Händchen Halten (Changjin)
Wortzahl: 3141 Wörter
Ship: Changbin x Hyunjin
Warnungen: fluff, erwähnter Tod.
1.
Changbin war 6 Jahre alt, als er zum ersten Mal merkte, dass er mit jemandem Händchen hielt. Ihr Name war Saya.
Es war Mittagspause und alle Grundschulkinder rannten zum Spielplatz. Und der kleine Changbin sprintete zum Kletterplatz. So schnell ihn seine kleinen Füße trugen, kletterte er an den Klettergerüst hoch.
"Hey, hilf mir bitte!" Erst als er oben angekommen war, begann jemand zu schreien. Ein Mädchen in einem orangefarbenen, geblümten Kleid hielt ihm die Hand hin, während sie unsicher an dem Spielgerät hing. Und wie der Gentleman, den seine Eltern erzogen hatten, ergriff er ihre Hand und zog sie zu sich nach oben.
Das schwarze Stück Plastik war warm unter ihnen, die Mittagssonne strahlte vom blauen Himmel. Zwischen Kindergeschrei und Gelächter zwitscherte eine Familie von blauen Meisen ein Lied vom großen Apfelbaum herab.
"Ich bin Saya." Das Mädchen drehte sich zu Changbin um. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, und Changbins kleines Herz machte einen Sprung, als er zurückgrinste. "Mein Name ist Changbin, Seo Changbin!"
Draußen war es warm. Es war der heißeste Juli seit langem. Changbin schwitzte. Seine Hand war klebrig von all den Süßigkeiten (und allem anderen, was er finden konnte), die er in sich hineinstopfte. Aber seine zappeligen, noch nicht ganz erwachsenen Finger klebten an denen des Mädchens. Es schien sie nicht zu stören. Ihre waren ähnlich, wenn nicht noch schwitziger.
Die beiden baumelten mit den Füßen und verspotteten jedes andere Kind, das versuchte, ihren Platz einzunehmen. Es war ihr Platz geworden.
Den ganzen Sommer über saßen die beiden auf dem Spielplatz, hielten sich an den Händen und kicherten vor sich hin. Changbins Eltern zogen ihn bis heute damit auf, dass er mit einem übertrieben verliebten Lächeln nach Hause kam und dachte, Saya sei die Liebe seines Lebens.
--
Aber, wie man so oft hört, trennten sich die Wege der beiden. Sie besuchten verschiedene Schulen, Changbin zog von der Kleinstadt ins Stadtzentrum und es gab kein wirkliches Happy End für sie. Er hat Saya nie wieder gesehen.
Aber um ehrlich zu sein, vermisste er sie nicht. Das einzige, woran er sich erinnern konnte, war ihre Hand, die genauso verschwitzt war wie seine eigene. Nasse Haut auf seiner war ein Gefühl, das er nie wieder spüren wollte.
2.
Aber nach Saya achtete er mehr darauf, wessen Hände er hielt. Seine Mutter spielte dabei eine große Rolle.
Zwei Jahre, nachdem sie in die große Stadt gezogen waren und seine Mutter und er einkaufen gingen, hielten sie sich oft an den Händen. Die Hand seiner Mutter war das Gegenteil von der seinen, leicht knochig, elegant und runzlig vom Alter.
Changbins Hände hatten noch Babyspeck und er hatte selten ein Gefühl dafür, wie fest er etwas halten konnte. Der Arzt sagte, das sei normal, aber es störte Changbin, dass er seine Freunde versehentlich schlug, obwohl er ihnen eigentlich nur den Rücken streicheln wollte, weil sie ihr Eis fallen gelassen hatten oder Ähnliches.
Deshalb hielt er die Hand seiner Mutter immer sehr angestrengt fest. Wenn sie sie fester hielt, weil ein Auto kam oder jemand mit einem vollen Einkaufswagen unterwegs war, dachte er immer, sie täte das, weil er ihr wehtat.
Irgendwann später erklärte sie ihm das. Sie lächelte ihn mit diesem mütterlichen Blick an (den Changbin so sehr mochte, es wurde ihm ganz warm ums Herz, wenn sie ihn so ansah) und nahm ihn auf ihren Schoß. "Baby, mach dir keine Sorgen. Wenn Mami deine Hand hält, dann tut sie das, weil sie dich sehr lieb hat und auf dich aufpassen will." Sie streichelte sein Haar, während Changbin eifrig nickte. "Alles ist gut, okay?"
"Okay!!!" Changbin klatschte freudig in die Hände. "Sollen wir Kekse backen?" Und sie nahm ihn an der Hand und lief mit ihm zusammen in die Küche.
3.
Auch sein Vater zeigte diese Art von Zuneigung.
Als alle coolen Jungs in seiner Klasse anfingen, Skateboard zu fahren, kam der 12-jährige Changbin jeden Tag niedergeschlagen nach Hause. Er beklagte sich, dass sie alle so toll waren und dass ihre großen Brüder ihnen alles beibrachten. Changbin hatte nur seine Schwester. Und die studierte im Ausland.
Und obwohl Changbins Vater nie jemand war, der seinem Sohn direkt sagte, wie viel er ihm bedeutete, stand in der nächsten Woche plötzlich ein Skateboard auf seinem Schreibtisch.
Und als Changbin seinen Vater am Wochenende fragte, ob er mit ihm üben könne, stimmte dieser wie durch ein Wunder zu.
Sein Vater half ihm, so gut er konnte, und hielt Changbins Hände, während er versuchte, mit seinem Brett zu springen. Am Ende lagen sie beide auf dem Boden, aber das schien sie nicht zu stören.
Changbins Vater blieb auf dem Boden, einen Arm zwischen Changbins Kopf und dem Asphalt ihrer Einfahrt. Er erzählte ihm von den alten Zeiten, als er noch jung war. Natürlich glaubte Changbin ihm nicht und schrie verlegen auf, als sein Vater ihm von seiner Zeit als Frauenheld erzählte.
Die Hand seines Vaters war rau von der Arbeit. Wegen des hohen Alters konnte er seinen Daumen nicht mehr richtig bewegen. Aber sie waren eine Stütze für Changbin.
Wenn sein Vater seine Hand hielt, wusste er, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte.
4.
Zehnte Klasse. Changbin machte eine Veränderung durch. Er war ein unsicherer Junge geworden.
Nicht vom Auftreten her. Er war immer noch der selbstbewusste, extrovertierte und laute Gentleman, der er damals war.
Aber als er diesen einen Jungen sah, drehte sein Körper irgendwie durch. Seine Stimme brach, seine Wangen wurden warm, und er begann zu schwitzen.
Han Jisung. Er ging mit ihm in den Musikunterricht für Fortgeschrittene. Die beiden teilten viele Interessen. Sie liebten Musik, produzierten sie, und sie machten gerne schlechte Witze.
Changbin war so unsicher.
Ist es in Ordnung, einen Jungen zu mögen?
War es in Ordnung, dass seine eigenen Lippen kribbelten, wenn er Jisungs herzförmiges Lächeln sah?
War es normal, dass sie sich in seinem Zimmer gegenüber saßen? Eine zitternde Hand auf der ebenso zitternden Hand des anderen. Die Luft war so dünn, dass keiner zu atmen wagte. War es in Ordnung, dass Changbin dem Kribbeln nachgab und sie sich einen nervösen, unschuldigen Kuss teilten?
Er fragte seine Mutter. Nach einigen Diskussionen, in denen er nicht zugeben wollte, dass es normal war, war Changbin damit einverstanden. Einverstanden mit sich selber. Er wurde sich seiner Sexualität bewusst. Also nahm er seinen Mut zusammen und bat Jisung um ein Date.
Seine Stimme war zaghaft und er hielt eine halb verwelkte Rose aus seinem Garten in der Hand. Wenn er jetzt zurückdenkt, hätte er sich selbst niemals das Ja-Wort gegeben. Aber Jisung schien der glücklichste Mensch der Welt zu sein und sprang ihm in die Arme.
--
Eigentlich war es beiden klar, dass die Beziehung nicht für die Ewigkeit war.
Sie machten alles nach, was in jedem Liebesfilm gezeigt wird. Sie gingen ins Kino, bestellten Pizza bei sich zu Hause und verschlangen sie in Rekordzeit, versuchten gemeinsam zu zeichnen (was nicht klappte), gingen zusammen campen und lernten, wie man sich küsst.
Changbin war nicht einmal wirklich traurig, als Jisung sagte, dass er mit ihm Schluss machen würde. Sie waren sich bewusst, dass sie nicht als Liebespaar zusammengebracht wurden. Sie waren einfach sehr gute Freunde, die noch nicht zwischen Liebe und Freundschaft unterscheiden konnten.
Jisung fand einen neuen Freund, bevor sie ihren Abschluss machten. Er war ein paar Jahre älter und fuhr sogar ein Motorrad. Changbin war ein bisschen neidisch, als Jisung ihn Minho vorstellte. Aber auf das Motorrad, nicht auf den Mann.
Jedes Mal, wenn er Jisung und Minho Händchen halten sah, begann er sich zu wundern.
Wenn Jisung seine Hand hielt, hatte Changbin immer das Gefühl, dass er ein "Mann" sein musste, dass er Jisung beschützen musste. Weil Jisungs Hand viel kleiner war als seine, waren seine Finger weich wie die eines Kindes, aber gleichzeitig sehr zart und sie wirkten zerbrechlich. Alles an Jisung war zerbrechlich.
Und Changbin hatte ihm gedroht, dass er es ihm heimzahlen würde, wenn Minho ihn kaputt machen würde. Aber das brauchte er nicht.
Die beiden hatten sich mit Mitte zwanzig in gegenseitigem Einvernehmen getrennt. Eigentlich eine Schande.
5.
Bei der Abschlussfeier hielt Changbin mehrere Hände.
Oben auf der Bühne mit seiner ganzen Klasse hielt er Jisung auf der einen Seite und ein Mädchen, mit dem er noch nie etwas zu tun hatte, auf der anderen Seite. Alle zappelten herum und grinsten von einem Ohr zum anderen.
Letzter Schultag. Der letzte Tag in diesem Höllenloch von einem Gebäude.
Er drückt beide Hände mit einem freudigen Druck, der erwidert wird.
Während der Schulleiter eine Rede hielt, weinte das Mädchen neben ihm Tränen vor Glück.
Changbin drückte ihre Hand mitfühlend und sprach ein paar freundliche Worte zu ihr.
Es war der Abschluss eines bedeutenden Abschnitts in seinem Leben.
6.
Voller Vorfreude und Erwartung klammerten sich die Hände seiner Tante an die seinen. Ihre Acrylnägel stachen in seinen Handrücken und hinterließen einen kleinen Abdruck. Aber das war Changbin egal, denn er hätte ihre Hände fast zerquetscht.
Die ganze Familie starrte gebannt auf den Laptop-Bildschirm. Es war Mittwoch, 11:59 Uhr, noch eine Minute, dann würden die angenommenen Studenten für eine der größten Universitäten bekannt gegeben werden. Und es schlug 12.
Er lud die Seite neu.
Seine Tante begann bereits zu weinen.
" Natürlich, mein Baby ist angenommen worden." Seine Mutter flüsterte laut im Hintergrund. Und plötzlich leuchtete sein Bildschirm grün auf.
"Herzlichen Glückwunsch, Seo Changbin!!!!" las seine Tante schreiend vor.
Dann brach die Hölle los. Die Leute aus seiner ganzen Familie sprangen im Wohnzimmer herum. Freudenschreie und Gejohle flogen durch den Raum. Changbin strahlte über das ganze Gesicht und ließ seine Tante die Hände durch die Luft schwingen. "Du hast es geschafft!!!"
