Stroh zu Gold - meine Version des Rumpelstilzchens
Es war einmal eine Zeit, da hätte ich bestritten, dass mein Vater ein Lügner war. Sicher, er trank viel zu viel und verspielte ständig unser weniges Geld. Doch gelogen hatte er nie, so dachte ich jedenfalls, bis zu jenem Zeitpunkt, als eine seiner Lügen mein Leben veränderte. Es fast beendete. Und dass nur, weil er auf dem Marktplatz damit prahlte, dass ich angeblich Stroh zu Gold spinnen könnte. Sicher, er war betrunken, mal wieder. Und eigentlich hätte ihn niemand ernst nehmen dürfen. Und doch taten es einige, vor allem unser König. Der solch eine Gabe gerne für sich nutzen wollte. Sofern ich sie denn wirklich besäße. Somit ließ er mich von seinen Wachen zu sich bringen. Er saß hoch oben auf seinen Thron, welcher aus edlem Holz bestand, verziert mit Gold und feinster Seide. Ich selbst wurde von seinen Wachen gezwungen vor ihm auf die Knie zu gehen, während seine herrische Stimme zu mir sprach.
"Ich hörte du könntest Stroh zu Gold spinnen. Und genau das verlange ich von dir."
"Es tut mir Leid, mein König. Aber leider besitze ich die Gabe nicht.", erwiderte ich, in der Hoffnung einfach wieder gehen zu können. Doch der König war anderer Ansicht.
"Dann willst du also sagen, dass dein Vater und somit auch du gelogen haben?", lockte er mich in die Falle. Denn immerhin war es nicht ich, der dies behauptete. Und meinen Vater als Lügner zu bezeichnen, währe sein Todesurteil. Unser König verstand da keinen Spaß, schon gar nicht wenn es um etwas ging, was ihm viel Reichtum versprach und welches er dann doch nicht bekam.
"Mein Vater ist ein Trunkenbold und da erzählt er gerne Märchen. Keine Lügen, einfach nur Märchen.", versuchte ich mich heraus zu winden. Doch vergeblich.
"Märchen sind auch Lügen. Das ist nur eine schöne Umschreibung. Und auf solch eine Lüge steht nun mal der Tod, euer Beider Tod. Bist du dir dessen bewusst? Möchtest du nicht doch noch einmal in dich gehen und schauen, ob du nicht doch diese Gabe besitzt?"
Es stand nun fest, dass ich keine Wahl hatte. Entweder ich hielt daran fest, dass es eine Lüge war und verurteilte mich und meinen Vater zum Tode oder ich versuchte es und scheiterte, womit ich ebenfalls unser Todesurteil unterschrieb. Aber vielleicht, ja vielleicht viel mir noch etwas ein, während ich es versuchte, was unmöglich schien. Vielleicht ist etwas Zeitaufschub genau das was ich brauchte, um hier doch noch lebend heraus zu kommen. Also sagte ich dem König, dass ich es versuchen werde, aber Zeit brauchte.
"In Ordnung. Du bekommst deine Zeit, genau 3 Tage sollst du haben. Jetzt bringt ihn in die Zelle, die für ihn vorbereitet ist, bringt ihn was zu Essen und zu Trinken und dann werden wir sehen, ob es eine Lüge war oder nicht." Zum Teil sprach er zu mir, zum Teil zu seine Wachen, die mich zugleich auf die Beine zerrten und aus dem Saal heraus, durch eine Seitentür, wo sie mich eine Wendeltreppe hinunter führten, in den dunklen Kerker hinein. Dort steckte man mich in eine Zelle, gefüllt mit Stroh und einem Spinnrad.
