Kapitel9: Aber beides kann grausam sein (2)
Kaiba hatte immer wieder Gedächtnislücken, die sich jedoch meistens wieder füllten. Er übergab Joey die Aufgabe ihm seine Spritzen zu den entsprechenden Zeiten zu geben, da er selbst nicht mehr beisammenhielt wann er die letzte hatte und auch nicht mehr in der Lage war überhaupt eine Spritze zu halten.
Und zusehends wurden diese Ausfälle mehr.
Die Krankheit hatte nun auch sein zweites Auge genommen und ließ ihn schutzloser denn je zurück. Zwar hatte er selbst geahnt, dass es soweit kommen würde, nur traf Joey dieser Umstand härter, als er zuerst gedacht hatte. Immerhin musste er nun so viel Hilfe zulassen, die ihm sonst so missfallen war und die Tatsache wie Kaiba immer weiter abbaute fiel ihm besonders auf, als der Brünette sich gerade waschen wollte, wärend Joey die Tür zur Höhle ausbesserte.
Besorgt warf der Blonde immer wieder Blicke auf den vor Schwärze zerfressenen Körper, würde Kaiba es doch jetzt nicht mehr merken wenn er ihn ansah. Und Joey musste auch seine gute Miene nicht länger aufrecht erhalten.
Die noch verbliebene bleiche Haut wirkte noch kränklicher in diesem harten Kontrast und der Blonde konnte mittlerweile deutlich die Rippen des Größeren sehen.
Seine Muskeln hatten abgebaut und eröffneten nun die Sicht auf die abgemagerte Gestalt darunter.
Kaiba aß schon lange nur noch spärlich. Mit jedem Tag der verging lehnte er mehr und mehr Nahrung ab. Wurde immer müder und bewegte sich mittlerweile nur noch wenn er musste. Joey konnte an seinem Gesicht sehen, wie sein Körper mehr und mehr abstarb. Seine Augen waren eingefallen und dunkel. Hatten kurz vor dem verschlingenden schwarz noch eine gelbliche Farbe bekommen, was nur darauf hindeutete, dass seine Organe auch langsam versagten. Es fiel ihm schwerer ausreichend Luft zu bekommen, waren doch die sonst so starken Lungen einer Löchrigen Masse gewichen und die Abstände in denen er Nasenbluten bekam wurden immer kürzer. Die noch nicht schwarzen Bereiche seiner Haut wurden immer blasser und wirkten farblos gräulich. Die markanten Züge seiner Knochen stachen immer weiter heraus.
Wenn Kaiba seine Kleidung trug kaschierte dies vieles, aber ohne sie sah Joey nur noch den Schatten einer Person die sonst alle Blicke auf sich zog, sobald sie den Raum betrat. Und mit jeder vergehenden Stunde wurde diese Präsenz immer weniger.
Verloren in seinen Gedanken bekam Joey garnicht mit, wie er mit seiner Arbeit innegehalten hatte. Und Scharfsinnig wie Kaiba war fiel ihm dies natürlich auf:
„Ist was Wheeler?"
Joey schreckte aus den Sumpf in seinem Kopf auf und überlegte schnell was er jetzt antworten sollte. Er wollte nicht zugeben, dass er ihn bemitleidet hatte. Schließlich hasste Kaiba nichts mehr. Stattdessen fiel Joey jedoch auf, wie sehr der Größere damit kämpfte sich ohne seine Hände ordentlich zu waschen und ihm kam eine Idee:
„Mir ist nur gerade etwas eingefallen. Hab ich dir eigentlich erzählt, dass ich auch mal bei nem Friseur gearbeitet habe?"
Ein subtiler Weg Kaiba seine Hilfe anbieten zu können ohne ihn in irgendeiner Weise zu kränken. Und der Brünette wirkte neugierig:
„Friseur?"
Ein gutes Zeichen, sodass Joey gleich damit begann über seine Erfahrungen zu prahlen:
„Ja klar. Zwar hab ich selbst nie geschnitten, abgesehen von meinen eigenen Haare, sondern mehr sauber gemacht und die Farbe ausgewaschen, aber meine Kopfmassagen waren Legendär! Du kannst dich ja gerne selbst überzeugen alter Stinkstiefel. Na, was sagst du? Soll ich dir mal deine platte Friese ordentlich durch polieren?"
Doch Kaiba schien etwas anders mehr zu interessieren:
„Du schneidest deine Haare selbst? Das erklärt einiges."
„Jaja mach dich nur drüber lustig. Bei deiner geleckten Matte wäre es mir eher peinlich auch noch Geld dafür ausgegeben zu haben. Das kann ich definitiv besser.", prahlte Joey gespielt neckend und zu seinem Erstaunen ging der Größere sogar darauf ein. Arrogant lächelnd stichelte er schnaubend zurück:
„Hmpf, ich brauche sie ja eh nicht mehr. Da ist es auch egal wenn ein Tölpel wie du sie ruiniert."
„Na Höhr mal! Diese Finger sind talentierter als du denkst. Immerhin hab ich unser ganzes Zeug hier gebaut!"
Zu Joey's erstaunen wich das arrogante Lächeln einer Wärme, die er wohl so nie zuvor bei diesem sonst so kalten Eisklotz gesehen hatte, als die bleichen Lippen gelassen antworteten:
„Das ist mir durchaus bewusst."
Verwirrt hielt Joey kurz inne, glaubte er doch für einen Sekundenbruchteil, dass das kühle eisige Blau welches jeden Menschen immer so spöttisch von oben herab betrachtet hatte, einem anderen gewichen war.
Einem Blau welches er selbst nur zu gut kannte und ihn all die schweren Jahre immer wieder auffing.
Doch Joey tat es schnell als Einbildung ab, war ihm solch ein Verhalten doch immer noch fremd seitens des Größeren. Aber vermochte der Blonde mittlerweile zumindest einiger maßen die wahren Absichten dahinter zu lesen. Gut gelaunt bestätigte er gespielt fies grinsend:
„Na dann, lass das Chaos walten!"
Joey dirigierte Kaiba zu einem Punkt an dem das Wasser flach genug war, dass er seinen Nacken auf Joeys Unterschenkel platzieren konnte, um so das Gesicht nicht im Wasser zu versenken. Dabei bemerkte der Blonde, wie der geschundene Körper vor mangelnden Fett im Wasser absank wie ein schwerer Stein.
Kurz wies Joey ihn noch an die Augen zu schließen, bevor er still mit einer Kokosnussschale Wasser über das staubige Haar goss und damit begann den Schmutz aus dem weichen Schopf zu massieren.
Und Kaiba war überrascht wie sanft seine Finger waren. Er hatte nicht unrecht als der Blondschopf sagte er sei gut darin.
Unter den vorsichtig kreisenden Bewegungen begann der Brünette sich sichtlich zu entspannen und jegliche Kontrolle abzugeben, die er noch gehabt hatte.
Er ließ sich unter den wohltuenden Berührungen gehen, bis sein Geist nur noch spärlich den Sinnen lauschte, die er noch besaß.
Die Blätter die sanft im Wind rauschten, begleitet vom Zwitschern der Vögel.
Das frische Quellwasser welches vor sich hin plätscherte und sich im großen Becken um ihn herum angenehm kühl anschmiegte.
Die Wärme eines anderen Köpers und irgendwann auch das sorglose summen daraus.
Gut gelaunt Stimmte Joey ein Lied ein und Kaiba kannte es. Ohne seine Augen zu öffnen unterbrach er den Blonden gelassen:
„Ue o muite arukō?... Ist lange her, dass ich dieses Lied gehört habe."
Überrascht hielt Joey mit seinem Gesumme inne um fröhlich darauf zu antworten:
„Oh, du kennst es? Ist immerhin n ziemlich alter Schinken."
„Wer kennt es nicht? Wobei bei deinen schiefen Tönen es schon ein Wunder ist, dass man es überhaupt erkennt."
„Musst du echt alles kritisieren? Ich bin ja auch kein Sänger sondern Duellant! Du gönnst einem echt überhaupt keinen Spaß!", beschwerte Joey sich gespielt empört, konnte sein Lächeln aber nicht unterdrücken. Ebenso wie Kaiba:
„Schief singen macht dir also Spaß?"
„Mehr als die Gespräche mit dir anscheinend. Solltest du auch mal versuchen. Das baut Frust ab."
„Nein Danke. Reicht wenn einer die Insel mit seinen nervtötenden Klängen heimsucht."
Eine Pause entstand zwischen ihnen die Joey jedoch schnell füllen wollte. Also begann er zu erzählen:
„Als meine Oma noch lebte haben ich und meine Schwester es oft auf ihrem Plattenspieler gehört. Oma machte es Spaß beim Kochen dazu zu singen auch wenn sie genauso viel Talent bewies wie ich. Ihre Katze ist bereits geflüchtet sobald sie eine ihrer Schallplatten herausholte."
Kurz hielt der Blonde inne, da die Erinnerung ein belustigtes Schnauben aus ihm hervorholte und fuhr dann fort: „Ich mag das Lied aber auch so sehr gerne. Die glückliche Melodie lässt nicht gleich darauf schließen, dass es sich um ein tragisches Liebeslied handelt."
„Oder die Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Zeiten der Frustration.", antwortete Kaiba leise darauf und Joey lächelte warm auf ihn herab:
„Ja, das ist die eigentliche Bedeutung. Ziemlich passend für uns zwei nicht wahr?"
Kaiba sagte nichts weiter dazu, sondern zog nur nachdenklich die Brauen zusammen.
Plötzlich bemerkte Joey wie sich die Haut in Kaibas Nacken etwas seltsam anfühlte und stellte fest, dass mehrere kleiner Narben dort hinter dessen Haar versteckt lagen. Joey hatte es zuvor aufgrund der Kratzer durch sein herumgewühle nicht bemerkt, aber jetzt keimten in ihm die Fragen. Immerhin war der Rest von Kaibas Haut Makellos:
„Sag hast du dir hier irgendwie mal was aufgerissenen? Du hast da so ne seltsame Narbe."
In keinen Moment schaute Kaiba auf, sondern lag nur still in Joeys Händen. Doch ließ sich der leicht angestrengte Gesichtsausdruck auf seinem Gesicht nicht verbergen:
„Gozaborus Erziehungsmethoden waren Recht...speziell."
