{24}
Nach dem Telefonat machte er sich dann endlich auf den Weg zu seiner Halmeoni.
~~
Auf dem Weg im Bus sah er aus dem Fenster und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Dachte an Namjoon, an dessen Grübchen, an dessen Stimme... Okay, vielleicht dachte er auch nur an Namjoon. Er sollte seinen Gedanken nicht mehr so oft freien Lauf lassen, sonst würden sie immer nur zu ein und derselben Person wandern.
Angekommen in Gwacheon stieg Seokjin aus. Er sah sich in seiner alten Heimat um, erkannte sogar vieles. Auf dem Weg zu der Wohnung seiner Halmeoni kam er sogar an dem altbekannten Spielplatz vorbei, auf dem natürlich wieder Kinder am spielen waren. Er sah dort zwei Männer stehen, die unschwer zu erkennen, die Eltern der Kinder sein mussten. Sie küssten sich ganz offen und ignorierten die missbilligenden Blicke von einigen anderen Paaren.
Seokjin sah sie beeindruckt an und wäre am liebsten zu ihnen hingegangen, um zu fragen, wie sie so selbstbewusst zu ihrer Sexualität stehen konnten. Genau die beiden würde er sich irgendwann als Vorbild nehmen, wenn er jemals einen Namjoon hätte. Einen Namjoon?! Einen Freund natürlich, keinen Namjoon!
Angekommen an der Wohnung seiner Halmeoni, klingelte er und wartete, bis sie ihn reinließ.
"Schön dich wieder zu sehen, Halmeoni~" sagte er und umarmte die alte Frau im Rollstuhl.
"Schön dich wieder zu sehen, mein kleiner Seokjinnie!" Sie lächelte und wirkte noch ganz fit, obwohl sie nicht mehr laufen konnte.
"Was hältst du davon, wenn wir einen kleinen Spaziergang machen?" Fragte Seokjin und sie willigte sofort ein.
Der Lilahaarige schob seine Oma durch den Park Gwacheons, ging mit ihr zu einer Bank, von der aus man die Kinder auf dem Spielplatz beobachten konnte und setzte sich. Sie fragte ihn darüber aus, wie es in der Uni lief und ob seine Mitbewohner denn auch nett zu ihm waren.
"Siehst du die beiden Männer dahinten?" Fragte er irgendwann und zeigte zu dem Pärchen, welches immer noch mit ihren Kindern auf dem Spielplatz war.
"F-findest... Findest du das schlimm, dass die beiden.."
"Nein, überhaupt nicht! Es kann doch jeder lieben, wen er will, oder nicht? Ich habe mich nunmal dazu entschieden, euren Opa zu lieben und genauso kann sich auch ein Mann dazu entscheiden, einen Mann zu heiraten."
Bei dieser Antwort fiel Seokjin ein Stein vom Herzen und er konnte gar nicht anders, als seine Oma in eine kurze Umarmung zu ziehen. Eine Weile saßen sie dann wieder nur da und beobachteten die Kinder, bis Seokjin zur Seite guckte und dort einen grinsenden Namjoon auf sie zukommen sah. Was machte der denn hier?!
Sofort versteifte sich der Lilahaarige etwas und guckte zu dem Jungen hoch, der nun direkt vor ihnen stand.
"Guten Tag, ich bin ein Freund von Jin." Stellte Namjoon sich vor und schüttelte freundlich die Hand der Halmeoni.
"Was machst du hier?" Zischte Seokjin leise.
"Ich habe dich vermisst." Der Jüngere zuckte mit den Schultern und setzte sich auf die Bank. Daraufhin seufzte der Ältere nur, schloss ein wenig die Augen und genoss die Sonne auf seiner Haut.
"Ist alles okay?" Fragte Namjoon nach fünf Minuten und sofort öffnete Seokjin verwirrt die Augen, doch er war gar nicht gemeint. Erschrocken drehte er sich zu seiner Halmeoni und sah, dass ihre Augen geschlossen waren.
"Halmeoni?" Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und versuchte verzweifelt, sie irgendwie zu wecken.
"Ruf einen Krankenwagen!" Sagte er dann leicht panisch zu Namjoon und ertastete den Puls seiner Halmeoni, der zum Glück noch zu spüren war. Sie war schon älter, da konnten natürlich Dinge wie ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt schnell passieren, aber trotzdem fühlte sich Seokjin sofort schuldig, weil er ihr nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Er hatte ja sogar vergessen, sie von Nayeon zu grüßen!
Der Lilahaarige fand sich keine zehn Minuten mit Namjoon still sitzend in einem Taxi wieder, auf dem Weg zum Krankenhaus, zu dem seine Halmeoni im selben Moment mit einem Krankenwagen gebracht wurde. Seine Unterlippe fing an zu zittern und er strengte sich stark an, nicht in Tränen auszubrechen.
"Hey.." Namjoon merkte es natürlich sofort und legte seinen Arm um Seokjins Schultern. Dieser blieb einfach still und lehnte sich nach kurzem Zögern an die Schulter seines Sitznachbarn.
"Deiner Halmeoni geht es bestimmt gut.." murmelte der Jüngere und strich eine Strähne aus der Stirn des Älteren.
Tatsächlich fühlte sich Seokjin etwas beruhigter nach dieser Aussage und wartete nur darauf, bis sie am Krankenhaus ankamen. Dort saßen sie dann eine Stunde im Wartezimmer, bis ein Arzt zu ihnen kam.
"Der Zustand ihrer Halmeoni ist stabil, allerdings ist noch unklar, was genau passiert ist. Wir gehen von einem Schlaganfall aus, aber genaueres können wir noch nicht sagen. Leider können sie sie jetzt noch nicht besuchen, aber ich werde mich bei ihnen melden, sobald wir mehr wissen."
"Okay.." Seokjin erhob sich und sah zu Namjoon. Sie hielten kurz Blickkontakt, ehe letzterer ihre Hände miteinander verschränkte und dann mit Seokjin zum Ausgang des Krankenhauses ging.
"Ich bin mir sicher, dass deine Halmeoni eine Kämpferin ist und egal, was ihr passiert ist, sie wird es mit Sicherheit überleben!" Munterte Namjoon ihn sofort wieder auf und ließ seine Hand nicht los, während sie zur nächsten Bushaltestelle gingen.
"Ja, das ist sie." Seokjin lächelte und dachte an all die schönen Momente mir seiner Oma zurück. Sie war wirklich eine fröhliche alte Frau und nichts hatte sie bisher von ihrer Einstellung abbringen können.
Sie nahmen den Bus nach Hause, hielten still Händchen und sahen aus dem Fenster.
"War doch gut, dass ich gekommen bin, oder?" Fragte Namjoon nach einer Weile.
Erst wollte Seokjin etwas zickiges entgegnen, dass Namjoon ja schon wieder dachte, dass er so viel besser als alle wäre, aber dann entschied er sich dagegen.
"Ja, ja das war es.."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro