Kapitel 3
Sioux Falls, South Dakota, Bobbys Haus
Wir klopften bei Bobby an der Tür und kurz darauf öffnete der Mann.
»Verdammt«, war das Erste, was er sagte, als er Dean sah.
»Freut mich auch, dich zu sehen, Bobby. Ist 'ne Weile her«, meinte Dean.
Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Wenn du herkommst, ist irgendwas faul.«
»Bobby, das sind Lisa und Ben«, stellte Dean die Frau und den Jungen neben mir vor.
»Hi«, sagte Lisa.
»Freut mich, euch beide endlich kennenzulernen. Cat.« Er nickte mir zu, ich grüßte mit einer Kopfbewegung zurück. »Kommt rein. Mi casa es su casa.« Wir traten in den Flur. »Wenn ihr zwei nach oben gehen wollt, der Fernseher ist kaputt, aber da liegt jede Menge Zeug zum Lesen.«
»Sie können in meinem Zimmer schlafen«, meinte ich, dann wandte ich mich an Lisa und Ben. »Ich bring euch nach oben.«
Ich lief voran, die beiden folgten mir. »Hier ist es«, sagte ich und drückte die Tür auf. Langsam traten die beiden ein. »Nicht viel Platz, aber es wird für ein paar Tage reichen.«
»Danke«, sagte Lisa mit einem Lächeln. Ich nickte nur und wollte gehen, als sie mich aufhielt. »Hey, Cat. Darf ich dich so nennen? Dean hat nie von dir gesprochen. Ist ... ist irgendwas zwischen euch vorgefallen?«
Meine Miene wurde steinhart. »Erstens, nein, 'Cat' dürfen mich nur meine Freunde nennen, und zzweitens, geht dich das 'nen feuchten Dreck an.« Ich lächelte gekünstelt, dann ging ich die Treppe hinunter.
»Ich bin zu dieser Frau gegangen, weil du mich darum gebeten hast!«, hörte ich Dean brüllen.
»Gut«, meinte Bobby.
»Gut für wen? Ich war völlig verzweifelt, als ich vor ihrer Tür stand. Voller Trauer! Ich wüsste gern, wieso sie mich überhaupt reingelassen hat. Ich hab' getrunken, hatte Albträume.«
Mit verschränkten Armen lehnte ich mich in den Türrahmen.
»Ich hab' überall nach dir gesucht«, sagte Dean an Sam gewandt. »In unendlich vielen Büchern hab' ich Rat gesucht, wie ich dich da rausholen kann.«
»Du hast versprochen, es zu lassen«, meinte Sam ruhig.
»Weißt du, was du da verlangt hast? Es ging nicht!«
»Es ging«, entgegnete ich. Alle Blicke flogen auf mich und ich richtete mich auf. »Ich hab's auch geschafft. Natürlich war's nicht einfach, aber nach 'ner Weile gewöhnt man sich dran.«
»Was ist nur aus dir geworden?«, fragte Dean angewidert. »Das bist ja nicht mehr du, die da redet.« Er sah die beiden Männer an. »Ihr seid nicht mehr die, die ihr einst ward. Ihr habt euch verändert.«
Ich lachte höhnisch. »Und du nicht? Ein Leben mit 'ner gewöhnlichen Familie, und du wirst zu einem Weichling.«
Nun war Dean derjenige, der lachte. »Sag' mal, bist du eifersüchtig?«
»Eifersüchtig auf wen?«, gluckste ich vergnügt.
»Auf Lisa.« Er trat auf mich zu. »Ich hab' deine Blicke gesehen, die du ihr zugeworfen hast.«
Ich hob die Hände vor meinen Körper. »Oh, was für ein Verbrechen, dass Konkurrenz zwischen zwei Frauen herrscht, weil sie denselben Typen gevögelt haben«, sagte ich sarkastisch.
»Wir beide haben nicht 'gevögelt'!«, rief Dean aufgebracht.
Ich wollte gerade etwas kontern, als Bobby einschritt. »Hört auf, euch zu streiten. Klärt das wie richtige Erwachsene ohne euch gegenseitig zu zerstückeln.«
»Halt die Klappe, Bobby!«, fauchten ich und Dean den Mann gleichzeitig an.
Als mir mein Tonfall bewusst wurde, atmete ich tief durch, um wieder etwas runterzukommen. »Ich werde in mein Zim-« Ich stockte. »- nach draußen gehen.« Sofort machte ich auf dem Absatz kehrt und verließ das Haus.
Mit einem Seufzen ließ ich mich auf den Stufen zur Veranda nieder. Vollkommen fertig vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Es war eine dumme Idee gewesen, ins Auto zu steigen und Sam aufzusuchen. Ich hatte einen wunden Punkt getroffen - einen wunden Punkt bei mir. All die Arbeit in den vergangenen zwölf Monaten drohte ins Wanken zu geraten und bis auf den Grundriss wieder abgerissen zu werden, und das nur, weil ich Dean und Sam gesehen habe. Insbesondere Dean. Er sah mich nun als gefühlslosen Scheißer, so wie alle Engel es waren, doch in Wirklichkeit war das nur eine Maskerade und ein Schutz, damit er meine wahren Gefühle nicht sah.