Der Blonde hielt kurz inne, bevor nur ein knappes: „Oh.", folgte.
Doch erinnerte es Joey an seine eigenen Zeichnungen der Gewalt:
„Scheint als würden wir beide unsere Narben verstecken."
Zwar würde Joey gerne wissen, was Gozaboru ihm angetan hatte, aber spürte er, dass er damit zu weit gehen würde. Er machte einfach keine große Sache draus:
„Naja jedenfalls, wenn dir was weh tut sag bescheid. Ich versuche vorsichtig zu sein."
Wieder Stille in der nur das plätschernde Wasser zu hören war und Joeys gelegentliches Summen. Dem Blonden klebten immer mehr Haare an den Fingern, fielen sie doch laufend aus oder brachen einfach unter seinen Berührungen.
Schade wie er fand. Er mochte wie es sich im gesunden Zustand angefühlt hatte und er trauerte dem ein wenig nach.
Doch dann unterbrach Kaiba diese Stille wieder, aber in einer Art und Weise die Joey nie für möglich gehalten hatte:
„Es...tut mir leid."
„Huh? Was hast du gesagt?"
Die braunen Augen rissen auf.
Joey musste sich verhört haben! Zu unglaublich war seine Einbildung. Aber belehrte Kaiba ihn eines besseren:
„Es tut mir leid, dass du meinetwegen in dieser Welt gelandet bist und...dein Leben nicht leben konntest wie du es dir vorgestellt hattest."
Jetzt musste Joey doch in seinem Tun innehalten, war das doch ein Satz, den er nicht mal im Traum erwarten würde. Aber er fing sich schnell wieder und musste anfangen zu lachen:
„Wow... Na da brat mir doch einer nen Storch. Der große Seto Kaiba entschuldigt sich für etwas? Und dann auch noch bei mir? Hahaha...Du bist echt Unglaublich! Es braucht erst den Tod von uns beiden, bis du alter Dickschädel endlich mal nett wirst und Fehler eingestehst? Das muss das 8. Weltwunder sein! Hahahaha!"
Nur ging diese Reaktion Kaiba deutlich gegen den Strich:
„Wheeler, treibs nicht zu weit.", und zwang Joey so wieder zur Ruhe:
„Hahaha...ach mach dir keinen Kopf. Es ist schon ok. Ich hab damit bereits abgeschlossen."
„Wie? Wie kann das für dich in Ordnung sein?!"
Kaiba verstand es wirklich nicht. Er hatte Joeys Leben verwirkt und war nur noch ein sprichwörtlicher Klotz am Bein. Er war zu nichts mehr fähig und dennoch half dieser Idiot ihm. Ihm war es egal wie Wertlos Kaiba war und Joeys Grund dafür war so simpel wie der Rest seiner Denkweisen. Traurig lächelnd antwortete der Blonde nur:
„Es ist der einzige Weg den ich kenne. Einfach aufstehen und weitermachen. Wenn ich liegenbleibe bin ich gleich verloren."
„Wir sind bereits verloren.", verstand Kaiba diese Zuversicht doch nicht.
„Nicht die Zeit die wir noch haben. Ich mache einfach das Beste daraus. Du hast doch auch nie aufgegeben. Wer weiß was uns das noch bringt."
Die Falten auf Kaibas Stirn legten sich in tiefe Falten, je mehr dieser Trottel von sich gab. Er hasste wie dieser Blonde Tölpel dachte:
„Und Naja, es ist eben wie es ist und ich habe lange darüber nachgedacht was jetzt zuhause passieren wird. Ich habe keine Zweifel daran, dass meine Schwester ein erfolgreiches Leben führen wird. Sie hat angefangen zu lernen mehr aus sich heraus zu kommen und ist ziemlich klug wie ich finde. Auch wenn ich nicht daran zweifeln werde, dass sie lange trauern wird, kennt sie doch das Leben ohne ihren großen Bruder.
Und Dad ist alt genug um sein Leben selbst zu reflektieren. Ich war ehrlichgesagt schon kurz davor ihn aufzugeben, weil er einfach nichts aus seinen Tiefpunkten lernt und ich keinen Bock mehr hatte mir mein Leben durch ihn weiter ruinieren zu lassen. Ich wäre wohl immer noch für ihn da gewesen, aber auf Distanz. Zwar ist es Schade, aber seine Entscheidungen gehören eben ihm und wenn er es nicht mehr aushält, dann ist es ebenso.
Yugi und die anderen werden auch mit der Zeit drüber hinweg kommen. Ihre eigenen derzeitigen Ziele werden dabei helfen. Und meine eigenen waren so weit weg für mich, dass ich das erste Mal seit langem aufatmen kann. Denn auch wenn wir hier sterben werden, ist doch all der Druck weg den ich zuhause hatte. Geht dir das mit deiner Firma nicht auch so?"
Kaiba überlegte einen Moment, hatte Joey mit dieser Ansicht doch nicht ganz unrecht. Kein Terminplan, keine Meetings, keine Arbeit...
Und das zum ersten Mal seit...ja, seit wann eigentlich?
Wahrheitsgemäß beantwortete Kaiba die Frage leise:
„Ich...weiß nicht. Ich kann mich nicht daran erinnern wann mein Kopf das letzte Mal so... so frei war."
Und Joey sah das nur al einen positiven Aspekt an:
„Siehst du? Lässt einen mal ganz anders auf die Dinge blicken was? Nicht alles ist so schwarz wie es erscheint."
Wieder goss Joey Wasser über Kaibas Haar uns arbeitete den Schmutz kreisen heraus. Der Brünette schien unterdessen zu überlegen und abzuwägen was er als nächstes sagen sollte. Seine Miene schien bedrückt, ja fast so als würde ihm etwas auf der Zunge liegen und Joey beobachtete diese seltenen Emotionen genau. Dann:
„Ich...ich hatte nie einen freien Kopf sondern nur Alpträume."
Joey spitzte die Ohren.
„Sie raubten mir den Schlaf. Verfolgten mich egal was ich auch dagegen tat und Ließen mich rastlos zurück. Bevor ich den Pharao traf und gegen ihn verlor, war mein Leben der Alptraum. Alles was mein Leben ausmachte war der Druck etwas daraus zu machen um Mokuba nicht zu verlieren und der Stress jeden nicht aus den Augen zu lassen, der uns potenziell schaden könnte. Zu dumm, dass ich meinen Blick dabei jedoch von mir selbst abgewendet habe und nie merkte wie die Angst das wenige zu verlieren was mir geblieben ist, mich zerfraß. Ich war derjenige der den größten Schaden von allen verursachte. Aber die Narben die ER aufgerissen hatte wurden immer größer, bis keine Minute verging in der ich nicht an die Schmach dachte."
Joey wusste, dass Kaiba von Atem sprach. Solange er ihn kannte, war Kaiba absolut besessen von ihm gewesen.
„Danach verlagerten sie sich in meine Träume.", fuhr der Brünette kalt fort: „Terrorisierten und zerrissen mich in ihnen und zwangen mich Ihn aufzusuchen um diesen Albtraum zu verlassen und meiner letzten Niederlage entgegenzutreten. Ich habe all das dunkle in mir abgelegt, damit ich ihm entgegentreten könnte. Ein letztes Duell zum wahren Duellanten. Zu verlieren heißt zu sterben und ich war bereit dafür. Ich war bereit dafür meine Vergangenheit hinter mich zu lassen."
Joey stockte kurz, bereitete ihm doch diese Denkweise mehr als nur Unbehagen. Er ahnte das es wahrscheinlich mit Gozaborus Erziehung zusammenhing. Ein solch grausamer Mann pflanzte sicher sehr viele zerfressende Samen in andere. Besonders wenn es sich um ein Kind handelte das sein Erbe sein sollte.
Kaiba redete einfach weiter:
„Doch...ich starb nicht. Man gewährte mir den Tod noch nicht und schickte mich zurück.
Und als ich zurück kam, war es das erste Mal...Still. Ich konnte schlafen. Ich wusste, dass mein Tod kommen würde und das...war richtig. Mit dem Ende des Turniers würde ich noch einmal den Titel tragen und dann einfach sterben."
Also war das der Grund. Der Grund für all das war Kaibas eigenes Leid. Nur schien er eines nicht zu erkennen:
„Zu verlieren heißt zu sterben? Wer hat dir denn den Bullshit erzählt. Ne, ich glaube dein Grund war ein anderer."
Keck grinste Joey auf Kaiba hinab, der nun ärgerlich in die Luft stierte bevor er säuselte:
„Ich wette du hast einfach nur deinen Freund vermisst."
Die Blauen Augen wurden kurz eine Spur größer, ehe dies verneint wurde:
„Mach dich nicht lächerlich Wheeler. Wir hatten noch ein Duell offen und er hat versucht sich aus dem Staub zu machen. Sich vor einem Kampf zu drücken toleriere ich nicht."
Aber Joey wusste ganz genau wovon er sprach:
„Du sagtest eben ein letztes Duell zum wahren Duellanten. Das hatte ich auch mit ihm. Weißt du was der Grund war?"
Kurz wurde der Brünette neugieriger.
„Er wollte mir meinen Rotaugen geben gleich nachdem er ihn im Battle City zurückgewonnen hatte. Aber ich lehnte ab. Ich wollte ihn nicht zurück. Ich wollte mich erst mit ihm duellieren, wenn ich ein wahrer Duellant geworden bin, der den Rotaugen verdient hat. Ich musste dieser Karte erst gerecht werden und...Atem als Freund.
Du willst es vielleicht nicht wahr haben, aber er war auch dein Freund."
Kurz hielt er Bünette inne, bevor er ein bedächtiges:
„Ich bin nicht blöd Wheeler.", von sich gab.
Und Joey erwiderte knapp: „Damals warst du es schon."
Joey grinste kurz auf das verärgerte Gesicht unter ihm und wie es Kaiba definitiv nicht passte, dass so über ihn geredet wurde.
Doch wollte Joey noch eine Weisheit der Vergangenheit mit ihm teilen:
„Weißt du Kaiba...als ich noch klein war, sagte Dad immer zu mir,
Ein starker Man Hilft ohne zu fragen. Ein noch stärkerer zögert nicht um Hilfe zu bitten. Doch die stärksten, vergeben und schauen nicht zurück auf dunkle Zeiten. Nur auf das was sie vergeben lässt.
Vergebung heißt sich zu befreien und lange war ich nur wütend auf diese Worte, wo doch mein Vater uns in so schwere Zeiten führte. Aber jemand zeigte mir was sie wirklich bedeuteten."
Joeys Züge wurden weich, als er an seinen Besten Freund dachte:
„Ich hab Yugi früher oft gehänselt, weil er von außen betrachtet ein ziemlich seltsamer Typ war. Wobei, du warst genauso, nur gruseliger."
Kurz grummelte es in seinen Händen, doch ignorierte Joey dies absichtlich:
„Jedenfalls, er spielte immer nur alleine mit allen möglichen Spielen aus dem Laden seines Großvaters und sagte nie etwas. Doch zögerte er nicht, wenn ich mal in Schwierigkeiten war, mir zu Helfen. Für ihn gab es nie böses Blut zwischen uns und für ihn war es immer selbstverständlich mich zu fragen, wenn er Schwierigkeiten hatte. Es war auch selbstverständlich dich nach Death T zu Besuchen und zu schauen wie es dir erging. Für ihn war es nicht relevant was du getan hattest. Er sah immer nur das Gute in jedem. Selbst Atem kam in der Hinsicht nicht an ihn heran.
Als Freund beruhigt das einen natürlich, aber ich hatte immer bedenken dabei wie schnell er den Leuten vergab. Er hätte dadurch verletzt werden können. Gerade bei dir war ich ja immer ziemlich auf der Hut und das zurecht! Doch Rückblickend gesehen, ist er es der am meisten gewachsen ist. Pff... und das bei gerade mal 1 Meter 50."
Kurz hielt der Blonde belustigt inne, bevor er weitersprach:
Jedenfalls, ich vergebe dir. Denn wenn man nach dieser Logik geht, heißt das doch letztendlich, dass ich der männlichere von uns beiden bin!"
Seinen Humor nicht verlierend grinste Joey auf Kaiba hinab, doch war seine einzige Antwort ein einfaches Augenrollen.
Doch der wichtigste Aspekt dieser Ansicht war:
„Und Außerdem gibt es mir Frieden.
Ich befreie mich von negativen Emotionen und kann mich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Und jetzt gerade ist es die Zeit, die wir noch miteinander teilen können.
Es hat ewig gedauert, bis ich mir verziehen habe für meine eigenen Fehler und Niederlagen in der Vergangenheit. Selbst jetzt kämpfe ich damit. Doch wenn ich den ganzen Mist in meinem Leben betone, wird mein Leben zu Mist. Wenn ich mich aber auf die Sachen konzentriere die mir Spaß machen, dann wird mein Leben zu einem Spaß. Also ist die logische Schlussfolgerung dir zu vergeben. Aber das ist kein Freifahrtschein dafür jetzt ein noch größerer Arsch zu sein!", mahnte er Kaiba.
Dieser schien über Joeys Worte nachzudenken und Joey wollte ihm zeigen warum das auch gut so war:
„Versuche dir selbst für deine Niederlagen zu vergeben Kaiba. Denn es macht keinen Sinn, dass ein Verlorenes Duell mit dem Tod einhergeht. Da wäre ich ja regelrecht pulverisiert worden. Außerdem, der der am stärksten aus einem Duell geht ist doch der Verlierer. Wenn ich gewinne, dann lerne ich bei weitem nicht so viel, als wenn ich verliere. So bin ich ein richtiger Duellant geworden. Eben erst durch meine Niederlagen.
Vergib dir Kaiba und lebe."
Der Brünette lauschte nur mit geschlossenen Augen dem gesagten. Aber statt einer bedrückt nachdenklichen Miene, zierte seine Lippen nur ein stichelndes Lächeln als er auf Joeys letzte Worte einging:
„Wheeler, du weißt das ich so gut wie Tod bin?"
Und gut gelaunt stichelte Joey gerne zurück:
„Na und? Hat mich das davon angehalten beim Battle City zurück zu kommen und dich weiter zu nerven?"
„Großer Unterschied. Du bist zu dumm zum Sterben.", blieb Kaiba dabei.
„Vielleicht hab ich auch einfach nur Freunde die mich nicht aufgeben....Aber wenn ich es mir recht überlege...vielleicht bin ich ja wirklich zu dumm zum Sterben."
Plötzlich nahm ihre Konversation einen neuen Ton an, als Kaiba sie in eine neue Richtung lenkte:
„Leben werde ich wohl nicht mehr. Ich...spüre wie das Gefühl in meinen Gliedmaßen nachlässt. Wenn meine Vermutung richtig ist und es sich dabei um die Nerven in meinem Nacken handelt, bin ich bald wahrscheinlich Querschnittsgelähmt. Und wenn es noch schlimmer kommt, ersticke ich bald. Vielleicht platzen auch zuerst meine porösen Adern sobald ich mich zu sehr aufrege oder Ich sterbe an den Giftstoffen die meine Organe nicht mehr Filtern können. Oder...."
„Hey! Jetzt hör aber mal auf!", unterbrach Joey ihn barsch: „Sowas will ich nicht hören klar? Wen interessiert es wie es passieren wird? Viel wichtiger ist doch, was willst du bis dahin machen?"
Eine überflüssige Frage:
„Was soll ich schon großartig machen?", und Joey überlegte:
„Naja...wir könnten es mal mit Blinde Kuh versuchen."
Schwach hob Kaiba einen seiner Arme aus dem Wasser und führte ihn über seinen Kopf, bis die brüchige Schwärze Joeys Bauch erreichte. Kurz stupste er gegen die gebräunte Haut:
„Du bist dran."
„Unfair wie immer was?", meckerte Joey, doch Kaiba blieb eben wer er war.
Ein Arroganter Sack:
„Ich gewinne eben immer Wheeler. Hm, aber sieht so aus, als hättest du endlich dein Sixpack wenn du noch ein bisschen diese Insel bewohnst."
„Meinst du? Naja, von deinem ist ja nicht mehr viel übrig. Irgendwer muss ja die ganzen Mädels in ihren weißen Kleidern am Strand beeindrucken."
„Redest du gerade ernsthaft von den Möwen?"
„Vielleicht, Hahaha."
Joey lachte kurz auf bei diesen dummen Witz. Doch gab es noch etwas, dass ihn schon die ganze Zeit über wurmte:
„Kann ich dich etwas fragen?"
„Solange es keine deiner dummen Ideen enthält."
Einen Moment lang druckste der Blonde nur herum, doch dann:
„Naja, ich weiß das du diese Frage auch nicht mögen wirst aber...was passiert jetzt mit Mokuba. Ich mache mir Sorgen, dass er es vielleicht nicht Packt mit deiner Firma und so."
Aber Kaiba hatte in der Hinsicht Vertrauen in seinen kleinen Bruder. Er war sich sicher, dass er nicht in Gefahr sein würde:
„Mokuba bewies viel Talent im Umgang mit der Firma. Ich überließ ihre Verwaltung ihm in letzter Zeit da ich zuerst mit meiner Forschung beschäftigt war und als Resultat krank wurde. Offiziell forschte ich weiter damit keiner Verdacht schöpfen würde. Schwäche in meiner Position zu zeigen lässt die Haie erst Recht um dich kreisen. Ich habe ihm alles beigebracht, was man wissen muss und braucht."
„Und du lässt sie nun um Mokuba kreisen? Meinst du wirklich dass das gut geht?", fragte Joey skeptisch.
„Mokuba ist mehr als fähig diese Firma auch ohne mich zu leiten. Ihm wird nichts geschehen."
„Wie kannst du dir da sicher sein? Er ist noch so Jung und hat gerade seinen Bruder verloren. Die letzte Familie die er noch hatte."
„Er ist nicht allein. Ich kann mir sicher sein, dass Roland ihn unterstützen wird. Und er weiß was zu tun ist."
„Du bist echt blöd oder?"
Kaiba hielt inne.
„Kaiba wenn Mokuba die Möglichkeit bekäme zwischen dir und dieser dummen Firma zu wählen, was würde er deiner Meinung nach sofort wählen?
Du hast ihm die letzte Familie genommen die er hatte. Die Person welcher er stehst zur Seite stand egal was kam. Es gab nur euch zwei soweit ich das beurteilen kann. Er war so verzweifelt als du damals nach Death T im Koma lagst. Hat Yugi regelrecht angeprangert ihn angelogen zu haben weil du einfach nicht aufwachen wolltest. Ich will garnicht wissen was er für eine Angst gehabt haben musste, als er drohte alles zu verlieren. Was er jetzt für Ängste hat..."
Nur sah Kaiba das ganze ein bisschen anders. Er war sich durchaus bewusst, was für eine Person in ihm schlummerte:
„Wheeler, hast du schon einmal daran gedacht, dass es vielleicht ganz gut ist wenn ich nicht länger da bin?"
Aber Joey war nur empört:
„Willst du mich verarschen?! Wie kommt man denn zu so ner Annahme!", und Kaiba erklärte sich:
„Du wolltest doch wissen was Mokubas Traum war, nicht wahr? Er wünschte sich seinen alten Bruder zurück. Den, der lachen konnte. Aber das hätte ich ihm niemals geben können. Er muss nicht länger meine Fehler mit ausbaden und auf etwas hoffen, das nicht passiert. Er kann jetzt sein Leben leben."
Joey wurde bedrückt, war es doch traurig, dass dieser Wunsch nicht in Erfüllung ging. Doch warf es in dem Blonden auch weiterhin die Fragen auf:
„Warum kannst du es nicht? Lachen meine ich."
Kaiba setzte einen kurzen Moment der Pause. Es war bedauerlich, aber:
„Weil es diesen Bruder nicht mehr gibt. Ich schaue nicht auf die Vergangenheit sondern nur nach vorne. Willst du wissen was einen wirklich stärker macht?
Schmerz und Verrat. Die Welt ist grausam Wheeler. Doch ist sie grausam damit wir wachsen können. Das müsstest du wissen. Vergebung und Vertrauen sind nur eine Tür zum Verrat."
Diese Ansicht schmeckte Joey definitiv nicht:
„Dann heißt das also, dass du mich verraten willst? Dabei dachte ich du wärst mein Freund."
