Kapitel 21
Ich hatte Sam und Dean verraten, verraten, weil der Schmerz größer gewesen war. Ich dachte, ich wäre in den letzten Monaten stärker geworden, doch anscheinend war dem nicht so. Ich verspürte beinahe genauso viel wie damals als Mensch.
Ich betrachtete mein Blut, welches meine Kleidung verkleben ließ oder zu Boden tropfte. Die Wunde in meinem Bauch fühlte sich an wie ein riesiges Loch, die Schnitte in meiner Händen waren beinahe schon taub. Ich biss die Zähne zusammen und begann, an den Fesseln an meinen Handgelenken zu ziehen. Ich wollte hindurchschlüpfen, doch waren die Seile zu fest geschnürt und ich hatte zu wenig Kraft.
Ich sah mich verzweifelt um und mein Blick fiel auf mein Handy, welches auf der Kommode einige Meter von mir entfernt lag. Ich versuchte mich zu konzentrieren und das Handy mit Hilfe meiner Gedanken zu bewegen - ich war mir nicht sicher, ob ich das konnte, es war eher ein Hoffen. Es geschah nichts und auch nach unzähligen Minuten tat sich nichts. Verzweifelt rüttelte ich an meinen Fesseln, so dass der Stuhl zu schaukeln begann. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte unsanft zu Boden. Nun lag ich dort, noch hilfloser als zuvor, und meine Schmerzen schienen sich ums Tausendfache verstärkt zu haben.
Auf einmal splitterte Holz. Ich hätte mich umgewandt, wenn ich es gekonnt hätte, doch hörte ich nur schwere, hastige Schritte, die zu mir über das Packett schallten. Ich hielt den Atem an, Panik kam in mir auf.
Ein Mann beugte sich vor mich. »Cat«, erklang Deans Stimme und erleichtert atmete ich auf. Die beiden Winchesters erschienen vor mir. Dean zog den Stuhl hoch und Sam begann, die Fesseln von mir zu lösen.
»Ich dachte, ihr seid ... Ich habe euch ... Ich wollte euch nicht verraten ...«, stammelte ich aufgelöst. »Ich dachte, ihr seid bereits in Eves Gefangenschaft.«
»Eve?«, fragte Sam verwundert.
»Die Mutter aller Monster ... Eve ...« Die letzte Fessel wurde gelöst und fiel nach vorn. Sam fing mich auf und hielt mich fest und vor Schmerzen stöhnte ich auf.
»Wir bringen dich hier weg«, sagte Dean. »Sammy?«
Sam nickte und hob mich hoch. Wir verließen das Haus und Sam legte mich auf den Rücksitz des Impalas ab. Schnell fuhr Dean los, während sein Bruder eine Decke über mich legte, damit, falls jemand uns sehen sollte, man nicht das Blut bemerkte.
»Wohin fahren wir?«, fragte ich.
»Ein Motel hier in der Nähe«, meinte Dean. »Wir schaffen es in deinem Zustand nicht zu Bobby.«
Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit verging, doch irgendwann lag ich in einem Motelzimmer auf einem Bett. Dean kam mit einer Flasche Alkohol, die beiden Brüder hatten bereits meine Wunden freigelegt, und nun schüttete der ältere Winchester die brennende Flüssigkeit darauf. Sam war unterwegs, um Arztneimittel zu holen.
»Jeder andere wär bereits draufgegangen«, sagte Dean, der weiterhin meine Wunden säuberte. Ich bäumte mich unter dem Schmerz auf und zischte, um den Schrei zu unterdrücken. »Aber du hältst mehr aus, als ich erwartet hätte.«
»Wie habt ihr mich gefunden?«, fragte ich. »Wie habt ihr gemerkt, dass ich in Schwierigkeiten stecke?«
Dean lachte kurz auf. »Soll das 'n Scherz sein? Du hast dich seit Tagen nicht mehr bei Bobby oder uns gemedelt.«
Ich wollte erleichtert lachen, doch kam nur ein Stöhnen über meine Lippen. »Ein Glück halte ich mich nicht immer an das, was ich euch verspreche.«
»Wie zum Beispiel dich zu melden, damit wir wissen, ob es dir gut geht«, meinte Dean.
»Ja, zum Beispiel.«
Der Winchester legte einen Verband um meinen Bauch.
»Habt ihr den Fall in New Jersey abgeschlossen?«
»Ja, und nicht nur das, zwischendurch haben wir noch 'nen Abstecher ins Paralleluniversum gemacht.«
Mit gerunzelter Stirn sah ich ihn an. »Was?«
Dean winkte ab. »Ist 'ne lange Geschichte. Erst möchte ich wissen, wieso dein ach-so-toller Vater dir das angetan hat.«
»Er ist ein Vampir«, erklärte ich und versuchte mich ein wenig aufzurichten. »Die Mutter aller ist die Mutter aller Monster. Sie wird auch Eve genannt. David arbeitet für sie. Es ist, als wäre er besessen davon, wie ein anhängliches Kind. Was auch immer mit ihm los ist, er ist nicht mehr der, der er einst war.«
»War er schon immer ein Vampir?«, wollte Dean wissen.
Ich warf ihm einen verständnislosen Blick zu. »Nein.«
»Dann ist er erst recht nicht mehr der, der er einst war.« Der Mann erhob sich und schmiss das restliche Verbandszeug aufs andere Bett. »Und was will er von uns?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Aber meinte, dass Eve euch haben möchte. Und mich. Aber das tut jetzt erst mal nichts zur Sache.« Ich fuhr mir mit der Hand über mein Gesicht. »Er ist viel stärker, als alle anderen Vampire, die ich je gesehen habe.«
»Noch ein Alphavampir?«, fragte der Winchester. »Ist so was überhaupt möglich?«
Ich schüttelte mit dem Kopf. »Nein. Es scheint eher, als wäre das eine ganz neue Art von Vampir.«
»Hm«, machte Dean. »Wär' möglich.«
»Und was machen wir jetzt?« Ich wollte mich erheben, doch zog sich sofort ein brennender Schmerz durch meinen Körper.
