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PART 23, der große sturm

Gedankenversunken drehte Nadija ein kleines geschnitztes Bärenjunges in ihrer Hand. Sie hatte ihn aus dem Regal in der Küche mit den Holzfiguren genommen, die Pietro in seiner Langeweile angefertigt hatte.

Wo seine Mutter wohl ist, fragte sich Nadija, eine absurde Frage die ihre Gedankengänge ihr brachten. Und unfreiwillig musste sie nun an ihre eigene Mutter denken, wer sie gewesen und wo sie wohl war. Sie konnte sich nicht erinnern, da war nur das Waisenhaus. Alle frühen Erinnerungen führten sie genau dort hin zurück.

„Bedeuten sie dir nichts? Du könntest welche mitnehmen, als Erinnerung", sagte sie und drehte sich zu ihrem Freund, der im angrenzenden Schlafzimmer saß. Dieser war gerade dabei ein paar kleine Stapel von Kleidung in eine Reisetasche zu packen, viel Platz war dort nicht drin. Einige viele Dinge würde er in der Eile zurücklassen müsse.

Sie hatten nicht viel Zeit, im Morgengrauen mussten sie die Stadt verlassen haben. Es war zu gefährlich noch länger zu warten. Zu gerne Nadija auch geblieben wäre. Sie hatte viel an dieser Stadt liebgewonnen, auch wenn sie noch nicht lange wieder hier war.

„Materielle Dinge haben oft nicht viel Wert, nur so viel Wert wie du ihnen gibst und so viele Erinnerungen wie du darin einsperrst. Hänge deine Erinnerungen am besten nicht an Gegenstände, das tut nicht gut. Du wirst noch viele Dinge zurücklassen müssen. So wird es einfacher."

Nadija nickte und stellte den kleinen Bären bedrückt zurück in das Regal. Sie wusste dass er recht hatte. Selbst hatte sie nie viel besessen, oft nur so wenig wie sie am Körper tragen konnte. Wirklich wertvolle Dinge besaß sie eigentlich nicht. Bis auf...

„Mein Tuch, Pietro hast du mein Tuch gesehen?", fiel es ihr ganz plötzlich wieder ein. Hastig durchquerte sie die kleine Küche und umkreiste die Eckbank. Suchend wühlte sie zwischen den Kissen und hob jedes einzeln hoch um auch darunter nachzusehen.

„Welches Tuch?", fragte er abwesend, mehr mit dem Packen seiner eigenen Fluchttasche beschäftigt.

„Mein Schultertuch, es ist dunkelrot und aus Wolle. Ich hatte es schon als ich nach Petersburg gekommen bin. Und auch schon davor, ich hab es schon ewig, aber weiß ich nicht mehr woher. Das ist so ziemlich alles was ich besitze, es ist mir sehr wichtig."

Verzweifelt nach ihrem einzigen Stück Besitz suchend, war sie bereit auch das beige Sofa im Wohnzimmer auseinanderzunehmen. Doch der Schimmer von rot, der sich unerwartet um ihre Schultern legte, beruhigte sie wie schon so oft zuvor.

Pietro hatte ihr panisches Suchen schließlich bemerkt und ließ sich darauf ein, seine Fluchtpläne für einige Sekunden beiseite legen zu können.

Das wollene Tuch schmiegte sich weich um ihre Schultern, ein harter Kontrast zu der Kälte die in der Luft lag. Das Apartment war still und dunkel und die Heizung war aus. Nur ein kleines Licht brannte um nicht zu viel Aufmerksamkeit anzuziehen. Der Schnee rieselte lautlos vor dem Fenster auf das Kopfsteinpflaster herab.

Warm wie die Umarmung eines geliebten lag das rote Tuch um ihre Schultern, warm wie seine Umarmung. Rot wie die Liebe, rot wie ihre Wangen und Lippen im Winter. Sie wusste wieder von wem sie ihr Tuch hatte. Jetzt ergab der Holzgeruch dran auch einen Sinn. Es war Zedernholz gewesen. Der Geruch, der Pietro ständig wie ein Nebel umgab.

„Komm jetzt, wir müssen gehen. Wir haben nicht viel Zeit", flüsterte er ihr ins Ohr, seine Hände auf ihren Oberarmen ruhend und das Kinn auf ihrer Schulter gebettet um darüber hinweg nach draußen zu schauen. In die endlose schwarze Nacht und den herannahenden Schneesturm.

„Die hatten wir noch nie", hauchte sie ebenso leise zurück. Ihre Hände auf die seinen legend, den Rücken an seine Brust lehnend, drückte sie sich näher an ihn, um sich zu wärmen.

Zeit. Zeit war alles und nichts. Alles was sie nie gehabt hatten und nichts was sie verlorenes wiederbekommen könnten. Aber etwas was sie jetzt vielleicht haben würden.

„Glaub mir, die werden wir irgendwann haben, noch nicht jetzt, aber schon bald", hörte sie ihn sagen, den Blick in die ungewisse Dunkelheit vor dem Fenster gerichtet.

„Ich glaube dir."

Nadija löste sich auch seinem Griff und drehte sich zu ihm um. Sein Gesicht in beide Hände nehmend, zog sie ihn zu sich hinunter und legte ihre vom Kampf aufgeplatzten Lippen auf die seinen. Es war kein langer Kuss, nur ein Versprechen.

Er drückte ihr Hände noch einmal fest, bevor er sie losließ und sich abwandte.

Er griff in das Regal mit den Schnitzereien und erfasste zwei kleine Figuren, die darauf in seiner Tasche landeten. Einen grauen Wolf und ein kleines weißes Lamm.

Nadija wickelte ihr rotes Tuch fest um ihre Schultern, bevor sie in ihren Mantel schlüpfte.

Eine große und eine kleine Reisetasche als erstes Zukunftsversprechen gepackt, verließen sie gemeinsam zum letzten Mal die kleine Wohnung in St Petersburg.

Die Stadt und all ihre Erinnerungen für eine lange unbestimmte Zeit hinter sich lassend, liefen sie davon, sich an den Händen festhaltend um sich nicht noch einmal zu verlieren.

Die Bahnhofshalle war laut und überfüllt. Es war Weihnachten und alle wollten pünktlich nach Hause oder los um ihre Liebsten zu besuchen.

Auf dem Bahnsteig wurden sie bereits erwartet. Andrej hatte schon etwas länger gewartet, seine Tasche unter dem Arm und Unwohlsein im Magen. Er hatte diese Stadt noch nie zuvor verlassen. Doch er lächelte, denn mehr Familie hatte auch er nicht, er würde der Familie folgen, die im blieb.

Der Zug hielt quietschend auf den gefrorenen Gleisen. Ein paar Passagiere stiegen aus und ein paar stiegen hinein. Dort womit alle Reisenden ankamen und die Rastlosen nur vorbeizogen, gingen sie auch an Bord.

Der große Sturm würde kommen. Früher oder später würden sie dem entgegengetreten müssen, aber solange noch etwas Zeit übrig war und man Unheil herauszögern konnte, war Flucht die einzige Möglichkeit.

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