Aber Kaiba hatte damit etwas anderes Gemeint und seine nächsten Worte trieben deutlich den Unglauben in diese braunen Augen über ihm:
„Du hast das falsch verstanden. Du begehst Verrat an dir selbst. Deine Vergebung lässt dich an etwas festhalten, dass schon sehr bald nicht mehr ist. Werde nicht zu Anhänglich Idiot. Du tust dir am Ende nur selbst weh."
Überrascht hielt Joey kurz inne. Solche Worte von einem Seto Kaiba? Der war ja ganz schön überzeugt von sich selbst und schnell fasste der Blonde sich wieder:
„Hey! Du bildest dir ja ganz schön was auf dich ein, nicht wahr? Du tust ja so als ob wir absolute Best Buddys wären und ich dir mega nachtrauern werde. Aber das ich nochmal erleben darf, dass du dir Sorgen um mich machst. So langsam glaube ich, dass das alles hier nur ein Traum ist aus dem ich gleich aufwache."
Doch konnte er sein verschmitztes Lächeln und die Nervosität unter seinen Fingern nicht verbergen. Kaiba warf nur einen wissenden Blick in den Raum und Joey bekam das Gefühl sich zu rechtfertigen:
„Na gut, vielleicht werde ich einen kurzen netten Tost auf dich aussprechen. Aber nur weil du in letzter Zeit so ungewohnt umgänglich bist! Mit dem sozialen Du komme ich halt ganz gut zurecht, als mit dem unausstehlichen Businessman Kaiba."
Die Harten Züge lächelten schwach, als sie schnell an Kraft verloren. Die Krankheit übernahm einmal wieder den Körper des Brünetten. Doch ließ er es sich nicht nehmen noch einmal Arrogant hinzuzufügen:
„Wie sagtest du noch so schön? Warum auf die letzten Meter nicht nochmal was anderes probieren."
„Pff, dass du mal auf mich hörst."
Joey lachte über diesen Umstand. Absurd war ein Wort was er in den letzten Tagen wirklich oft benutzen konnte. Erstaunlich was eine Insel so alles anrichten kann.
Einen Moment später kam Joey ein neuer Gedanke und fragte direkt an den Brünetten gerichtet:
„Hast du irgendwelche Wünsche heute für das Abendbrot? Ich könnte mal ein paar Seeigel mit rausfangen. Die kann man einfach aufknacken und essen. Oder sollen wir lieber wieder Fisch essen. Such dir doch was aus."
Zu seiner Verwunderung erhielt Joey jedoch keine Antwort mehr.
„Huh? Kaiba?"
Stattdessen blieb nur der gleichmäßige leicht rasselnde Atmen unter ihm. Joeys Züge gingen in ein bedrücktes Lächeln über als er feststellte:
„Eingeschlafen. Hehe, scheint als hätte da jemand tatsächlich eine besondere Schwäche für Streicheleinheiten am Kopf. Ruh dich aus. Es ist gut wenn du das tust."
Joey beendete noch was er begonnen hatte und nahm den Brünetten dann auf seine Arme. Kaiba war mittlerweile so mager geworden, dass er ihn mit Leichtigkeit tragen konnte. Einen Umstand mit besonders bitteren Beigeschmack und Joeys Gesicht spiegelte dies wieder, als das sonst so stolz erhobene Haupt schwach gegen seine Brust sank.
Joey trug ihn in die Höhle und legte seine zusammengesunkene Gestalt auf dessen Bett. Dann nahm Joey eine der Spritzen und verabreichte sie ihm noch. Kaiba quittierte dies mit einem kurzen schmerzhaften zucken, wachte aber nicht auf. Zu sehr zerrte die permanente Erschöpfung an ihm. Sorgfältig bedeckte Joey ihn dann mit dem weißen Mantel und murmelte noch traurig:
„Schlaf gut Kaiba.", bevor er die Höhle wieder verlies um anderen Arbeiten nachzugehen.
Joey wusste, dass es nun nicht mehr lange dauern würde.
Der Abend brach herein, als Kaiba das nächste Mal aufwachte.
Joey schälte gerade das Fleisch aus einigen Seeigeln, als er plötzlich Kaibas schwache Stimme vernahm:
„W-wo?"
Aufgeschreckt wand der Blonde sich überrascht um und sah wie die matten Augen ziellos in den Raum starrten.
Joey legte seinen Kram beiseite und sobald Kaiba merkte, dass er nicht alleine war fragte er misstrauisch:
„W-Wer...?"
„Joey. Na Kumpel, wie geht es dir?", antwortete er nur darauf. Doch schien dies Kaiba nicht zufrieden zu stellen:
„Wer?"
Joey bemerkte, dass Kaiba wieder einmal nicht zu wissen schien wer er war und überlegte sich wie immer eine Ausrede für ihre Situation. Schnell kam ihn Mokuba wieder in den Kopf und spontan sagte er einfach:
„Oh, ich bin Joey. Keine Sorge, ich bin ein Freund von Mokuba."
„Freund...Mokuba... Wer ist...Mokuba?"
Bei diesen Worten entgleisten Joeys Gesichtszüge komplett. Hatte er sich gerade verhört? Hatte Kaiba nun wirklich seinen kleinen Bruder vergessen?! Der Blonde biss sich hart auf die Lippe, war diese Krankheit doch so grausam zu ihm.
Doch er versuchte sich zusammen zu reißen:
„Ach vergessen wir das. Wie geht's die?"
Kaiba kämpfte mit den Worten und schien sehr verwirrt zu sein:
„Ich...kann mich nicht bewegen...nicht sehen. Warum..."
Joey stockte kurz, hinterließ es doch einen Bitteren Beigeschmack jedes Mal wenn er Kaiba so belog:
„Das...gibt sich bestimmt wieder. Ich kann dir leider auch nicht genau sagen warum, aber du brauchst dir keine Gedanken machen. Ich bin hier und so Gesund, dass es für zwei reicht. Komm ich setz dich mal auf."
Er half Kaiba sich gegen eine der Höhlenwände zu lehnen, und vielleicht dadurch seinen Körper besser in Gang zu bekommen.
Doch...so wie er jetzt war, gab Joey ihm wenig Chancen den nächsten Morgen noch zu überleben und er kämpfte selbst mit seinen Gefühlen.
Ein Grausamer Umstand der Joeys Herz zerriss.
„So Großer, ist doch gleich viel besser. Sag, hast du Durst? Soll ich dir dabei helfen?"
„Dad...wo..."
Joey hatte versucht ihm etwas Wasser für seine spröden Lippen anzubieten, doch redete Kaiba nur wirres Zeug. Aus den wenigen Worten die er verstand, versucht Joey sich einen Reim draus zu machen:
„Dad? Du meinst aber nicht Gozaboru oder?
„Wer?...wo ist...Dad..."
Und dann dämmerte Joey es wen der schwache Brünette eigentlich meinte:
„Dein richtiger Dad was? Das weiß ich leider nicht. Ihm geht's bestimmt gut."
Wieder eine Lüge. Und diese schien Konsequenzen mit sich zu bringen:
„Nein...wo ist ...wo..wo..wo..."
Kaiba redete sich in eine Panik hinein, die Joey aufgrund seines mangelnden Wissens überforderte. Er hatte keine Ahnung wer Kaibas richtiger Vater war oder was mit ihm geschehen war. Das was Joey gerade am meisten jedoch beunruhigte, war Kaibas Steigender Puls. Immerhin war der Brünette so zerfressen, dass Joey nicht wissen wollte ob seine Adern das noch durch hielten:
„Hey ist schon gut. Er ist bestimmt ganz in der Nähe."
„Nicht...er auch...Nicht Dad..."
Kaiba war in seinem eigenen Kopf gefangen. Er ließ sich einfach nicht beruhigen und regte sich mit jeder Sekunde mehr auf, bis:
„Kopf...tut... so weh."
Voller schrecken sah Joey wie Kaiba schmerzhaft das Gesicht verzog und absolut überfordert zu sein schien. Er blinzelte mehrmals wirr und die Augen...sie waren unterschiedlich stark geweitet, wie Joey feststellte.
Kaiba sah fragend in den Raum, nicht ganz verstehend was vor sich ging und Joeys Augen rissen schockiert auf, ahnte er doch den Grund dafür.
„Ich...irgendwas...stimmt nicht." hörte er den Brünetten noch schwach in seine Richtung sagen.
Dann trat Blut aus Kaibas Nase und das matte Blau was ihm sonst so wehrhaft entgegenstrahlte, wich einer schwarzen Leere.
Joey war sofort bei ihm, als der geschundene Körper auch schon damit anfing heftig zu krampfen.
Kaiba fiel zu Boden. Seine Glieder zuckten unkontrolliert in alle Richtungen und Joey wusste nichts Besseres als die dürren Handgelenke des Brünetten zu ergreifen um seinen Körper davon abzuhalten sich selbst zu verletzen.
Doch ließen die Zuckungen des geschädigten Nervensystems nicht nach.
Im Gegenteil. Mit jeder Sekunde die verstrich hatte Joey das Gefühl das es schlimmer wurde.
Zwar wusste er das der Tag kommen würde wo diese Krankheit Kaiba letztendlich in die Knie zwang, doch konnte kein Gedanke der Welt ihn hierauf vorbereiten. Und umgehend breitete sich die Angst in Joey aus:
„Komm schon Kaiba. Du lässt dich doch wohl nicht jetzt schon von dieser Krankheit unterkriegen! Du musst mich doch noch einmal in einem Duell schlagen! Lass dir nicht von einem Loser wie mir einfach so den Titel wegnehmen!"
Aber fielen seine Worte nur auf blutende taube Ohren. Und Joey drohte in Panik zu verfallen.
Über den Brünetten gebeugt, ignorierte er die Tritte, welche seinen ungeschützten Bauch trafen. Er versuchte das angehakte rasselnde Stöhnen unter ihm zu ignorieren, ebenso wie das Zitternden des Körpers durch die Schmerzen, welches auf ihn selbst überging und durch Mark und Bein vibrierte.
„Verdammt Kaiba! Jetzt lass es nicht so Enden. Zeig diesem Mist was ne Harke ist und trete dieser Krankheit in den Arsch!"
Doch brachten auch diese Worte nichts. Stattdessen wurde die spastischen Krämpfe heftiger und Joeys Griff um die zierlichen Gelenke verstärkte sich automatisch in seiner Panik.