»Du bleibst liegen«, wies Dean an und ich sank wieder zurück. Er stellte einen Stuhl vor mein Bett und setzte sich mit einer Flasche Bier in der Hand mit gegenüber. »Es gab einige auffällige Zeichen von Monstern am Interstate 80. Eine direkte Linie.«
»Muss ich das verstehen?«, fragte ich verwirrt.
»Die Monster marschierten auf, entlang des Interstate 80, und dann kam der Knaller.«
»Und der wäre?«
»Sandusky, Ohio. Ein Mann schlägt seiner Familie den Schädel ein.«
»Klingt nach 'nem Fall«, sagte ich. »Lass uns losfahren.« Ich wollte mich erheben, doch zwangen mich die Schmerzen erneut zurück in die Knie.
Dean erhob sich. »Immer mit der Ruhe, Tiger. Sam, Bobby und ich fahren und du ruhst dich hier aus. Wenn's dir besser geht, kannst du hinterherkommen, vorher nicht.«
»Du bist nicht meine Mutter«, entgegnete ich.
»Nein, die ist Eve.«
Ich lachte fassungslos über seine Aussage auf. »Was?«
»Du bist ein halber Dämon«, meinte Dean grinsend.
Ich grinste zurück. »Dann ist Eve aber auch Sams Mutter.«
»Touché.«
Meine Miene wurde wieder ernst. »Also lasst ihr mich jetzt allein, während ein durchgeknallter Vater-Zombie-Vampir draußen herumläuft?«
»Keine Sorge, Cat, dein Babysitter kommt noch.«
Als Sam zurückkam und mir irgendwelche Medikamente überreicht hatte, fuhren er und Dean auch schon los. Ich lag die ganze Zeit im Bett und starrte den Bildschirm des Fernsehers an, ohne wirklich was bewusst zu schauen. Auf einmal vernahm ich Flügelschlag und ich sah auf. Cas stand neben mir, den Blick starr auf den Fernseher gerichtet, so dass ich ihn kurzer Hand ausschaltete.
»Du bist dann wohl mein Babysitter«, sagte ich und der Engel wandte seinen Kopf mir zu.
»Sam und Dean meinten, du seist schwer verwundet.«
Zur Antwort zog ich mein Oberteil hoch und streckte ich meine Hände aus.
»Wer war das?«, wollte Cas wissen.
»Tut nichts zur Sache.« Ich zog mein Oberteil wieder runter. »Wenn du mich bitte heilen würdest.« Ohne zu zögern legte der Engel zwei Finger auf meine Stirn. Ich spürte ein kurzes Ziehen, dann verstummte der Schmerz und ich war geheilt. Erleichtert erhob ich mich. Die Verbände riss ich ab und warf sie in den Mülleimer, dann ergriff ich meine Jacke.
»Du solltest dich noch etwas ausruhen«, meinte der Mann.
»Dean und Sam brauchen mich«, entgegnete ich nur. Ich hatte meine Hand bereits auf die Türklinke gelegt und wollte gehen, als mich der Engel zurückhielt.
»Dean und Sam brauchen eine starke Cat. Wie willst du ihnen helfen, wenn du nicht einmal deine Fähigkeiten einsetzen kanmst, ohne einen Schwächeanfall zu kriegen?«
Ich wandte mich ihm zu. »Wann wollen wir eigentlich darüber reden?«
Cas wich meinem Blick aus und sah sich im Zimmer unruhig um - er wusste genau, was ich meinte. »Es gibt nichts, worüber wir reden könnten. Du hast mich in einem schwachen Moment erlebt.« Nun sah er mich an. Seine Augen waren wie durchlöchernd. »Der Kuss war ohne Bedeutung.«
Ich trat mit einem Nicken auf ihn zu, ohne seinen Blick zu erwidern. »Weißt du, Cas? Wäre das wirklich so gewesen, hättest du das schon viel früher gesagt.« Ich blieb vor ihm stehen und hob den Kopf. Sein intensives Blau traf auf mein Braun, und langsam hob ich die Hand und legte sie ihm auf die Wange. »Cas, ich weiß, dass ich etwas für dich empfinde, und ich weiß, dass du etwas für mich empfindest. Ich kann es spüren.« Der letzte Satz war nur noch ein Hauchen, welches in einem sanften Kuss unterging.
Ich spürte tatsächlich, dass etwas zwischen mir und Cas war, und das nicht nur, weil ich die himmlische Fähigkeit dazu besaß und einsetzen konnte. Ich wusste nur nicht, wo genau ich sie zuordnen sollte, diese Gefühle. Und was ich in diesem Moment noch nicht wusste, war, dass mir die Antworten nicht gefallen würden.
1453 Wörter
Und noch ein Kapi xD
Ich widme es michellesophie7. Danke für deine Unterstützung und die Kommentare ❤
Ich hätte eine kleine Aufgabe für euch und würde mich freuen, wenn ihr die vielleicht macht:
Wie würdet ihr Catherine einschätzen? Bezüglich Charaktermerkmalen und allem. Auch, was sie so gerne macht und so. Vielleicht, wenn ihr Lust habt, könnt ihr ja so ein Profil erstellen. Nur ein kleines. Würde mich mal interessieren, wie ihr sie seht :)
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