Die Tür knarrte in meinem Rücken und Sam erschien neben mir. Ich sah auf und schirmte mein Gesicht mit der Hand vor der Sonne ab. Er wirkte in keiner Weise bedrückt, kein Anzeichen von Reue, dass er sich Dean verschwiegen hatte, regte sich in seiner Miene. Es wunderte mich. Diese Gleichgültigkeit und Kälte, die in seinen Augen funkelte, kannte ich so nicht von ihm.
»Was ist los?«, fragte ich jedoch nur.
»Dean spricht noch kurz mit Lisa, dann fahren wir zurück«, erklärte Sam knapp.
Ich erhob mich und wandte mich ihm zu. Ich stand einige Stufen unter ihm, und so musste ich meinen Kopf bei seiner Größe noch mehr in den Nacken legen als damals.
»Kommst du mit?«, fragte er mich.
Ich schwieg nachdenklich. Ich bezweifelte, dass es eine gute Idee war, doch hatte ich noch die Möglichkeit, hierzubleiben - für eine Fahrt zurück nach Hause hatte ich keine Motivation -, und auf Lisa konnte ich wirklich verzichten.
»Ja.«
Ich fuhr mir mit der Hand über mein Gesicht. In diesem Moment kam Dean aus dem Haus.
»Lass uns fahren«, sagte er an Sam gewandt.
»Cat kommt mit«, meinte dieser nur und lief voran.
Ohne ein Wort folgte ich ihm. Mein Wagen stand neben seinem und als er mit Dean losfuhr, fuhr ich ihm hinterher. Wir gingen zurück zu der Basis der Campbells.
»Wie sieht der Plan aus?«, verlangte Dean sofort zu wissen.
»Wir decken uns ein und machen uns bereit«, meinte Samuel.
Dean runzelte die Stirn. »Das heißt, es gibt keinen Plan?«
»Wir werden sie finden. Wir brauchen nur Geduld.«
»Ja, klar«, gab Dean ironisch zurück. »Ich hätte noch 'ne andere Idee. Warum ziehen wir nicht einfach los und töten die Scheißkerle, die in mein Haus eingebrochen sind?«
»Entspann dich, Dean. Wir haben das im Griff. Dschinns sind schwer hervorzulocken«, sagte ein Mann, der in der Ecke seine Waffe polierte. Seit ich hier angekommen war und ich ihn gesehen habe, verspürte ich ein merkwürdiges Kribbeln - wie ein Warnsignal -, doch konnte ich es nicht deuten. »Du warst 'ne Weile weg vom Fenster. Überlass das den Profis.«
»Ja, schon klar.« Dean war enttäuscht - ihm gefiel die Situation nicht. »Aber einen Vorschlag hätte ich noch. Dschinns sind einfacher hervorzulocken, wenn du einen Köder benutzt. Sie wollen Sam und mich. Sie wissen, wo ich wohne. Und auch wenn ich lange nicht mehr auf der Jagd war, behaupte ich mal ganz vorlaut, dass das genau der Ort ist, wo wir jetzt hingehen sollten.« Dean sah zu dem Mann mit der Waffe. »Sieht aus, als hätte ein Profi gesprochen.« Er grinste selbstsicher.
In Samuels Gesicht erschien ein Lächeln. »In Ordnung. Lasst uns aufbrechen.«
Wir fuhren zurück zu Lisas Haus, wo alle Jäger bis auf mich und Dean ihre Sachen auspackten. Der Winchester wurde ziemlich schnell wütend, als seine entfernten Verwandten begannen, seine und Lisas Sachen zu durchsuchen.
»Okay, am besten ihr geht jetzt alle«, sagte Dean.
»Was?« Verwundert sah Samuel seinen Enkel an.
»Die Dschinns werden erst reinkommen, wenn Sam und ich allein sind.«
»Wollt ihr etwa ohne unsere Unterstützung im Haus bleiben?«
»Dean hat recht«, sagte Sam. »Sie sind clever. Sie warten, bis sie nicht mehr in der Unterzahl sind.«
Samuel schien nicht sonderlich begeistert von Idee, doch gab er seufzend nach. »Na, schön. Wir bleiben in der Nähe. Ihr ruft, wenn sie kommen, verstanden?«
»Verlass dich drauf«, versprach Sam.
Widerwillig folgte ich den Campbells nach draußen. Aus einem sicheren Versteck heraus beobachteten wir das Haus. Irgendwann sank die Sonne und die Nacht brach an - und immer noch kein Anzeichen von den Dschinns.
»Dort drüben. Seht«, sagte ich nach einer Weile und deutete auf das gegenüberliegende Haus. Durch das Fenster sah ich, wie eine Frau und ein Mann zu Boden sanken, als einer der Dschinns sie berührt hatte.