In ihm stieg die Verzweiflung je länger dieser Zustand andauerte und Joey musste dagegen ankämpfen nicht seinen Gefühlen zu verfallen.
Er hasste es. Er hasste, hasste, hasste diese verdammte Krankheit, diese verdammte Insel, ihr verdammtes Schicksal.
Womit hatten sie das verdient?!
'knack'
Plötzlich ertönte ein Geräusch, welches der Blonde nicht so recht einzuordnen vermochte. Doch als er zu dessen Ursprung sah, wünschte er sich er hätte es nicht getan.
Kaibas linke Hand...dieses verdorrte dunkle Körperteil...es war abgebrochen.
Lag leblos und umgeben von mehreren dunklen Bruchstücken einfach dort im Dreck und hinterließ einen bröckeligen Gelenkstupf zurück dessen Knochen im inneren nur farblich leicht heller hervorstach.
Joeys Panik ließ sich nun nicht länger unterdrücken.
Kaiba zerfiel. Er zerfiel in seinen Händen!
„Kaiba bitte beruhige dich! Du fällst sonst auseinander! Bitte, hör auf dich zu bewegen!", begann Joey wild zu flehen.
Er konnte es nicht verhindern, doch die Angst übermannte ihn.
Aber egal was er auch sagte, egal was er tat, Kaiba beruhigte sich einfach nicht.
Joey war überfordert. Er wusste nicht was er noch machen sollte um seinem Freund zu helfen.
Aus dem Affekt heraus packte er den Brünetten einfach, trat hinter ihm und setzte sich dann gegen die Wand um eine standhafte Stütze zu haben. Er zog Kaiba, mit den Rücken dicht gepresst an seinen Körper und fixierte die Brüchigen Arme in einer Kreuz Position mit seinen Eigenen.
In dieser umschlungen Umarmung konnten die unkontrollierten Zuckungen weniger Schaden anrichten und die Kraft welche der Blonde aufbringen musste um ihn ruhig zu stellen, verteilte sich besser über den zitternden Körper, sodass weitere Brücke weniger Wahrscheinlich wurden.
Doch jetzt spürte Joey Kaibas Kampf noch so viel mehr.
Die kläglichen Laute welche rasselnd seine Kehle verließen, das Zittern, den Schmerz.
Joey presste in seiner Angst um seinen Freund das Gesicht auf die Schulter des Größeren und flehte nur:
„...bitte. Bitte hör auf."
Sein eigener Herzschlag rauschte in seinen Ohren als das Adrenalin durch seinen Körper peste. Keine Ruhe war aufzubringen. Kein Blut wie einen sanften Bach plätschern zu lassen, statt des reißenden Stromes der ihn zu überfluten schien.
Er verharrte mit ihm lange in dieser Position. Selbst als die Krämpfe bereits nachließen lockerte sich der feste Schraubstock nicht und Kaiba hing nur leblos darin.
Stattdessen wurde der weiße Stoff, in dem das Gesicht des Blonden gepresst war, mit der Zeit verräterisch feucht.
Immer öfter verließ ein schniefendes Geräusch die Kehle, je mehr Joeys eigener Körper sich beruhigte und Platz für seine düsteren Gedanken bot.
Ein Opfer seiner eigenen Gefühle, murmelte Joey bald schon kläglich seinen Frust in die warme Schulter:
„Scheiße Joey. Seit wann weinst du um den Eisklotz wie ein verdammtes Kleinkind. Ah fuck!"
Joeys Stimme war brüchig. Er wollte ihn nicht verlieren. Er hatte verdammt nochmal gerade angefangen dieses Arschloch als einen Freund anzusehen und jetzt...nahm es ihn so mit.
Kaiba hatte dieses Ende einfach nicht verdient.
Keiner hatte so ein Ende verdient!
Joey presste den leblosen Körper noch dichter an sich, sodass er sichergehen konnte, es sofort zu bemerken wenn das stetige heben und senken der Brust nicht mehr war. Wenn das rasseln und beben verstummte.
Wahrscheinlich war dies ihr letzter Abend gewesen. Wahrscheinlich würde Kaiba nun nicht mehr aufwachen und Joey nur darauf warten, dass er es endlich hinter sich hatte und nicht länger leiden musste.
Und Joey wollte ihn nicht alleine lassen wenn es soweit war.
Zu viel Angst hatte er davor seinen Freund einsam sterben zu lassen.
Er blieb die Nacht wach. Lauschte dem Leben in seinen Armen und strich immer wieder durch das brüchige braune Haar um sich selbst zu beruhigen.
Er erzählte Kaiba Geschichten von seinen kreierten Monstern. Warum sie waren was sie sind.
Es gab ihm das Gefühl den Brünetten nicht ohne Seil zu lassen, an das sein zerfallender Kopf sich vielleicht klammern konnte.
Selbst als das Feuer erlosch und die Dunkelheit sich um sie legte wie eine grausame Flut, blieb er wo er war.
Joey wollte keine Sekunde von Kaibas Atem verpassen, fürchtete er doch ihn dann alleine mit dem Tod zu lassen.
Selbst seine Angst vor der schwarzen Leere musste sich der Angst seinen Freund zu verlieren Beugen.
Doch umso langsamer verstrich die Zeit.
Joey bekam nicht mit wie der nächste Morgen irgendwann kam. Kaibas Ausbrüche waren komplett verstummt und er lag regungslos auf Joeys Schoß. Mit zunehmender Helligkeit hatte der Blonde bald schon endlich die Kraft aufgebracht Kaiba von den schändlich getrockneten Blutflecken zu säubern, welche so zahlreich seine brüchige Haut benetzten. Er hatte seinen Kopf gestützt um etwas Wasser in die rasselnde Kehle zu bekommen, da die rissigen Lippen vor Trockenheit aufplatzten. Glücklicherweise funktionierte der Schluckreflex noch.
Irgendwann öffneten sich die geschlossenen Augen wieder und ließen das blau darunter Hervorscheinen. Sofort hielt die Erleichterung in Joey Einzug und glücklich darüber seinen Freund doch noch einmal wiederzuhaben, brabbelte der Blonde auch gleich los:
„Hey Kaiba! Verdammt, du kannst mir doch nicht so einen Schrecken einjagen! Ich dachte dieses Mal, dass es echt mit dir vorbei war. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn du mich auf dieser Insel alleine zurücklässt, nicht wahr Alter?"
Zunächst der Hoffnung folgend, begann diese langsam zu wanken, als keine Regung die leeren Augen verlies. Aber Joey wollte weiter daran festhalten:
„Kaiba? Hey man, jetzt sag doch was. Pamp mich an, mach mich nieder, nur...mach irgendwas!"
Joeys Hoffnung erstickte im Keim, als die Augen leblos wie der Rest des Körpers blieben. Sie starrten ohne Geistige Anwesenheit vor sich hin und Joey wagte es nicht mehr zu Hoffen. Tat es doch nur noch weh.
Kaiba war nicht mehr da. Dieser Körper vor ihm war leer und er brauchte lange um das zu realisieren.
Joey verbrachte den ganzen Morgen damit nur still auf die Hülle in seinem Schoß mit müden Augen hinabzublicken und das verfärbte Haar zu streicheln, bis die Erkenntnis langsam hindurchsickerte.
Seine eigenen Gedanken bleiben dabei eine schwarze Leere.
Er war nun alleine.
Alleine auf dieser Insel. Kaiba würde nicht mehr zurück kommen. Er konnte nur noch darauf warten, dass der Körper der verlorenen Seele folgen wird und irgendwann...wahrscheinlich Joey selbst.
In seiner aufkommenden Müdigkeit und Depression, zog Joey ihn noch dichter an sich.
Ruhte seinen blonden Schopf nahe dessen abgemagerten Brust und lauschte dem schwachen Herzschlag der um jeden Moment kämpfte.
Er klammerte sich nur noch an dieses Geräusch und würde hier so lange verweilen, bis ihm selbst dieses genommen wurde.
Doch schlich sich bald schon ein Grausamer Gedanke in seinem müden Kopf, der durch Kaibas eigene Worte hervorgerufen wurde:
*Wheeler, ich gebe dir hiermit den Rat mich bald zu töten.*
Zwar war der Grund dafür ein anderer, aber jetzt gerade...vielleicht...
Gedankenverloren nahm Joey sein Messer aus der Hosentasche und starrte darauf, während sein Kopf noch immer tief über Kaiba hang und dem schwachen Herzschlag lauschte.
Die blanke Klinge mit ihren vielen Kratzern reflektierte das einfallende Licht in Joeys Gesicht als das düstere Ende ihn einnahm.
Ohne jegliche Emotion fragte Joey, weiter auf das Messer starrend:
„Hey Kaiba, wenn du dir den Ort aussuchen könntest an dem du deinen letzten Moment verbringen möchtest, wo wäre das?"
Natürlich erhielt Joey keine Antwort, doch rechnete er auch nicht damit.
„Mir würde ja der Ausblick auf dem Berg gefallen an dem wir unsere Freundschaft begründet haben. Ein letztes Mal über das weite Wasser zu sehen und mit diesem Bild dann fortzugehen. Ist wohl besser als eine erdrückende Dunkle Höhle."
Joey verweilte einfach an Ort und Stelle und drehte nur geistesabweisend sein Messer in der Hand.
Er hatte bereits einen Entschluss gefasst, doch zögerte er diesen absichtlich hinaus. Joey wollte so lange es ging diesen Körper an sich spüren, der ihm sagte dass er noch nicht ganz alleine war.
Er lauschte, roch, fühlte alles was schon sehr bald nicht mehr sein würde. Und er war derjenige der diesen Zeitpunkt wählte.
Kurz lachte er auf als ihm ein Gedanke kam:
„Das ich Mal so sehr an dir hängen würde ist doch echt dumm. Du hast mein Leben zur Hölle gemacht und trotzdem kann ich einfach nicht anders als hier zu bleiben. Wärst du nicht schon Gemüse, hättest du mir sicher schon fünf Mal eine geklebt, weil ich dich Stundenlang angefasst habe. Meinst du nicht auch alter Stinkestiefel? Ja ich geb dir ja recht. Ich bin wirklich ein Idiot. Wahrscheinlich sogar der größte."
