Ungläubig zupfte Mila noch immer wenige Haare von Jonas Kopf, der ihre Handlung mit einem bösen Blick quittierte, während wir an der Essensausgabe anstanden. Sowohl Mila als auch ich waren sehr neugierig auf Jonas Erklärung, wie es dazu kam, dass er nun so aussah wie er nun mal aussah. Bevor wir Jona ausquetschen konnten, hatte die Schulklingel geläutet, uns voneinander getrennt und uns in unsere Kursräume getrieben. Doch nun würde er nicht mehr drum herumkommen und das wusste er zu gut.
Sobald uns das Essen auf unserem Tablett serviert wurde und wir uns einen freien Platz innerhalb des Speisesaals gesichert hatten, sahen Mila und ich Jona mit großen erwartungsvollen Augen an. Jedoch war der Herr voll auf sein Essen konzentriert und biss genüsslich in sein bestelltes Sandwich und stöhnte zufrieden auf. Blöd für ihn, denn Mila und ich tauschten einen Blick aus und verständigten uns stumm. Dann blickten wir wieder zu dem ahnungslosen Jona, der weiterhin mit geschlossenen Augen sein labbriges Brot genoss. Gleichzeit traten wir mit unseren verschränkten Beinen zu und erwischten genau die Schienbeine. Daraufhin ließ er sein Mittagessen auf seinen Teller platschen. Mit großen Augen klopfte er mit der Faust auf seine Brust, um den letzten Bissen herunterwürgen zu können, den er vor Schreck verschluckt hatte. Mila und ich lachten leise und konnten uns kaum mehr halten auf den instabilen Bänken.
»Musste das sein?« Genervt sah er jeden von uns einzeln an und rieb sich über die schmerzenden Beine. »Mein armes Sachdwich«, schmollte er und sah traurig auf das zerpflückte Ding auf seinem Teller, das er als Essen betitelte. Zur Antwort auf seine Frage bekam er nur ein Schulterzucken meinerseits. Lieber widmete ich mich wieder meinen Nudeln.
»Jetzt erzähl! « Durch Milas vollgestopft Mund könnt man sie kaum verstehen.
»Deswegen musste mein Sandwich so leiden?«, fragte er ungläubig.
»Was sollten wir tun, wenn du nicht redest?«, antwortete ich ihm mit einer Gegenfrage und schob erneut eine volle Gabel in den Mund.
»Vielleicht sollte Mila ja zuerst reden«, entgegnete er und betrachtete den Wirbelwind wissend neben mir, die plötzlich ihre Gabel krachend auf ihren Teller fallen ließ, während Jona aufquietschte, sich herunterbeugte und sich das Bein rieb. Mit hochrotem Kopf wendete Mila ihren Blick von uns ab und versteckte ihr Gesicht unter ihren rostbraunen Locken. Diesmal verstand ich gar nichts mehr. Wusste Jona etwas, das ich noch nicht wusste und wenn ja, woher? Hatten sie sich in den Ferien ohne mich getroffen? Das könnte ich mir nur schwer vorstellen. Bisher waren wir immer ein festes Dreiergespann, außer beim Tanztraining an dem Mila nicht teilnahm.
»Was weiß Jona, was ich nicht weiß?«, fragte ich an Mila gewandt, die mich nicht ansah, sondern sich noch weiter wegdrehte und nervös in ihrem Essen herumstocherte.
»Das wüsste ich jetzt auch gern«, antwortete Jona verwirrt. »Das war eigentlich ein Scherz.«
Nun sah ich Jona verwirrt an. Er wusste nichts? Das war nur einer seiner dämlichen Scherze und er hatte voll ins Schwarze getroffen? Jona sah mich an und hob unwissend die Hände. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Wie absurd doch diese Situation war.
»Können wir das am Freitag bereden?«, fragte Mila leise und drehte sich auch wieder vollständig zu uns, dennoch den Blick gesenkt auf den Teller. Etwas musste in den Sommerferien vorgefallen sein, dass sie nicht unbedingt an einem Tisch der Mensa mit uns bereden wollte. Ich nickte ihr nur zustimmend zu, denn es brachte nichts jemanden zu bedrängen, der nicht reden wollte, erst recht nicht Mila. Sie würde einfach wütend davon stapfen und uns für einige Tage ausweichen.
»Freitag?«, fragte Jona, der sich daran machte, seinen Salat wieder auf das Sandwich zu schieben.
»Wir hatten doch vor den Ferien abgemacht, dass wir uns an dem ersten Freitag im neuen Schuljahr an der Stadiontribüne der Eagles treffen«, meinte ich und versuchte verzweifelt meine letzte Nudel auf die Gabel zu schieben, um auch diese genüsslich verspeisen zu können.