Wenn seine Tante seine Hände hielt, war das immer etwas Positives. Das neue Auto, kurz bevor er auf den Campus zog. Das Taschengeld, das sie ihm zusteckte.
Der gepflegte Händedruck, der ihm zu sagen schien: "Ich bin stolz auf dich."
7.
Nun, seine Familie wäre nicht so glücklich, wenn sie wüsste, was er an der Universität gemacht hat.
Sicher, er studierte Finanzen, das war schon immer sein Talent gewesen, aber sonst... Nicht nur Partys und gelegentlich Drogen ( wie man so schön sagt), nein, er machte so ziemlich alles Illegale, was im Strafgesetzbuch stand und ihm Spaß zu machen schien.
Sein Mitbewohner, ein Australier namens Felix, war auch nicht viel besser. Abgesehen von der Tatsache, dass sie Freunde-Plus waren und ziemlich viel kifften, war er der Einzige (abgesehen von seiner Familie), der ihn an die wahre "Liebe" in seinem Leben erinnerte.
Changbin hatte den Drang, nach Liebe zu suchen. Er brauchte viel, er hatte viel zu geben. Aber es endete immer nur in One-Night-Stands. Es war wie eine Tragödie. Er schenkte dem jeweiligen Jungen, dem Mädchen, dem Diversen, die Zeit ihres Lebens und fickte sie eine Zeit lang durch, hielt ihre Hand. Trozdem konnten sich einige von ihnen nicht einmal mehr an seinen Namen erinnern.
Die Geschichte, die er immer erzählte, war von Miss. Cold Hands. Ihr richtiger Name war Lousia, eine Geographiestudentin. Und wie ihr Spitzname schon sagt, hatte sie immer, wirklich immer, eiskalte Hände. Einmal hatte Changbin sie fast geohrfeigt, so erschrocken war er, als sie ihm am Morgen danach über den Arm gestrichen hatte.
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Aber er war nicht wütend.
Was am Ende dieser ganzen Phase übrig war, steckte er in Felix. Die "Friends with benefits" endeten dann, als Felix den einzigen anderen Aussie auf dem Campus kennenlernte.
Und Changbin wurde Beziehungstherapeut. Das brachte ihn weg von all den wilden Sachen, die er vorher gemacht hatte.
Er wird es nicht vermissen.
8.
Hände halten ist nicht immer schön. Und es ist nicht immer eine Geste der Freundlichkeit oder etwas Positives.
Die Hände seiner Großmutter waren zimmerwarm. Aber leblos. Offenbar hält ein Sarg Leichen warm.
Changbin weinte sich die Augen aus, sein Vater stand neben ihm. Er hatte ihn noch nie weinen sehen. Sein Vater war ein starker Mann. Aber dieses Mal suchte die Hand seines Vaters die seine, nicht um Changbin Sicherheit zu geben, sondern um ihn davor zu bewahren, vor der ganzen Familie in der Kirche zusammenzubrechen.
So klammerten sich die beiden Männer aneinander. Changbin starrte die Frau an. Ihr Gesicht war von einem Schleier bedeckt, ihre Züge waren weich und warm. Es sah fast so aus, als würde sie lächeln.
"Meine Mutter ist ... war die schönste Frau, die ich kannte." flüsterte sein Vater, als Changbin ihn widerstrebend vom Grab wegzog. "Ich weiß, Vater... ich weiß."
An diesem Tag. An diesem grauen, von Nieselregen bedeckten, kalten und rauen Tag hielt Changbin viele Hände. Er lag in vielen Armen, wenn auch nicht in allen seiner Familie.
Und die Realität holte ihn ein. Er war fast 22 Jahre alt, und er war allein.
Bei der Trauerfeier in seinem Haus saß Changbin am Tisch und beobachtete seine Familie.
Seine Tante nahm ihren jüngsten Sohn in den Arm und erklärte ihm unter Tränen, was der Tod bedeutet.