Der Blonde schaute kurz umher, bis er die Überreste von Kaibas Duelldisk sah. Aus ihrem Inneren nahm er Kaibas Deck heraus und legte es auf dessen Brust. Die blauen Augen der obersten Karte strahlten stolz wie immer in den Raum.
Es war besser die Karten auch ihrem Meister die letzte Ehre zu erweisen. Sie waren ein Teil von ihm und Joey würde noch einige Momente hier verweilen, um ihm dann bei seiner finale Reise zu helfen.
Es war soweit.
Zeit verging, in der der Blonde seinen Respekt zollte und sich auf das kommende vorbereitete. Doch wusste er, dass ihn nichts vorbereiten konnte. Zu grausam war die Tat.
In seiner dunkelsten Stunde meinte Joey dann plötzlich ein leichtes Beben zu spüren, welches vom Boden ausging. Doch tat er es einfach als Einbildung ab.
Allerdings ließen kleine Steinchen, die von der Höhlendecke auf ihn hinab rieselten sich nicht so einfach ignorieren. Er schaute nur kurz genervt auf, als mit einem Mal die Hölle ausbrach.
Wie eine Rüttelplatte erzitterte plötzlich der Stein unter ihm und Joey vergaß alles was er gerade Durchmachte. Als Japaner wusste er genau was das war.
Ein Erdbeben. Und dieses schien immer mehr an Stärke zu gewinnen.
Schockiert durchkreuzte ab da nur ein Gedanke seinen Geist.
Sie waren in einer Höhle und die Erde bebte. Ein Todesurteil!
Ein Teil der Decke stürzte bereits direkt neben sie herab und zersplitterte Kaibas abgebrochene Hand in tausend Splitter unter den vor Schock aufgerissenen braunen Augen.
Über Joey suchten sich die ersten großen Brocken ihren Weg gen Boden und viele weitere warteten nur darauf einen von ihnen zu erschlagen.
Nicht weiter überlegend Steckte der Blonde ihre Decks ein und ergriff Kaiba unter den Armen um ihn aus der Höhle zu schleifen.
Die Brocken trafen bereits seine Schultern und Teile seines Rückens, doch steckte Joey diese einfach ein und versuchte Kaibas schutzlosen Körper so gut es ging abschirmend unter sich zu halten.
Allerdings ließ sich einer nicht ganz so einfach einstecken.
Einer der Brocken traf Joey an seiner Schläfe und ließ ihm mit dem harten Boden kollidieren.
Er hatte den Halt um Kaiba ebenso verloren wie den halt seiner eigenen Füße, sodass nichts mehr zwischen ihm und dem fallenden Gestein stand.
Nach kurzer Benommenheit fasste Joey sich jedoch schnell wieder und beugte sich schützend über den Brünetten, bevor er sie beide nach draußen verfrachtete. Keine Sekunde später sah Joey voller Horror, wie die steinigen Wände in sich zusammen brachen und mit ihnen alles was sie auf dieser Insel aufgebaut hatten oder besaßen.
Doch blieb Joey keine Zeit Dingen hinterher zu trauern. Gerade die alten Palmen des angrenzenden Waldes schwankten gefährlich und fielen vereinzeln bereits krachend zu Boden. Doch nicht nur die maroden Altbäume waren das Problem. Kokosnüsse hagelten in einer Fülle hinab, die ein überleben beinahe utopisch erscheinen ließen.
Doch sie mussten hier weg. Ihm kam nur ein Ort in den Kopf an dem keine Bäume standen.
Der Strand.
Joey schmiss Kaiba auf seinen Rücken, sodass er sie beide schneller durch die tödlichen Fallen manövrieren könnte.
Sein Puls raste bei den Gedanken jeden Moment erschlagen zu werden. Immer wieder riss sein Kopf hin und her, stetig die Bäume im Blick und reagierte schnell, sobald einer in ihre Richtung fiel. Dabei war er bedacht darauf über keine der vielen Kokosnüsse zu stolpern.
Dabei fragte er sich ständig warum gerade jetzt so eine Scheiße passieren musste?!
Auch wenn ihr Lager nicht weit vom Strand entfernt lag, kam es Joey dennoch wie eine Ewigkeit vor bevor sie ihn erreichen und das Beben war so schnell gegangen, wie es gekommen war.
Zunächst erleichtert der Gefahr entgangen zu sein, atmete der Blonde selbstberuhigend aus.
Das ist gerade noch einmal gut gegangen. Nur fragte er sich warum ausgerechnet jetzt ein Beben auftauchen musste und kurz sah er zu Kaiba über seine Schulter:
„Geht's dir dahinten gut Kumpel? Man, die da oben wollen uns echt ans Bein pissen was?"
Natürlich blieb Kaiba regungslos und starrte nur leer, schlaff über die Schulter des Blonden gen Boden. Es war auch eher ein Satz den Joey selbst beruhigen sollte. Denn die Umstände ließen ihn innerlich mehr und mehr verzweifeln.
Und das schlimmste war...es war noch nicht vorbei.
Denn als Joey auf das Wasser vor sich sah, traute er seinen Augen nicht.
Es...war einige Meter zurückgegangen. Weiter als je zuvor und wanderte immer mehr von der Insel weg.
Jegliche Farbe verließ sogleich sein Gesicht, da er genau wusste was es damit wohl auf sich hatte und sein Puls raste noch schneller als zuvor.
„Nein, nein, nein, Nein! Wieso passiert diese Scheiße gerade jetzt?!"
Er festigte seinen Griff um Kaiba erneut, damit sie schnell entkommen konnten.
Von allen Dingen die noch schief laufen konnten, warum musste sie ausgerechnet jetzt auch noch ein Erdbeben mit Tsunami sie heimsuchen?!
Das kann doch alles nicht wahr sein!
Joey nahm die Beine in die Hand und rannte so schnell er konnte in Richtung des Berges. Er war nur froh, dass ihre Karten in seiner Jackentasche waren und er auch sein Skizzenbuch immer in dieser verstaut ließ.
Und das Kaiba seine geliebte Halskette fast nie abnahm war ebenfalls ein Glücksfall.
Zwar hatte Joeys Dueldisk es nicht geschafft, aber ihre wichtigsten Habseligkeiten waren Gottseidank dabei.
Auch wenn Joey wusste, dass es im Grunde genommen töricht war so zu denken. Kaiba stand kurz vor seinem Tod und Joey...
Er verwarf diese Gedanken und rannte nur.
Erstmal mussten sie in Sicherheit sein.
Er rannte und rannte. Spürte nicht wie Blut aus der Wunde am Kopf an ihm hinab lief und dabei eine lange kalte Spur hinter sich herzog.
Joey wusste, dass der Weg zum Berg ein langer war und ihm wohl nur wenige Minuten blieben bis der Tsunami die Insel traf.
Panik erfasste ihn.
Es blieb ihm keine Zeit sich zu Fragen warum das alles passierte. Er konnte nur rennen. Rennen bis das Blut in seinen Ohren rauschte und keinen Platz für andere Gedanken zuließ außer dem Drang zu überleben.
Joey kam der Weg endlos lang vor aber die Zeit bis die Welle die Insel erreichen würde... viel zu kurz.
Er hatte gerade den Fuß des Berges erreicht, als das Rauschen des tobenden Wassers immer lauter wurde.
Mit einem lauten Knall krachte sie letztendlich gegen die Insel und verschlang als erstes den Strand mit seinem Grün.
Nur kurz wagte Joey zurück zu blicken, doch alles was er sah waren die Spitzen der größten Palmen in der Ferne, wie sie eine nach der anderen heftig wankten und zu Boden gerissen wurden. Umgeben vom nebligen Dunst des aufschäumenden braunen Wassers und überrollt durch das unglaublich laute Grollen dieses Monsters.
Es wurde Eng für Sie. Joey war wesentlich langsamer mit Kaiba auf seinem Rücken, doch wagte er es nicht ihn einfach so seinem Schicksal zu überlassen. Er lief und lief den Berg weiter hinauf um den Wassermassen zu entgehen.
Doch die Welle war zu groß. Und kam immer schneller auf sie zu.
Er würde es nicht rechtzeitig schaffen.
Joey sah noch einmal zurück wo die dreckigen Wassermassen sich bereits zwischen die Baumstämme hindurch peitschten und dabei alles mitrissen, was leinen standhaften Fuß hatte.
Es wurde Eng. Es wurde so so Eng. Das Wasser würde ihn erreichen. Ihn im Letzten Moment gegen die Reling knallen. Ihn vom Schiff reißen und in die endlose kalte Dunkelheit ziehen. Er konnte nicht atmen. Nicht die Oberfläche erreichen.
Er ertrank...
Das Wasser erreichte bereits Joeys Füße als er seiner Panik verfallen war. Die Angst noch einmal so Hilflos unter den Massen zerquetscht zu werden.
Doch als sein Griff sich um Kaiba verstärkte, erinnerte er sich daran wo er war. Nicht auf dem Schiff, nicht in dem schwarzen Meer, aber immer noch in Gefahr.
Schnell erhaschte Joey einen Blick auf einen großen Felsen direkt vor ihnen, als das Wasser drohte ihn von seinen Füßen zu reißen.
Er zog Kaiba von seinen Rücken und presste sich mit ihm dahinter, sodass es die erbarmungslose Welle brechen würde. Joey verkrallte sich regelrecht in den Rauen Fels um nicht fortgespült zu werden als das Wasser seine Hüfte erreichte.
Der Blonde spürte wie Holzsplitter und kleinere Steine seine Beine entlang rissen. Versuchte Kaiba so gut es ging davor zu schützen.
Doch wurde der feine Sand unter seinen Füßen immer mehr ausgespült und nahm ihn den halt. Solange bis Joey kurz abrutschte, sodass seine rechten Fingerkuppen am Fels abgeschmirgelt wurden.
Er unterdrückte einen Schmerzenzlaut und presste sich und Kaiba noch dichter an den rettenden Fels.
Die Zeit an dem das Wasser versuchte sie herauszuzerren war ewig und Joey wusste nicht wie lange er das noch durchhalten würde.
Aber irgendwann lies der Strom dann nach und endlich floss das Wasser wieder in die andere Richtung.
Als es von Hüfthöhe auf Kniehöhe fiel, atmete Joey erleichtert aus. Doch verlor er keine Zeit. Es konnten mehr Wellen folgen. Schlimmere Wellen und Sie mussten so schnell wie möglich Höheres Gelende erreichten.