Ratlos stand ich nun in dieser Zelle, besah das Stroh und dann das Spinnrad und fragte mich, wie ich es schaffen sollte, es zu Gold zu spinnen. Dafür war schon Magie nötig und diese besaß ich nicht. Es war nicht so, dass ich nicht wusste, wie man ein Spinnrad benutze, immerhin war es mein Tagewerk, mit dem ich unser Geld verdiente. Und ich war wirklich gut darin. Nach dem Tod meiner Mutter, die mir es beibrachte, hab ich ihr Handwerk zu dem Meiningen gemacht. Doch hab ich noch nie versucht Stroh zu spinnen. Dachte noch nicht einmal daran.
In Gedanken versunken hob ich ein paar Strohhalme auf, betrachtete diese und ging zu dem Spinnrad hinüber. Einen Versuch ist es wert, dachte ich mir, mal schauen, was daraus wird. Doch merkte ich schon nach einer Weile, dass es nicht so einfach ist, Stroh zu spinnen. Selbst einen einfachen Faden daraus zu machen schien schon fast unmöglich. Wie soll ich es dann noch in Gold verwandeln.
"Das funktioniert doch nie", meinte ich leise, vermutete ich doch, dass mich hier unten eh keiner hörte. Doch irrte ich mich da.
"Was versuchst du denn?", erklang eine samtige tiefe männliche Stimme, aus der Zelle neben der Meiningen und als ich dort hin blickte, erkannte ich einen jungen Mann, der mich neugierig durch die Gitterstäbe betrachtete.
"Man erwartet von mir, dass ich das Stroh zu Gold spinnen soll.", erwiderte ich während ich den Fremden musterte. Er wirkte seltsam, mit seinen moosgrünen Augen und den langen Haaren, dessen Farbe mich an das Laub im Herbst erinnerte. Er war schlank und seine Kleidung wirkte abgetragen, als hätte er sie schon seid mehreren Jahren nicht mehr gewechselt und dennoch war seine Haut und sein Haar sauber. Und obwohl er noch sehr jung aussah, schien er doch schon sehr alt zu sein.
"Kannst du das denn?", erkundigte er sich weiter, neugierig.
"Leider nicht. Doch wenn ich es nicht schaffe, bin ich des Todes. Und das nur, weil mein Vater dies auf den Marktplatz behaupten musste." Ich merkte selber, wie verzweifelt ich klang. Doch wollte ich einfach noch nicht sterben.
"Verstehe", erklang wieder seine samtige Stimme und man konnte meinen, dass er mehr verstand, als mir selbst klar war. "Seh es doch mal so. Wenn du es schaffen solltest, würde man dich auf ewig gefangen halten und du müsstest dein leben lang Stroh zu Gold spinnen. Somit scheint der Tod doch die bessere Wahl zu sein. Findest du nicht auch?"
Wenn man es so sah, scheint er schon Recht zu haben. Dennoch. Ich will leben und das sagte ich ihm auch. Doch auch, dass es sinnlos sei darüber nach zu denken, denn immerhin besaß ich diese Gabe nicht.
"Ich könnte dir diese Gabe geben.", meinte er plötzlich, was mich ihn überrascht ansehen ließ.
"Aber warum solltest du das tun?", erkundigte ich mich. Er hätte immerhin keinen Grund dazu und auch keinen Nutzen.
"Ich sagte, ich könnte, nicht das ich es täte." Warum sagte er es dann? Wenn er doch nicht bereit war, mir zu helfen. Wieso? Auf die Antwort dieser Frage, sollte ich nicht lange warten, auch wenn ich diese nicht laut ausgesprochen habe, beantworten seine folgenden Worte diese: "Aber mal angenommen, ich täte es. Was springt dabei für mich heraus? Immerhin hat alles in der Welt seine Preis und diese Gabe ist doch sehr Spezial, sie könnte dir zu sehr viel Reichtum verhelfen, solltest du es schaffen, hier je heraus zu kommen. Ich kann sie dir nicht umsonst geben."
Da hat er Recht. Und dennoch? Was sollte ich ihm schon geben können? "Ich besitze leider nichts, was für dich von Wert sein könnte. Wenn du solch eine Macht dein Eigen nennst, hast du sicher alles, was ich je besitzen würde. Aber vielleicht... Wenn ich den König dazu bringen könnte, mir einen Wunsch zu erfüllen, ein Versprechen, an dass er gebunden ist, wäre ich vielleicht in der Lage, uns Beide hier heraus holen. Ich könnte dir damit deine Freiheit wieder geben."
"Hm...", meine Worte stimmten ihn nachdenklich, was ich als guten Zeichen werte und wirklich, er schien daran interessiert zu sein. "Meine Freiheit. Das währe wahrlich etwas wertvollen für mich. Sollte es dir wirklich gelingen, den König dazu zu bringen, dir dieses Wunsch zu gewähren, dann soll die Gabe, Stroh zu Gold zu spinnen, die Deinige sein."
So wie er sprach, so einigten wir uns auch und ich ruf eine der Wachen zu mir um ihm zu sagen, dass ich noch einmal mit dem König sprechen möchte. Als dieser kam, brachte ich gleich mein Anliegen hervor.
"Mein König. Gerne möchte ich euren Wunsch erfüllen und dieses Stroh zu Gold spinnen, doch befürchte ich, danach hier gefangen zu sein und da wäre mir der Tod doch lieber. Deswegen erbitte ich euch, um einen Gefallen, als Gegenleistung für diesen Reichtum."
"Einen Gefallen. So? Und wieso glaubst du, dass ich dir diesen Gefallen gewähren lasse?", erkundigte er sich lauernd und man merkte, dass er dazu keinen Grund sah.
"Weil ihr ein ehrenhafter König seid, der zu seinem Wort steht und der nur das Beste für sein Volk möchte, wofür ihr auch geliebt werdet." Sicher, diese Worte waren gelogen und das wusste der König auch nur zu genau. Doch war er einfach zu stolz um dies zuzugeben, dazu liebte er es einfach, wenn man ihm schmeichelte. Daher konnte er nicht anders, als sich auf den Deal einzulassen.
"Und wie soll dieser Gefallen aussehen, den du forderst?"
"Wenn ich all das Stroh, welches sich hier in dieser Zelle befindet zu Gold gesponnen habe, möchte ich dass ihr mich und eine Person meines Wunsches gehen lässt. Wir verschwinden dann aus der Stadt und ihr werdet uns nie wieder sehen.", äußerte ich meinen Wunsch und wartete angespannt auf seine Reaktion.
"Und wer soll diese eine Person sein?" Diese Frage musste ja kommen. Eigentlich hoffte ich, dass er erst fragt, wenn es soweit war.
"Der Mann neben mir in der Zelle.", meinte ich ohne zu zögern und ohne Angst, zeigte dabei noch auf den seltsamen Mann, der irgendetwas an sich hatte, was nicht menschlich wirkte.
"Rumpelstilzchen?!", rief der König empört aus. "Auf keinen Fall. Er hat vor siebzehn Jahren versucht mein Kind zu stehlen. Mein kleines Mädchen, dass noch nicht einmal ein Jahr alt war. Ich kann ihn nicht gehen lassen. Was wenn er es wieder versucht?"
Rumpelstilzchen? Ich wusste, den Namen kannte ich irgendwoher, nur wusste ich zu dem Zeitpunkt nichts damit anzufangen, erst als der König erzählte, was dieser versucht hatte, fiel es mir wieder ein. Und dennoch. Ich hatte es ihm versprochen. Außerdem war er derjenige, der mir diese Gabe vermachen konnte. Also musste ich alles auf eine Karte setzen. "Das wird er nicht. Wenn wir frei sind, verschwinden wir sofort aus dieser Stadt, ohne irgendetwas mitzunehmen."
"Dann verbirgst du dich für ihn?", erkundigte sich der König nun doch nachdenklich. Wahrscheinlich hoffte er somit, diesen Mann dann wirklich nie wieder sehen zu müssen.
Und somit willigte ich ein: "Ja, ich verbürge mich für ihn."
