Kapitel 19
Sam hielt die zerbrochene Klinge hoch und musterte diese misstrauisch. »Und was sollen wir damit anstellen, Dean? Den Drachen kitzeln?«
»Mehr haben wir nicht«, meinte der ältere Winchester. »Dann müssen wir eben etwas dichter ran, das ist alles.« Er ließ sich von Sam das Schwert zurückgeben. »Wie sieht's aus mit den Höhlen?«
»Es gibt keine«, antwortete ich. »Weit und breit keine Höhlen, aber wir haben etwas anderes gefunden, was infrage kommen könnte.«
»Abwasserkanäle«, fuhr Sam fort. Er beugte sich über eine Grundrisskarte der Kanälr, die auf dem Tisch lag. »Zwei Fälle ereigneten sich innerhalb einer Meile. Genau hier.« Er deutete auf einen Punkt. »Dort sollten wir anfangen und uns dann weiter vorarbeiten.«
»Na, toll, das wird schön stinken.« Dean richtete sich auf. »Gehen wir.«
Sam atmete tief durch, ohne Anstalten zu machen, sich in Bewegung zu setzen.
»Was?«, wollte Dean wissen, der bereits seine Sache ergriffen hatte.
Sam schüttelte den Kopf. »Nichts.«
Dean beäugte ihn nur kurz misstrauisch, dann verließ er das Motelzimmer.
»Willst du ihn nicht darauf ansprechen, dass du das mit deiner Seele weißt?«, fragte ich den jungen Winchester, als die Tür ins Schloss gefallen war.
»Nein. Ich warte noch.« Nun ergriff auch Sam seine Sachen.
»Worauf denn?«
Der Mann zuckte nur mit den Achseln und folgte wortlos seinem Bruder.
»Oh, Gott, immer, wenn ich mich gerade an einen Geruch gewöhnt habe, kommt ein neuer«, meinte Dean, der vor mir und Sam den engen Gang entlanglief. Er hatte recht, denn lag ein beißender Gestank in der Luft.
Wir hielten Taschenlampen in der Hand, damit wir besser sehen konnten, denn die alten Lampen, die an den Wänden hingen, spendeten nur wenig Licht. Überall tropfte Wasser von dem steinigen Mauern, unsere Schritten hallten als leises Echo durch die Gänge.
»Wir sind schon seit Stunden hier drin«, meinte Dean, »hier ist nichts. Die Überlieferung irrt sich. Hey, was ist, wenn Drachen lieber in schöne Hotels gehen?«
»Was ist das?«, fragte Sam auf einmal, der an seinem Bruder vorbeisah. Wir standen in einem etwas breiteren Gang und verwundert drehten wir uns der gezeigten Richtung zu. Gold, pures Gold lagen auf dem Boden, und mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich Dean an.
»Was hast du gesagt?«
Der Mann setzte zur Antwort an, doch da lief ich schon achtlos an ihm vorbei. Ich bog um die Ecke. Der Lichtstrahl meiner Taschenlampe fiel auf einen Altar.
Sam trat neben mir. »Höchst merkwürdig, oder? Zumindest für 'ne riesige Riesenfledermaus.«
Dean hob das Tagebuch hoch, welches neben einigen Kerzen und eigenartigen Gegenstände lag.
»Hallo?«, erklang auf einmal die panische Stimme einer Frau.
»Die Mädchen«, bemerkte ich und lief los.
»Cat, warte«, sagte Dean sofort, doch ignorierte ich ihn.
»Ist da jemand? Kann uns jemand hören?«
Wir liefen den Gang entlang und kamen auf eine Art Brücke. Unter uns schien kochendes Wasser zu sein, ich wusste es nicht, jedenfalls dampfte es hier. Ich war die erste, die die Mädchen fand. Sie waren in einem Käfig gefangen, in einer Box zu unseren Füßen.
»Sam, Dean, helft mir mal«, sagte ich und eilig kamen die beiden Männer zu mir herübergerannt. Sam holte eine Brechstange hervor und versuchte damit das Gitter aufzubrechen.
»Schnell, er kommt gleich zurück«, drängte ein Mädchen mit schwarzen Haaren.
Wie aufs Stichwort wurde Sam nach hinten gerissen. Sofort ergriff Dean das zerbrochene Schwert und stellte sich dem Drachen gegenüber.
»Was'n das für'n Zahnstocher?«, fragte der Mann spöttisch und in dem Moment bekam er die Klinge zu spüren. Er stöhnte auf und betrachtete seine dampfende Wunde. Er knurrte wütend. »Wo hast du das her?«
»Comic-Convention«, gab Dean zurück und begann den Drachen erneut zu attackieren.
Ich nutzte die Chance und beugte mich zu den Mädchen hinunter. Ich wusste nicht, ob ich es schaffen konnte, doch legte ich meine Hände an das Gitter und begann mit aller Kraft daran zu ziehen. Ich stöhnte unter der Anstrengung auf, und auf einmal spürte ich, wie meine Augen aufleuchteten. Die Mädchen schrien vor Schreck auf, und es polterte laut, als ich das Gitter aus der Halterung riss.
