Kapitel 12
»Willst du Müsli oder Toast?«, fragte ich David, meinen Adoptivvater, am nächsten Morgen.
»Ähm, nichts, danke«, sagte er. Er trank mit großen Schlucken seinen Kaffee aus und erhob sich. »Ich werde kurz einigen Nachbarn von uns Hallo sagen. Nach all der Zeit wollen sie sicher wissen, wo ich war.«
»Ich denke, dass das keine gute Idee ist«, meinte ich, wenn auch etwas verwundert über sein Verhalten. »Ich habe allen erzählt, dass du und Sheileen«, bei ihrem Namen zog sich schmerzlich mein Herz zusammen, doch ich versuchte dieses Gefühl zu ignorieren, »bei einem Unfall gestorben seid. Es war schon ziemlich riskant, dass du überhaupt hier draußen langgelaufen bist.«
David wirkte auf einmal ziemlich verärgert. »Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als hierzubleiben.« Er ließ sich wieder zurück auf den Stuhl fallen. »Ich nehme doch das Müsli.«
Mich wunderte diese Reaktion gewaltig, doch erwiderte ich nichts und reichte ihm stattdessen sein Frühstück. Der Rest des Tages zog sich so dahin. David fragte mich, was ich in den vergangenen Jahren getan hatte. Die Antwort fiel mir schwer, denn ich konnte und wollte ihm nicht die Wahrheit erzählen. Doch letztendlich sah ich ein, dass es nichts brachte - der Mann wusste eh, dass sein Tod nicht natürlich gewesen war; und er konnte sich unglücklicherweise genau an diesen erinnern.
Wir beide waren in der Küche. Ich saß auf dem Stuhl, David lehnte an der Küchenzeile. Sein Blick schien mich beinahe zu durchbohren, als ich tief durchatmete und zur Erzählung ansetzte.
»Nachdem ich euch verlassen habe«, begann ich, »habe ich versucht, ein normales Leben zu führen: Uni, jobben, Freunde treffen. Nach einer Zeit haben dann Albträume eingesetzt - um genau zu sein, an meinem 21. Geburtstag. Ich träumte von einem jungen Mann. Sam hieß er. Ich begab mich auf die Suche nach ihm, und ich fand ihn und seinen Bruder, Dean. Die beiden waren Jäger.«
»Jäger von ... Wild?«, fragte der Mann vorsichtig, doch konnte er bereits die Antwort erahnen.
Leicht schüttelte ich den Kopf. »Vom Übernatürlichen«, meinte ich.
David sog scharf die Luft ein und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
»Aber das wusstest du bereits«, sagte ich, »oder?«
»Ich wusste, dass es das Übernatürliche gibt.« Er richtete sich auf und trat langsam auf den Tisch zu. »Der Mann, der mich getötet hat, er hatte schwarze Augen.«
Ich nickte. »Ein Dämon.«
Nun nickte David. »Und du bist eine von ihnen?«, fragte er. »Eine Jägerin?«
»Ja«, gestand ich, doch nicht mehr. Ich behielt die Sache mit dem Halbengel-Halbdämon für mich - vorerst.
»Und warum bist du nicht bei ihnen? Bei Sam und Dean?«
Ich stockte. Ich hatte schon lange nicht mehr über das Leben der beiden nachgedacht - oder über das, was mit ihnen passiert war.
»Dean lebt bei einer Frau, Lisa, und ihrem Sohn Ben, und Sam ...« Ich atmete tief durch. »Sam ist tot.«
»Das tut mir leid«, sagte er.
»Ist schon okay. Hab's überwunden.« Ich erhob mich und ging zur Küchenzeile, um mir aus dem Schrank ein Glas zu holen.
»Es war anfangs schwer, aber mittlerweile lebe ich mein eigenes Leben.«
Ich wandte mich an David und hielt ihm ein Glas hoch, als Frage, ob er auch etwas trinken wollen würde. Er war abrupt zusammengezuckt, was mich von meiner Frage abbrachte, und verwundert sah ich ihn an. »Was ist los?«
»Nichts«, entgegnete er, doch klang es wie ein Knurren. Er wandte sich von mir ab und hielt sich die Hände vor seinen Mund.