»Ach, deswegen bekomme ich ständig so eine nervige Nachricht von meinem Terminkalender, dass ich mir am Freitag ja nichts vornehmen sollte«, erklärte er. Ja, der Junge vor mir war durch und durch Jona. Denn, dass er sämtliche Termine verpeilte, wie einen Arzttermin oder den Geburtstag seiner Mutter, war uns nicht unbekannt. Selbst uns hatte er schon einmal sitzen lassen, da er vergessen hatte, dass wir verabredet waren. »Mein Handy schreit mich mit jedem neuen Tag schon förmlich an. Es hat sich schon von einem Vergiss nicht, dir am Freitag nichts vorzunehmen zu einem Freitag ist verplant, du Spaten!, gesteigert.«
Ich lächelte Mila nur wissend an, deren Röte im Gesicht schon wieder nachgelassen hatte und ihren Sommersprossen das Rampenlicht überließ. Sie lächelte zurück und schob sich langsam die nächste Gabel in den Mund, während ich noch immer geduldig meine Nudel hin und her schob.
»Aber nun zurück zum Thema«, wandte ich mich an Jona, der sich die Finger leckte, als er sein trockenes Toast verschlungen hatte. »Du bist uns lang genug ausgewichen.« Mila stimmte mir mit einem hellen Brummen zu und blickte Jona erwartungsvoll entgegen. »Was ist mit dir in den Sommerferien passiert? Hat dich eine radioaktive Spinne gebissen?« Endlich hatte ich meine Nudel auf der Gabel, die dann im nächsten Moment einen Abgang machte und wieder auf dem Teller klebte.
»Schön wärs. Das ...«, mit seinen Händen machte er eine Bewegung von seinem Kopf bis zur Hüfte nach unten, um uns klarzumachen, was er meinte. »... war alles harte Arbeit«, erklärte er ernst. Dann schob er seinen Teller beiseite und legte seine Unterarme auf die nun freie Tischoberfläche, wobei sein Bizeps regelrecht zuckte. Das war gerade alles Demonstration und Jona's Hoffnung eine Reaktion von mir zu erhaschen. Während wir alle wussten, wie leicht Mila zu beeindrucken war, die bereits wie Butter neben mir schmolz, wussten wir auch, dass es bei mir nicht so war. Er musste sich schon etwas mehr anstrengen, was auch der Grund dafür war, dass Jona meine Ratschläge schätzte. Würde ich jetzt so aussehen wie Mila, wüsste er das er bei den anderen Frauen definitiv eine Chance hatte. Was er nicht wusste, war, dass die Mädchen heutzutage sehr oberflächlich waren und sie ihn bereits vorhin an der Essensausgabe angeschmachtet hatten.
Ich tat ihm den Gefallen nicht und ignorierte seine Bemühungen mich zu beeindrucken gekonnt. »Und wie sah diese harte Arbeit aus?«, ich verstärkte meine Frage mit händisch gezeichneten Gänsefüßchen und betrachtete ihn gelangweilt, um klarzustellen, dass ich keine Lust mehr auf die Geheimniskrämerei hatte. »Sonst muss ich wieder auf die Theorie des Zirkusbeitritts zurückgreifen.«
Schmollend, dass ich keine Reaktion auf seinen Versuch gezeigt hatte, nahm er seine Arme wieder vom Tisch und verschränkte sie wohl unter diesem. »Ich habe mich im Fitnessstudio angemeldet und mit einem Trainer einen individuellen Trainingsplan erstellt. Ich hatte keine Lust mehr nur als Witzfigur betrachtet und als letzter im Sport gewählt zu werden, außer beim Staffelrennen natürlich. Außerdem hatte ich bisher auch keine Chance bei irgendeinem Mädchen. Keiner von denen hier hatte mich je wirklich wahrgenommen. Also wollte ich etwas ändern.« Er zog seine Schultern ein wenig hoch, als wäre es nichts Besonderes und hätte keine Bedeutung, dass er hier erzählte. Doch für mich hatte es eine Bedeutung. Er ließ seine Schultern wieder fallen als er fortfuhr. »Ich habe mit Krafttraining begonnen und mich an meinen Ernährungsplan gehalten, seitdem kann ich ein paar mehr Kilos heben und endlich mal in der Herrenabteilung einkaufen gehen.«
Mila lachte bei seiner letzten Aussage. Ich biss mir auf die Unterlippe. Mir war nicht nach Lachen zu mute, denn ich spürte deutlich, wie etwas an meinem Gewissen nagte. Wäre ich nicht so sehr mit mir selbst im letzten Jahr beschäftigt gewesen und hätte ich mich mehr um meine Freunde gekümmert, hätte ich all diese Dinge auch gewusst. Es war klar, dass ich nichts von seiner Unsicherheit und sein fehlendes Selbstbewusstsein gegenüber den anderen Mitschülern wusste, geschweige denn, dass er sich so unterdrückt fühlte, da er angeblich nicht cool genug sei. Mit Mila und mir war er immer so glücklich und aufgeweckt, daher gab es für mich keinen Grund zur Annahme, dass er so empfand. Eher war es meine Annahme, dass er diese ganze Aufmerksamkeit nicht brauchte, wahrscheinlich da ich sie nicht wollte.