"Gut! Dann soll es so sein. Wenn du all das Stroh, welches sich in deiner Zelle befindet zu Gold gesponnen hast, innerhalb von drei Tagen, so schenke ich dir und Rumpelstilzchen die Freiheit, auf dass ihr für immer aus dieser Stadt verschwindet und nie wieder zurück kehren würdet. Solltest du es allerdings nicht schaffen, werden du und dein Vater zum Tode verurteilt und Rumpelstilzchen wird für ewig in seiner Zelle bleiben." So sprach der König und machte sich dann auf den Weg, aus dem Verließ heraus.
Sobald wir wieder allein waren, wendete ich mich an Rumpelstilzchen: "Wie du selbst gehört hast, habe ich es geschafft, dass der König mir dieses Versprechen gibt. Und auch wenn er es sicher nicht gerne halten möchte, ist sein Stolz doch zu groß, dass er es tun wird. Also? Wie geht es jetzt weiter?"
"Ja, ich habe es gehört. Und es erstaunt mich, dass du dich an dein Versprechen hällst, selbst nachdem du erfahren hast, warum ich hier sitze.", erklang seine samtige tiefe Stimme an mein Ohr. Eine Stimme, die ich nie wieder vergessen würde und sicher vermisste, wenn sich unsere Wege trennten. "Aber da du deinen Teil der Abmachung eingehalten hast, egal wie es am Ende ausgeht, erfülle ich auch meinen Teil. Also komm her und reich mir deine Hände."
Wie er mich aufgefordert hatte, ging ich zu ihm und reichte meine Hände durch die Gitterstäbe, dessen Zwischenräume breit genug waren, dass sie durch passten. Sogleich ergriff er sie mit seinen eigenen Händen, die sich warm und trocken anfühlten und von denen ein seltsames Leuchten ausgingen. Über seine Lippen kamen seltsame Worte, in einer Sprache die ich nicht verstand und ganz sicher nicht wieder geben könnte, in einem leichten Singsang. Seine moosgrünen Augen waren dabei geschlossen, was ich schon etwas schade fand. Hätte ich diese doch nur zu gerne einmal aus der Nähe betrachtet. Doch vielleicht ist es auch gut so, hätte ich mich wahrscheinlich am Ende nur darin verloren. Erst als seine Stimme verklang und das Leuchten seiner Hände erlosch, spürte ich eine seltsame Wärme, die mich durchströmte.
"Es ist getan. Nun sollte es dir gelingen, dieses Stroh zu Gold zu spinnen.", meinte er und öffnete wieder seine Augen, entfernte sich allerdings von dem Gitter und setzte sich auf den steinigen dreckigen Boden, wo er es sich bequem machte. "Willst du es nicht gleich einmal ausprobieren. Du hast schließlich nur drei Tage Zeit und es ist viel Stroh, welches sich in deiner Zelle befindet." Da hatte er Recht. Auch wenn ich es gewohnt war mit einem Spinnrad zu arbeiten, brauchte ich dennoch meine Zeit. Immerhin wollte die Arbeit auch ordentlich gemacht werden.
Also machte ich mich daran, ein paar Strohhalme aufzuheben und setzte mich an das Spinnrad. Nachdem ich alles eingestellt hatte, damit ich damit arbeiten konnte, startete ich einen ersten Versuch und obwohl ich nicht damit rechnete, klappte es auf Anhieb. Nachdem das erste Stroh versponnen war, hielt ich ein Faden aus Gold in meinen Händen, so fein als wäre es aus Seide.
"Das ist ein Wunder", meinte ich, doch Rumpelstilzchen lachte nur und hielt dagegen: "Nein. Es ist Magie. Einfach nur Magie."
Da hatte er leicht reden, doch für mich war Magie ein Wunder. Etwas was nur schwer zu begreifen war. Doch sagte ich ihm das nicht, machte mich dafür lieber an meine Arbeit, damit ich in drei Tagen fertig wäre.