Kurz sah Joeys auf Kaiba hinab. Seine Nase hatte wieder angefangen zu bluten und er röchelte nach Luft.
Gott Joey wusste nicht einmal warum er noch so um ihre Leben kämpfte. Ein schlechtes Ende würde sie so oder so ereilen.
Nur...er wagte es nicht einfach so aufzugeben.
Joey schmiss Kaiba wieder auf seinen Rücken und wartete durch das schmutzige Wasser.
Der Matsch zerrte an ihm wie widerspenstiger Teer, aber Joey würde widerspenstiger sein.
Die zweite Welle würde nicht warten.
Es dauerte lange, bis er sich und Kaiba den Berg hinauf geschleppt hatte. Seine Beine waren übersät mit Kratzern, sein Kopf tat weh, sein Körper wurde Müde.
In der Ferne konnte Joey dabei zuhören, wie die Stämme aneinander knallten, Bäume brachen und das peitschende Wasser hörte sich an wie donnergrollen.
Und hier waren sie im Dickicht der Pflanzen kurz vor der Klippe, als plötzlich mehr Blut auf Joeys Schulter tropfte.
Begleitet von einem kläglichen röcheln fing Kaiba plötzlich an Blut zu spucken. Die braunen Augen rissen schockiert auf, war dies doch alles andere als ein gutes Zeichen.
Joey nahm ihn von seinem rücken und legte eine Schulter um ihn, damit die schwachen Lungen besser Luft bekamen.
Besorgt um seinen Freund versicherte er Kaiba noch:
„Halte durch. Wir sind gleich da. Gleich ist es vorbei Kaiba. Nur noch ein Stück."
Doch die einzige Antwort wie er erhielt waren nur noch mehr Blutstropfen die diese rissigen Lippen verließen.
Der Anblick lag schwer auf Joeys Brust, aber er machte weiter.
Er würde ihm ein letztes Mal den salzigen Wind zeigen und die weite Aussicht.
Ein letztes Mal selbst über sein geliebtes Meer schauen.
Und es brauchte nur noch wenige Meter bis es soweit war. Sie passierten nur noch das Waldstuck und dann sahen sie es.
Joeys braune Augen rissen auf sobald er ihren Ort der Freundschaft erblickte. Die Klippe von der sie Gesprungen waren.
Doch war das Bild ein vollkommen anderes.
Denn dahinter erstreckte sich nicht das Meer, sondern eine riesige Felswand, die ihren weiteren Weg versperrte.
„Nein, nein, nein!"
Stammelte Joey fassungslos vor sich hin, als er immer dichter an das schwarze Gestein heran trat. Es war lang, glich einer dunklen Gebirgskette und aus Tiefen rissen in diesen flossen Gigantische Wasserfälle hinaus.
Es fühlte sich an als hätte Dunkelheit ihm nun auch den Letzten Funken genommen.
Direkt vor dem Felsen streckte der Blonde noch einmal seine Hand aus um festzustellen, ob es wirklich real war was sich vor ihnen aufgetan hatte.
Doch der harte Fels blieb unbeugsam bestehen.
Joey fiel an Ort und Stelle auf seine Knie. Legte Kaibas zerbrochene Gestalt unter zittrigen Fingern noch vor sich und starrte ab da nur.
Wie gelähmt starrte er lange auf seinen Freund hinab. Konnte nicht fassen, dass der Kampf hier hoch umsonst gewesen war und um ihn herum nur noch die Zerstörung herrschte.
Ihre wenigen Habseligkeiten waren zerstört, die Insel war zerstört, Kaibas Körper war zerstört und ...Joeys ungebrochener Wille bröckelte bereits.
Er wollte nicht mehr.
Irgendwann begann Joey leise zu erzählen:
„Keine Ahnung ob du mich hören kannst Kaiba, aber...auch wenn du zuerst ein ziemlicher Arsch warst, hatte ich am Ende tatsächlich ziemlich Spaß mit dir. Dein Freund zu sein war überraschend angenehm. Du bist gar nicht so ein schlechter Kerl wie man immer denkt. Zumindest wenn du willst."
Joey schnaubte kurz belustigt auf, bevor seine Hand in seine Jackentasche glitt um den Gegenstand darin zu ergreifen.
„Hättest du das mal gedacht? Wir beide...Freunde? Yugi würde bestimmt die Luke nicht mehr zu bekommen, wenn er das wüsste. Haha...Wunder geschehen wohl überall."
Joeys gespieltes Lächeln verschwand und starrte auf das was er nun aus seiner Tasche hervor gezogen hatte. Es war sein Taschenmesser. Sein Blick hing traurig daran, wusste er doch was nun zu tun war.
„Tja...sieht so aus als wären wir an dem Ende unserer Freundschaft angelangt."
Eine erdrückende Pause entstand in der Joey nur still auf das Messer schaute. Wie es das wenige Licht der Sonne in seinem eigenen Gesicht spiegelte.
Um ihn herum erklang das Chaos. Brechendes Holz, krachende Felsen, rauschende Fluten. Von der idyllische Insel verblieb nur noch Zerstörung und mit ihr verging jeglicher Wille.
Joeys geliebtes Meer, das ihm so oft eine Zuflucht gewährte...es nahm ihm nun alles. Spülte ihn nicht nur in dieser Welt an sondern raubte nun auch seine Grundlage zu Leben.
Und nun konnte er es nicht einmal mehr Kaiba einen letzten Blick auf dieses weite Blau gewähren.
Sein Blick fiel geschlagen auf die Brachiale Felswand vor ihm, den Weg versperrte und mit verlorener Hoffnung öffneten sich seicht seine Lippen:
„Ich sehe nach oben beim Gehen, damit die Tränen nicht fallen.
Ich erinnere mich an die Frühlingstage, ganz allein in der Nacht."
Joey Stimme erklang leise, als er gedankenverloren ein Lied vor sich hinmurmelte. Kaum hörbar im brachialen Orchester des Verfalls. Starr verweilten die matten Augen auf dem tiefen Schwarz welches vor ihm lag:
„Ich sehe nach oben beim Gehen, mit verschwommenem Blick zähle ich die Sterne.
Ich erinnere mich an die Sommertage, ganz allein in der Nacht."
Müde ließ er seinen Kopf in den Nacken fallen, bis das klare Blau über ihm und die höhnisch strahlende Sonne das einzige waren, was er sah. Das Messer weiterhin in seiner Hand haltend.
„Das Glück ist über den Wolken. Das Glück ist hoch oben am Himmel.
Ich sehe nach oben beim Gehen, damit die Tränen nicht fallen.
Ich weine, während ich gehe, ganz allein in der Nacht."
Sein Blick glitt wieder hinunter zu dem Messer und die braunen Augen übermannte unsagbare Traurigkeit. Sein Griff verstärkte sich.
„Ich erinnere mich an die Herbsttage, ganz allein in der Nacht."
Joey biss seine Zähne hart aufeinander und ließ das Braun seiner verzweifelten Augen hinter dem Blonden Vorhang verschwinden.
Er wollte nicht...
„Die Traurigkeit liegt im Schatten der Sterne.
Die Traurigkeit liegt im Schatten des Mondes."
Er presste sich die Hand mit dem Messergriff gegen seine Augen, als die Gefühle seiner Ausweglosigkeit ihn zu übermannen schienen, bis die bebenden Lippen das Kinn in Falten legten und seine Stimme immer brüchiger wurde:
„Ich sehe nach oben beim Gehen, damit die Tränen nicht fallen.
Ich weine, während ich gehe, ganz allein in der Nacht."
Joey versuchte sich zusammen zu reißen. Zwar wollte er nicht, aber er wusste es würde das richtige sein. Er hatte noch eine Aufgabe. Einen letzten freundschaftlichen Dienst.
Joey atmete tief durch um sich selbst zu beruhigen und starrte auf Kaibas zerfallende Gestalt hinunter. Genauso geschunden wie diese Insel und Gedankenverloren murmelte Joey noch einmal:
„...ganz alleine in der Nacht.
Es war jetzt genug. Er wollte nicht mehr weitermachen.
Eine Sache. Er würde nur noch eine Sache tun und dann...
„Hey Kaiba..." ,begann Joeys Stimme schwach: „...tut es sehr weh? Dein Körper meine ich. Du musst unsagbare schmerzen haben."
Er bekam keine Antwort, sondern nur das klägliche röchelnde atmen der sterbenden Lungen. Die blauen Augen blieben leer wie die Schwärze zwischen den Sternen. Der abgemagerte Körper regte sich keinen Millimeter.
„Ich frage mich ob du zumindest ein bisschen Spaß mit mir hier hattest. Ich kann mir vorstellen, dass es für dich nicht viele glücklich Momente im Leben gab. Da wären es schön, wenn dein Herz am Ende nicht in kompletter Kälte geht. Ich bin bei dir Kumpel."
Schon fast schmerzhaft verkrampfte sich Joeys Hand um den schmalen Griff seines Messers. Er wollte das nicht tun, aber... aber es war so viel grausamer ihn weiter zerfressen zu lassen.
„Und als dein Freund muss ich eine Entscheidung treffen. Ich möchte nicht das du unnötig leidest. Du hast genug gelitten. Ich hoffe du kannst mir verzeihen. Falls wir uns wiederbegegnen sollten, darfst du mir gerne wieder ins Gesicht schlagen und unsere Freundschaft kündigen."
Joey platzierte seine linke Hand auf Kaibas Brust in Höhe seines Herzens um besser zielen zu können. Unter zittrigen Fingen erhob er das Messer, die Spitze gerichtet auf den Brünetten.
Das abgenutzte Metall flackerte in der Sonne auf, konnte es doch nicht in den aufgewühlten Griff gänzlich ruhen.
Joey biss sich vor Verzweiflung die Lippe blutig.
Er zögerte. War es doch so schwer das hier zu tun. Aber wenn er es nicht tat, würde Kaiba vielleicht noch Stundenlang weiter leiden. Und es gab nichts anderes, was Joey mehr für ihn tun konnte als seinem Leidensweg ein Ende zu bereiten.
„Ich wünsche dir Frieden...Seto..."
Noch einmal festigte Joey seinen Griff und biss die Zähne zusammen um sich selbst zu überwinden.