»Ich habe euch nichts davon erzählt, da ich euch nicht belasten wollte. Ich wusste, dass es eine Sache war, die ich nur mit mir selbst aus machen konnte. Außerdem hattet ihr im letzten Jahr genug um die Ohren, da war es nur fair«, erklärte er hauptsächlich an mich gewandt. Mal wieder hatte ich vergessen, dass er mich besser kannte, als er sollte. Er wusste, dass wenn ich mir auf die Lippe biss, ich mir Vorwürfe machte oder zu viel nachdachte. Als könnte er meine Gedanken lesen.
»Wir verstehen dich«, ergriff Mila das Wort. »Wir sollten niemanden von uns verurteilen, warum er etwas nicht erzählt hat. Es gibt Gründe dafür und diese sollten wir akzeptieren. Zumindest sollten wahre Freunde dies tun.«
»Welch weise Worte«, kommentierte Jona und grinste breit.
Dann konnten wir uns alle nicht mehr halten und lachten. Lachten, wie wir es zuletzt vor zwei Monaten getan hatten. Dennoch gingen mir Milas Worte bis ins Mark. Wir konnten Geheimnisse voreinander haben, ohne dass unsere Freundschaft daran zerbrechen würde. Sie würden da sein, aber Worte können auch nur Worte sein, ohne Sinn dahinter. Egal wie ehrlich Mila diese Worte ausgesprochen hatte, es würde sich erst alles dann zeigen, wenn es zu solchen Situationen kommen würde, in denen auch jemand verletzt werden würde. In diesen reagiert jeder ganz unterschiedlich, in erster Linie, in solchen Situationen, in denen man sich zum ersten Mal befand.
Als wir aufhörten zu lachen, versuchte ich die letzte Nudel nun mit der Gabel aufzuspießen, jedoch rutschte ich ab und schoss sie auf den Tisch. »Da haben wir unseren heutigen Tischabräumdienst«, sagte Jona und präsentierte mich mit seinen ausgestreckten Händen. Mila betrachtete mich und kicherte. Genervt rollte ich mit den Augen und griff mit der Hand nach meiner Nudel und schob sie mir in den Mund.
»Die Manieren haben sie wohl über die Ferien verlassen«, murmelte Mila und kicherte weiter.
»Warum hatten wir noch einmal diese Regel eingeführt?«, fragte ich rhetorisch und legte meinen Kopf erschöpft auf meine Hand ab. Ich erinnerte mich noch ganz genau. Da wir den Tisch immer nach dem Essen abwischen mussten, machte es keinen Sinn, dass wir zu dritt losrannten und uns einen Waschlappen holten. Außerdem hatte nie jemand Lust die Aufgabe zu übernehmen, daher führten wir eine Regel ein: Wers verplempert, dem dämmerts. Diese besagte, dass jemand, der etwas verschüttete und den Tisch somit dreckig machte, abräumen und abwischen durfte. War dies nicht der Fall, so trat Regel Nr. 2 in Kraft: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Dabei starrten wir uns so lange gegenseitig an, bis einer lachte, der dann auch abräumen durfte. Falls beide Regeln keine Wirkung hatten, räumten wir gemeinsam ab, ohne den Tisch abzuwischen. Das geschah sehr selten und eher an schlechten Tagen.
»Nun ja, bevor ich den Tisch abräume, möchte ich aber zu gern die Sache mit den Haaren verstehen«, meinte ich und lehnte mich auf unsere Bank zurück, fast vergessen, dass diese keine Rückenlehne besaß. Also setzte ich mich gerade hin und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
»Na ja, ich dachte mir, wenn ich schon den alten Jona loswerden wollte, dann musste ich auch auffallen«, erklärte er und blickte verlegen an uns vorbei. »Außerdem wollte ich es schon immer mal ausprobieren«, gestand er noch dazu.