»Es ist zu spät«, meinte Samuel. »Sie sind bereits tot.« Der Mann hob die Hand und machte die Mitglieder seiner Familie so auf sich aufmerksam. »Macht euch bereit.«
In diesem Moment stürzte Dean aus dem Haus. Er rannte über den Rasen herüber zu dem Nachbarshaus, und ich fluchte. »Verdammter Mistkerl!« Sofort erhob ich mich und rannte ihm hinterher. Da hatte er bereits das Haus betreten.
Als ich über die Türschwelle trat, sah ich, dass Dean von einem Dschinn festgehalten wurde. Die beiden hatten mir den Rücken zugedreht. Vor ihnen stand eine Frau - noch ein Dschinn.
»Du hast die letzte Reise gut überstanden«, sagte sie. »Also wie wär's diesmal mit einer dicken, fetten Doppeldosis?« Sie umklammerte Deans Hals mit ihrer Hand, so dass der Mann hilflos nach Luft schnappte.
Ich zögerte keine Sekunde und legte dem Mann, der Dean festhielt, von hinten die Hand auf den Kopf. »Schließ deine Augen!«, befahl ich dem Winchester, als auch schon das Piepen erklang und ein grelles helles Licht aus den Augenhöhlen und den Mund des Dschinns trat. Ausgebrannt sank der Mann zu Boden.
Die Frau hatte Dean losgelassen und röchelnd sank der Mann zu Boden.
»Oh, ein Engel«, sagte sie erfreut.
»Falsch«, meinte ich. »Versuch's noch mal.« Ich grinste und holte ein Engelsschwert hervor. »Wünschst du dir einen schnellen oder langsamen Tod?«
Der Dschinn lächelte mich an. »Hängt davon ab, wie viel Zeit du hast, bis dein Freund stirbt.«
Mein Blick fiel auf Dean. Der Winchester hatte sich schwankend erhoben. Seine Augen tränten, seine Beine zitterten - er war infiziert. Dann stürzte er wieder zu Boden und blieb regungslos liegen.
Verzweifelt sah ich zwischen ihr und ihm hin und her. Würde ich dem Dschinn den Rücken zudrehen, wäre ich geliefert, doch wenn nicht, würde Dean sterben.
In diesem Moment erschienen Samuel und ein anderer Mann hinter der Frau, die ihr einen Sack über den Kopf stülpten und sie fesselten.
»Bring sie in den Wagen«, wies Samuel seinen Begleiter an. »Los!«
»Was soll das?«, verlangte ich zu wissen, als der Mann mit der Geisel verschwand.
»Das geht dich nichts an, Kind«, gab Samuel zurück, dann beugte er sich zu Dean hinunter und verabreichte ihm das Heilmittel.
Es dauerte eine Weile, da kam der Mann zu sich. Ich half ihm auf und als ich mich umsah, war Samuel verschwunden.
»Cat ...«, stöhnte er und rieb sich mit der Hand die Augen.
»Alles in Ordnung, Dean«, sagte ich. »Sie sind weg.«
Der Mann schüttelte den Kopf, um wieder klar sehen zu können, und da fiel ihm das Engelsschwert auf, welches ich immer noch in der Hand hielt. Dann sah er in den ausgebrannten Leichnam des Dschinns.
»Cat.« Entsetzt sah er mich an.
»Ich bring dich rüber zu Sam«, sagte ich nur.
Die Hälfte des Weges musste ich ihn stützen, doch dann konnte er wieder allein gehen. Sam kam uns entgegen - vollkommen außer Atem.
»Wo sind Samuel und die anderen?«, fragte Dean seinen Bruder.
»Sind schon los. Sie waren ziemlich schnell weg.«
Dean nickte verstehend.
»Ich werd' dann auch mal gehen«, meldete ich mich zu Wort.
Verwundert runzelte Sam die Stirn. »Was? Wieso?«
»Tja.« Ich ging zu meinen Wagen. »Meine Arbeit ist getan, denk ich. Ich kann nichts mehr für euch tun.«
»Du könntest dich uns anschließen«, meinte Sam harsch.
Ich lachte, auch wenn ich mich innerlich über seine Reaktion wunderte. »Ich hab' selbst einige Dinge zu erledigen, Sam. Und ich bin nicht unbedingt hilfreich.«
»Tzz«, sagte Sam nur und verständnislos wandte er sich ab.
Nun standen nur noch Dean und ich an der Straße. Ich sah zu ihm, er erwiderte meinen Blick - schweigend.
»Und? Schließt du dich ihnen an?«, fragte ich nach einigen Sekunden.
Dean lachte. »Nein, ich werd' wieder zu Lisa und Ben gehen.«
Ich nickte verstehend. »Na ja, dann hoffe ich, dass ihr noch ein tolles Leben habt, oder so ...« Ich öffnete die Tür meines Wagens.
»Cat?«, fragte Dean, als ich gerade einsteigen wollte. Ich wandte mich um. »Es war schön ..., dich wiederzusehen.«
Ich nickte nur, dann stieg ich in mein Auto und fuhr davon.
1965 Wörter
Ich werd' wahrscheinlich dienstags und freitags/samstags updaten, wenn ich Zeit dazu habe. Wenn nicht, kommt nur einmal pro Woche ein neues Kapi.
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