»Alles okay?« Besorgt trat ich einen Schritt auf ihn zu. Er versuchte zurückzuweichen, stieß jedoch gegen die Tischkante.
»David ...?«
»Cat, du musst gehen ...« Die Worte kamen nur gedrungen aus seiner Kehle.
»David«, sagte ich noch einmal und ich berührte ihn am Handgelenk. Abrupt riss er seinen Kopf rum und zischte mich an. Spitze Zähne blitzten mich. Seine Augen waren rot, blutgefüllte Adern zeichneten sich unter den Schläfen und an der Wange.
»Was zum -«, setzte ich an, doch da stürzte er sich auf mich. Im rechten Moment wich ich zur Seite. Ich ergriff das Engelsschwert, welches auf der Küchenzeile lag, und hielt es schützend vor meinen Körper. Da schien David sich wieder zu fassen. Er stolperte zurück und drückte sich schwer atmend gegen den Tisch. Seine Augen nahmen wieder ihre natürliche Farbe an. Die roten Adern waren verschwunden, ebenso wie die spitzen Zähne.
»Es tut mir leid«, keuchte er leise.
»Du bist ein Vampir«, flüsterte ich fassungslos, ohne das Schwert sinken zu lassen.
Er hob langsam den Kopf und sah mich schweigend an.
»Wer hat dich zurückgeholt?«, verlangte ich zu wissen.
»Ich weiß es nicht.«
»Wer?«, wiederholte ich, jedoch mit fordernder Stimme.
»Ich weiß es nicht!«, rief David und ich glaubte ihm. Dennoch herrschte nun eine gewisse Distanz zwischen uns. Ich, ein Jäger und Halbengel, müsste ihn eigentlich töten, und er mich, als Monster, als übernatürliches Wesen.
»Seit wann bist du wieder zurück?«, fragte ich, denn im Augenblick war ich mir nicht mehr sicher, was von dem, was er mir gesagt hatte, stimmte.
»Seit einigen Wochen«, gestand der Mann, doch bevor ich etwas erwidern konnte, hob er die Hand. »Doch bevor du etwas sagst: Ich wollte nach dir suchen, doch ich konnte nicht. Ich hatte Angst, dich zu verletzen. Mein Blutdurst ist enorm. Anfangs konnte ich ihn nicht kontrollieren. Ich habe ...« Er stockte.
»Du hast was?« Ein ungutes Gefühl durchschlich mich.
»Ich habe Unschuldige getötet«, sagte David ohne mit der Wimper zu zucken. »Menschen.«
Ich atmete tief durch und fuhr mir mit der freien Hand über das Gesicht. »Und dann?«
»Ich habe mich an Tierblut gewöhnt, und als hatte ich mich unter Kontrolle hatte, habe ich nach dir gesucht. Zuerst hier. Ich wusste nicht, wieso ich dachte, dass du hier sein könntest. Nach dem Streit damals ... Ich hätte niemals geglaubt, dich je wiederzusehen.«
Ich nickte leicht. »Du weißt schon, dass das Vertrauen, mein Vertrauen, im Keller ist, oder?«
»Ja ...«
»Ich bin eine Jägerin. Ich töte Wesen wie dich.«
»Ich weiß«, sagte David.
Ich seufzte und legte das Schwert zurück auf die Küchenzeile. »Aber du bist meine Familie, die einzige, die ich noch habe - auch wenn du augenscheinlich ein Vampir bist; und dazu noch eine Art Vampir, die ich noch nie zuvor gesehen habe.« Ich sah ihn ernst an. »Ich werde dich nicht töten, doch wenn ich merke, dass du mich hintergehst oder mich ermorden möchtest, bringe ich dich um, bevor du auch nur daran gedacht hast.«
1053 Wörter
Mit einem Tag Verspätung kommt das Kapi. Ich hatte gestern einen Auftritt und daher keine Zeit gehabt.
Jetzt sind meine Klausuren auch vorbei. Ich schreibe zwar noch einige Tests, aber ich hoffe, dass ich trotzdem mehr Zeit fürs Schreiben etc habe.
Habt ihr schon Ferien?
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Was haltet ihr vom Kapi?
Und davon, dass der Vater jetzt ein Vampir ist?
Denkt ihr, das geht gut aus?
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