Seine Mutter und sein Vater schauten ausdruckslos auf den Tisch und hielten sich gegenseitig fest.
Der Mann seiner Großmutter. Alleine.
Changbin standen die Tränen in den Augen und er lief zu ihm, um seine Hand zu halten. Die alte, verkrüppelte Hand des Mannes lag in seiner und sah ihn mit altersgrauen Augen an. Herzschmerz spiegelte sich in seiner Iris. Es war, als könne sein ganzer Körper nicht glauben, was geschehen war. Selbst in dem Griff, in dem sich seine Hand befand, schien Großvater ein "Sie hat es nicht verdient" zu sagen.
Zwei Wochen später starb er an einem gebrochenen Herzen.
9.
Changbin erinnerte sich nicht mehr genau an den Moment, in dem er dieses Leben gewählt hatte.
Er saß in einer großen Bank, hinten in einem großen Büro, und machte seit Jahren die gleiche Arbeit. Er hatte seine Zeit an der Universität vergeudet, sein Abschluss war für diesen Job nicht notwendig.
Er war müde. Gestresst. Und er wusste, dass er, wenn er nach Hause kam, auch noch für sich selbst kochen und putzen musste.
Seine Eltern lebten Stunden entfernt in einem Pflegeheim.
Mit einem Blick auf die Uhr begann er zu packen. Er verabschiedete sich von seinen anderen Kollegen und öffnete die große Glastür, um auf die Straße hinauszutreten.
Routinemäßig folgte er dem Weg nach Hause durch den Abendverkehr, das Husten seines Autos beunruhigte ihn, aber seine Miete war nächste Woche fällig und er war zu geizig, das Geld für eine Reparatur auszugeben.
Seine Wohnung war nicht klein. Um ehrlich zu sein, kam sie ihm viel zu groß vor.
Mit dem gleichen beklemmenden Gefühl im Magen wie immer kochte Changbin sich etwas zu essen. Einen Moment lang schweiften seine Gedanken in eine Fantasie ab. Dass jemand auf der Arbeitsplatte saß und ihm erzählte, wie sein Tag war, wer auf der Arbeit scheiße war und welchen süßen Hund er auf Instagram gesehen hatte.
Aber da war sein Essen schon verbrannt. Und er war immer noch allein.
10.
Wie tief muss man sinken, um sich auf ein Blind Date einzulassen? In Changbins Fall, sehr tief. Er konnte es nicht mehr tun.
Er konnte es einfach nicht mehr, diese Leere und aufgestaute Sucht nach Liebe musste irgendwo hin. Und wenn der Zufall und das Leben es nicht tun, muss er eben nachhelfen.
Die letzten fünf Verabredungen waren ein komplettes Desaster gewesen, aber dieses Mal, auf dem Weg zu einem kleinen italienischen Restaurant, das der andere ausgesucht hatte, war Changbin guter Dinge. Er hatte sein bestes Hemd angezogen. Sein Haar saß perfekt auf dem Kopf und er schritt mit einem Lächeln auf den Lippen in den Laden.
Es dauerte nicht lange, bis er einen Mann sah, der allein an einem Tisch für zwei Personen saß. Changbin atmete einmal tief durch und ging dann zum Fenster vor dem Tisch. Der Mann hob den Kopf. Langes braunes Haar umrahmte sein Gesicht und ein einladendes Lächeln breitete sich auf seinen perfekten Lippen aus. "Du bist mein Date, stimmt's?" Changbin nickte und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
"Setz dich bitte", sagte der andere und zeigte auf den leeren Platz. "Mein Name ist Hyunjin." Der Mann legte den Kopf leicht schief, sein Lächeln wurde noch breiter. "Freut mich, ich bin Changbin."
Und Changbins Intuition war richtig. Hyunjin war einer der nettesten Menschen, die er je getroffen hatte.