Und somit spann ich, tagein, tagaus, das Stroh zu Gold, bis alles versponnen war, noch bevor der dritte Tag zu Ende ging. Zwischendrin unterhielt ich mich etwas mit Rumpelstilzchen. Fragte ihn, was er eigentlich war, dass er diese Macht besaß.
"Ein Kind des verzauberten Waldes, von einem verwunschenem Volk.", antwortete er. Danach fragte ich ihn, ob Rumpelstilzchen sein richtiger Name sei, kam er mir doch sehr seltsam vor.
"Es ist der Einzige den ich habe. Gegeben wurde er mir von den Menschen, als ich diese bestahl, während ich reichlich Krach machte." Eigentlich schade, dass er nie einen richtigen Namen bekam, ging es mir durch den Kopf, während ich von ihm wissen wollte, warum er versucht hat, des Königs Kind zu stehlen.
"Ich wollte nun mal gerne ein Kind. Und welches wäre angemessener für mich, als das eines Königs?" Darüber konnte ich echt nur den Kopf schütteln. Hätte er sich nicht einfach eine Frau suchen können und ihr ein Kind schenken, welches er dann mit großzog? Doch als ich ihn dies fragte, schüttelte er nur den Kopf und meinte, dass es ihm nicht vergönnt war, eigene Kinder zu bekommen. Das steht nicht in der Macht seines Volkes. Dafür waren sie unsterblich, lebten also ewig, bis sie selber den Tod wählten.
Zwischendurch kam auch mal der König herunter, der von den Wachen, die uns das Essen brachten, hörte, dass ich es wirklich vollbrachte. Er wollte sich selbst davon überzeugen und wirkte mehr als zufrieden. Sosehr, dass ich befürchtete, er könnte sein Versprechen doch noch brechen. Auch seine Tochter besuchte uns einmal, ihre Schönheit schien so fehl am Platz, hier unten im Kerker. Und dennoch strahlten ihre Augen, bei dem Anblick der goldenen Fäden und sie schenkte mir eines ihrer lieblichen Lächeln, während sie sanft mit erstauntem Ton meinte: "Es ist ein Wunder." Und wieder lachte Rumpelstilzchen aufgrund dieser Worte, doch sagte er diesmal nichts dazu.
So vergingen die drei Tage wie im Flug und kaum das ich mich versah, war alles Stroh zu Gold gesponnen. Zufrieden betrachtete ich mein Werk, als auch schon der König zusammen mit seiner Tochter und einigen Wachen den Kerker betraten.
"Wie ich sehe, hast du Wort gehalten und dieses Wunder vollbracht. Ich weiß nicht wie und ich will es auch gar nicht wissen, denn kann es nichts anderes als dunkle Magie sein, die dir es ermöglichte. Und auch wenn ich dir mein Versprechen gab, dich und Rumpelstilzchen frei zulassen, möchte ich dir doch noch einen anderen Vorschlag unterbreiten.", erklang die Stimme des Königs, der mich nun forschend betrachtete. "Wenn du meinen Wunsch befolgst und bei uns bleibst, um freiwillig weiterhin Gold zu spinnen, dann gebe ich dir meine Tochter zur Frau und ernenne dich als meinen Nachfolger, als König. Als diesen ist es dir natürlich auch gestattet, jeden aus dem Kerker zu entlassen, den du magst."
Sicher. Das Angebot war wirklich verlockend. Wer würde nicht gern König sein und so eine schöne Frau an seiner Seite wissen? Dazu könnte ich sogar mein Versprechen gegenüber Rumpelstilzchen halten und wäre auch auf eine Art und Weise frei, wenn auch nicht so, wie ich es mir erträumte. Und dennoch... Fühlte es sich einfach nicht richtig an, dem zu zustimmen.