Er opferte einen Moment, zum Sammeln seiner letzten Kräfte. Die Klinge hoch erhoben, bereit aus zwei Leben eines zu machen, schrie Joey schließlich seinen Frust hinaus, als das kalte Metall in der Sonne aufblitzte.
Mit allem was er hatte ließ der Blonde das Messer hinab sausen, sodass er auch tief genug kommen würde, um das zerfallende Herz frühzeitig zum Schweigen zu bringen.
Joey schloss dabei nicht einmal seine Augen. Er würde kein Risiko eingehen das Herz zu verfehlen und auch nicht wie ein Feigling vor seiner eigenen Tat davonlaufen. Das war das mindeste was er tun konnte.
Die Klinge sauste hinab.
Nur noch wenige Zentimeter...
Noch wenige Millimeter...
Noch einen Hauch und sie hatten es hinter sich.
Das Ende ihrer Reise.
Aber als die scharfe Spitze gerade drohte den schwarzen Kern zu durchdringen, durchfuhr Joeys Hand welche das Messer führte, ein unglaublicher Schmerz.
Sein Schrei der Verzweiflung wandelte sich in eine Mischung aus Überraschung und Pain.
Vor schreck entglitt den krampfenden Finger bei ihrem Rückzug das wertvolle Werkzeug und es landete schneidend neben den bröckeligen Hals des Brünetten. Eine kleines Blutrinnsal war die Folge.
Doch war der Blonde viel mehr mit sich selbst beschäftigt als das er dies merkte. Er ergriff seinen brennenden Arm und fluchte nur:
„Argh! Scheiße...was ist denn jetzt los?!"
Es fühlte sich an, als würde etwas versuchen sich durch ihn hindurch zu winden, bis hin zu seinem Handgelenk. Und gerade als Joey glaubte schon verrückt geworden zu sein, tauchten plötzlich zwei kleine schwarze Markierungen an dem besagten Handgelenk auf, ähnlich einem Schlangenbiss.
„Was...urgh... zur Hölle ist das?!", fragte er noch mehr zu sich selbst, als ein seltsamer dunkler Rauch aus den beiden Einstichen freigesetzt wurde.
Es schien fast sandig zu sein und stieg kurz in alle Richtungen auf. Doch im nächsten Moment begann sich eine Gestalt daraus zu Bilden. Länglich und gewunden wie ein S.
Verwundert rissen Joeys Augen auf und vergaßen den Schmerz der ihn getroffen hatte.
„Eine...eine Schlange?"
Eine kleine schwarze Schlange wand sich nun um seinen Arm. Ihre roten Augen starrten Joey neugierig entgegen. Die kleine Gestalt war nur schemenhaft aus dunklen Rauch zusammengesetzt und wirkte, als würde sie bei der kleinsten Bewegung zerfallen.
Die Anfängliche Verwirrung wich schnell der aufkeimenden Panik. Joey versuchte die kleine Schlange von seinem Arm zu stoßen, aber glitt seine Hand nur durch sandigen Rauch, der sich einen Moment später wieder zu seiner Ursprünglichen Form zusammensetzte.
„Verdammt was ist das?! Verschwinde du Mistvieh!"
Doch egal wie oft Joey es versuchte, die Schlange blieb wo sie war.
Und sein Kampf fand schnell ein abruptes Ende.
So laut wie der stärkste Donner erdröhnte plötzlich ein tiefes Grollen, das sämtliche Vögel kreischend aufschreckte. Es traf den Blonden unvorbereitet, und seine Brust bebte unter dem kraftvollen Schall der ihn erfasste.
Die kleine Schlange schaute auf zu dem neuen dunklen Felsen der noch vor ein paar Stunden nicht diesen Platz einnahm und verneigte sich davor.
Joey konnte nur verwirrt dabei zuschauen. Er verstand nicht was hier ab ging, oder warum diese Schlange aus ihm heraus gekommen war.
Aber waren diese Fragen schon bald Nebensache.
Ein heftiger Windstoß ließ ihn zurücktaumeln, als sich der gigantische Fels vor ihm zu bewegen begann und in der nächsten Sekunde krachend aufriss.
Was darunter zum Vorschein kam, konnte Joey nicht sofort begreifen. Ein rotes Auge, selbst größer als alle Monster die er aus Duellmonsters kannte, tat sich vor ihm auf.
Aber im Gegensatz zu seinen geliebten Monstern konnte das hier kein einfaches Hologramm sein. Hier gab es keine Technik oder dergleichen. Hier gab es nur die rohe Natur.
Was im Umkehrschluss hieß, dass dieses Ungetüm real war.
Und als diese Erkenntnis endlich die Hirnwindungen des Blonden erreichte, konnte er nur entgeistert aufschreien:
„Ach du Heiliger Godzilla!? Was zur Hölle ist das für'n Vieh?!", begleitet von den scheinbar vielen zischenden Stimmen der rauchigen Schlange aus seinem Arm, welche zu seinem Meister sprach:
„Isfet pei-rōme Canobus."
Schmerzend hallten die Worte der kleinen Schlange in Joeys Kopf wieder und verwirrten ihn mehr und mehr.
Und als das tiefe dröhnende Grollen des Monsters ertönte, war es als würde jemand an seinem Hirn kratzen. Es war übermannend und er hatte das Gefühl als würden jeden Moment seine Ohren platzen, trotz seiner vorgehaltenen Hände.
Unter den erdrückenden Bass meinte der Blonde jedoch eine Art Muster zu erkennen. Fast wie Worte, jedoch in einer Sprache die er nicht kannte.
Aus dem Augenwinkel sah Joey noch wie auch aus den vielen Felsspalten um das riesige Auge schwarzer sandiger Rauch hervortrat und sich zu hunderten dunklen Schlangen formte, wie die auf seinem Arm.
Bevor Joey auch nur realisieren konnte was hier überhaupt passierte, stürzten sie sich auf ihn und verschlangen ihn in ihrer Dunkelheit.
Nachwort
Für Nerds wie ich: ヽ(✿゚▽゚)ノ
So ich werde dann noch einmal auf ein paar Canon Fakten und Theorien eingehen.
Fangen wir mit dem Grund an warum Kaiba bereit dafür war sein Leben für sein Duell mit Atem zu geben. Da habe ich zwei Theorien gefunden und meine eigene.
1. Er konnte es nicht akzeptieren seinen einzigen Freund zu verlieren.
Sehe ich persönlich nicht wirklich so
2. „Zu verlieren heißt zu sterben."
Das hat Gozaboru ihm eingetrichtert und selber auch danach gelebt. Als Kaiba ihm die Firma abgezwackt hat, ist er aus dem Fenster der Kaibacorb gesprungen und hat Selbstmord begangen. Schon besser aber reicht mir noch nicht ganz
3. VOL.23 CHAPTER 204 -> Atem sagte bei ihren letzten Duell im Battle City: „Ich erkenne deine Fähigkeiten als Duellant an aber lass mich dir eines sagen. Wogegen du verloren hast war das Monster namens Hass, welches in dir wohnt. Die Monster auf den Karten sind nicht die einzigen Monster in einem Duell. Der Hass in unserem Herzen...Trauer...Eifersucht...Gier...
Unsere schlimmsten Feinde sind in uns. Nur wenn du all das besiegst, kannst du den Weg gehen der einen wahren Duellanten aus dir macht."
Danach sieht man ein Pannel von ihm und Joey und geht noch kurz gedanklich darauf ein, dass Battle City sein eigener Weg zum waren Duellanten ist und Joeys Weg ihr Duell danach.
„Kaiba, ich hätte verloren wenn ich den Rotaugen nicht gehabt hätte. Mein Freund hat sie mir geliehen. Diese Karte ist die Form seiner Seele."
Kaiba hatte sich danach verändert. Zunächst war er sauer, aber dann hat er Atem die Karte Ragnarök gegeben und mit Duelmonsters zunächst aufgehört um seinen Traum zusammen mit Mokuba endlich zu erfüllen.
Aus meiner Sicht war dies sein Anfang sich von dem Hass und all den anderen Kam zu lösen, damit er ihm als wahren Duellanten erneut begegnen könnte. Kaiba nahm eine Auszeit von Duelmonsters in Amerika und würde sich Yami stellen sobald er bereit war. Nur war Yami dann nicht mehr da. Aber Kaiba brauchte ihm um ein wahrer Duellant zu werden und um abschließen zu können.
Im Film DSOD hat man Kaiba lächeln sehen als er gegen Yugi verlor. Er fühlte keinen Hass, keine Eifersucht, ect. so wie er es sonst immer tat. Eine weitere Bestätigung, dass er für sein Duel mit Atem bereit war und Yugi ein würdiger König der Spiele wäre.
Zumindest ist das meine Theorie und Joey mit seinem Rotaugen war irgendwie der Ursprung des Denkens eines wahren Duellanten wie ich finde.
Hab für die Story son bisschen ne Kombi aus allen gemacht.
ψ(`∇')ψ
Zu Kaibas Vergangenheit und warum er sagte Joey solle ihm die Drachen nicht zeigen:
Keiner der vorherigen Besitzer wollte ihm einen Bauäugigen verkaufen. Es gab einen in Deutschland, Hongkong, Amerika und in Japan bei den Mutos. Da es mit dem in Japan nicht geklappt hat, hat er die anderen manipuliert und dazu gezwungen sie ihm zu geben. Er hat sie in den Ruin getrieben, die Mafia auf sie angesetzt und einen dazu gebracht Selbstmord zu begehen. Ihm war jedes Mittel recht und hatte auch keinerlei Gewissensbisse, dass sowohl diese eine Person als auch Gozaboru wegen ihm Selbstmord begangen hatten.
Im Manga ist Joey übrigens tatsächlich Tod gewesen nach seinem Duell mit Marik.
Das Lied was Joey singt heißt Ue o muite arukō, bei uns besser bekannt als Sukiyaki und wurde 1961 geschrieben. Übersetzt heißt der Titel so viel wie Kopf hoch und weiter gehen. Zwar ist es eine tragische Liebesbalade aber der Text symbolisiert eigentlich die Frustration Japans nach dem 2. Weltkrieg und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Ich persönlich finde das Lied mit seinem traurigen Text verpackt in eine fröhliche Melodie sehr passend für Joey.
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