»Es steht dir«, sagte Mila. »Damit ist der die Aufmerksamkeit anderer sicher.«
Ich nickte zustimmend und begann schon einmal die Teller zu stapeln und den Müll, der angefallen war, zusammenzusammeln. Währendessen bewunderte Mila Jona noch weiter und fragte ihn über alles Mögliche bezüglich seines Trainings aus. Dann verließ ich den Tisch, brachte das Geschirr zurück und warf den Müll in den Abfalleimer.
Ich freute mich für Jona. Er fühlte sich deutlich wohler in seiner Haut. Solange seine Persönlichkeit nicht unter einem größer werdenden Ego litt, sobald die Jungs ihn akzeptierten und die Mädchen ihm hinterherrannten, würde ich ihn auch vollkommen unterstützen. Er sollte bodenständig bleiben. Jona war die natürlichste und ehrlichste Person, die ich kannte. Das schätzte ich sehr an ihm. Darum würde ich es wahrscheinlich nicht gut verkraften, würde es eines Tages anders sein, noch dazu hatte ich mich schon viel zu sehr an die beiden in meiner Umgebung gewöhnt, dass ich mir nicht vorstellen konnte, einen von den beiden nicht mehr in meiner Nähe zu wissen.
Mit einem nassen Lappen kehrte ich an unseren Tisch zurück, nur um festzustellen, dass wir nicht mehr allein waren. Jona hatte Verstärkung von drei Jungs erhalten, die sich rund um den Tisch verteilten. Einer von ihnen mit blondem Haar hatte sich neben Mila auf die Bank gesetzt, ein anderer mit dunklem Haar stand am Ende des Tisches mir gegenüber und neben Jona hatte sich ein mir erst seit kurzem bekanntes Gesicht gesetzt. Dieses grinste mich wissend an.
»So schnell trifft man sich wieder, Nachbarin«, sagte er und blickte mir direkt in die Augen.
»Damit hätte auch ich nicht gerechnet, Nachbar«, gab ich zu. Dann legte ich den nassen Lappen auf dem Tisch ab, bevor er meine Hände noch durchweichen konnte. Die Jungs waren mir vorher noch nie aufgefallen und nun traf ich einen davon heute schon zum zweiten Mal. Sie gingen in keinen von unseren Kursen, also mussten sie in der Senior Class sein, denn für die Freshman Class sahen sie zu alt und kräftig aus.
Mein Blick wanderte von dem Rotschopf zu Jona, der schweigend dasaß. »Ich wusste gar nicht, dass ihr euch beide bereits kennt«, presste ich zwischen meinem gezwungenen Lächeln heraus und wusste, wer heute den zweiten Versuch unternehmen würde, Jona umzubringen.
Ich konnte Jona deutlich schlucken und sein schlechtes Gewissen in ihm aufkommen sehen. »Äh Ja, wir kennen uns aus dem Fitnessstudio. Hatte ich das nicht erwähnt?«, fragte er unschuldig und lächelte mich unsicher an.
Nein, hattest du nicht, mein allerbester Freund Jona. Wenn ich dich allein in die Finger bekam.
Mila sah mich ein wenig unbeholfen an. Sie wusste nicht recht, was sie tun oder sagen sollte. Der blonde Typ neben ihr blickte sie seltsam von der Seite an und presste die Lippen zu einem schmalen Strich aufeinander. Wenn ich ihn genauer betrachtete, sah er doch ein wenig jünger und dünner aus als die anderen beiden Jungs. Sie alle drei konnten nicht unterschiedlicher sein.
»Tatsächlich nicht. Würdest du sie uns dann auch einmal vorstellen?«, fragte ich nun wieder in einem freundlicheren Ton. Jona sah den Rotschopf der Drei zuerst an und forderte ihn stumm mit einem Blick auf, seinen Namen zu nennen.
»Christoph«, sagte dieser.
Dann blickte Jona den Blonden an, der seinen Blick zuerst nicht von Mila losreißen konnte und ein wenig ertappt seinen Namen aussprach: »Ich bin Kayden. Hi.«
Zuletzt dann noch der Dunkelhaarige, der mir gegenüber vom Tisch mit Händen in den Hosentaschen stand. »Christian«, sagte er und nickte mir zur Begrüßung zu. Ein kleiner erstickter Laut entfloh meiner Kehle, den ich nicht zurückhalten konnte. Ich zog die Aufmerksamkeit aller an diesem Tisch auf mich. Christoph sah mich fragend an, während Christian mir schmunzelnd, die Frage stellte, die sich jeder in diesem Moment an diesem Tisch stumm fragte. »Was ist so lustig?«
»Ist euch nicht aufgefallen, wie absurd es ist, dass zwei Typen, die fast denselben Namen haben, zusammen abhängen?«, fragte ich verwundert und lachte. Als die anderen dann auch endlich begriffen, stimmten sie in mein Lachen mit ein. »Ich meine da gibt es nicht einmal Spielraum für einen Spitznamen.«
»Daher nennen uns die meisten auch beim Nachnamen«, erklärte nun mein Spindnachbar.