"Es tut mir Leid mein König, dennoch muss ich dieses Angebot ausschlagen. Es war nie mein Begehr König zu werden. Und auch, wenn eure Tochter die schönste Frau ist, die ich je gesehen habe und zugleich noch von so sanfter Natur, dass jeder Mann sich geehrt fühlen muss, der sie ehelichen darf, ist dies nicht mein Wunsch. Sie verdient wahrlich einen Mann, der sie aus ganzen Herzen liebt, doch leider ist mein Herz schon vergeben. Es wäre ihr gegenüber nicht fair." Ich spürte die Blicke auf mir ruhen. Verwunderte, erstaunte, aber auch anklagende. Wie konnte ich es nur wagen, dem König einen Wunsch auszuschlagen?
"Ich verstehe und dennoch..." Wie sehr bemerkte ich, dass es dem König einfach zu widerstrebte, mich gehen zu lassen. Er wollte es nicht, suchte nach einem Grund, sein Versprechen nicht einlösen zu müssen.
Doch da meldete sich seine Tochter zu Wort, sanft erklang ihre Stimme, aber auch etwas anklagend: "Vater! Du hast ihm die Freiheit versprochen und sicher bist du ein Mann, der zu seinem Worte steht. Oder möchtest du zu einem Lügner werden, zu so einem, wie du einst dem jungen edlen Mann und dessen Vater beschuldigst hast? Er hat seine Entscheidung getroffen, eine Entscheidung der du zugestimmt hattest, also halte dich bitte an dein Wort. Wenn nicht für ihn, dann mir zuliebe, damit ich meinen Glauben nicht an dich verliere. An dich und an deine Güte." Man merkte, sie wusste, wie sie mit ihm reden musste. Reumütig sah er sie an, dann schaute er zu mir, mit festen Blick.
"Dann soll es so sein. Lasst ihn und Rumpelstilzchen frei. Verschwindet Beide sofort aus meinem Schloss und aus dieser Stadt, so dass ich euer Antlitz nie wieder sehen muss." Kaum dass er diese Worte gesprochen hatte, öffnete man unsere Zellen und gemeinsam sahen wir zu, dass wir aus dieser Stadt kamen. Vor den Toren folgte ich Rumpelstilzchen in einen Wald hinein, bis er irgendwann stehen blieb.
"Dein Herz ist also vergeben?", sind die ersten Worte, die er an mich wandte, seid wir aus den Zellen entkommen waren.
"Ja, genau so ist es", erwiderte ich. "Ich verstehe, dass es dir nicht gefällt, dass es so ist. Doch wie sollte es auch ein Mann gefallen, wenn ihn ein anderer Mann begehrt?" Den letzten Satz sagte ich eher leise, wie zu mir selbst, doch dennoch hat ihn Rumpelstilzchen verstanden und erstaunt sah er mich an. Leicht verschämt, aber dennoch mit einem gewissen Stolz, erwiderte ich seinen Blick, schaute in seine schönen moosgrünen Augen, die mich von Anfang an verzaubert hatten. Sein langes Haar, welches mich an die Farbe von Laub im Herbst erinnerte wehte im leichten Wind, während er auf mich zu kam. Seine Bewegungen sprachen davon, dass er verstand, was ich ihm mitteilen wollte.
"Sind deine Worte wahr? Du hast die Prinzessin verschmäht, wegen mir? Du hättest König werden können, sogar ein besserer, als der Jetzige. Und dennoch hast du diese einmalige Chance vertan, weil dein Herz an mir hängt?" Erstaunen liegt in seiner warmen Stimme, die mir immer wieder einen Schauer über den Rücken jagd. Ich kann nicht anders, als ihm mit einem Kopfnicken zu antworten, hab ich doch im Moment das Gefühl kaum sprechen zu können. Und doch ist es wahr. Rumpelstilzchen, er hat mich von dem ersten Moment an verzaubert und um so mehr wir redeten, um so mehr ich ihn kennenlernte, wollte ich nichts weiter, als ewig bei ihm zu bleiben und ihm noch näher zu kommen. Ich wollte ihn, wollte an seiner Seite sein und ihn an der Meiningen haben.