Bei Pasta, Pizza und einem guten Glas Wein erfuhr er, dass der Mann ein Künstler war und sein Atelier nicht weit von hier hatte. Dass er, genau wie Changbin, viele schreckliche Dates hinter sich hatte, und so tratschten die beiden noch eine Weile über all die Leute, mit denen sie ausgegangen waren.
Danach machten sie einen Spaziergang im nahe gelegenen Park. Changbin erzählte von Jisung und lachte über die schlechten Witze, die ihm wieder einfielen. Hyunjin war ganz aufgeregt und erzählte dann von Seungmin, mit dem er genau die gleiche Beziehung gehabt hatte wie Jisung und Changbin.
"Ich bin allerdings ein Spätzünder, ich habe erst auf dem College gemerkt, dass man mit anderen Leuten ausgehen kann. Weißt du, so richtig ausgehen." Er machte eine weite Geste.
Es kam heraus, dass Hyunjins Familie sehr religiös war. Aber gegen seine Sexualität hatten sie nichts einzuwenden.
Nicht einmal Gott und die Welt waren sicher, so lange redeten sie. Es war, als ob Hyunjin jedes Wort, das er ihm sagte, verstand und wiedergab. Als ob er genau wie Changbin war.
Sie setzten sich auf eine Bank und beobachteten die Gänse, die von einer alten Frau mit altem Brot gefüttert wurden. Und ganz langsam schlich sich ein kleiner Finger um Changbins. "Ist das in Ordnung?" hatte Hyunjin gefragt. Seine Augen hatten Changbins Gesicht abgetastet. Der hatte seine Finger mit den seinen verschränkt und lächelte ihn danach an. "Klar." Dann hatten die beiden gekichert, wie zwei Schulmädchen, wenn sie ihren Schwarm sahen.
11.
Hyunjins Hände waren größer als seine. Er war der erste Mensch, mit dem Changbin ausging, bei dem er sich vollkommen wohl fühlte.
Wann immer er in seine Umarmung kam, allein seine Berührung, war es, als käme er nach Hause. Sie machte seinen Körper warm und weich.
Der muskulöse, ernste Changbin wurde in den Armen des Künstlers zu Pudding.
Er liebte den Geruch von Kunst, der an dem anderen zu haften schien. Er liebte die Ästhetik, die er ausstrahlte, als sie sich trafen und Hyunjin noch Farbe an den Händen und unter den Nägeln hatte.
Er liebte es, wie perfekt seine Hand in die seine passte. Dass er seine Finger nicht zwischen die seinen quetschen musste, sie passten einfach. Wie Stift und Kappe, wie zwei Teile eines Puzzles, wie Rottöne, die ineinander übergingen und sich ergänzten, aber nicht die ganze Aufmerksamkeit auf einen legten.
Hyunjin glich ihn aus, wenn Changbin zu negativ dachte, bekam er einen Klaps auf den Kopf und einen Vortrag darüber, dass das Leben toll ist. Wenn Hyunjin dachte, er könne fliegen, zeigte Changbin ihm, dass es gar nicht so schlimm war, auf dem Boden zu bleiben und zu laufen.
Und die beiden liebten es, Händchen zu halten, wann immer sie konnten (auch wenn es manchmal in fragwürdigen und unbequemen Positionen war). Es war zu einer Gewohnheit geworden.
Eine, die sie nie wieder missen wollten.
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Deshalb standen sie sich jetzt auch gegenüber. Hyunjin in einem weißen Anzug, Changbin in einem schwarzen. Und sie hielten sich an den Händen, an ihren Ringfingern ein dünner, glitzernder Ring.
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Sie konnten nicht glücklicher sein als in diesem Moment und in all den Jahren danach. "Ich liebe dich, Binnie." murmelte Hyunjin in die Schulter des anderen, sein Haar stand in alle Richtungen ab. Der Schlaf hing ihm in den Augen und der Sabber klebte an Changbins Schulter.
"Ich liebe dich auch, Hyune." Er küsste ihn auf die Stirn. Ihre ineinander verschlungenen Hände ruhten auf seiner Brust.
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