»Wir hatten schnell kapiert, dass es nur einen Chris geben kann. Also entweder kämpften wir um den Namen oder einigten uns friedlich auf einen anderen«, erzählte Christian und verschränkte seine Arme vor der Brust.
»Also habt ihr euch friedlich auf den Nachnamen geeinigt?«, fragte Mila neugierig, die interessiert ihren Ellbogen auf den Tisch stemmte und ihren Kopf auf ihre Hand ablegte.
»Tatsächlich nicht«, räumte Christoph ein. »Wir mussten uns ja erst einmal an dieser Schule gegenüber den Älteren behaupten.«
»Und wer hat den Titel gewonnen?«, fragte ich neugierig. »Wer darf sich feierlich Chris nennen?« Ich beugte mich vor und stützte mich mit meinen Händen von der Tischplatte ab, um ein wenig ernster zu wirken. Mein Blick wanderte zwischen den beiden Chris hin und her, dabei konnte ich genau beobachten, wie der Rotschopf meinen Blick auswich und seine Zähne aufeinander presste, die Kraft dahinter ließ seinen Kiefer zucken, während das Grinsen vom Dunkelhaarigen immer breiter wurde und sein Blick ruhig auf mir lag.
»Keiner«, verriet Christian. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen hoch, die ihn »Dein Ernst?« sagen sollten. Jedoch zuckte er nur kurz mit den Schultern und löste seine Arme vor seiner Brust, um diese dann nur wieder in den Hosentaschen zu verstauen. Abwesend ließ er seine Augen über die Schülermenge schweifen, als würde er jemanden suchen.
»Nun aber zu euch. Wir kennen ja noch nicht einmal eure Namen«, fing sich Chris wieder. »Obwohl du meine Spindnachbarin bist.«
Dass wir beide Spindnachbarn waren, mussten auch die kleinen lästigen Fliegen begriffen haben, die bereits an dem Soßenfleck meiner entglittenen Nudel saugten. Mit einer Handbewegung scheuchte ich sie weg und schnappte mir den Lappen, um endlich den Tisch abzuwischen. »Lyn«, meinte ich beiläufig.
»Ashlyn«, verbesserte mich Jona.
»Lyn. Einfach nur Lyn«, verbesserte ich wiederum ihn ein wenig bissig. Grimmig sah er mich an, ich erwiderte seinen Blick standhaft, während ich über den Tisch wischte.
»Mein Name ist Mila«, meldete sich Mila wieder zu Wort und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. Besonders die von Kayden. Nur schwer konnte ich mir das Schmunzeln verkneifen. Ich würde sie schon früh genug damit konfrontieren.
»Na gut Jungs, wollen wir dann mal wieder?«, fragte Kayden auf einmal schnell und erhob sich von der Bank. Dabei fiel mir auf, dass er recht klein oder der dunkelhaarige Chris, sehr groß sein musste. Er überragte den Blonden fast um einen ganzen Kopf. Wohl eher einen halben, wenn Kayden gerade stand.
»Jona, sehen wir uns heute im Fitnessstudio?«, fragte mein Spindnachbar und klopfte meinen besten Freund auf die Schulter.
Bevor Jona zu einer Antwort ansetzen konnte, tat ich es für ihn. »Sorry Jungs, aber der kleine Jona hat heute noch Unterricht.« Ich erntete verwirrte Blicke, selbst von Jona. Natürlich hatte er nicht damit gerechnet, dass ich ihn heute schon zum Training entführte, aber was sein musste, musste sein. Wir hatten nun zwei Monate nicht mehr miteinander trainiert, also war es heute endlich wieder an der Zeit. Deshalb beugte ich mich zu ihm herunter und flüsterte ihn ins Ohr, aber immer noch laut genug, dass jeder am Tisch jedes Wort verstehen konnte. »Und vergiss deine Strumpfhosen nicht.«
Die Geschichte kommt langsam ins Rollen. Nun sind auch drei weitere Typen in Lyns Leben getreten.
Was denkt ihr warum Kayden Mila so seltsam ansieht?
Eine schöne Woche! ~ Eure Cali <3
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