Dicht vor mir blieb er stehen, seine Augen blickten in meine, sahen bis auf den Grund meiner Seele. Und während er schwieg, fand ich meiner Worte wieder. "Es ist in Ordnung, wenn du meine Gefühle nicht erwiderst und mich fort schickst. Denn was für einen Wert soll ich für dich schon haben. Ich habe nichts. Bis auf die Gabe, die ich nur dir verdanke. Doch ist diese für dich wohl eher wertlos."
"Schweig, du dummer Junge.", herrschte er mich plötzlich an, doch dann legte er sanft seine Hand an meine Wange. "Deine Gabe ist für mich wirklich wertlos. Doch du bist es nicht. Deine Seele, deine Liebe, ist viel wertvoller, als aller Reichtum dieser Welt. Jedenfalls für mich. Denn auch ich habe mein Herz verloren in den letzten drei Tagen. Und zwar an dich."
"Dann schickst du mich nicht fort? Sondern erlaubst mir bei dir zu bleiben?", möchte ich voll Hoffnung wissen.
"Nein, ich schicke dich nicht fort. Denn auch ich möchte, dass du bei mir bleibst. Doch wenn du dennoch gehen möchtest, solltest du es jetzt tun. Ich weiß nicht, ob ich dich später noch ziehen lassen kann." Diese Worte klangen wie ein Versprechen, worauf ich allerdings nur eine Antwort hatte: "Ich liebe dich. Und ich möchte bei dir bleiben, bis in alle Ewigkeit." Oder bis ich halt sterbe.
"Sei vorsichtig, mit dem was du sagst. Wir sind hier im verzauberten Wald. Versprechen die hier gemacht werden, halten für die Ewigkeit und Worte die hier gesprochen werden müssen rein und von Herzen kommen.", sprach er, während ich mich erstaunt umsah. Der Wald kam mir vor, wie jeder andere, normal und nicht wie die Heimat der verwunschenen Völker. Doch zum Ende hin sah ich ihn wieder an, lächelte leicht und meinte: "So ist es auch. Meine Worte kommen aus meinen Herzen und wenn ich auf ewig an meine Versprechen dir gegenüber gebunden bin, dann soll es so sein."
Nun lächelt auch er, erleichtert und voller Glück. "Dann soll es so sein. Unsere Liebe soll für die Ewigkeit sein und nichts möge uns trennen. Ich liebe dich ebenfalls und möchte dich für immer an meiner Seite haben."
Ohne noch ein weiteres Wort zu verschwenden, umschlang ich seinen Nacken mit meinen Armen und verwickelte ihn in einen Kuss, der unser Beider Schwur besiegelte. In dem Moment glaubte ich Musik zu hören, eine Melodie, die von Liebe und ewigen Glück berichtete.
Und so kam es auch, wie wir es uns an diesem Tag versprachen. Wir liebten uns und unsere Beziehung hielt für die Ewigkeit. Immerhin waren wir uns im verwunschenen Wald und dieser verzauberte alles, was sich in seinem Reich befand. Das Ganze war nun vierhundert Jahre her und noch immer liebten wir uns, wie an diesen Tag. Denn der Wald machte mich zu einen seiner Bewohner, einem vom verzauberten Volk, welches nie alterte und nie starb, bis er sich selbst dazu entschied die Welt zu verlassen. Während dieser Zeit haben wir viel erlebt und gesehen, wie sich die Welt wandelt. Auch gab es eine Zeit, in der Rumpelstilzchen sehnlichster Wunsch nach einem Kind erfüllt wurde. Es war sogar das Kind einer Königin, die es uns anvertraute, um es zu schützen vor den Gefahren denen es ausgesetzt war. Doch weiter möchte ich nicht darauf eingehen, denn das, meine Lieben, ist eine andere Geschichte. Diese hier endet nun allerdings mit den Worten: Und somit lebten wir glücklich, bis in alle Ewigkeit.
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