Kapitel 3
Aurora
"Und du bist dir sicher, dass du fährst?" fragt mich Caitie zum gefühlt hundertsten Mal, seit ich ihnen gestern mitgeteilt habe, dass ich weiter ziehe. Mit einem Lächeln antworte ich "Ja. Ich werde jetzt nach Yellowknife fahren und mir dort die Polarlichter ansehen. Vielleicht probiere ich in Kanada auch ein paar Paintball-Arenen aus, bevor ich wieder zurück in die USA komme." Sich geschlagen geben sagt Caitie "Na schön. Aber versprich mir, dass du uns wieder besuchen kommst." "Sehr gerne. Es hat mir hier sehr gefallen, nicht zuletzt wegen dir und deinem Mann" verspreche ich und ziehe sie in eine Umarmung. Normalerweise komme ich nie zweimal an den selben Ort. Aber hier fühle ich mich wohl und ich mag Caitie und ihren Mann Max.
"Jetzt lass sie fahren. Sie hat eine ganz schön lange Strecke vor sich. Mach Pausen und teile dir die Strecke gut ein. Teilweise fährst du durch nichts als Wildnis, bevor du wieder in die Zivilisation kommst." Auch ihn lächle ich an, bevor ich von ihm in eine Umarmung gezogen werde. Leise flüstert er mir ins Ohr "Es war schön mit dir. Komm uns wirklich mal besuchen, damit würdest du ihr eine riesige Freude machen." Ich nicke und blinzle die Tränen weg. Wie kommt es, dass ich diese zwei wunderbare Menschen innerhalb von ein paar Tagen ins Herz geschlossen habe?
Ich steige in meinen hell Türkisen VW Bus ein und lasse den Motor an. Beiden winke ich nochmal zu, welches sie erwidern, ehe ich losfahre. Ich sehe beide Arm in Arm mir hinterher winken, bis ich um die Kurve biege und sie somit aus meinem Blickfeld verschwinden. Sie werden mir wirklich fehlen. Hierher komme ich auf jeden Fall zurück.
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Ich habe inzwischen mehr als die Hälfte der Strecke hinter mir und überlege gerade, wie ich weiter fahren werde. Gedankenverloren streiche ich über meinen Hals und spüre die Narbe, die unter der Abdeckcreme nicht zu sehen ist. Ich habe gelernt, dass es einfacher ist, wenn die Menschen sie nicht sehen. Das ständige fragen 'Omg, was ist passiert?' oder 'Tut es noch weh?' War einfach nur nervig. Zudem finde ich sie auch ziemlich hässlich. Es ist kein gerader Schnitt, stattdessen verläuft die Narbe im Zickzack einmal quer über meinen Hals.
Mein Finger der anderen Hand fährt über die Karte, als er bei dem Wood-Buffalo-Nationalpark zum stehen kommt. Ist das nicht der größte Nationalpark in Kanada? Irgendwo habe ich gehört, dass man da auch campen kann. Das wäre nur ein kleiner Umweg, da der Park so gut wie auf dem Weg liegt. Ja, dann wird der Park mein Zwischenziel.
Ich schaue nach, wo beim Park der Campingplatz ist und rufe schon an, um mir für eine Nacht einen Platz zu reservieren. Man weiß ja nie. Wenn alles klappt, komme ich morgen an. Je nachdem ob ich heute Nacht schlafen kann oder nicht, komme ich morgens oder Mittags dort an.
Ich falte die Karte zusammen und lege sie nach vorne auf den Beifahrersitz. Dann hole ich meinen Laptop und suche eine DVD aus. Mein heimliches Laster sind Bollywood Filme. Ich liebe sie, zwar nicht alle Filme, da sie teilweise komisch sind, aber die meisten. Sie lassen mich ebenfalls vergessen. Heute habe ich Lust auf ‚Mein Herz ruft nach Liebe – Dil Bole Hadippa!'. Es ist ein fröhlicher Film, mit einer Botschaft über die Rechte der Frauen. Als er schließlich zu ende ist, klappe ich den Laptop zu und lege mich schlafen.
Ich schrecke auf, da ich etwas gehört hatte. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich nur 3 Stunden geschlafen habe. Dann höre ich es wieder, das Heulen eines Wolfes. "Ja, danke auch, jetzt kann ich nicht mehr schlafen" denke ich nur und ziehe mir wieder etwas mehr an. Dann krabble ich nach vorne auf den Fahrersitz. Nach einem Blick auf die Karte fahre ich los, kurz nach Mitternacht.
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Es ist inzwischen 8 Uhr morgens, als ich das Schild entdecke auf dem steht: Wood-Buffalo-Nationalpark - Campingplatz. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ich biege in die Einfahrt und halte vor der Hütte, auf dem steht Anmeldung. Etwas müde steige ich aus und strecke mich erst mal. Vielleicht hätte ich doch noch eine Pause mehr machen sollen. Kann ich jetzt aber auch nicht mehr ändern.
Mit meiner Handtasche gehe ich in die Hütte. Drinnen sind auf der einen Seite mehrere Sitzecken vor einem Kamin eingerichtet, die sehr gemütlich aussehen. Vor mir steht ein großer Tresen, der als Bar benutzt wird und links von mir befindet sich eine kleine Küche. Da ich niemanden sehe gehe ich zum Tresen auf dem ich eine Klingel finde. Diese betätige ich einmal und warte dann.
Ich höre von hinten ein Gerumpel als jemand hinter dem Tresen erscheint. "Ah, sie müssen Ms. Lys sein. Verzeihen sie, ich habe sie nicht so früh erwartet." spricht ein alter Mann, dessen Haare schon grau sind und Falten sein Gesicht zieren. Abgesehen von seinem Aussehen her, strahlt er voller Leben.
"Ja die bin ich, aber woher wissen Sie das?" Er schmunzelt, während er etwas in ein Buch einträgt "Sie sind die einzige, die sich für heute angemeldet hat. Sie haben am Telefon gesagt, sie wollen einen Tag bleiben?" Ich nicke. "Alles klar, wenn sie doch länger bleiben wollen, sagen sie Bescheid, dass wird kein Problem sein. Wie sie sehen, wird diese Hütte als Aufenthaltsraum genutzt. Wenn sie Essen brauchen, können sie sich einfach dort bedienen. Die Getränke der Bar kosten allerdings etwas. Kommen Sie, ich werde ihnen ihren Stellplatz zeigen und die Sanitäranlagen." erklärt er mir. Ich habe Mühe ihm folgen zu können. Er zeigt mir alles und gibt mir noch den Tipp jetzt noch schnell zu duschen, da heute Abend das warme Wasser bestimmt verbraucht sein wird.
Nachdem ich meinen VW Bus auf den mir zugewiesenen Platz umgeparkt habe, entscheide ich mich dazu Mr. Willsons, so hat er sich mir noch vorgestellt, Rat zu befolgen und genieße die Dusche.
(Ich wollte euch nur kurz mitteilen, dass ich morgen einen kleinen Lesenachmittag machen werde, wenn ihr es möchtet ( und wenn ich es nicht vergesse😉) Ich wünsche euch noch einen schönen Abend.)
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