In meinem Rücken spürte ich eine Windböe aufkommen und mit klopfendem Herzen wandte ich mich um. Gerade sah ich noch, wie ein zweiter Drache verschwand, während der erste Tod zu Boden fiel. Die ganze Aktion war ein ziemlicher Reinfall gewesen.
Sam weiß, dass der Tod ihm die Seele zurückgegeben hat und dass er Bobby und dich angegriffen hat, schrieb Dean mir.
Ja, ich weiß, schrieb ich zurück. Er hat's mir schon erzählt.
»Wem schreibst du?«, wollte David wissen, der am Küchentisch saß und die Zeitung las.
»Dean. Gibt 'n paar Probleme mit Sam.«
David nickte nur.
»Ich werd' trainieren gehen. Wenn irgendwas ist, sag' bescheid.« Es kam keine Antwort und so ging ich einfach ins Wohnzimmer. Ich zog mir die Boxhandschuhe an und begann gegen den Boxsack zu schlagen.
Ich war sofort nach dem Fall nach Hause gekommen und war vor einigen Stunden angekommen. David hatte mich bisher noch nicht auf sein Problem angesprochen und ich tat es nicht, denn sah ich es nicht ein, dass ich auf ihn deswegen zuging.
Es klingelte an der Tür, was ich nur unterschwellig mitbekam, denn hatte ich die Musik auf volle Lautstärke aufgedreht. Doch es dauerte nicht lange, da standen die beiden Männer im Türrahmen des Wohnzimmers, die Musikanlage wurde leiser gedreht und die Aufmerksamkeit galt nicht mehr dem Boxsack, sondern den Winchester-Brüdern, die mich mit einem Blick ansahen, als hätten sie gerade das größte Geheimnis erfahren. Und das hatten sie auch. Zwar nicht das größte Geheimnis der Welt, aber meines.
»Was macht ihr hier?«, wollte ich verwundert wissen.
»Eigentlich wollten wir mal dein bescheidenes Heim besuchen und dir persönlich was erzählen«, meinte Dean, »doch dann hat uns irgendein Mann die Tür geöffnet, der deinem Adoptivvater ziemlich ähnlich sieht.«
»Woher willst du wissen, wie mein Adoptivvater aussieht?«, war meine erste Frage, obwohl ich mir im Moment eher über eine Ausrede Gedanke machen sollte.
»Du hattest ein Bild von ihm in deinem Portemonnaie«, erklärte Sam. »Damals, als du uns erst ein paar Monate kanntest.«
Ich sah die beiden an. »Es ist nicht so wie's aussieht«, meinte ich, und kaum hatten diese Worte meinen Mund verlassen, verfluchte ich mich dafür.
»Ach, ja?«, fragte Dean. »Wonach sieht's denn aus? Alle Tote, die bisher zurückgekehrt sind, haben den Verstand verloren. Erinnerst du dich an Bobbys Frau?«
»Er ist kein Seelenloser oder Untoter!«, versuchte ich David zu verteidigen, und erst im Nachhinein wurde mir klar, dass das gelogen war.
»Ach, nein? Was ist er dann?«, wollte Dean wissen.
Ich antwortete nicht.
»Was ist er, Cat?«, fragte nun auch Sam.
»Er ist ein Mensch«, sagte ich. Fest sah ich sie an. »Glaubt ihr wirklich, ich würde euch anlügen.«
»Nein. Aber du musst doch zugeben, dass das ziemlich merkwürdig ist.«
»Glaubst du etwa, ich habe ihn ohne Weiteres in mein Haus gelassen?« Mit einem vorwurfsvollen Blick sah ich Sam an. »Weihwasser, Eisen - ich hab' alles probiert. Nichts.«
Zweifelnd musterte Dean mich, dann löste er seinen Blick von mir. »Wie auch immer, wir sind wegen was anderem hier.«
»Weswegen?«, fragte ich sofort.
»Das Buch, welches wir gefunden haben«, begann Sam.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Dean meinen Whiskey in die Hand nahm und mit einer fragender Miene wandte er sich mir zu. »Darf ich?« Ich nickte zustimmend, obwohl meine Aufmerksamkeit eher Sam galt.
»Das war 'ne Anleitung, wie man das Fegefeuer öffnet«, fuhr Sam fort.
»Was? Wie?«
»Das wissen wir nicht«, meinte Dean, der einen Schluck vom Whiskey genommen hatte und sein Glas nun zurückstellte.
»Wisst ihr wenigstens, wozu?«, fragte ich.
»Um etwas rauszulassen«, sagte Sam.
»Was?«
Dean zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Aber vielleicht, kannst du mit dem Namen, der die ganze Zeit in dem Buch wiederholt wurde, etwas anfangen.«
»Welcher Name?«
»Die Mutter aller.«
1283 Wörter
Dam dam daaaam.
It's friday! Und ich hab nachher wieder Fahrschule, weswegen jetzt ein Kapi kommt.
Cats Geheimnis bezüglich David ist raus, aber sie hat die Brüder trotzdem angelogen. Gut oder schlecht?
Was sagt ihr zum Kapi?
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